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Hormonelle Verhütung

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Historisch und heute

In Westdeutschland kam die erste Antibabypille 1961 auf den Markt und in der DDR Mitte der 1960er-Jahre. Die Einführung der Pille fiel damit zusammen mit den Protest- und Frauenbewegungen der 1960er-Jahre und trug im Alltag vieler Frauen der Industriestaaten zu einer größeren sexuellen Unabhängigkeit und Selbstbestimmung bei. Allerdings hatte dieser Teil der Emanzipation schon lange vorher in verschiedenen Gesellschaftsbereichen begonnen, so dass die Grundlagen für einen schnellen Erfolg der Pille bereits gelegt waren. Ein starker Anstieg etwa bei der Häufigkeit des Wechsels von Sexualpartnern hatte in Westeuropa und den USA in den 1950er-Jahren eingesetzt. Auch das Verbot von vorehelichem Sex war im Alltag der Menschen bereits relativ weit zurückgedrängt, was neben einer liberaler werdenden Gesellschaft maßgeblich auch mit der medizinischen Eindämmung der sexuell übertragbaren Krankheit Syphilis Anfang der 1950er-Jahre zusammenhing. Im Zuge der 1968er-Bewegung öffneten sich Moralvorstellungen in der Breite der jungen Bevölkerung weiter und unterstützten die Entwicklung hin zur sexuellen Freiheit.(3)

Entwicklungsgeschichte hormoneller Verhütung

Schwangerschaftsverhütung wurde ungefähr erst Anfang des 20. Jahrhunderts zum Thema in der wissenschaftlichen Medizin.(4) Die Grundlagen für die Gabe von Hormonen zum Zweck der Verhütung hatte wesentlich der österreichische Wissenschaftler Ludwig Haberland gelegt, der 1919 vorschlug, mit Hormonen direkt in den weiblichen Körper einzugreifen. Als einem der ersten Chemiker gelang es dem deutschen Wissenschaftler Adolf Gutenand in einem nächsten Schritt in den 1920er- und 1930er-Jahren, Sexualhormone zu isolieren und die Molekularstruktur jener Hormone aufzuschlüsseln. Er erhielt 1939 den Chemie-Nobelpreis für seine Arbeiten. Auch andere Wissenschaftler wie Walter Hohlweg und Hans Herloff Inhoffen leisteten wichtige Beiträge zur ersten Herstellung künstlicher Hormone bzw. Östrogene. Es folgten Wissenschaftler weltweit, die in diesem Bereich forschten. In der Zeit gelang etwa auch die Isolierung hormonartiger Substanzen aus Pflanzen – etwa aus der Yamswurzel. Dem Chemiker Russel Marker und seinem Mitarbeiter Carl Djerassi gelang es zudem, ein weibliches Sexualhormon herzustellen, das oral eingenommen werden konnte. Dieses wurde später zum Hauptbestandteil der ersten hormonellen Verhütungspillen.(5)

Die US-amerikanische Krankenschwester Margret Sanger eröffnete zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Klinik für die Empfängnisverhütung zum Zweck der Geburtenkontrolle in New York City. Nach anfänglichen juristischen Auseinandersetzungen konnte sie sich etablieren und gab gemeinsam mit Katherine McCormick in den 1950er-Jahren beim Biologen Gregory Pincus die Entwicklung einer Antibabypille in Auftrag. Die Motive sowohl der Auftraggeberinnen, als auch von Herrn Pincus selbst, waren aus heutiger Sicht nicht nur positiv im Sinne der Armutsbekämpfung und dem Wohl von Frauen zu bewerten. Es ging ihnen wesentlich darum, Schwangerschaften von ungebildeten und armen Frauen zu verhindern, um die „Qualität“ des Bevölkerungsdurchschnitts zu heben. Sie hatten also eine klar sozialdarwinistische Zielsetzung.(5,6)

