Читать книгу Demons force - Christopher Polesnig - Страница 4
Demons Force 2
Оглавление„…Ich… Es ist vieles geschehen, was ich noch immer nicht ganz begreifen kann. In einem einzigen Augenblick hat sich alles verändert. Alles woran ich geglaubt habe, ist nun nicht mehr wichtig. Ich soll zur Hälfte ein Dämon sein? Und ein anderer Dämon will mich umbringen? Das ist alles schwer zu verdauen, verstehst du?“ Hiroto fuhr sich erschöpft mit der Hand durch seine Haare. Yumi nickte. „Ja, ich verstehe, doch du musst auch mich verstehen. Wir befinden uns kurz vor einem erneuten Ausbruchs eines Krieges und wir brauchen so viele Kämpfer wie möglich. Dich auf unserer Seite zu wissen, würde vieles verändern.“, erklärte sie und blickte ihm fest in die Augen. „Aber ich bin doch bloß ein ganz normaler Junge…“ Yumi seufzte. „Wann begreifst du endlich, dass du mehr bist, als du glaubst? Selbst deine Mutter wusste, dass mehr in dir steckt!“ Hiroto horchte auf. Er erinnerte sich ganz genau an das Gespräch mit seiner Mutter, aber hätte sie das hier gewollt? Dass er in einem Krieg kämpfte? Das Bild von ihr, wie sie vor ihm auf dem Boden lag, erschien wieder vor ihm. Sein Magen zog sich zusammen, doch er würde nicht weinen. Er hatte schon genug Tränen vergossen. Dennoch fragte er sich wohin ihr Körper verschwunden war. Hatten die Feinde ihn vielleicht an sich genommen? „Du denkst gerade an sie, oder? Willst du sie sehen?“, fragte Yumi und Hirotos Kopf schoss nach oben. „Du weißt, wo sie ist? Wo? Bring mich zu ihr, bitte!“ Aimi sah Yumi ebenfalls auffordernd an, denn auch sie wollte sich von Hirotos Mutter verabschieden, da sie fast wie eine zweite Mutter für die Blonde gewesen war. „In Ordnung. Folgt mir.“ Damit wandte Yumi sich von den beiden ab und ging los. Hiroto und Aimi zögerten nicht und liefen ihr hinterher.
Yumi führte die beiden zu einem Friedhof, den Hiroto als den erkannte, wo auch sein Vater begraben war. Sie gingen an zahlreichen Gräbern vorbei, bis Yumi endlich stehen blieb und auf einen frischen Erdhaufen deutete. „Ich habe meiner Familie gesagt, dass sie deine Mutter neben dem Grab deines Vaters beisetzen sollen. Ich hoffe, das ist dir recht.“ Hiroto nickte. „Ich verstehe….“ Er ging mit kleinen Schritten darauf zu, während Aimi neben Yumi stehen blieb. Sie wollte ihm etwas Zeit für sich geben.
Als Hiroto direkt vor dem Grab stand, erkannte er auch, dass dem Grabstein der Name seiner Mutter hinzugefügt worden war. Er lächelte bei dem Gedanken, dass Yumi das für ihn getan hatte, denn schließlich war diese Geste keine Selbstverständlichkeit. Er ließ sich auf die Knie fallen und setzte sich auf seine Fersen. Seine Hände legte er auf seinen Oberschenkeln ab. Hiroto hatte das Grab seines Vaters schon lange nicht mehr besucht, doch es war weder verwachsen, noch in irgendeiner anderen Weise heruntergekommen. Offenbar war sein Vater auch nach seinem Tod noch hoch angesehen. Er musste ein großer Krieger gewesen sein. Hiroto kam nicht umhin sich vorzustellen wie es wäre eine Armee anzuführen. Sein Blick wanderte zu dem Ring an seinem Finger und er erinnerte sich an den Brief seines Vaters. Er hatte damals für die Sicherheit seiner Familie gekämpft und ist ehrenhaft für sie gestorben. Hiroto konnte sich kein besseres Ende vorstellen.
Je weiter er darüber nachdachte, desto überzeugter war er davon, dass er das, wofür sein Vater gekämpft hatte, nun nicht einfach ignorieren konnte. Die Meiri-Familie bedrohte seine Welt und das durfte er nicht zulassen.
