Читать книгу Traumprotokolle - Christof Wackernagel - Страница 9

Ab 23. Februar 1983

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− obwohl ich selber auch verletzt bin, wird mir, fast bis zur Ohnmacht, Blut abgenommen, um es sofort einem Schwerverletzen, der neben mir liegt, einzugeben –

– bin in London und habe irgendetwas veröffentlich; Gert auch – in einem Zimmer gibt mir jemand Bücher zur Vorbereitung für einen weiteren Artikel, darunter ein Buch über Traumdeutung, das einige schon gelesen und mit verschiedenen Farben angestrichen haben, darunter auch Knut, was mich besonders freut, zumal er einen gelben Leuchtfilzer genommen hat –

– mit Netz aus Spinnweben gekämpft, das immer fester wurde, je mehr ich reinschneide, bis es sich am Ende zusammenzieht und auf einen riesigen Baum hochschnellt, wo es scheißt und zur Schlange wird, die mir hinterher ist –

– endloses Hin und Her über die letzte Fassung irgendeines Papiers –

– ich liege mit Sonja und Olga im Bett und Sonja will unbedingt mit mir ficken; ich auch, will aber Olga mit dazu nehmen, versuche, sie auszuziehen, geil zu machen, aber sie wendet sich ab und Sonja legt sich auf mich – es macht aber überhaupt keinen Spaß, weil ich weiß, dass Olga sauer ist –

– bin Gast in einem großen Haus, gut erhaltener oder renovierter Altbau, in dem meine Freundin mit Eltern wohnt; mein Zimmer ist sehr weit von dem ihrem entfernt, aber es stellt sich heraus, dass dazwischen eine geheime Direktverbindung besteht, ein Zimmer, das nur von ihrem und meinem Zimmer aus erreicht werden kann, wovor aber noch das Zimmer des Freundes ihrer Schwester liegt, der Rechtsanwalt in Mailand ist und eine Vase von sich dort abgestellt hat, die ich aus Versehen kaputt mache – ich überlege, was wir wohl feiern könnten, wofür es Glück bringt, aber uns fällt nichts ein – wir gehen im Park spazieren, ich lasse mich von einem fünf bis zehn Meter hohen Baum an Lianen herunter und ein Wächter mit Knarre fragt mich nach meinem Namen, lässt mich aber in Ruhe, weil ich der Freund der Tochter des Hauses bin – Fips allerdings flieht vor den Bullen in dem Haus, kann fliegen und gerät in einem umgebauten Bad in eine Falle, aus der er nicht rauskommt und in der der Kommissar auf ihn wartet; das Gelände ist von Krupp gekauft und dysfunktional angeordnet, der Park ganz weit vom Haus entfernt, dazwischen leere Plätze, unbenützte Häuser, eine Bushaltestelle: wir überlegen, in dem Geheimraum Geheimversammlungen zu machen, aber irgendjemand sagt: »erst kommt die Maus, dann kommt der Mörder und dann auch noch die Bullen« – lohnt sich also nicht –

– will mich bei Gert über »9«8 aufregen, da blockt er ab – man dürfe nicht laut darüber reden –

– Renates Besuch soll grundlos abgebrochen werden, sie sitzt auf meinem Schoß, wir schmusen, ein Wächter regt sich auf, so etwas ansehen zu müssen, eine Frau verteidigt uns; ich suche die Fotos von Renate zusammen, weil wir entlassen werden –

– Hofgang mit Christian, der stark verändert aussieht, in einem ziemlich großen Park, der von Schlossruinen umsäumt ist – wir checken, wo es rausgehen könnte, sehen aber überall Patrouillen, bis zu sechs bis acht Mann – an einem zerbrochenen Fenster sehe ich eine Möglichkeit; da sind aber viel Schutt und ein Tümpel dazwischen, die überwunden werden müssen – dahinter ist eine Bushaltestelle – da bringt mich das junge Schwein9 in die Zelle zurück, und ich meckere, aber er schiebt alles auf Schwidder10 ab, der aus allem eine Staatsaktion mache, ich steige auf einen Laster, dessen hydraulische Ladefläche plötzlich hochgeht, und es geht um Rolf-Clemensens11 Prozesserklärung, wir arbeiten daran, er hält sie und wir sind in der DDR; die Räume sind schwitzig und heiß, wir werden weitervermittelt, müssen über einen Gang, wodurch wir in einen kneipenartigen Saal kommen, in dem es uns aber langsam unheimlich wird und weshalb wir wieder in den Westen wollen; an der Grenze muss man in einen kleinen Aufzug, der einen Stock tiefer fährt, dort unter der ganzen Sperre − alles ist vom Boden bis zur Decke vergittert; ein U-Bahnhof-artiger Saal − durchgeht und drüben wieder hoch – plötzlich fährt er aber erst hoch, dann zwei Stock tiefer, dann wieder zum Ausgangspunkt, und es ist unklar, ob überhaupt von DDR nach BRD oder nicht umgekehrt, denn ich sehe, wie Hans-Jochen Vogel mit einer Schulklasse durch eine Schleuse im Gitter, die eine Brücke darstellt, durchgelassen wird, er aber allem Anschein nach zurück kommt: auf die Seite, auf der ich bin –

– Gert und ich kriegen von Herman van Hoogen12 einen goldenen Plastik−Filzstift geschenkt; er ist für uns beide, aber später schenkt Herman uns noch einen zweiten, damit jeder einen eigenen hat –

– Umzug: von der Straße aus sieht man die dreckigen Wände meiner Dachwohnung und mir ist es peinlich, aber die mich Begleitende meint, dass das eh keiner merkt –

– ich muss einen ziemlich wilden weißen Hengst zügeln, satteln, reiten; er rast an meinem Zügel, schräg bis fast zum Boden im Kreis um mich rum: es geht entweder ums Drehen oder Goethe ist tatsächlich dabei, eine Kutsche steht auch herum, Julia scheint darin zu sein –

– Gert und ich wollen Mirijam besuchen, sie wohnt in einem Atrium-artigen Haus, ich will in der jetzigen Situation eigentlich nicht, aber Gert drängt darauf, dass wir »nur kurz« gehen, er läutet, da sage ich, dass ich noch mal schnell zum Wagen gehe und ein Buch hole, es ist mir einfach zu peinlich, aber als ich zurückkomme, ist Gert schon drin - die Begrüßung hatte ich noch gehört -, und ich finde die Tür nicht, weil vor den Türen Liegen stehen, auf die ich mich lege und lese und in die auch die Klingeln einbaut sind, aber nirgends der Name Glaser zu sehen ist; stattdessen kommt eine Durchsage des bischöflichen Nachrichtendienstes, dass eine Frau Glaser irgendwo abgelebt, was noch umständlicher formuliert wird, gefunden wurde; es muss wohl die Mutter oder Schwester von Mirijam sein –

– Brief an Ernst mit Geldbestellung: »wenn ich da nicht gespart hätte, hätte ich das letzte mal schon fünfhundert und nicht dreihundertundfünfzig haben müssen« –

– ich will die Zelle putzen, da legen sie meine Sig Sauer auf den Tisch; erst bin ich unsicher, ob sie es auch tatsächlich ist, aber dann nehme ich sie und entsichere sie und sage zu Gert, dass mich das entspannt, wie wenn man nach Hause kommt, erst nochmal alles abcheckt und dann das Ding entsichert und sich lockert –

– Hélène taucht auf einer festivitätsartigen Szenerie im Freien auf, ziemlich aufgedonnert und nicht wie früher – und sie ignoriert mich völlig und offensichtlich bewusst; erst viel später wendet sie sich mir zu, und wir gehen in eine Hütte, wo wir uns eng nebeneinander setzen und sie mir was sagen will – aber dann steht sie auf und geht; irgendjemand fängt an, meine Hoden zu quetschen, dass es weh tut –

– in einer bibliotheksartigen Szene werde ich dem Direktor vorgeführt, der ein Bulle sein könnte, oder ein Psychiater, und es beginnt eine verhörartige Situation, die auch eine gruppendynamische Sitzung sein könnte; andere, zum Direktor haltende Leute, sind noch dabei: »wann wollen Sie endlich aufhören damit«, fragt er; »wie?«, frage ich, und sage, dass es keinen Sinn habe, so zu reden, er aber wiederholt seine Frage immer wieder mit großer Dringlichkeit: »wann werden Sie religiös?«, fragt er dann – ich erkläre, dass ich Naturalist sei, aber niemanden verachte, der religiös sei, komme mir dabei aber liberal vor und frage mich, ob das richtig ist – stur fragt er weiter, und plötzlich bekomme ich Angst, dass ich hypnotisiert werden soll –

