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Gleichgewicht und Leistungsfähigkeit: der Balancesitz

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Wie kann ich Leistung von meinem Pferd abfragen und ihm gleichzeitig Freude an der Arbeit vermitteln? Halten wir zuallererst fest, dass zu keiner Zeit das Pferd darum gebeten hat, geritten zu werden. Wenn wir das denn tun, dann sollten wir uns dem Tier gegenüber richtig - und damit meine ich anständig - benehmen. Halten wir uns daran, spricht alles dafür, zu reiten und auch Leistung einzufordern. Genau diese pferdefreundliche und effektive Herangehensweise ermöglicht uns die Lehre der klassischen Reitkunst, die sich ausschließlich an der Natur des Pferdes ausrichtet.

Um pferdegerecht auszubilden und zu reiten, müssen wir als Erstes wissen, dass es in diesem Zusammenhang vier Balancetypen gibt, die wir kennen und beherrschen müssen:

1. den Balancesitz

2. die mentale Balance des Pferdes

3. die horizontale Balance des Pferdes

4. die vertikale Balance des Pferdes

Zunächst müssen wir die Messlatte bei uns selbst anlegen, das heißt, wir müssen uns einen passenden, von der Hand völlig unabhängigen Balancesitz aneignen, der sich mit großer Disziplin und Ruhe in die Bewegungsabläufe des Pferdes einfügen kann. Ein guter Balancesitz ist Voraussetzung und kann die Balance des Gesamtsystems aus Pferd und Reiter erheblich fördern.

Ein empathischer Sitz nimmt Rücksicht auf das Alter und die Ausbildungssituation des Pferdes. So wird sich ein gefühlvoller Reiter bei einem jungen Pferd eher nicht zu stark in den Sattel setzen oder gar mit dem Oberkörper nach hinten lehnen. Auch wird er auf Sporen verzichten und die Gerte nur behutsam dazunehmen. Ich beziehe mich auf E. F. Seidler, der die Lastverteilung des Reitergewichts folgendermaßen erklärt: Für ihn ist bekannt, dass ein Reiter mit einem angenommenen Durchschnittsgewicht von ca. 70 Kilogramm sein Gewicht bei gerader Haltung gleichmäßig auf Vor- und Hinterhand verteilt. Ist das Pferd in den Partien Hinterhand und Rücken noch etwas schwach, dann sollten wir nicht fest einsitzen. Es ist hier eher erforderlich, dass wir den Oberkörper etwas vor die Senkrechte bringen. Dadurch entlasten wir die Hinterhand um geschätzte zehn Kilogramm. Wenn wir gleichzeitig den Bügeltritt verstärken, weil der Sattel im vorderen Drittel des Pferdes liegt, so addieren wir hier weitere fünf Kilo zur Entlastung der schwächeren Partien. Entgegengesetzt dazu ist ein Zurücklehnen des Oberkörpers bei gleichzeitigem Schluss der Oberschenkel, was uns etwas mehr zurück in den Sattel bringt - eine Haltung, die eine zusätzliche Last auf die Hinterhand von mindestens 25 Kilogramm erbringt. Diese Werte sind durch Seidler bereits im 19. Jahrhundert erhoben und niedergeschrieben worden. Deshalb muss meiner Meinung nach ein guter Reiter sein Pferd zwischen seinen Beinen und seinem Gesäß genau ausbalancieren können. Er muss also in der Lage sein, je nach Gleichgewichts- und Ausbildungssituation des Pferdes seinen Sitz sekundengenau anzupassen. Diese von Seidler beschriebene Gewichtsverteilung durch verschiedene Sitzpositionen scheint mir so interessant, dass es der Mühe wert wäre, ihr empirisch auf den Grund zu gehen und mal genauer zu messen!



Ständige Übung und Überprüfung des Reitsitzes durch den Lehrer ist unabdingbar auf dem Weg zum Balancesitz. Gleichzeitig kann dabei auch das Pferd weiter im Gleichgewicht geschult und die Hinterhand in Richtung Schwerpunktlinie herangeschlossen werden. Das Akzeptieren der Anlehnung an die leichte und weiche Reiterhand ist ein sicheres Zeichen für eine gut entwickelte Balance. So entsteht Bewegungsharmonie.

Auf der Suche nach dem Gleichgewicht

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