Die moderne Pille entsteht

1957 kam das erste von Pincus entwickelte hormonelle Verhütungspräparat (Enovid) auf den US-amerikanischen Markt und kurz darauf folgte die Einführung eines ähnlichen Mittels namens Anovlar auf dem westdeutschen Markt, entwickelt von der Firma Schering. Damals löste die Einführung „der Pille“ in Deutschland gesellschaftliche Kontroversen aus – aber weniger aus gesundheitlichen Gründen, als mehr aufgrund konservativ-moralischer Vorstellungen gegen die sexuelle Freiheit von Frauen. Daher wurde das Mittel zunächst mit dem Zusatz „Mittel zur Behebung von Menstruationsstörungen“ vertrieben. 1960 wurde die Pille in Westdeutschland offiziell als Verhütungsmittel zugelassen und erfuhr vor allem in den 1970er-Jahren eine rasche Verbreitung.(5,20) Ab 1965 wurde auch in der DDR ein vergleichbares Produkt (Ovosiston) eingeführt.

Die Antibabypille galt für viele Menschen seit den 1968er-Jahren als ein Symbol für die Selbstbestimmung und die Freiheit der Frau. Dies trug viel zum Mythos der Hormonverhütung als ein Mittel der Emanzipation bei. Kritik erfolgte allerdings seit Mitte der 1970er-Jahre durch Vertreterinnen der Frauenbewegung, vor allem auch wegen der Nebenwirkungen.

Die starke Verbreitung hormoneller Verhütungsmittel bei Frauen im gebärfähigen Alter beschränkt sich heute überwiegend auf die reichen, vor allem westlichen Industrieländer in Form von Antibabypillen und auf einige sehr arme Länder in Form von Spritzen oder Implantaten.

Statistiken...

Die regionale Begrenztheit der Pille hängt vor allem mit den vergleichsweise hohen Kosten zusammen. Die weltweit am weitesten verbreitete Verhütungsmethode ist die Sterilisation mit 19,2 % aller Frauen im gebärfähigen Alter. Danach folgen hormonelle Verhütungsmethoden zusammengenommen mit 14,1 % (Pille, Injektion, Implantat). Die Kupferspirale kommt etwa gleichauf auf 13,7 % und das Kondom auf einen Anteil von etwa 7,7 Prozent.(7)

Die Frauen, die in Westeuropa verhüten, verhüten zu 39 % mit hormonellen Mitteln und in Deutschland sind es laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ca. 7 Mio. Frauen. Dies entspricht etwa einem Drittel der 20 Mio. Frauen im gebärfähigen Alter (8 nach Wiegratz et al., 2011). Entsprechend einer etwas älteren Befragung von 2007 betrug der Anteil etwas über die Hälfte aller Frauen zwischen 20 und 44 Jahren.(9) In anderen Quellen, wie in den Zahlen der WHO, wird für Deutschland von einem Anteil von etwa 38,5 % der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren in festen Beziehungen ausgegangen, die hormonell Verhüten.(7) Bei 19-jährigen Frauen sind es nach Zahlen der Barmer- und der Techniker Krankenkasse sogar zwischen 60 und 70 Prozent. 8,62 Man kann festhalten, dass trotz dieser etwas unterschiedlichen Zahlen ein großer Teil der erwachsenen Frauen in Deutschland mit der Pille oder anderen hormonellen Methoden verhütet.

In Europa sind derlei Mittel mit 22,5 % der Frauen im gebärfähigen Alter und in festen Beziehungen etwas weniger verbreitet.(7) In Afrika sticht Kenia mit 47 % hormoneller Verhütung unter allen verhütenden Frauen hervor. In dem westafrikanischen Land ist – wie in vielen anderen armen Ländern auch – insbesondere die nebenwirkungsreiche Hormon-Injektion verbreitet. In Japan wurde die Antibabypille erst 1999 erlaubt. Hier ist die Pille kaum, das Kondom aber mit 46,1 % mit Abstand am weitesten verbreitet.(7) In Asien finden insgesamt sehr häufig die Kupferspirale und die Sterilisation Anwendung. Der Siegeszug hormoneller Verhütung fand weltweit betrachtet also nicht überall statt und sie ist nicht überall so weit verbreitet, wie in Deutschland und Westeuropa.

