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Mein Vater.Das Geheimnis seines Lebens.

Mein Vater Kurt starb an Krebs. Es war ein langer Weg und doch war er vorhersehbar gewesen.

Er war Jahrgang 1923 und bereits mit 18 Jahren in einem wahnwitzigen Weltkrieg geschickt worden, zuerst nach Frankreich und später nach Russland.

Er hatte sein ganzes späteres Leben hindurch nie von dieser Lebenserfahrung gesprochen, nur dass er Funker hinter der Front gewesen sei.

Ich, sein Sohn, hatte als Junge immer nur mehr oder weniger interessiert zugehört, war doch mein Fokus als Jugendlicher mehr darauf gerichtet, welche Schuld die Generation meiner Eltern im Dritten Reich vermeintlich auf sich geladen hatte.

Unwissend wie ich als junger Mensch war, hatte ich nicht begriffen, dass die eigentliche Tätergeneration die meiner Großeltern gewesen sein musste. Mein Vater war, wie seine ganze Generation, eher das Kanonenfutter dieser Großväter und -mütter gewesen.

Mir war das nicht klar, hätte ich aber wirklich nachgedacht oder nur die Jahreszahlen bewusst verglichen, hätte ich sehen müssen, dass sie selbst noch Jugendliche gewesen waren, die nichts für den Wahnsinn der Nationalsozialisten konnten, im Gegenteil, sie waren selbst deren Opfer.

Wie gesagt, mein Vater hatte kein einziges Mal über diese Zeit gesprochen, geschweige denn irgendwann einmal einen Psychologen aufgesucht.

Die Zeit des Krieges wurde verdrängt, es gab nach dem Krieg Wichtigeres zu tun, z.B. das Wirtschaftswunder zu befeuern oder eine Familie durchzubringen.

Später hatte sich diese Form von Vergessen für ihn gerächt. Der Krebs zerfraß seine Seele, aber auch den Körper, der aber trotz Kriegswirren und Nachkriegshunger wider Erwarten noch sehr lange funktionieren würde. Kurt würde 89 Jahre werden.

Erst auf dem Sterbebett erzählte er mir seine Geschichte, nicht so sehr über den Krieg, der in dieser Geschichte nur den Rahmen gab, sondern über sich selbst und das, was er verloren bzw. nie wieder gefunden hatte:

Das Geheimnis seines Lebens.

Ich war der einzige und erste Mensch, der hiervon erfuhr.

Nach seiner Offenbarung fiel ich in eine mentale Ohnmacht, aus der ich nur langsam wieder erwachte.

Dies ist seine Geschichte, wie er sie mir auf seinem Sterbebett erzählte.

Hoffnung


Vasili

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