Hiroto erhob sich wieder. Seine Haare warfen dunkle Schatten über seine Augen und seine Hände waren zu Fäusten geballt. „Hiroto...?“ Aimi sah ihren Freund verwirrt an, während auf Yumis Lippen ein kleines Lächeln erschien. Sie wusste, er hatte es nun begriffen. „Die Meiri-Familie wird nicht aufhören, ehe sie das bekommen, was sie begehren. Die Macht über alle Lebewesen. Mein Vater hat dies schon früh begriffen und alles getan, um unsere Welt zu beschützen, doch er konnte nicht zu Ende bringen, was er begonnen hatte. Mit diesem Ring hat er die Aufgabe an mich weitergegeben. Ich werde ihn nicht enttäuschen!“ Hiroto drehte sich zu Yumi und Aimi. Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln und drohten, jeden Moment auszubrechen. Yumi und Aimi konnten in seinem Blick erkennen, wie ernst ihm die Sache war. Seine Hände zitterten noch immer und als die erste Träne über seine Wange floss, ging Yumi mit kleinen Schritten auf ihn zu. Sie zog Hiroto in eine feste Umarmung. Ihre linke Hand strich ihm beruhigend über den Rücken, während ihre Rechte auf seinem Kopf ruhte. „Es ist okay“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Hiroto gab nun seiner Trauer
vollends nach. Schon lange hatte er nicht mehr so geweint und seinen Frust rausgeschrien. Es tat gut alles einfach rauszulassen. Als würde eine Last von seinen Schultern fallen. Aimi stand neben den beiden und auch ihr liefen die Tränen über die Wangen. Sie legte ihre Hand über ihren Mund, um ihr Schluchzen zu dämpfen. Langsam löste sich Hiroto aus der Umarmung. Er wischte sich über die Augen und sah Yumi mit entschlossen an. „Yumi, ich werde deiner Familie beitreten.“ Sie lächelte stolz und nickte ihm zu. „Ich bin froh, dass du dich uns anschließt. Morgen werde ich dir den Rest meiner Familie vorstellen. Unser Treffpunkt liegt in dem Wald nicht weit von deinem Haus. Suche nach dem Pfad, der durch zwei Steinsäulen führt und folge ihm bis zu einem alten Anwesen. Dort werden wir dich erwarten.“ Bevor Hiroto noch etwas sagen konnte, hatte Yumi sich bereits von ihm abgewandt und war nach wenigen Schritten verschwunden. Allein ihre Fußabdrücke auf dem sandigen Pfad waren Beweis ihres Aufenthalts. Hiroto seufzte tief, wandte sich dann aber an Aimi, die vor dem Grab seiner Eltern stand und betete. Er stellte sich neben sie und wartete. „Du bist nicht allein.“ Hiroto sah die Blonde fragend an, sie hatte ihren Blick jedoch noch auf das Grab gerichtet. „Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du dich verlassen und allein fühlst. Immer wenn etwas Schlimmes passiert, versuchst du den Starken zu spielen und bist für alle da. Aber du bist nicht allein.
“ Endlich drehte sie ihren Kopf in seine Richtung und sah ihm fest in die Augen. „Ich werde immer bei dir sein. Egal wann, egal wo. Ich bin immer an deiner Seite. Auch wenn alles ausweglos erscheint, vergiss nicht, dass es immer jemanden gibt, der hinter dir steht.“ „Aimi …“ Hiroto wusste nicht was er sagen sollte, also zog er sie in eine enge Umarmung, die sie sofort erwiderte. „Ich danke dir“, flüsterte Hiroto, während Tränen über seine Wange liefen.
Am nächsten Morgen machte sich Hiroto wie besprochen auf den Weg in den nahegelegenen Wald, doch bevor er diesen betreten konnte, wurde er von einem Ruf aufgehalten. „Hiroto! Hiroto, warte!“ Er drehte sich verwundert zu der Quelle der Stimme und sah Aimi auf sich zu rennen. „Aimi? Was machst du denn hier?“ Nach Luft schnappend blieb sie vor ihm stehen. „Ich dachte,…vielleicht könnte ich dich ja begleiten. Glaubst du, dass Yumi es erlauben würde?“, fragte sie unsicher. Hiroto lächelte. „Bestimmt. Schließlich bist du meine beste Freundin!“ Aimis Miene hellte sich auf.