Verhütungssicherheit

Relevant zu erwähnen zu Beginn dieses Buches ist, dass für die Vergleichbarkeit der Sicherheit von Verhütungsmitteln der sogenannte Pearl-Index dient. Als sicher gelten Methoden, die hohe Werte, deutlich über 90 Punkte auf diesem Index haben. Er gibt an, wie viele von 100 Frauen durchschnittlich innerhalb eines Jahres trotz Anwendung einer Verhütungsmethode schwanger werden. Der Pearl-Index berücksichtigt auch, dass die statistische Wahrscheinlichkeit der Befruchtung einer Frau im gebärfähigen Alter bei einem Mal ungeschütztem Sex nicht 100 % beträgt. Je nach Untersuchung zur Zuverlässigkeit von Verhütungsmitteln kann es abweichende Angaben des Pearl-Indexes für einzelne Methoden geben, je nachdem, welche Kriterien für die Bewertung angelegt werden.

Varianten hormoneller Verhütungsmittel - Natürliche und künstliche Hormone

Generell haben Geschlechtshormone im menschlichen Körper sehr viele Funktionen. Zu diesen Hormonen zählen natürlicherweise eine Reihe unterschiedlicher Östrogene und Gestagene, die sich chemisch etwas voneinander unterscheiden. Östrogene, Gestagene, aber auch das männliche Geschlechtshormon Testosteron erfüllen unterschiedliche Zwecke, sei es für das Nervensystem, den Stoffwechsel, die Haut, den Knochenbau – aber auch für die Emotionen. Zum Teil gleichen sich die Hormone gegenseitig aus oder haben gegenläufige Einflüsse auf Körper und Gemütsverfassung. Jeder Eingriff in dieses natürliche, fein austarierte System von Hormonen, bewirkt zunächst einmal eine mehr oder weniger starke Veränderung.

Das Funktionsprinzip der meisten hormonbasierten, oral aufgenommenen Verhütungsmittel („Pille“), basiert auf dem Zusammenspiel der künstlich hergestellten Hormongruppen von Östrogenen und Gestagenen. Dem weiblichen Körper wird durch die Zuführung dieser Hormone vorgegaukelt, er sei schwanger, so dass eine tatsächliche Schwangerschaft nicht erfolgen kann. Die meisten hormonellen Verhütungsmittel sorgen dafür, dass keine Eizellen heranreifen können und so keine Befruchtung stattfinden kann. Die künstlichen Östrogene unterdrücken in den Präparaten den Eisprung und haben eine stabilisierende Wirkung auf die Regelmäßigkeit des Zyklus sowie den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gestagene und wird auch Gelbkörperhormon genannt. Das Hormon in seinen zahlreichen künstlich hergestellten Varianten verhindert durch den Einsatz in der Pille auch den Einsprung, verändert die Viskosität des Vaginalschleims (Zervixschleim) und verhindert dadurch, dass Spermien während des Eisprungs die Eizelle erreichen können. Gestagene werden klassischerweise als wesentliche verhütende Hormone in Antibabypillen eingesetzt. Solche künstlichen Gestagene, wie beispielsweise Levonorgestrel, ersetzen zwar das natürliche Progesteron, haben aber nicht dieselben Eigenschaften wie vom Körper selber produzierte Hormone, die wiederum bei allen Frauen etwas unterschiedlich sind. Auch „Östrogen“ ist nur der Oberbegriff für verschiedene weibliche Geschlechtshormone, zu denen etwa „Estron“ und „Estradiol“ gehören.(2)

Die regelmäßigen Blutungen, die viele Frauen während der Pilleneinnahme haben, sind künstlich durch die Nichteinnahme von Hormonpräparaten an sieben Tagen herbeigeführt (nach 21 Tagen der Einnahme) Sie werden „Abbruchblutung“ oder auch „Hormonentzugsblutung“ genannt.