– ich will in ein Bad, in dem in der Badewanne eine Frau mit einem wunderschönen großen Busen sitzt und sich wäscht: sie schimpft und will uns nicht reinlassen, weil sie keine Schwulen sehen will, weswegen ich beschämt und empört bin, weil ich ja gar nicht schwul bin; ich versuche, es zu überspielen, indem ich von der Druckereizeit mit den Persern erzähle, dabei aber plötzlich vergesse, was ich eigentlich sagen wollte –

– die Frau aus gutem Hause, großer Familie, die ein Kind von mir kriegt, sitzt am Nicolaiplatz am Tisch und ich brate ihr einen Toast mit Rührei, Wurststückchen, Tomaten und Zwiebeln, was ihr Bruder gut findet; Ebby ist auch in der Gegend – ich locke sie weg, wir fahren im Bus durch Wattenmeergegend und ich frage, ob sie auch in Süddeutschland leben könne, mit mir, aber sie lehnt ab, sehr von oben herab –

– geplante Band mit Fips wird besprochen, vor einer Kneipe, mit einem Afrikaner – in meiner Wohnung geht das Gespräch weiter, aber gegenüber soll eine Frau aus einem ziemlich verfallenen Haus mit vielen Stockwerken rausgeschmissen werden und wir überlegen zusammen mit dem Afrikaner, was man dagegen machen kann, wobei mir einfällt, dass ich Fips noch erzählen muss, dass er in der Band mitspielen will –

– nachdem wir den Aufzug eines großen Hochhauses betreten haben, stellt sich heraus, dass dort der totale Horror herrscht, welcher Art, ist unklar, wie in Horrorfilmen, in denen man die Ursache nicht sieht: oben auf dem Dach droht das Haus zu zerbrechen und umzukippen, aber ich warte im ersten Stockwerk auf die anderen und will so lange pennen, aber es kommen unerwartete und ungewollte Leute, weswegen ich gezwungen bin, wieder in den Aufzug zu fliehen –

– wir haben von den Hardebekern beziehungsweise Ede den Wagen, einen alten Bus geliehen und es klappt nicht mehr, ihn rechtzeitig zurückzubringen, dazu kommt, dass ich einen Leistenbruch kriege, ein Knochen steht aus der Leistengegend heraus, Überlegung ist, Ede nach Hardebek zu fahren, wieder zurückzufahren, alles zu erledigen, den Wagen wieder hochzubringen und mit dem Zug zurückzufahren: dann könnte man aber gleich den Zug nehmen, weswegen Julia sauer auf Fips ist, und so malen wir zum Trost eines von meinen Bildern als Wandbild – ich muss nur auf meinen Leistenbruch aufpassen –

– ich verabrede mit Bundespräsident Carstens während einer Feierstunde, in der alle Abgeordneten der Bundesversammlung zusammen sind, dass er eine Neuwahl des Bundespräsidenten anleiert; wir sind in einem Hinterzimmer – ich erkläre mich bereit, die Anordnung dazu hinaus zu tragen; unklar nur, wer es werden soll, ob wieder Scheel oder wer? – ich suche lange den Artikel im Archiv, der mich darauf brachte –

– bekomme ein Buch in die Hand, in dem alle alternativen Druckereien in der BRD beschrieben sind und ein langer Bericht über Fantasia drin ist, in meiner Handschrift, mit vielen Fotos; danach Gespräch mit einem Typen, der dort Obermacker zu sein scheint und der nicht O.K. findet, was ich sage; hinterher Gespräch über Verhaftungen von Leuten, wobei er mich mit »Sie« anredet – ich frage Silvi, ob sie wieder wie früher mitkommt, aber sie sagt, sie sei verliebt und es gehe nicht –

– gehe von einer Hügelkuppe, auf der ein gewächshausartiges Gebäude steht, von dem aus ich irgendeine Szenerie beobachtet habe – weit übers ganze Land, nachts, beleuchtet – langsam seitlich runter weg und schlafe im Gehen ein, ohne dass ich es verhindern kann, kriege es aber voll bei Bewusstsein mit, und auf einem gegenüberliegenden Berg erscheinen Kleinanzeigen, neben mir aber ein bärtiger Freak, der dort eine Flugkarte nach Südamerika annonciert hat und sie mir andrehen will, dabei aber selbst zugibt, dass dann ja rauskäme, dass er nur nach Berlin will; dann sieht er meine alte, runde Brille und will sie kaufen, baut, schraubt sie erst zusammen und bietet dann fünfzig Mark »pro Glas« und dann »pro Träger« –

– für dreihundert Mark bin ich Versuchskaninchen im Max-Planck-Institut und fahre, längs auf einer Minischwebebahn liegend, mit dreihundert km/h durch eine lange, kurvenreiche Strecke, die wie ein kleiner Kanal in den Boden gelassen ist, muss dabei ein schwarzes Plättchen hochhalten, das funkt - und diese Funken sind der Zweck des Experiments: intermediale Z-Bosone -; ich werde von einem Mann begleitet, der Ähnlichkeiten mit Ernst Piper hat; für den Rückweg tauschen wir, ich liege vorne, es ist jetzt gefährlicher, ich liege mit dem Kopf nach vorne, aber alles geht gut, obwohl auch eine Gleitschiene reibt, plötzlich sehr altmodisches Modell, und, zurück angekommen, empfängt mich eine Wissenschaftlerin im weißen Kittel und bedauert, dass alles nicht geklappt hat, das nächste Mal vielleicht – ich freue mich einfach, dreihundert Mark verdienen zu können und nicht drehen zu müssen; das Ganze spielt in einem U-Bahn-artigen Gewölbe unter der Erde und Ernst Piper ist sofort beim Chef verschwunden, denn er ist CDU-Mitglied und will hoch hinaus, und kurz bevor ich aus dem Gewölbe heraussteige, sehe ich, schräg unten, Helmut Kohl am Schreibtisch sitzen und zwinkere ihm zu: »der Piper will wohl Ihr Nachfolger werden«; er grinst, und beim Hinausgehen höre ich noch, wie er zu jemandem sagt: »spielen mit offenen Karten heute, mit ganz offenen Karten« –

– wache morgens auf, und in allen Zimmern sind zurückgekommene Leute, die mich verschieden intensiv begrüßen; in einem anderen Zimmer rege ich mich künstlich auf und habe großen Lacherfolg: was das denn hier für ein Laden sei, »das allerletzte Matratzenlager mit leichtem Geruch« – »allerdings«, entgegnet Sonja, »nach dir«; im Wohnzimmer schneidet Paul Brot und bittet mich, es zu toasten, um die anderen aus den Betten zu kriegen; ich frage, was es Neues gibt, und will aufgeklärt werden: er erzählt, dass Felix mit der Freundin von Helmut Qualtinger zu einem Treff fuhr, aber in den Bergen einen Unfall hatte, der Wagen über dem Abgrund hinge und er Fahrerflucht begangen habe, Qualtinger sei informiert, wir wüssten aber nicht, wo Felixens und Qualtingers Freundinnen gelandet seien –

– Klavierkonzerte von Rudolf Buchbinder und Hans Werner Richter • ich lese ein lateinisches Buch über Gesundheitsfragen • Manus Besuch kann endlich stattfinden, in großer Szene, mit zehn Überwachern, aber wir können auf dem Sofa zusammen sitzen und es sind keine Bullen dabei – da geht das Licht aus und diverse Knarren sind plötzlich da, die wir gerade noch rechtzeitig wegkriegen, bevor es wieder angeht – ich erzähle, wie toll Buchbinder gespielt hat, mache Crescendi nach und alle lachen – da wird ein Brief reingereicht, von Knut: wir meinen nicht Lohengrin –