Gemeinsam wanderten die beiden durch den Wald und suchten den Pfad, von dem Yumi erzählt hatte. „Hiroto, sieh mal dort!“, rief Aimi und lief voraus. Hiroto folgte ihr verwundert und erkannte zwei Steinsäulen und einen schmalen Pfad dazwischen, der leicht zu übersehen war. „Sehr gut, Aimi!“ Die beiden folgten dem Pfad bis sie das alte Gebäude erreichten. Das Anwesen sah aus als hätte es schon seit Jahrzehnten leergestanden. Die einst weißen Außenwände hatten schon Risse und waren an einigen Stellen vergilbt. Die dunkelbraune Haustür wirkte abgenutzt und als Hiroto anklopfte, fürchtete er, dass er ausversehen ein Loch in das morsche Holz schlagen würde. Die Tür blieb jedoch heile und wurde nach einigen Sekunden von Yumi geöffnet. „Willkommen in unserem bescheidenen Heim. Ah, du hast deine Freundin mitgebracht, tretet bitte ein.“ Hiroto und Aimi wechselten kurze Blicke, lächelten dann aber und traten in das Haus ein. Die beiden staunten nicht schlecht, als sie sahen wie gut das Innere des Anwesens erhalten war, ganz im Gegensatz zu der Außenseite. Es war geräumig und in einem schlichten Stil eingerichtet. Ein dunkelblauer Teppich bildete einen Weg durch die Eingangshalle bis zu einer Tür. Rechts und links von dem Teppich führten Treppen in den zweiten Stock. Yumi führte die beiden durch die Tür am Ende des Teppichs und sie gelangten in einen schmalen Flur. Sie gingen an vielen Türen vorbei, zu denen Yumi ab und zu eine Bemerkung gab. Dann blieben sie vor einer breiten Doppeltür stehen. „Und hier ist unser Konferenzzimmer.“, erklärte Yumi, als sie die Türen aufstieß. In der Mitte des Raumes befand sich ein mittelgroßer runder Tisch, an dem in regelmäßigen Abständen Stühle standen. Rechts neben der Tür gab es eine kleine Sitzecke, die aus zwei Sofas und einem Sessel bestand. Neben einem der Sofas stand ein gewaltiges Bücherregal, welches fast die Hälfte der Hauswand einnahm. Auf einem der Sofas saß ein schwarzhaariges Mädchen und las ein Buch. Als sie die Anwesenheit der anderen bemerkte, hob sie ihren Blick von den Seiten und musterte die Neuankömmlinge mit ihren rötlich-orangen Augen. „Darf ich vorstellen? Akemi Kuruna, sie ist unser kleiner Schlaukopf.“ Akemi warf Yumi darauf einen genervten Blick zu, den die Violetthaarige gekonnt ignorierte. „Akemi, das sind Hiroto Takumi und Aimi Mejigore, von denen ich euch gestern erzählt habe. Die Schwarzhaarige klappte ihr Buch zu und erhob sich von dem Sofa. Sie zupfte ihre blau-weiß gestreifte, bauchfreie Bluse zu Recht und strich sich kurz über ihre weißen short pants. Akemi ging lächelnd auf Hiroto zu. „Hallo, Hiroto, Aimi. Es freut mich euch kennen zu lernen.“ Etwas überrascht lächelte Hiroto zögernd zurück. „…Eh…ja, es freut mich ebenfalls, Akemi.“ Die Schwarzhaarige schüttelte Aimis Hand und ging wieder zum Sofa. „Er ist noch süßer, als du ihn beschrieben hast, Yumi.“, kicherte Akemi, als sie an der Violetthaarigen vorbeiging. Hiroto kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während Aimi genervt die Arme vor der Brust verschränkte. „Sag mal, wo sind eigentlich Kumiko und Sajo?“, fragte Yumi und sah sich um. Akemi hatte bereits den Mund geöffnet, um ihr zu antworten, als die Tür aufgestoßen wurde und zwei Mädchen eintraten. „Entschuldigt die Verspätung!“, sagte eines der Mädchen. Sie hatte dunkelblaue Haare, die ihr bis zum Bauchnabel reichten. Sie trug ein weißes Shirt mit dünnen blauen Streifen am Kragen und an den Ärmeln. Dazu hatte sie rote short pants und graue Sneaker an. Um ihren Hals hing eine goldene Kette mit einem Herzanhänger. „Schon in Ordnung, Kumiko. Jetzt seid ihr ja da“, lächelte Yumi. „Das sind Hiroto Takumi und Aimi Mejigore, sie gehören ab heute zu unserer Familie. Das sind Kumiko Gatoda und Sajo Tamiko.