Pillengenerationen und Hormone

Hormonell wirksame Verhütungspillen werden im Allgemeinen in vier Generationen unterteilt, wobei heute die 2. bis 4. Generation auf dem Markt sind. Der Begriff 1. Generation bezieht sich auf die Hormonpillen der 1960er-Jahre mit vergleichsweise hohen Hormondosen. Bereits seit den 1970er-Jahren schritt die Entwicklung neuer künstlicher Hormone und Hormon-Kombinationen voran, vordergründig zu dem Zweck, die Verträglichkeit zu erhöhen und die negativen Nebenwirkungen zu verringern. Tatsächlich geht es den Pharmaunternehmen aber offenbar auch darum, ihre Absätze durch Zusatzfunktionen zu erhöhen, wie etwa „schönes Haar“, „reine Gesichtshaut“ und ähnliche kosmetische Nebenwirkungen. Hormonelle Verhütungsmittel der 3. und 4. Generation werden derzeit sehr viel häufiger verschrieben, als Präparate der 2. Generation (8 S. 5). Unter allen hormonellen Verhütungsmitteln sind die sogenannten Kombinationspillen mit Östrogen- und Gestagen-Bestandteilen am weitesten verbreitet. Sie sollen die natürlicherweise vom Körper produzierten Hormone Östrogen und Progesteron nachbilden. Aber auch rein gestagenbasierte Pillen sind zunehmend stark verbreitet und stellen ebenso wirkungsvolle Verhütungsmittel dar.

Menschen sind bekanntlich sehr unterschiedlich, was auch für ihre körperlichen Voraussetzungen und Eigenheiten gilt. Zum einen ist dies relevant für die Frage, wie wirksam ein hormonelles Verhütungsmedikament ist und zum anderen dafür, welche Nebenwirkungen in welchem Ausmaß auftreten. Übergewicht kann zum Beispiel die Wirksamkeit von hormoneller Verhütung herabsetzen, da sich Medikamente im Fettgewebe ablagern können, ohne ihre Wirkung im Körper zu entfalten. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer bekannter und unbekannter Faktoren und organischer Funktionen, welche Wirkung und Aufnahme der künstlichen Hormone individuell unterschiedlich effektiv machen.(14) Die Auswirkungen künstlicher Hormone können im Vorwege nicht genau abgesehen werden.

Die Bandbreite hormoneller Verhütungsmittel

Es gibt eine breite Palette von Gestagenen, die synthetisch hergestellt und dann Verhütungsmitteln zugegeben werden. Für jeden Lebensabschnitt und für jeden Typus für Frau gibt es angeblich die perfekten künstlichen Hormone. Die Pharmaindustrie stellt mit ihrer Produktpalette sicher, dass es Präparate mit allen möglichen Hormon-Zusammensetzungen und in unterschiedlichen Verabreichungsformen gibt. Wenn Frauen einzelne Hormonpillen nicht vertragen, wird ihnen von Gynäkologen meist nahe gelegt, andere Präparate, Hormonspiralen (PR-Name: „Hormonschirmchen“), Hormonringe oder Hormon-Implantate einsetzen zu lassen. Auch Hormonpflaster sind eine solche „Alternative“. Sie geben die Hormone über die Haut ab und müssen alle Paar Wochen gewechselt werden. Die hohen Hormondosen erzeugen jedoch viele Nebenwirkungen, zum Teil deutlich stärkere als bei oral aufgenommenen Pillen. Der sogenannte NuvaRing ist ein Silikonring mit künstlichen Hormonen, der in die Vagina eingeführt wird. Die Wirkstoffe des Rings sind eine Kombination aus Östrogen und Gestagen (Ethinylestradiol und Etonogestrel). Der Ring wird alle drei Wochen neu einsetzt, dann folgt eine einwöchige Pause. 25 % der Frauen und 29 % der Männer spüren den Ring während des vaginalen Sexes ein Wenig.(10) Ähnlich funktioniert das Hormon-Implantat. Es handelt sich um ein etwa vier Zentimeter langes Silikonröhrchen, das in den Oberarm unter der Haut eingesetzt wird. Durch die ständige Abgabe von Hormonen in die Blutbahn verhindert es den Eisprung. Nur wenige Frauen haben bei Einsatz des Implantats keine starken Nebenwirkungen und für viele ist es auch ein überaus unangenehmer Gedanke, einen fühlbaren Gegenstand über einen langen Zeitraum von drei Jahren im Arm stecken zu haben.