– penne in einem großen Raum, sieht aus wie ein ausgebrannter Stadel und eine zeitlang ist unklar, ob die Wand, die ich sehe, eine Außen- oder eine Innenwand ist; die Leute aus dem Dorf sind dagegen, dass ich da penne – ich soll in der Pension übernachten – eine Menge Leute versammeln sich vor dem Stadel, einige sind empört, aber wieder von drinnen sehe ich, dass eine Art Seifenkistenrennen veranstaltet wird, mit ganz tollen Nachbauten von alten Autos, die bis ins kleinste Detail imitiert sind; Julia, Fips, und einige andere sind auch da und holen mich ab zum Zuschauen und Woanders-Hingehen – dann bin ich aber wieder drinnen und sitze hungrig auf einer langen Holzwand unterm Fenster an der Wand und zwei rivalisierende Banden laufen an mir vorbei die Treppe hoch, die vor mir beginnt – einer der letzten der zweiten Bande wendet sich mir zu und entschuldigt sich, dass alles so hektisch sei, es sei noch keine, aber höchste Zeit, mir alles zu erklären, sehr höflich und zuvorkommend; er setzt sich zu mir und wir warten, überbrücken die Zeit mit einem Joint, obwohl ich lieber was zu essen hätte – draußen wird ein GI abgeführt, der versucht zu fliehen, zu uns hereinstürzt, aber gleich wieder geschnappt wird, und vom Dachstuhl aus schaue ich auf die Straße hinunter, wo gebaut wird, U-Bahn oder Leitungen, werden jedenfalls Gruben ausgehoben, und in einer dieser Gruben sitzt Johannes Schaaf mit zwei Frauen vor einer Plakatwand, die er zu arrangieren versucht; er sieht mich und winkt mir zu und freut sich zwar, mich zu sehen, winkt aber gleichzeitig ab, dass es keinen Sinn habe zu diskutieren, und schreibt einen Brief, den ich nicht entziffern kann – fragt, ob ich Statist in einem seiner neuen Filme sein will –

– es sei die Eierstraße sagt jemand, bloß renoviert und größer; entfernt kommt’s mir so vor, als könne sie es sein, ist aber voller Stuck und Bildern; darunter eines von Elisabeth, ein schlechtes, und ich überlege, ein gigantisches von ihr machen zu lassen, voll realistisch, von Angelika gemalt, da läutet es und wir gehen hinaus, eventuell mit Egga, ein violett bemalter und bestäubter Hausgang und vor der Tür ein Mercedes Coupé mit mir fremden Leuten, die Egga überschwänglich begrüßt – der Kerl bleibt aber dann draußen, mit zynischen Bemerkungen, und nachdem er seine Tasche mit seinem Notizblock in der Tür vergessen hat, absichtlich – wir gehen hinein, drinnen Beziehungsspannung und irgendein Brief oder Flugblatt; wir sitzen im vorderen Raum, nicht in der Eierstraße, der, bis auf ein paar Matratzen und einen niedrigen Tisch, leer ist –

– Die FDP ist in Wirklichkeit gar nicht wieder ins Parlament gekommen –

– wir spielen in einem flachen Saal mit einer anderen Gruppe, aber es klappt nicht gut, und am nächsten Tag baut eine andere Gruppe auf und probiert – einer von der Gruppe, mit der wir gespielt haben, äußert sich lobend – ich kritisiere seine Arroganz: besser als ich sei der Gitarrist allemal – bin tief verletzt, zumal er recht hat; in einem anderen Raum bin ich plötzlich von vielen Leuten umringt und einer zerrt mich auf den Platz in der Mitte, wo er mich verhöhnt und beginnt, mir hinten die Haare abzuschneiden; ich kann gerade noch verhindern, dass es zu viel wird, brülle ihn an, dass er aufhören soll, nehme meine Papiere, die auf der Theke liegen, gehe und bin wieder sehr getroffen; unten liegt Annette auf einem in den Boden eingelassenen Bett und telefoniert, redet von einer Gabi, die in England bleiben will, und beachtet mich nicht –

– kaufe ein, aber das Geld reicht bis auf ein paar Pfennig nicht, Fips kramt auch noch sein letztes Geld raus, aber es ist dann auch egal, denn wir unterhalten uns mit einer unsichtbaren Frau; Fips redet sich schlau raus –

– bin in der Druckerei von Ebby und Diddi und mache aus Versehen eine mittelgroße Offset-Maschine an, ein altertümliches Modell, das aber gut läuft; Ebby kommt und bringt es in Ordnung, ich schaue noch eine Weile Diddi zu und gehe dann hoch, wo zwei Frauen im Bett liegen, nackt, mich einladen, aber reserviert bleiben, es sind kleine dachgeschrägte, holzgetäfelte Räume und die Frau im Nebenraum wird - von mir? - in einem durchsichtigen Plastikblock konserviert, damit ich sie mitnehmen kann, aber als ich aus dem Raumschiff steige, kommen aus einem Bus gegenüber drei weißgekleidete Nonnen und klagen mich an: die Frau ist tot und ich bin schuld, es ist entsetzlich, ich will es kaum glauben, auch andere machen mir in einem Zimmer schwere Vorwürfe, ich habe ein schlechtes Gewissen und muss fliehen; auf einen anderen Planeten; wir rennen eine verschmutze, mit Müll übersäte Straße entlang, verfolgt und kaum laufend könnend – von da aber kann es auf einen anderen Stern gehen, ich muss es einfach schaffen; da kommen wir an einen straßenbahnhaltestellenartigen Raumbahnhof und erfahren, dass die Gegend einer fürchterlichen Bedrohung ausgesetzt ist: ein künstlicher Mond steht weiß und drohend über dem Ganzen und es ist zu befürchten, dass er in Kürze alles vernichtet, aber der, der mit mir ist, ein Mann um die Vierzig, setzt sich in die Straßenbahnhaltestelle und fordert alle anderen auf, sich zu konzentrieren, still zu halten und zu bleiben: »ich stinke nämlich«, warnt er, dann konzentriert er sich, schaut zum Mond hoch, holt tief Luft und rülpst – der Mond gerät ins Trudeln, sogar ein riesiges Stück bricht ab, aber er ist noch nicht ganz kaputt; trotzdem schöpfe ich wieder Hoffnung, dass wir es noch schaffen wegzukommen –

– Thomas Zauner, in silbernes Plastik gekleidet, bietet mir Acid an, wir sind auf dem Weg in eine Art Schule, ich will Shit, aber er ist leicht paranoid und selbst auch auf Trip, blickt mit den Preisen nicht ganz durch, will aber Rabatt geben, zehn Stück für hundertundachtzig Mark, und als ich weiter auf Shit bestehe, rennt er plötzlich paranoid weg – ich stelle mich in die Sonne und lese wieder in einem kleinen Ringbüchlein, das mir ein sechsjähriger Schüler gegeben hat, und in dem ein Theaterstück steht, wie das aus der Frankfurter Antiimp Szene13, nur noch infantiler, aber auch mit Fotos und Postkarten illustriert, wie meine Geschichte – an einem Treppenabsatz in dem Haus in das Thomas Zauner gelaufen ist, sehe ich, wie er von Leuten umringt wird, die alle auch in silbernes Plastik gekleidet sind, aber ich sehe nur die Beine, weil sie oben an der Treppe stehen: es sind Bullen, und dann kommen sie runter und durchsuchen mich, behaupten, ich hätte am Ellenbogen etwas –

– ich soll ins Internat, und wir stehen vor dem schmiedeeisernen Eingangstor, im Winter ohne Hemden, und ich verlange, dass Hemden geholt werden, muss aber dann allein das erste Gespräch führen als die Tür aufgeht, möglichst humorvoll, wobei Hans-Dietrich Genscher mich unterstützt und die Internatsleiterin nicht nur seine heillose Rolle sieht, die er in Bonn beim Koalitionswechsel gespielt hat; es ist die Frage, ob ich in dieses Internat gehe oder auf ein englisches College, für das ich erst die Aufnahmeprüfung bestehen müsste, ich sage meiner Mutter, dass das bald geklärt werden muss, als wir durch einen Altstadt-Torbogen gehen; sie hat Sandalen für mich gekauft, die ich aber erst am achtundzwanzigsten Februar, wenn wir bei Johannes Schaaf zu Besuch sind, bekomme, was heißt dass ich den ganzen Winter über keine Sandalen habe, weswegen ich beleidigt bin –