“ Ein verächtliches Schnauben lenkte die Aufmerksamkeit auf das Mädchen, das als Sajo vorgestellt worden war. Sie hatte weiße, schulterlange Haare mit einer blauen Masche, die die Strähnen aus ihrem Gesicht hielt. Sie trug eine weiße Hose und ein blaues, kurzärmeliges Hemd. Dazu hatte sie noch weiße Ballerinas an. Ihre dunkelrosa Augen funkelten Hiroto an ehe sie sich umdrehte und zur Tür ging. „Ich geh noch mal raus.“ Damit schlug sie die Tür hinter sich zu. Hiroto und Aimi sahen ihr verwundert hinterher. „Macht euch keine Gedanken. Sie ist immer so zu Fremden“, sagte Yumi und nahm an dem Tisch Platz. Die anderen taten es ihr gleich. Hiroto war der Erste, der sprach. „Wie viel wisst ihr über den Ring und die Rüstung?“ „Der Arm, der beim Kampf erschienen ist, ist ein Teil der Demons Force Rüstung deines Vaters“, begann Yumi zu erzählen. „Von der Entstehung ist leider nicht viel bekannt. Es wird erzählt, dass vor 2000 Jahren die damals stärksten drei Dämonenfamilien jeweils einen Krieger auserwählt hatten, dem eine Rüstung geschmiedet wurde, die jede andere übertreffen sollte. Diese Krieger sollten so den Frieden zwischen den Familien gewährleisten.“ Die Tür zum Konferenzzimmer wurde geöffnet und Sajo trat ein. Dass nun alle Augen auf ihr lagen, ignorierte sie gekonnt und setzte sich stumm neben Akemi. Yumi räusperte sich, fuhr dann aber fort. „Wenn nun jemand, wie du zum Beispiel, den Ring auf seinen Finger steckt und als Träger der Rüstung akzeptiert wird, kann er diese im Kampf als Waffe nutzen. Doch das ist noch nicht alles, denn mit Hilfe von hartem Training kann die Rüstung bald selbstständig reagieren und wird immer weiter adaptieren, bis sie schließlich den ganzen Körper umschließt. Wie bereits erwähnt gibt es nur drei dieser Ringe und jeder besitzt andere Fähigkeiten. Deine Rüstung hat die Macht deine Kraft um ein vielfaches zu verstärken und deinen Körper bei erlittenem Schaden zu heilen. Jedoch ist deine Rüstung nur zweitrangig in ihrer Heilkraft. Sie wurde eher für die Erhöhung der Schlagkraft entwickelt, als für die Selbstheilung.“ Hiroto wurden nun einige Dinge klar. „Das erklärt, warum die Wunde an meinem Bein über Nacht verheilt war.“ Yumi nickte. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ging alle neuen Informationen nochmal in seinem Kopf durch. Doch schon bald bekam er Kopfschmerzen von dem ganzen Denken und erhob sich. „Ich muss mal raus und mir einen klaren Kopf verschaffen.“, entschuldigte er sich und hatte den Raum schon verlassen, als Aimi von ihrem Stuhl aufsprang und ihm hinterherlief. „Warte, Hiroto! Ich komme mit!“
Als die beiden im Freien waren, genossen sie erst ein paar Sekunden lang die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. „Ich weiß nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll, Aimi.“, begann Hiroto, während sie durch den Wald spazierten. „Ich stehe völlig neben mir.“ Er fuhr sich mit seiner Hand durchs Haar und seufzte tief. Aimi wusste auch keine Lösung für das Problem und blickte bedrückt auf den Weg vor sich.
Was sie nicht wussten, war, dass sie aus der Ferne beobachtet wurden. Der Dämon Reika saß in sicherem Abstand auf einem Baum und ließ die beiden Freunde nicht aus den Augen. Sie hatte sie zufällig auf einem ihrer Patrouillen entdeckt. Sie bemühte sich keine auffälligen Geräusche zu verursachen. Ein fieses Grinsen lag auf ihren Lippen, als sich ihre Augen auf Hirotos blonde Freundin fixierten. „Jetzt weiß ich, was seine Schwachstelle ist!“ Damit zog sie sich zurück, um ihre weiteren Schritte zu planen.