Die Pillen

Am weitesten verbreitet sind unter hormonellen Verhütungsmitteln mit Abstand oral aufgenommene Präparate, also klassische Pillen.(11) Die folgende Tabelle soll einen Überblick über alle verfügbaren hormonellen Verhütungsmittel geben. Es werden häufig unterschiedliche Bezeichnungen, teilweise für ein und dasselbe Präparat verwendet, was verwirrend sein kann. Die Zusammenstellung soll auch Ordnung in den Wildwuchs dieser Bezeichnungen bringen.

Name: Mikropille / KombiPille / Einphasen-Pille

Wirkstoffe: Östrogen meist Ethinylestradiol oder Estradiol / Gestagen: verschiedene künstliche Gestagene

Anmerkungen: Orale Aufnahme / Synonym für alle „Pillen“ mit Gestagenen und Östrogenen. Über 90 % der in Deutschland verschriebenen hormonellen Verhütungsmittel

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes bis stark erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Pille 2. Generation / (Mikro-/ Kombipille)

Wirkstoffe: Östrogen und Gestagen: Levonorgestrel oder Norethisterone

Anmerkungen: Orale Aufnahme / Handelsnamen u.a.: Leios, Miranova, Microgynon

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen. Erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Pille 3. Generation (Mikro-/ Kombipille)

Wirkstoffe: Östrogen und Gestagen: Desogestrel oder Gestoden

Anmerkungen: Orale Aufnahme / Handelsnamen u.a.: Lovelle, Marvelon, Desmin, Lamuna

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Pille 4. Generation / (Mikro-/ Kombipille)

Wirkstoffe: Östrogen und Gestagen: Drospirenon

Anmerkungen: Orale Aufnahme / Handelsnamen u.a.: Petibelle, Yasmin, Aida, Yasminelle, Yaz

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Minipille

Wirkstoffe: Enthält in der Regel ausschließlich Gestagene: Levonorgestrel oder Desogestrel

Anmerkungen: Orale Aufnahme / Muss immer zum gleichen Zeitpunkt am Tag eingenommen werden / Wird ohne Einnahmepause eingenommen. Etwas weniger sicher als Mikropillen / Handelsnamen u.a.: 28 mini, Microlut, Mikro 30, Cerazette

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Teilweise erhöhtes, teilweise stark erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Zwei- Drei- und Vierstufenpräparate

Wirkstoffe: Verschiedene Gestagen- und Östrogen-Kombinationen

Anmerkungen: Orale Aufnahme / Unterschiedliche Dosierungen von Hormonen im Laufe des Zyklus / Sollen den natürlichen Hormonhaushalt der Frau besser imitieren / Handelsnamen u.a.: Qlaira; Neo Eunomin, Biviol

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Antiandrogen wirksame Pillen

Wirkstoffe: Gestagen: Cyproteronacetat / Östrogen: Ethinylestradiol

Anmerkungen: Orale Aufnahme / Sind in Deutschland nicht zugelassen für die Verhütung: Werden gegen Akne, Knotenbildung, zu starke Körperbehaarung verschrieben / Handelsnamen u.a.: Attempta, Diane 35, Bella, Juliette

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Östrogenfreier Ovulationshemmer

Wirkstoffe: Kein Östrogen / Gestagen meist Desogestrel

Anmerkungen: Unterschiedliche Formen der Aufnahme / Setzt die Menstruation komplett aus (keine Blutungen) / Handelsnamen u.a.: Cerazette