– Biggi zeigt mir ihren dritten Zweitwagen, einen 2CV oder R4 oder einen Plastikjeep, ich kann es nicht genau erkennen – dann stehen da zwei Autos, eins davon der Plastikjeep mit riesigen Lasterreifen, und ich weiß nicht, welches sie nun meint, trotz mehrmaligen Nachfragens; nachdem sie es dann ganz genau erklärt hat – er fahre mit nur 3 PS, sagt sie kokett und im Hintergrund entrüstet sich kurz eine Kommission älterer Herren, die den Eindruck erweckt, als wolle sie das unterbinden – gehen wir weiter und sie erklärt mir das Haus der Kunst; wir halten uns dabei eng umschlungen, betasten unsere Geschlechtsteile und sie sagt ein römisches Gedicht auf, während wir durch Ruinen und Fragmente von Statuen gehen, wundert sich aber über den merkwürdigen Inhalt des Gedichts • Wächter holen mich zu dritt aus dem Bett, irgendwas ist, Geschrei und Vorwürfe, aber ich kann beim besten Willen nichts erkennen, weil ich nicht wach werde – dann sehe ich es: auf einer Seite des DIN-A2-Blockes ist ganz schwach eine Zeitung aufgedruckt; ich kann mich dunkel erinnern, dass so etwas schon mal vorgekommen ist und erwidere auf die Vorwürfe geheimer Nachrichten, dass sie den Block ja gekauft haben, worauf es ruhiger wird und eine Untersuchung angekündigt; die Tür bleibt so lange offen, Gerts auch, der sich interessiert erkundigt, was los ist –

– Norbert Blüm und ein junger honduranischer Somozist schießen mit Bazookas auf einen Baum; Blüm sagt ganz begeistert, als er seine Patrone im Baum hängen sieht: »die ist von mir!« – wir nehmen die Dinger ab und gehen eine Landstraße entlang, bis Hélène uns mit ihrem funkelnagelneuen roten VW aufsammelt, in den zuerst die Frau, die uns begleitet, steigt - Renate? -, dann Christian, der aber vorne sitzt, dann ich, der ich mich reinquetschen muss, weil Christian vorne sitzt; Hélène rast wie eine besengte Sau, und wir loben alle ihren neuen VW, dann kommen wir in ein Dorf, in dem ich früher zur Schule gegangen bin, Mischung aus Englschalking und Basel, sie fährt langsam und wir betrachten die Szene: Rastas verkaufen Kakao und Würstchen, überall sind Stände mit Schmuck und allem möglichen –

– Segelflieger und dann Absturz, ohne dass etwas passiert, Kommentar davon gehört wie im Fernsehen, dann eine elektronische Atomkriegsvorführung in der wirklichen Umgebung mit Text durch Lautsprecheranlagen, Blitze und Explosionen etc., wir stehen auf einer Terrasse und und ich frage einen offensichtlich wichtigen Journalisten, ob das jetzt jeden Abend läuft und warum er nichts dagegen tut, und er meint, dass man nichts dagegen tun könne –

– male den Schrank von Remo weiß an, er räumt auf und findet es viel schöner; man müsste den Schrank noch mit roten und blauen Streifen verzieren, überlegen wir, und dass überhaupt alles anders hingestellt werden müsste, ein Raum zum Arbeiten, ein Raum zum Wohnen; der wintergartenartige Balkon scheint mir unsicher und er bestätigt es, zumal die ganze obere, verschwingende Hälfte des Hauses nur durch ein Seil befestigt ist – mir wird übel schwindelig und ich lasse mich an dem Seil herunter – unten wird vermietet, und Remo überlegt sich, ob er nicht die unteren Räume zum Wohnen nehmen soll, ist nur so blöd mit dem Hoch und Runter dann; ich gehe dort aufs Klo und der Vermieter beklagt sich bei ihm und den anderen, dass ich gar kein Interesse an der Wohnung gehabt habe, sondern nur am Klo –

– Verfolgungsfahrten –

– morgens, die Sonne geht gerade auf, verlasse ich eine übervolle Kneipe, die gerade Schluss macht, und lasse mich erschöpft auf einem Kieshaufen nieder, die Frau, der die Kneipe gehört, wischt wütend den Boden sauber, kommt an die Tür, sieht mich und kommt zu mir, wir unterhalten uns und schmusen dann; als ihr Mann nach Hause kommt, sieht er uns, sagt aber nichts, sondern drückt sich mit eher schlechtem Gewissen an uns vorbei –

– in einem Haus machen sich alle zum Aufbruch bereit, großes Durcheinander und Aufbruchstimmung, ich bin zwar schon bereit, aber merke plötzlich, dass doch noch alles fehlt, während die anderen gerade losgehen, raus in eine weite, dunkle Steppe, aber bis ich alles zusammen habe, vor allem meinen Mantel, sind sie weg, nur Gert noch da, wir gehen ihnen nach und kommen an ein Haus, in dem eine Art Druckerei oder Buchbinderei zu sein scheint; der Besitzer zeigt uns Bücher und wir vertrödeln Zeit, obwohl wir eigentlich nicht wollen – er drängt uns dann selbst, weiter zu gehen, aber es ist klar, dass wir die andern nicht mehr einholen –

– wir gehen zusammen durch die Straßen, und eine von uns überlegt, wegen mir in der Stadt zu bleiben, wir haben uns verliebt – die anderen finden es O.K., sie weiß selbst aber noch nicht, ob sie es wirklich will, möchte sich nicht festlegen: »wenn ich muss, dann will ich ihn vielleicht nicht mehr küssen«, sagt sie und spitzt ihre Lippen; wir schlendern weiter und sie hakt sich bei einer anderen Frau unter – ich kaufe mit ihr ein, wir haben einen prächtigen Mercedes 280, wir tun so, als seien wir Reiche und ich biete ihr meinen Arm an, aber dann kommen wir an eine Stelle, wo ich vor fünf Jahren schon einmal mit ihr war, aber alles nicht geklappt und ich Scheiße gebaut hatte; sogar ein Wagen steht noch da, eingedätscht, also gehe ich in das Büro der Volkszählung, aus dem ich damals abhauen musste, weil ich mit falschen Papieren Unterlagen holen wollte, aber der Volkszähler erkennt mich nicht wieder und gibt mir auf meinen richtigen Namen auf seiner Liste stehen noch Lambert und Clara Wackernagel −, aber ein falsches Aufforderungskärtchen ein Papier, will mit mir dann aber in eine andere Filiale gehen, wo ich die gesamten Unterlagen kriege; das wird mir zu umständlich, weil es an sich unnötig ist und ich nur mal probieren wollte, ob meine Suggestion stark genug ist, dass er den Widerspruch nicht merkt, aber jetzt kann ich nicht einfach weg und muss mit ihm durch die Straßen trotten – an einem Fisch-/Tabakladen stoppt er, geht rein, ich frage, ob wir da sind, aber er kauft nur etwas für sich und sagt, es dauere noch ein paar Stunden: ich protestiere, weil ich nicht so viel Zeit habe, da gibt er mir meine Unterlagen: er hatte sie die ganze Zeit!, sie bestehen nur aus einem kleinen DIN-A6-Heft, das in festen Karton gebunden ist, als Geschenkset – ich habe eine Dose mit heißen Fischstäbchen, auf die ich Notizen schreibe, dann esse ich sie aber, damit man sie nicht findet, und im Fisch-/Tabakladen überlege ich lange, Schnupftabak zu kaufen, um eine neue Sorte auszuprobieren – lasse es aber dann –

– Gert unterbricht einen Wächter mit einem schlauen Spruch, worauf ihm der andere mit irgendeinem Sprichwort antwortet, in dem das Wort »Nacht« drin vorkommt, und will von mir einen Kommentar, den ich gebe: »in der Nacht sind alle Katzen grau« • wir stehen auf der Straße, und Giesela Dutzi ist u. a. auch da; plötzlich schlägt sie ihren Kopf noch mal gegen eine Mauer – ich will ihr helfen, aber eine andere Frau ist schon zuvorgekommen: Esther, im Rollstuhl, erklärt, dass es daran liege, dass Gisela schwanger sei, sie kenne das, ab dem sechzehnten Tag, fürchterlich; rechtzeitige Abtreibung, in dem Alter sei das genau so schlimm wie eine Geburt • auf dem Dachgarten gegenüber tauchen Leute auf, Gitte mit grauen Haaren und Dalí –