Als Aimi und Hiroto wieder im Anwesen waren, wurden sie von Yumi, Akemi, Kumiko und Sajo bereits erwartet. „Da seid ihr ja wieder“, lächelte Kumiko. „Wurde auch Zeit“, sagte Sajo bissig und funkelte besonders Hiroto wütend an. Der Braunhaarige kratzte sich nervös am Hinterkopf. „‘tschuldigung….“ „Wie auch immer. Hiroto, ich hoffe, du konntest diese Situation weitestgehend verarbeiten, denn es gibt noch andere Dinge, um die wir uns kümmern müssen. Die Meiri-Familie nimmt mit jedem weiteren Tag an Stärke zu. Immer mehr Dämonen schließen sich ihrer Familie an und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie anfangen Unschuldige zu verletzen. Wir müssen sie unbedingt aufhalten und da kommst du ins Spiel. Mit deiner Rüstung können wir die Meiri-Familie stoppen. Deswegen will ich dir ein Angebot machen. Lass mich dich trainieren, damit du die vollständige Macht der Demons Force Rüstung nutzen kannst, um diese Welt und all ihre Bewohner zu beschützen.“ Hiroto blickte sie eine Weile sprachlos an, dann nickte er. „In Ordnung, lass es uns tun. Die Meiri-Familie darf nicht mehr ungeschoren davonkommen, während sie Chaos und Terror verbreiten.“ Yumi lächelte zufrieden. „Gut, dann bitte ich dich und Aimi, mir zu folgen. Es gibt da etwas, das ich dir gerne geben würde, Hiroto.“ Sie deutete den anderen an, im Konferenzzimmer zu warten und führte Hiroto und Aimi in den gegenüberliegenden Raum. Die beiden staunten nicht schlecht, als sie eine Reihe Waffen, wie Schwerter, Armbrüste, Kampfmesser und viele andere, geordnet an der Wand hängen sahen. Es standen antike Vasen und Tonfiguren an der Wand rechts von der Tür. Hiroto nahm alles genau in Augenschein, während Yumi zu einem alten Schrank am Ende des Raumes ging und nach etwas suchte. „Ah, da ist es ja.“, sagte sie schließlich und holte eine kleine Schachtel aus einem unteren Fach. „Um diese Welt beschützen zu können, musst du stärker werden, viel stärker. Schwörst du, dass du unserer Familie mit deiner ganzen Kraft beistehen wirst?“ Hiroto sah Yumi entschlossen in die Augen. „Ich schwöre! Ich werde dich nicht enttäuschen, Yumi.“ Yumi lächelte. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Schachtel in ihren Händen. Als sie es öffnete, kam ein Medaillon zum Vorschein. „Dieses Medaillon wurde aus einem ähnlichen Material wie die Ringe geschaffen. Es verdoppelt deine Ausdauer und soll dir von nun an als Hilfe dienen.“ Sie hielt Hiroto die Schachtel entgegen und er nahm das Medaillon vorsichtig heraus. „Bist du sicher, dass es bei mir richtig ist?“, fragte er zögerlich. „Ja, ich bin sicher, dass du es gut einsetzen wirst.“ Hiroto wusste nicht, was er sagen sollte. „Willst du es vielleicht gleich ausprobieren?“, fragte Yumi. Er nickte sofort aufgeregt und legte sich das Medaillon um den Hals. „Nicht weit von hier gibt es eine große Lichtung, die uns als Trainingsplatz dienen kann.“
Sie riefen die Familie zusammen und begaben sich auf den Weg zu der genannten Lichtung. „Wie genau kann ich die Rüstung eigentlich erscheinen lassen?“ Hiroto drehte den Ring an seinem Finger nachdenklich hin und her. „Die Macht des Rings kann einerseits durch deinen Willen entfacht werde, dafür ist jedoch hartes Training nötig. Die Rüstung kann jedoch auch aufgrund eines starken Emotionswechsels erscheinen. Zum Beispiel Zorn oder Angst wären mögliche Auslöser.“, erklärte Yumi. „Also ist gestern, als ich Reika gegenüberstand, die Rüstung aufgrund meiner starken Emotionen erschienen? Das erklärt so einiges“, murmelte Hiroto. Yumi nickte und schob ein paar Äste aus ihrem Weg. „Ja, doch es ist bloß den Nachfahren der damals auserwählten Dämonen erlaubt solch eine Rüstung zu tragen. Du kannst stolz sagen, dass du einer von ihnen bist.“ Yumi war die Erste, die auf die Lichtung trat und präsentierte ihren Freunden die Aussicht mit weit ausgestreckten Armen. „Und nun, lasst das Training beginnen!“ Die anderen stimmten ihr motiviert zu.