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Dreimonatsspritze (Depotpräparat)

Wirkstoffe: Gstagen: MPA / NET (Medroxyprogesteronacetat, Norethisteronenantat)

Anmerkungen: Wird gespritzt / Handelsnamen u.a.: Depo-Clinovir, Sayana

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Hormonspirale (Hormon-Intrauterinpessar)

Wirkstoffe: Gestagen: Levonorgestrel

Anmerkungen: Wird etwa übergewichtigen Frauen verschrieben / Handelsnamen: Mirena, Jaydess, Kyleena

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Hohes Depressionsrisiko / Blutungsstörungen bei bis zu 20 % der Frauen / Erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Vaginalring

Wirkstoffe: Östrogen: Ethinylestradiol / Gestagen: Etonogestrel

Anmerkungen: Wird von der Frau selbst in Vagina eingeführt / Bleibt drei Wochen im Körper, dann eine Woche Pause / Handelsname u.a.: Nuva-Ring

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen und unklare Risiken / Stark erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Implantat / „Hormonstäbchen“ (Depotpräparat)

Wirkstoffe: Kein Östrogen / Gestagen: Etonogestrel

Anmerkungen: Wird in den Arm implantiert / Verbleibt je nach Implantat 4-6 Jahre im Körper / Handelsnamen u.a.: Jadelle, Implanon NTX, Nexplanon, Sino Implant II

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Z.T. um 30 % verlängerte Blutungen in den ersten 3 Monaten / Z.T. zu 50 % seltene Blutungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko

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Name: Verhütungspflaster / Transdermales Kontrazeptivum

Wirkstoffe: Gestagen: Norelgestromin oder Gestoden / Östrogen: Ethinylestradiol

Anmerkungen: Wird auf Haut aufgeklebt / Handelsnamen u.a.: Evra, Apleek, Lisvy

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko

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Name: „Pille danach“ / Hormonelle Notfallkontrazeption

Wirkstoffe: Kein Östrogen / Gestagen: Levonorgestrel oder Ulipristalacetat

Anmerkungen: Orale Aufnahme / Handelsnamen u.a.: Pidana, Levogynon, Ellaone

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko

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Eigene Tabelle – Quellen: 9,12,13,14,15,19

2011 waren 75 unterschiedliche hormonelle Verhütungsmittel auf dem Markt in Deutschland.(20) Pharma-Fürsprecher wie der Mediziner Johannes Bitzer schwärmen für das „breit gefächerte Spektrum an Substanzen und Präparaten“, das für jede Patientin die richtige Wirkstoffkombination ermögliche. Der Arzt müsse die Frau lediglich richtig einschätzen und medizinisch beurteilen.(14)

Die Verbreitung einzelner Hormonpräparate

Momentan sind am weitesten verbreitet sogenannte Kombinations- bzw. Einphasenpillen(16), danach folgen der Verhütungsring und eine desogestrelbasierte Minipille. Bei älteren Frauen über 30 Jahren werden stärker gestagenbasierte Mittel verschrieben.

Zwei- und Dreiphasenpillen haben unterschiedliche Hormonkonzentrationen von Gestagen und Östrogen in den unterschiedlichen Phasen des Menstruationszyklus und sollen damit stärker dem natürlichen Zyklus der Frau ähneln. Angeblich sollen diese Mittel laut Pharmaindustrie geringere Auswirkungen auf den Organismus haben, aber laut Verpackungsbeilage haben sie in etwa die gleichen Nebenwirkungen. Bei der Zweistufen-Verhütungspille „Yaz“ zum Beispiel ist der Blick auf das Medikamenten-Bewertungsportal Sanego aufschlussreich. Es zeigt eine Verträglichkeit von 5,1 von 10 Punkten, wird von den Konsumentinnen also als wenig verträglich empfunden.(17)

Mehrstufenpräparate haben sich bisher nicht durchgesetzt, was etwa auch an der komplizierteren Einnahme liegt. Nimmt die Frau die Pille für den falschen Tag, nimmt sie die falsche Dosis von Hormonen zu sich.