– eine Schlange verfolgt mich durch ein modernes Einfamilienhaus – ich kann zwar entkommen, muss aber durch Fenster springen, diverse Türen eintreten etc • im Keller einer Ruine verstecken sich Bert, ich und andere, aber plötzlich ist das Haus von Soldaten umstellt und wir versuchen, es mit allen Mitteln zu verteidigen, zum Beispiel mauert Bert eine Tür mit Ziegelsteinen zu, die Allegorie auf »legales Terrain verteidigen« –

– Ebby hat eine neue Maschine gekauft – jetzt muss aber volles Rohr gedruckt werden –

– eine Ruine, die mal Familienbesitz war, wird besichtigt, ich habe mich auf ein hohes Zwischendach gewagt und komme nicht mehr runter – an der anderen Seite schaffe ich es dann: über einen Schrank, in dem eine Lederjacke hängt – funkelnagelneu – die ich haben will – und im Wald werfen wir Steine durch die Gegend; einer fliegt unglaublich weit, merkwürdige Stimmung, eine Stimme spricht, ich höre sie sehr laut, denke, ich muss mir noch aufschreiben, was sie sagt, muss sie nur ins andere Sein hinüberretten, woraufhin sie mir diktiert – und dann ist sie plötzlich weg –

– ob Heiner als Architekt unzuverlässig sei, nur Ästhet, fragt jemand, ich muss aber zum Drehen und bin zu spät dran, werde abgeholt und drehe eine Szene in einem Wasserfall, die so schlecht gestrickt ist, dass jeder es merkt; die pickeligen Jünglinge, die die Sache drehen, winden sich, ich frage, was los ist und ob einer schwul ist, oder warum sie so komisch rumtun, aber sie gehen weg und ich setze mich an einen Tisch neben den Studios; ein Mann in griechischen Gewändern kommt und gibt sich als aus der Ilias aus – ich frage, ob er das Original von Homer denn gelesen habe –

– wache von Licht auf und bin noch müde, da kommt Christian und besteht darauf, dass ich auch aufstehe, aber als wir das Haus verlassen, hat er den Schlüssel vergessen und sonst hat niemand einen – wir beratschlagen, wie wir wieder rein kommen, da ergibt sich die Möglichkeit über die Werkstatt des Nachbarn, die an die Wohnung grenzt; ich erwarte ihn hinter dem Haus, wo ich den Hof des Gärtners – alles voller Erde – mit einem Gartenschlauch spritze; Fips kommt und ich erzähle, dass ich davor von Volker und Elisabeth geträumt habe, den Rest des Traumes aber vergessen habe; wegen Volker habe es jetzt »einen Push von Finnland bis Sizilien gegeben«, weil alles rausgekommen sei –

– eine allseits begehrte, in aller Munde scheinende Schauspielerin oder Prinzessin in einem Hotel lebend, fragt, als Fips und ich sie treffen, ob es stimme, dass ich wirklich nur Renate lieben würde und sonst nichts wolle, wie Reinhard erzähle: »soll das heißen, dass ich dich ihr ausspannen muss?«, fragt sie – ich erwidere, dass sie es ja mal probieren kann, aber da versucht Fips, mich lächerlich zu machen, indem er erzählt, dass ich Schule geschwänzt habe, um im Chemieunterricht nicht tanzen zu müssen, was ich verteidige, aber sie verschwindet, und als ich sie besuchen will, tut sie sehr geheimnisvoll, lebt offensichtlich mit einem reichen Mäzen zusammen, der aber nicht da ist; hohe luxuriöse Altbauräume, sie bietet Tee an; in einer anderen Wohnung, in der sie auch wohnt, erklärt mir ein leiser junger Mann, dass sie nicht wissen beziehungsweise rauskriegen darf, dass es eine Straffälligenrehabilitationswohnungseinheit ist, aber ich sehe sie im Hintergrund und erkenne an ihrem Gesicht, dass sie es natürlich längst weiß, und als er es merkt, holt er seine Leute, die mich mit Stöcken bedrohen, fertig machen wollen, aber entkommen lassen, und runtergekommen, sehe ich, wie sie Fips die Haare schneidet und bin eifersüchtig; sie selbst klagt über Unregelmäßigkeiten bei ihren Haaren, Strähnen etc., und eine andere Frau, die auch schöne, lange schwarzbraune Haare hat, berichtet von Zigeunern, die daraus gut Locken machen können, was aber nur einen Tag hält, doch dann kommt der Abschied, sie fährt – arg traurig bin ich nicht und plötzlich wird sie noch mal giftig und zynisch: für nichts gebe es nichts, sagt sie; sie habe in ihrer frühesten Kindheit einige schwere derartige Erfahrungen machen müssen und seitdem halte sie sich eisern daran! – nur für den exakten Gegenwert sei sie bereit, etwas zu tun; es ist schockierend, auch andere Leute, die herumstehen, schütteln verwundert den Kopf – ich bin enttäuscht –

– begleite meine Mutter ins Hotel und hole aus dem Kofferraum das für sie von Frau Katz gemachte Essen raus; sie ist verbittert und enttäuscht, dass es nur zwei große Weißbrote mit Spiegeleiern und Hackbraten dazwischen sind – ich versuche, ihr neues zu besorgen, und komme in eine Gruppe, die auf einer Burg lebt, in der mich mindestens Holler und Diddi kennen, aber die Begrüßung bleibt undurchsichtig, zwiespältig; kurz sieht es so aus, als kennte mich Holler gar nicht mehr; eine Frau begleitet mich, die mir etwas unangenehm ist, wir stehen auf einem kleinen Vorsprung, draußen vor einem Fenster, mit Blick auf das Meer und unten nur eine Schleuse, durch die ein Schiff fährt und dabei eine Wand aus Papier oder dünnem Eis durchbricht, und von links ein Stauwehr, das gleichzeitig Frischwasser filtert, falls es uns auf der Burg ausgeht – ich würde gerne woanders wohnen, aber der Blick aufs Meer ist doch sehr verlockend, die Frau neben mir drängt, so dass ich Angst kriege herunterzufallen, es aber nicht so schlimm fände, da ja hier genug Wasser ist – nicht wie woanders, wo es ähnlich war und kein Wasser war; ich will wieder rein, es wird eng, ich schaffe es gerade und sehe auf der gegenüberliegenden Seite einen Vorsprung, was mich den Vorschlag machen lässt, einen Balkon zu bauen; die anderen finden die Idee nicht schlecht, aber König Hussein warnt davor, zu viel aus der Wand herauszuschlagen, um einen Durchgang zu bauen – dabei ist deutlich sichtbar, dass das nur eine zusätzlich daraufgebaute Mauer ist; im Ablauf des Disputs mit Hussein, sehe ich, dass das Stockwerk darunter längst von Leuten gebaut wird, die dabei teilweise gefährliche akrobatische Kunststücke vollbringen: drei hängen an einem Seil, das andere innen halten, ich renne hin, um auch halten zu können – und es passiert nichts – und es ist ein schöner Balkon –

– gehe mit Sabine auf der Straße – vor uns ist ein Menschenauflauf wegen einer Art Straßenzirkus – da ertönt durch öffentliche Lautsprecher, dass Frau Mohnhaupt die Umänderung der RAF in eine Gewerkschaft verkündet hat und dass, wer nicht mitmacht, rausfliegt: ich bin empört und rege mich auf, dass das der öffentliche Bruch sei, aber dann kommen wir an einem turmartigen Haus vorbei, aus dem sich eine Menschenschlange windet, die zur anderen Tür wieder hineindringt; es ist eine Vernissage und wir wissen, dass Erika da dabei ist – tatsächlich kommt sie auch bald, entdeckt oder erkennt uns aber gar nicht und geht im Strom der Leute hoch; nachher kommt Willy Brandt, ganz ohne Bewachung, was mich ganz aufgeregt macht, aber dann sehen wir einen alten Juden, der etwas auf Hebräisch schreibt und sein geheimes Wissen in eine Karte schreibt, zur Beschwörung, sehr geheimnisvoll –