Unter der strengen Führung Yumis führte Hiroto verschieden Kraft und Ausdauerübungen durch. Er spürte deutlich, wie das Medaillon sich auf seine körperlichen Grenzen auswirkte. Er kam nicht mehr so schnell außer Atem und es fiel ihm leichter einzuschätzen, wie viel Kraft er auf einmal einsetzen konnte. Er trug es unter seinem Hemd, damit es ihn bei seinen Übungen nicht störte. Auch Sajo, Kumiko und Akemi arbeiteten ihre Techniken weiter aus. Während sie alle hart trainierten, saß Aimi auf einem umgefallenen Baumstamm und sah ihnen dabei zu. Zwischendurch gab sie begeisterte Anfeurungsrufe von sich und brachte ihren Freunden etwas zu trinken, wenn sie es brauchten. Sie war froh, dass Hiroto endlich eine Begeisterung für etwas gefunden hatte. Schon zu Beginn ihrer Freundschaft war ihr klar geworden, dass Hiroto nicht wirklich offen für neue Dinge war. Während seine Mitschüler verschiedene Clubs ausprobiert oder in ihrer Freizeit etwas unternommen hatten, hatte Hiroto immer abgelehnt mitzukommen. Er war nach der Schule strikt nach Hause zu seiner Mutter gegangen. Die einzigen Ausnahmen waren, wenn er sich mit Aimi getroffen hatte. Doch nun konnte die Blonde deutlich sehen, dass er sich wirklich anstrengte und es nicht einfach über sich ergehen ließ. Seine Augen funkelten regelrecht vor Begeisterung. Er hatte seinen Platz gefunden und der lag in der Shinigi-Familie. Aimi senkte ihren Blick. Sie hatte keine besonderen Fähigkeiten, mit denen sie irgendwelche Dämonen in die Knie zwingen konnte. Sie bezweifelte, dass sie irgendjemandem mit komplizierten Matheaufgaben ernsthaften Schaden zufügen konnte. Sie seufzte tief auf und blickte in den Himmel. Sie hoffte, sie konnte trotzdem an Hirotos Seite bleiben.
Stunden vergingen und als der Tag sich dem Ende neigte, lag Hiroto erschöpft und nach Luft schnappend auf dem Rücken im Gras. Yumi schüttelte lachend den Kopf. „Dabei waren das bloß die einfachen Übungen.“ „Was?!“, rief Hiroto entsetzt und brachte damit alle zum Lachen. „Ich denke, das reicht für heute. Lass uns aber noch ausprobieren, wie weit du deine Rüstung herbeirufen kannst“, sagte Yumi und half ihm auf die Beine. „Ok und wie genau tue ich das?“, fragte Hiroto. „Wenn du deine Rüstung erscheinen lassen willst, musst du dir vorstellen, wie sie auf deinem Arm erscheint. Verstanden? Versuch es mal.“ Hiroto schloss seine Augen und versuchte sich auf das Bild der Rüstung zu konzentrieren. Er spürte wieder ein Kribbeln und wie sich der Ring erwärmte. Wieder flackerte die rote Flamme vor ihm auf, doch diesmal wusste Hiroto, dass er sie sich nicht einbildete. Das Licht, das von ihr ausging, versetzte ihn in eine Art Trance. Er streckte langsam seinen Arm aus und trat einen Schritt auf die Flamme zu. Sie tanzte aufgeregt um seine Finger und hieß seinen gesamten Arm bis über seine Schulter hinaus willkommen. Als Hiroto aber weiter in das Feuer eindringen wollte, durchzuckte ihn ein stechender Schmerz. Noch nicht, flüsterte wieder die mysteriöse Stimme, die auch beim Kampf gegen Reika mit ihm gesprochen hatte. Hiroto zog sich wieder so weit zurück, bis es nicht mehr schmerzte und verharrte in dieser Position. Als Hiroto seine Augen öffnete, sah er noch, wie das rote Licht erlosch und stellte erstaunt fest, dass sein Arm noch mehr bedeckt war, als noch vor einem Tag. Das Training zeigte offenbar jetzt schon seine Wirkung. „Sehr gut, Hiroto. Ich wusste, dass du es schaffst!“, sagte Yumi stolz. „Super, Hiroto!“, rief Aimi beeindruckt und auch Sajo und Kumiko blickten ihn anerkennend an. Hiroto kratzte sich verlegen am Hinterkopf und lachte leicht. Er konnte die Rüstung jedoch nicht länger halten und sie löste sich langsam wieder auf. „Gut. Ich schlage vor wir gehen alle nach Hause und ruhen uns ein wenig aus. Morgen führen wir das Training fort.“ Alle nickten und verabschiedeten sich von Hiroto und Aimi.
