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Dieser Reitsitz soll sich also empathisch in die Schwerpunktlinie des Pferdes einfügen und darüber hinaus diese so positiv beeinflussen können, dass daraus Bewegungsharmonie entsteht. Das Erreichen der Harmonie jener zwei Lebewesen, die zu einem großen Ganzen zusammenwachsen sollen, steht hier von Anfang an an erster Stelle! Daraus erst erwächst das Kunstwerk aus Pferd und Reiter, bei dem man nicht mehr sagen kann, wer hier wen führt. Damit steht der Reiter in der Pflicht, dem Pferd zu helfen, das Richtige auszuführen und es nicht zu behindern oder gar zu stören. Mit der Bewegung des Pferdes zu sitzen, ohne zum Beispiel gleich in der Trabverstärkung mit dem Oberkörper hinter die Bewegungen des Pferdes zu gelangen, bedarf hoher Konzentration und eines sehr guten Balancesitzes, der selbstverständlich unabhängig von der Hand auch in deutlich verstärkten Gangmaßen agieren können muss.

Der gute Balancesitz und die volle Konzentration fürs Pferd sind elementare Voraussetzungen im „System der Reitkunst“, wie dies Louis Seeger schon 1844 beschrieb. So bleibt es an uns Ausbildern - in gesteigerter Form gilt das für die Ausbilder der Ausbilder (Trainer, Richter, Lehrer, Funktionäre der Verbände) -, den Sitz des Reiters bei gleichzeitiger Vermittlung von Wissen über die kausalen Zusammenhänge zwischen Sitz, Gefühl, Hilfen zu schulen. Ich kann nur empfehlen, sich als Lehrender seiner großen Verantwortung bewusst zu sein und im Sinne der klassischen Reiterei zu handeln. In keiner anderen Fertigkeit sollen zwei so unterschiedliche Organismen mit ihren eigenen diffizilen Nervensystemen zur Harmonie gebracht werden wie in der Reitkunst. Wie oft sehen wir noch Reiter dies beherzigen?



Rücken und Hanke sowie der Rest des Pferdekörpers müssen zum Erreichen der Balance vorbereitet werden. Mit der oben gezeigten Methode wird die Balance auf der Vorhand eingerichtet. Die Rückenwirbelsäule verläuft weiterhin oder vielleicht sogar noch stärker als zuvor von hinten oben nach vorn unten zur Schulter hin, und die Kruppe kommt hoch. Schlimmer geht es meiner Meinung nach nicht. Es ist ein Irrtum, wenn man glaubt, das Aufrechte im Reitsitz spiele keine Rolle mehr, sondern dass allein das Rundmachen des Halses oder das Ziehen im Pferdmaul die Hinterhand positiv beeinflussen könnte.

Aus der Balance - der Trendreiter und sein Vorbild - oder wie man durch „Tipps und Tricks“ das Zuhören ersetzt

Sie sitzen rittlings und schief auf dem Pferd mit eingezogenem Bauch und hochgezogenen Beinen; sie halten sich am Zügel fest und hängen der Bewegung des Pferdes hinterher. Damit einhergehend wird auch nicht auf den Moment gewartet, in dem das Pferd bereit sein wird, sein Genick noch weiter herzugeben. Es wird sinnlos am Zügel gezogen, ohne den Wirkungspunkt des Trensengebisses richtig vorbereitet zu haben; trotzdem soll das Pferd verstehen und umsetzen, was wir möchten. Dieser Wirkungspunkt des Gebisses kann nämlich nur zum Einsatz kommen, wenn das Pferd mit langem Rücken und langem Hals dem Reiter sein Maul offeriert, was bei einer solchen Reitweise unmöglich wird. Eine Durchlässigkeit im Pferd, das unsere Hilfen akzeptiert, kann so nicht entstehen.



Im Gegensatz dazu ist im unteren Bild die Vorhand bereits durch das Zusammenspiel von Hanke und Rücken etwas höher gekommen. Der eingezeichnete Pfeil in der Schulter zeigt dies deutlich an. Bereits in einer so frühen Ausbildungsstufe, also während das junge Pferd sein neues Gleichgewicht mit Reiterlast wiederfinden muss, lässt sich über das Vorwärts-abwärts-Reiten mit der natürlichen Balance arbeiten.

Auf der Suche nach dem Gleichgewicht

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