– Elfe14 liest etwas vor und ich denke verwundert: »der kann ja lesen!« –

– bin zum Tode durch Hängen verurteilt, in einem Raum werden alle möglichen Vorbereitungen getroffen; ich habe keine direkte Angst oder Traurigkeit, sondern bin eher genervt von dem ganzen Theater, und als es endlich so weit zu sein scheint, kommt meine Mutter und fragt, ob ich ein Hühnchen als Henkersmahlzeit will: ich lehne ab und ist sie beleidigt – die Vorbereitungen werden immer umständlicher, es kommen immer mehr Leute, Protokolle werden verteilt, Zwischenwände aufgestellt; ich will es hinter mir haben und überlege, wie es wohl ist, tot zu sein, frage mich, was es wohl heißt, dass es tatsächlich irreversibel ist, und kriege dann doch Angst –

– Erika lässt sich im Hotel von einem Masseur waschen, ich höre sie platschen und plantschen – hinterher hat sie einen festen Busen, ist aber enttäuscht, dass es nur so wenig Massage war; ich denke, das muss ich Renate erzählen – Heiner findet die Grünen spießig, und ich versuche ihm zu erklären, dass das daran liegt, dass sie der schlechte Witz der ursprünglichen Utopien sind, das versteht er aber nicht, ich erwähne, dass man jederzeit die sechshundert Steinewerfer in Deutschland auch abräumen könne, ohne dass was dagegen läuft; Sabine kommt dazu, und wir frühstücken – danach fahren die Alten weg: in einem Riesenzug, dessen Waggons aus schwankenden Betonhochhäusern bestehen –

– Brandt schlägt Bildung eines »Mittelreiches« aus Frankreich, Deutschland, Italien vor; Bemerkung eines Journalisten, dass »wir dann auch die Arbeitslosen in Sizilien am Hals hätten«, »dann kann man das Problem besser lösen.«, sagt Willy Brandt mit seiner kehligen Stimme und mir wird unheimlich zumute –

– ich habe einen weißen Anzug an –

– der »Stern« berichtet, dass die Sonne viereckig ist, was ich schon immer geahnt habe, was aber durch die Blamage des »Stern« mit den Hitler-Tagebüchern nicht glaubwürdig ist –

– wir bereiten eine Aktion gegen irgendeinen Funktionsträger vor, zu dritt, eine Frau ist dabei, mit der mich eine merkwürdige Beziehung verbindet, in der nicht alles offen ausgesprochen wird, aber trotzdem klar ist – sie wohnt in einer luxuriösen Villa, aber die Aktion wird in einer größeren Wohnung vorbereitet, in der auch andere Leute sind, die aber nichts davon wissen, und bevor es losgeht, werden wir gebusted, und zwar von den Amis; beim Raustransport aus der Wohnung ergibt sich eine letzte Fluchmöglichkeit, aber wir verpassen sie und dann stellt sich heraus, dass wir direkt ausgeliefert werden sollen; ich bin verzweifelt, weil ich nicht weiß, wie es dann weitergehen soll, stelle mir vor, wie es ist, wenn die anderen es erfahren, tiefe Traurigkeit und Aussichtslosigkeit; dort angekommen, sehen wir kurz New York, dann geht es gleich in den Knast – ich fürchte mich vor den amerikanischen Knast-Sitten, komme dann aber in eine winzige Einzelzelle, halb so groß wie meine in Deutschland, ohne Radio, völlig leer – wache auf und komme erneut in den amerikanischen Knast, lange Schlangen stehen vor Schaltern und erhalten Zettel mit den Nummern der Zellen, Gert ist auch da, hat aber eine andere Nummer, ich hoffe auf eine Einzelzelle und öffne die Tür – worauf ein lauter Protest von innen ertönt; ich schließe wieder neu zu, klopfe zuerst und werde dann freundlich aufgenommen, begrüße acht Mann mit Handschlag, aber dann kommt der Etagenmann und quatscht was von Anwalt, ich freue mich, dass schon einer da ist, stimmt aber nicht, er hat nur vorbereitet, dass ich eine Schlaftablette bekomme, die ich sogar auswählen kann: die, die ich nehme, kriege ich aber kaum runter –

– sitze im Bundestag, der wie ein Hörsaal aussieht, hinter Schily, der mich an sich ranzieht und sagt, er wolle mir keine zweite Legislaturperiode vermiesen, aber seine Damen hätten gesagt, dass ich bei meiner Rede keine gute Figur gemacht hätte; ich gebe ihm recht, bin aber trotzdem leicht beleidigt und als die Sitzung vorbei ist, überlege ich, ob ich kurz auf Spesen nach Berlin fliegen soll, bei Schily zu Hause sagt seine Frau, dass um neun Uhr noch eine Maschine geht, und gibt mir den Schlüssel für ihre Stadtwohnung, damit ich mich dort noch rasieren kann; ich gehe hin, aber verzettele mich dauernd, trödle rum, obwohl die Zeit immer knapper wird, der Flug geht nach Caracas zu einem Drehtag, ich überlege mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren und schlafe beinahe ein, verliere meine neue Hose, verlege das Rasierzeug, komme zwar fast in Panik, weil es immer unmöglicher wird, das Flugzeug zu kriegen, aber kann trotzdem nicht weg und erst, als es sicher ist, dass ich die Maschine nicht mehr kriege, tröste ich mich, dass ich vielleicht einen Umsteigeflug kriege und werde wieder ruhig, aber am nächsten Morgen finde ich die Wohnung nicht mehr gleich, es steht draußen kein Name dran, ich fahre mit dem Aufzug rauf und runter, sehe eine genervte Frau und komme in eine große Wohnung, die aber nicht wiedererkenne, weil sie teilweise leergeräumt ist, die Leute kommen, und eine Frau macht mich darauf aufmerksam, dass gerade renoviert wird – da erkenne ich sie auch wieder und bewundere Größe und Einrichtung –

– ein Radrennen mit verschiedenen Hindernissen, z. B. eine Grube, aus der man nur mit einer Leiter wieder rauskommt –

– betreue eine Gruppe von Schülern, die in einem Film als Statisten auftreten; wir müssen auf die andere Seite der Straße zum Essen, im Regen und dabei gehen einige verloren, weil unklar ist, wo die Kneipe ist, in die wir wollen – wenigstens finden wir die Verlorenen, aber Kneipe finden wir keine –

– komme in ein Klassenzimmer und entdecke Paul, neben dem der einzige Platz frei ist, und als ich mich setze, tut er erst so, als kennte er mich nicht, zwinkert mir aber dann zu und beginnt schließlich über Literatur mit mir zu reden – ich will natürlich über die anderen Fragen mit ihm sprechen, aber er besteht darauf und setzt sich plötzlich mir gegenüber hin – in diesem Moment kommt aber ein offensichtlicher Bulle und wir können nicht weiterreden, als ich ihm von Camus erzählen will; mit einem Mal werde ich so geblendet, dass ich nichts mehr sehe –

– einer will mein Geld haben, wobei er keine Gewalt anwendet, sondern einfach so bestimmt mein Geld fordert, dass ich nichts dagegen machen kann und es ihm gebe, weil er nun mal nichts hat; später will er dann auch noch meine überzähligen Kleider, die ich ihm auch gebe – dann gibt er aber mein Unterhemd zurück, weil ich sonst friere –

– Szene wird gedreht, in der ich mit einem dicken Mann durch mehrere Gänge rennen muss, dann in die Führerkabine eines Lastwagens, die sich vorne aufmachen lässt und von da rausspringen in ein großes Schwimmbecken, aber weil der Dicke sich nicht traut, muss getrennt gedreht werden, wie er einmal ins Trockene springt und ich dann alleine noch einmal ins Wasser, aber nach dem ersten Anlauf wird bei mir abgebrochen und wir sitzen lange unklar herum; die Produzentin kommt und macht sich wichtig – es ist Rob Houwer als Frau, sie erkennt mich aber nicht oder will nicht mit mir reden, und dann laufe ich über merkwürdig ausbetonierte Straßen – es könnten Kanäle sein, in denen noch kein Wasser fließt – und hinter einer Autobahnraststätte befindet sich etwas Geheimnisvolles –