Hiroto und Aimi folgten dem Pfad bis zum Rand des Waldes. Während sie gingen, hielt Aimi sich an Hirotos rechtem Arm fest und drückte sich an ihn. Sie unterhielten sich über den Tag und welche Erfolge sie heute erreicht hatten. Dabei bemerkten sie nicht, wie eine dunkle Gestalt über ihnen kreiste. Reika wusste, dass sie schnell und geschickt sein musste. Sie durfte Hiroto keine Chance geben seine Demons Force Rüstung zu benutzen. Von der Angst vor der Strafe ihres Meisters angetrieben, schoss Reika aus den Wolken und auf die Freunde zu. Sie streckte ihre Arme aus, packte Aimi und verschwand in hohem Bogen wieder in den Wolken. Das letzte was man hörte, war Aimis spitzer Schrei. Hiroto blickte erstarrt in die Richtung, in die Reika mit seiner besten Freundin verschwunden war. Endlich regte er sich und rannte los. „Aimi!“, schrie er und versuchte die Richtung nicht aus den Augen zu verlieren, was ihm letztendlich jedoch nicht gelang. Schweratmend blieb er stehen und blickte um sich. „Verdammt!“ Er drehte sich wieder um und rannte zurück zu Yumis Haus.
Dort angekommen hämmerte er wild gegen die Tür, bis sie endlich geöffnet wurde. Yumi hatte bloß ein lockeres Top und ihre Unterwäsche an, doch dies war Hiroto im Moment egal. „Sie hat Aimi geholt! Wir…wir müssen ihr helfen! Wir-“ Er konnte keinen
klaren Gedanken fassen und trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen, bis Yumi ihn an seinen Schultern packte und zum Stillstehen brachte. „Hiroto! Jetzt beruhige dich doch, was ist passiert? Wer hat wen geholt?“ Hiroto atmete einmal tief durch. „Aimi und ich waren auf dem Heimweg, als plötzlich Reika wie aus dem Nichts erschienen ist und….sie hat Aimi einfach mit in den Himmel gerissen. Ich habe versucht, sie zu verfolgen, aber ich habe sie verloren.“ Yumis Miene verfinsterte sich. „Ich verstehe. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Komm rein.“ Yumi rief die Familie ins Konferenzzimmer. Als Yumi die Situation erklärt hatte, waren alle bereit für Aimis Rettung zu kämpfen. „Hey, Hiroto, was ist das?“, sagte Kumiko verwundert und zog einen kleinen Zettel von seinem Rücken ab. „Huh? Keine Ahnung, das habe ich gar nicht bemerkt.“ Kumiko reichte den Zettel an Yumi, die ihn sofort mit kritischem Blick durchlas. Als sie fertig war, zerknüllte sie die Nachricht wütend. „Sie wollen einen Handel vorschlagen. Die Demons Force Rüstung gegen Aimi. Sie erwarten uns morgen Abend beim alten Kloster.“ Hirotos Augen weiteten sich. „Was?! Aber das geht nicht. Wir dürfen ihnen den Ring nicht überlassen! Aber….wir können Aimi auch nicht bei ihnen lassen. Was, wenn sie ihr wehtun?!“ Hiroto wusste nicht, was er tun sollte. Er war mit der Situation völlig überfordert und raufte sich verzweifelt seine Haare. „Wir tun es. Wir geben ihnen den Ring.“ Alle sahen Yumi geschockt an. „Was redest du da?!“, fragte Sajo entsetzt. „Keine Sorge“, lächelte Yumi. „Ich habe einen Plan.“