Geographisch betrachtet, wird hormonelle Verhütung verhältnismäßig besonders oft in den ostdeutschen Bundesländern (außer in Sachsen) sowie in Teilen von Bayern und Schleswig-Holstein verschrieben. In Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München, sind die Raten bei der Verordnung verhältnismäßig deutlich geringer.(20)

Die verschiedenen künstlichen Hormone

Die folgende Tabelle fasst zusammen, welche künstlichen Hormone in den marktüblichen Hormonmitteln zurzeit verfügbar sind. Diese Informationen sind vor allem wichtig, da die künstlichen Hormone sehr unterschiedliche Auswirkungen auf Körper und Geist haben.

Hormon: Chlormadinon (Gestagen)

Anmerkungen: Wird vor allem bei fettiger Haut und Akne eingesetzt / Handelsnamen u.a.: Balanca, Belara, Chantal, Chariva, Esticia, Lilia, Madinette, Minette Hexal, Neo Eunomin, Pink Luna

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Vermutlich stark erhöhtes Thromboserisiko (erste Hinweise: ca. 12,5 – 36 Fälle pro 10.000 Frauen und Jahr) / Wenig Studien und Informationen verfügbar

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Hormon: Cyproteronacetat (Gestagen)

Anmerkungen: Neueres Gestagen

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko

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Hormon: Desogestrel (Gestagen)

Anmerkungen: Neueres Getragen / Handelsnamen u.a.: Desmin, Jubrele, Lamuna, Lovelle, Cerazette

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Anfängliche Blutungen und „Spottings“ / Stark erhöhtes Thromboserisiko (9-12 Fälle pro Jahr)

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Hormon: Dienogest (Gestagen)

Anmerkungen: Älteres Gestagen (1979) / Handelsnamen u.a.: Maxim, Velafee, Dienovel, Valette

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Vermutlich stark erhöhtes Thromboserisiko / Wenig Studien und Informationen verfügbar

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Hormon: Drospirenon (Gestagen)

Anmerkungen: 3. und 4. Pillengeneration / Handelsnamen u.a.: Petibelle, Yasmin, Yasminelle, YAZ

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko (9-12 Fälle pro Jahr) / Bekannt durch Todesfälle bei „Yasmin“ u.a.

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Hormon: Estradiol (Östrogen) / Ethinylestradiol (Östrogen)

Anmerkungen: Standard-Östrogen für die meisten „Pillen“ / Handelsnamen u.a.: Aida, Asumate, Balanca, Belara, Bellissima, Diane, Eve, Evra, Lovelle, Maxim, MonoStep, Neo Eunomin, NuvaRing, Petibelle, Valette, Yasmin, Yasminelle, Zoely, Yaz / Handelsname u.a.: Yasminelle

Nebenwirkungen: Sehr viele negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko

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Hormon: Etonogestrel (Gestagen)

Anmerkungen: Neueres Getragen der 3. Generation

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko (6-12 Fälle pro Jahr)

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Hormon: Gestoden (Gestagen)

Anmerkungen: Neueres Getragen der 3. Generation / Handelsnamen u.a.: Femovan, Minulet

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko (9-12 Fälle pro Jahr) / Risiken nicht abschließend bewertbar

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Hormon: Lovonorgestrel (Gestagen)

Anmerkungen: Getragen der 2. Generation / Handelsnamen u.a.: Jadelle / Norplant II ( Implantat, ohne Östrogenanteil)

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko (5-7 Fälle pro Jahr)

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Hormon: Mestranol (Östrogen)

Anmerkungen: Östrogen

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko

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Hormon: Nomegestrol (Gestagen)

Anmerkungen: Älteres Gestagen (1975) / Handelsname u.a.: „Zoely“ (wurde in den USA aufgrund von Nomegestrol nicht zugelassen)