– eile durch eine sommerliche, hochgrasige Wiese, Elefanten liegen faul im Gras, Schildkröten; ich achte darauf, nicht draufzutreten, eine herrliche ausgeglichene Stimmung, ein sanfter Abhang kommt, ich schlittere runter, als ob ich Skifahren würde, vollkommenes Glücksgefühl, kleine glitschige Hügel auf dem Weg, so dass ich wie Skispringend durch die Luft hopse, immer höher, zum Schluss fast zu hoch, aber nach dem letzten Hügel sehe ich Freunde am Hang stehen, die auf mich warten, ich muss nur noch über eine Mauer, die gesprengt wird, wobei mir aber nichts passiert; wir stehen in einer Schlucht neben einem Berg, und ich erinnere mich, vor vielen Jahren schon mal da gewesen zu sein und mit einem Bergführer Bruno, Inbegriff von Stärke und Schönheit, oben gewesen zu sein – »vier Stunden Aufstieg«, sagt ein anderer, aber dann kommt ein Hubschrauber, ein Flugzeug liegt direkt in der Schlucht und auf dem Abhang an der anderen Seite entsteht ein Durcheinander: in großen Rutschbahnen stehen Segelflugzeuge bereit, deren Start abgesagt werden muss; wir verhandeln über den Abtransport und müssen selbst die Rutschbahnen runter steigen, wobei wir Plastiktüten mit von unten Kommenden austauschen und in einen großen Esssaal kommen, der mir sofort bekannt vorkommt, angenehm warme Farben, viereckige Holztische, reich gedeckt, zu einem großen Viereck aneinander gestellt – junge Leute, hauptsächlich Frauen, laufen herum, decken die Tische und strahlen gastfreundliche Atmosphäre aus, hinter der aber auch immer ein Hauch von Zwang steht, Zugeständnisse an die Gruppe und deren undurchschaubare Struktur mit ihren wohl religiösen Inhalten zu machen; das Ganze wirkt wie eine Akademie, eine Guru-Gemeinde oder Ähnliches, aber gut getarnt, offiziell scheint es ein Verlag zu sein; und dann nähert sich der Boss, der alle zum Essen einlädt, in seinem Gefolge eine Menge Leute – ich will weg, weil mir diese Strukturen unangenehm sind, habe aber Hunger und würde mich gerne einladen lassen, sehe dann auch meine Eltern, die mich zu ihnen an einen seitlich stehenden Tisch bitten, und dabei fällt mir ein, dass ich den Laden von Vorträgen kennen müsste, die meine Mutter hier einst gehalten hat; eine Frau sitzt mit den Eltern am Tisch, die sagt, dass sie die Explosionen vor mehreren Jahren ausgelöst hat, bei denen ich dabei war und die mal ein Kind verletzt haben – heute hatte sie damit den Flugwettbewerb auf den Rutschbahnen verhindert, und ich frage mich, wieso sie das macht und wieso sie keiner daran hindert, traue mich aber nicht zu fragen, und so sprechen wir über die Leute hier und ich erwähne, dass ihre Augen so gefährlich leuchten und sie mir wie von Rudolf Steiner beeinflusst vorkommen, was Heiner bestätigt –

– von einer Brücke sehe ich, wie ein Mann mit einem Pferd kämpft oder es vor dem Ertrinken retten will; er zerrt es ans Ufer, aber es scheint schon tot zu sein, er streichelt es, beklatscht es und küsst es, bis es endlich aufspringt, und die beiden gehen – eine blonde Frau mit zwei Kindern hat dem Ganzen zugeschaut, im Bikini, und eine Situation, in der nichts geredet wird, entsteht zwischen ihr und mir; dann fotografiere ich sie und die Kinder, mit denen ich später am anderen Ufer liege und ein Fotoalbum anschaue: lachend zeigen sie mir das Foto, auf dem ihre Mutter nackt ist; ich bin verlegen, will weiterblättern und lobe die technische Qualität des Fotos, auch, dass es wie ein impressionistisch gemaltes Bild aussieht, da kommt sie schon lächelnd, und es ist klar, dass sie eine Beziehung zu mir will, aber irgendetwas Kompliziertes dazwischensteht – und so laufen wir durch einen langen Glasgang, inmitten eines Feldes, an dessen Horizont Städte brennen oder Atombomben explodiert sind, wir haben die Beziehung, inzwischen aber Krach: ich soll ihretwegen etwas nicht machen, es steigert sich, ich will sie küssen – da reißt sie sich los und rennt aus dem Glasgang, aber ich rufe ihr hinterher, dass sie wiederkommen soll und ich mit ihr zusammen sein will: da wirft sie sich mir um den Hals und sagt, dass genau das sie hören wollte –

– habe Besuch von mehreren Leuten hintereinander, erst von einer Frau, die noch nicht da war; das Treffen findet in einem großen Raum ohne TV-Kameras statt, Freunde sind auch dabei, aber keine Überwachung, ich muss mich nur umziehen; unbeholfen zieht sie ein Päckchen roten Libanesen aus der Tasche und mittlere Panik bricht aus, was jetzt damit ist, aber ich klebe ihn unter die Tischplatte und bin sicher, dass alles cool ist – der andere Besuch sind Mütter; alles verzögert sich, in Wartesälen sitzen eine Menge Leute, die Nachricht kommt auf, Helga sei frei und ich freue mich, aber der Andrang wird immer größer, die Mütter gehen wieder, Frau Jost ist auch dabei, und in Wirklichkeit ist alles eine Vorstellung bei einem Regisseur oder eine Produktion für einen Film, ich bin empört, will sofort vorgelassen werden, komme auch an allen vorbei und werde von einem nervösen Produktionsleiter zu einem Aufzug geführt, vor dem eine Frau steht, die eine Mischung aus Helga Anders und Sabine Buschmann ist und die sich dem Produktionsleiter anbiedert, allerdings dabei immer noch etwas komisch distanziert bleibt; wieder zurück in dem Raum, sehe ich zum Fenster hinaus – oder neben dem Haus stehend – ganz tief einen Hang hinunter, an dem unten eine Straße verläuft: es ist eine schöne sonnige Stimmung, bis an der Seite eine Reihe merkwürdiger Gestalten anmarschiert kommt, und ich weiß sofort Bescheid: »die Zombies kommen!«, rufe ich und alarmiere alle Leute, aber sie sind ganz freundlich und setzen sich in den Besucherraum, sehen ganz harmlos aus, wie ganz normale Leute, und die Debatte dreht sich hauptsächlich darum, wo sie pennen können; ich versuche sie ins Nebenhaus zu schicken, denn ich will endlich meine Ruhe haben, und zum ersten Mal seit Jahren vor dem Schlafen einen Joint rauchen –

– man muss nicht hingehen, es ist schon da, aber starr auf einem Foto, zum Beispiel die Geschichte, die Diskussion: wer so verschwommen schaut, der kann nichts gewollt haben – ich fahre Zug und verpenne es auszusteigen, normalerweise wäre es ja eine wichtige Fahrt und ginge viel weiter, aber diesmal ist der Zielpunkt schon auf dem Foto gesetzt und deshalb sinnlos, und um zu umgehen, dass ich nachzahlen muss, will ich in den Speisewagen, was aber zu riskant ist, und so komme ich dann in eine Verkaufshalle, wo in einem Kiosk auf der einen Seite Pommes angeboten werden, auf der anderen Seite derselbe Laden einen auf seriös macht und sogar große Spielzeugautos hat – eines ist so schön, dass ich bewundernd davor stehe: das ist dann auch schon die Bahnhofshalle, und ich gehe raus – aber ich muss ja zurück fahren und suche deshalb wieder den Bahnhof, finde ihn erst nicht, aber dann doch instinktiv und ich sage zu einem Mann neben mir: »den Bahnhof findet man in jeder Stadt, weil die Gegend drumrum immer gleich aussieht« – total abgefuckte Hinterhof- oder Hafengegend, riesige Parkhäuser werden gebaut –

– es hat Krach gegeben: ob es mit dem Acht-Punkte-Katalog besser geht, ist die Frage auf blauem Papier, aber wir müssen erst etwas Gefährliches machen, nachdem es jemanden bei einer Explosion zerrissen hat, woraufhin einer eine unvergleichliche Videoanlage anschleppt, mehrere Recorder, unzählige Bänder, Reinigungsbänder, Zubehör: ich bin platt und erzähle, dass ich schon seit neunzehnhundertundsechsundsiebzig mit Video arbeite und die alte, schneller laufende Anlage hatte; auf die Mischung aus Anerkennung und Spott reagiere ich sauer mit der Bemerkung, dass ich natürlich auch die neue habe –

– ein wichtiges Etwas, das aus dem All zurückkommt, muss tausend Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um nicht gefährdet zu werden, baut unsichtbare Mauern um sich und in sich, erstmal, mit einem Punkt – vorher hatte es Sehnsucht nach dem Fräulein und deswegen die ganze Feder ineinander geschachtelt so weit aneinan-dergezogen, dass ich Angst hatte, sie bricht, und an die Stühle dachte –

– befinde mich im Erdgeschoss eines einstöckigen Hauses, es ist Nacht, ein Kind kommt auf Zehenspitzen von oben: es flieht vor seiner Bewachung, und ich verstecke es in den unteren Räumen und gehe hoch, da kommt eine Frau und rennt schreiend weg, als sie mich sieht; ein Mann ist auch dabei, traut sich aber auch nicht, etwas zu machen – ich gehe vors Haus, und es sieht so aus, als ob das Kind draußen an der Fassade runtergeklettert wäre – plötzlich kommen von allen Seiten Bullen und alle möglichen anderen Leute mit Knarren, auch Lucius und Annemarie, aber es passiert nichts, und ich sage: »gut, dass ich keine Knarre hatte, sonst hätte es geknallt«; ich habe eine Neun-Millimeter-Patrone in der Hand und zeige sie jemandem, der anerkennend sagt, dass das das dickste Kaliber sei; in dem ganzen Durcheinander kümmert sich eine junge Ärztin oder Krankenschwester um mich; ich verliebe mich in sie und sie lässt erkennen, dass sie auch in mich verliebt ist, aber viel zu viel Betrieb, als dass was laufen könnte – ich habe einen Ausschlag von dem jemand behauptet, das sei normal, und die Ärztin verspricht, etwas zu tun – ich will weg mit ihr, aber das geht nicht; es ist sogar so, dass sie weg muss und ich dableiben, weswegen ich sehr traurig bin, außerdem stellt sich heraus, dass sie verheiratet ist, der Mann ist eifersüchtig und gegen mich, was etwas tröstet, aber als sie geht, bin ich verzweifelt, denn es ist nicht zu machen: auf einem Parkplatz stehen viele LKW – es ist nicht klar, ob sie nur so dastehen, oder für einen Film –, ich steige in einen und will mit wegfahren; ein dicker großer Mann lenkt ihn, den ich bewundere, weil er so ein riesiges Ding beherrscht – wir fahren durch eine Kolonie, von der er sagt, dass sie ein Drogen-Rehabilitationszentrum sei, und jemand behauptet, das würde alles nichts nützen, aber ich behaupte das Gegenteil, und verweise auf Ebby –

– wir sitzen in einem Ein-Zimmer-Appartement, jemand hat einen Blumenstrauß in der Hand, Ebby sitzt in einem Schaukelstuhl; die Frau mit den Blumen tastet am Bund herum und wundert sich, da gerate ich in Panik, reiße ihr den Strauß weg und ich schmeiße ihn in die hintere Ecke des Raumes: Sprengstoff sei darin, aber Ebby glaubt es nicht, und kaum sind wir – ohne Ebby – im Bad, knallt es und Ebby schreit laut auf – passiert ist ihm nichts, aber eine dicke, auffällige Rauchwolke wabert zum Fenster hinaus, und wir befürchten, dass das falsche Aufmerksamkeit auf uns lenkt, weswegen ich rausgehe und vor einem Aufzug meine Mutter treffe, die gerade beschäftigt ist; wieder drinnen sind Miriam und Annette da und wollen von Gert wissen, was in dem Brief steht, aber er äußert sich nicht, druckst herum; sie wollen wissen, ob etwas zu dem Treffen der Antiimperialisten in Algerien drinsteht, von dem sie offenbar keine Ahnung haben – ich denke, so so, haben die also keine Infos –

– jemand hat mir hundertundvierzig Mark für Papier überwiesen und die Wächter drucksen herum, wer wohl der Absender sei, ich solle mal den Begleitbrief lesen: da ist es jemand von der IG Metall, und ich wundere mich, weil ich doch in der Druck und Papier war, aber freue mich riesig: ein eineinhalb Seiten langer, teils handgeschriebener Brief ist dabei, teils auf privatem, teils auf Gewerkschaftspapier, aber ich kann nur lesen, dass sie mir sagen, ich sei nicht vergessen, und mich mit Genosse anreden –

– sitze ich mit einer Frau, von der ich mich getrennt habe, in einem engen Raum und wir sind beide traurig darüber, aber dann einigen wir uns darauf, dass sie alle Ton- und Videobänder behält, und wir uns ein Mal im Monat sehen, und das erleichtert – auf der Straße herrscht ein fürchterliches Gedränge –

– Esther hat ihr letztes Geld ausgegeben, um kommen zu können, und wir freuen uns alle sehr; sie erzählt von ihrem Job, dass es immer so Spaß mache, mit Holger zusammen zu sein; ich weiß nicht, welchen sie meint, aber sie meint den, der es eigentlich nicht sein kann, worüber ich mich wundere, und dann fahren wir los; wir werden von jemandem mitgenommen, Julia sitzt neben mir und wir haben uns ewig nicht gesehen: es ist die Frage, ob erst jemand anders abgesetzt wird oder wir, der andere will zuerst, aber der Fahrer will erst uns; wir fahren durch winzige Gässchen, über die Apfel- und andere Obstbäume hängen, von denen ich etwas mitnehmen will, aber nicht kann, und ich dirigiere den Fahrer in die letzten Ecken, bis es Nacht ist, aber ich finde die Tür gleich, wie in Trance; wir sind müde, und Julia steht auf der anderen Straßenseite und wird plötzlich angeleuchtet – ich mache ein Interview mit einem älteren Herrn in einem leeren Zimmer, es dreht sich um medizinische Fragen, zum Schluss noch einige persönliche, und als wir rausgehen, wird es uns abgenommen, weswegen ich mich ärgere, dass ich nicht vorher daran gedacht hatte: sie sagen zwar, sie gäben es zurück, aber ich mache mir keine Hoffnungen und frage im Auto, auf Englisch, ob wir das Interview auf Video wiederholen könnten, was er brüsk ablehnt; ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich ihn auf Englisch angeredet habe, oder weil er keine Lust hat, dasselbe noch mal zu machen; er sieht aus wie Keith Harrison und lenkt dann doch ein, ist bereit, das Interview noch mal zu geben –

– arbeite in einem Büro, das in zwei nebeneinanderliegenden Hochhäusern liegt, zwischen denen man über zwei aneinander grenzende Balkons wechseln kann, zwischen denen aber ein großer Spalt klaft, über dem vereinzelt Bretter liegen – Geländer gibt es sowieso keines – meist muss man drüberspringen, und nachdem ich gerade wieder einmal darüber gesprungen bin und wieder ein ungutes Gefühl dabei hatte, kommt nach mir ein Lehrling in einem braunen langen Kittel, springt aber nicht, sackt deshalb direkt in den Spalt und stürzt in die Tiefe: ich bin entsetzt und habe ein leicht schlechtes Gewissen, ich schwöre, nie wieder darüber zu gehen, und wenn ich jedesmal mit dem Aufzug sämtliche Stockwerke runter, bis ins Parterre und drüben wieder hoch muss; ich setze mich trotzig in einem Vorraum von einem Klo auf den Boden und trauere, bis Linda Caroll kommt und mich tröstet; unten hält ein Mann einen Vortrag, der offensichtlich nichts mehr zu verlieren hat: er verschenkt Werkzeug, Waffen und Geld und am Ende des Vortrages lädt er ein, später wiederzukommen, und deutet dabei an, dass es noch mehr gibt – er wird aber gesucht, und so ist es gefährlich, Bullen sind auch in der Nähe, und auf einer Wiese, ähnlich wie im Englischen Garten, erwarte ich die anderen, aber wir haben uns missverstanden, oder verpasst – es ist eine schöne Sommerabend-Atmosphäre –

Traumprotokolle

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