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Vermutlich stark erhöhtes Thromboserisiko / Wenige Studien und Informationen verfügbar

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Hormon: Norelgestromin (Gestagen)

Anmerkungen: Neueres Getragen (2002) / Einsatz in Hormonpflastern

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko (6-12 Fälle pro Jahr)

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Hormon: Norethisteron (Gestagen)

Anmerkungen: Älteres Getragen der 1. Generation / Handelsnamen u.a.: Activelle, Clionara, Cliovelle, Estalis, Estracomb, Estragest, Sequidot, Conceplan M

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko (5-7 Fälle pro Jahr)

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Hormon: Norgestimat (Gestagen)

Anmerkungen: Getragen der 3. Generation / Ist ein Prohormon, wird im Körper in Levonorgestrel umgewandelt

Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko (5-7 Fälle pro Jahr)

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Eigene Tabelle – Quellen: 9,12,14,18,19,20

Die Tabelle zeigt, dass Pharma-Innovationen vor allem im Bereich künstlich hergestellter Gestagene stattfinden. Unter den derzeit am häufigsten verschriebenen Präparaten finden sich überwiegend Pillen mit sogenannten neuartigen Gestagenen, die eine stärker erhöhte Thrombosegefahr gegenüber älteren Präparaten mit sich bringen.(20)

Hormonelle Verhütung in der Kritik

Im Pillenreport der Techniker Krankenkasse wurde gezeigt, dass 2014 mit Abstand am häufigsten die Hormonpille Maxim mit dem künstlichen Hormon Dienogest, und danach die Pille Lamuna mit Desogestrel verschrieben wurden. Unter den 20 meistverschriebenen Präparaten befanden sich 13 mit fragwürdigen oder gefährlichen Hormonen in Bezug auf das Thromboserisiko der 3. und 4. Generation – und lediglich sieben der 2. Generation mit dem etwas weniger gefährlichen Levonorgestrel. Laut AOK Bundesverband gehen die Verordnungen mit den neueren und gefährlicheren Präparaten (abgesehen von Dienogest 1) aber seit Jahren wieder zurück – von 72% 2009 auf 54% im Jahr 2019. Sie betragen damit aber noch über die Hälfte aller Verschreibungen hormoneller Verhütungsmittel und der Trend habe sich stark verlangsamt. Der Anteil der Pillen-Verordnungen bei der AOK sank von 46% bei den jungen versicherten Frauen zwischen bis 20 bzw. 22 Jahren im Jahr 2010 auf 31% im Jahr 2019. Man führt das auf ein höheres Bewusstsein bezüglich der Nebenwirkungen zurück.(21) Dieser Trend war auch in der Schweiz ähnlich zu beobachten. Hier sank der Anteil der hormonell verhütenden Frauen von 52% im Jahr 1992 auf 33% im Jahr 2017.(22)

Neben der Gabe von künstlichen Hormonen zum Zweck der Verhütung spielen Hormonpräparate auch für Frauen in der Menopause eine Rolle, also zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden. Wurden solche Mittel vor einigen Jahren noch bei 30 % bis 40 % der über 45 Jahre alten Frauen dauerhaft verordnet, sind inzwischen erhebliche gesundheitliche Risiken bekannt (Herzinfarkt, Brustkrebs, Schlaganfälle), weshalb die Verschreibung solcher Medikamente deutlich zurückgegangen ist.(20) Viele Schulmediziner beharren aber den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz auf der Harmlosigkeit von Hormonpräparaten für Frauen in ihren Wechseljahren.(23)

Diese Auseinandersetzung über hormonelle Verhütungsmittel und andere hormonbasierte Medikamente, soll in den folgenden Kapiteln im Lichte der Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung des Gesundheitssystems erörtert werden. Auch die Position von Ärzten auf der einen Seite und der Bevölkerung auf der anderen Seite gilt es darzustellen.

Die Pille und hormonelle Ver­hü­tung

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