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Statt eines Vorworts: Der Bauer und seine Tiere

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Ein Bauer, nennen wir ihn Toni, hatte einen treuen Hofhund, ein kräftiges Pferd, 1einen wachsamen Esel und sieben ebenso wachsame Gänse, die miteinander um die Wette krähten, einen stolzen Hahn und fünf Hühner, ein dickes, gutmütiges Schwein, das jedes Jahr elf Ferkel warf, zwei Stallkatzen und eine uralte Küchenkatze, jede Menge Mäuse, ein Storchenpaar auf dem Dach und drei Schwalbenpaare im Tenn, die jeden Frühling wiederkamen und ihn im Herbst wieder verliessen. Sie alle teilten Haus, Stall, Felder und Weiden mit ihm. Sie teilten sein Leben mit ihm – und nahmen ihn nicht für voll.

Natürlich dachte er, er sorge gut für seine Tiere, und ohne ihn hätten sie keine Überlebenschancen. Ohne ihn würden sie hungern und hätten kein Dach über dem Kopf. Niemand würde den Tierarzt rufen, wenn sie krank wurden, und ohne sein Lob, seine Liebkosungen mit Stimme und Händen würden ihre Seelen verdorren wie zarte Pflänzchen an der Sonne.

Ja, so dachte er, und die Tiere liessen ihn denken, wie er dachte und reden, wie er eben redete. Sie stupsten einander an und lachten lautlos und schüttelten fast unmerklich die grossen und kleinen Köpfe, denn natürlich war es genau anders herum. Wenn sie nicht wären, die Tiere, die für ihn rochen, sahen, Krümel aufputzten, Lasten transportieren, das Gras ordentlich kurzhielten, wäre er vollkommen lebensuntüchtig. Wenn sie ihn nicht fütterten und tränkten und für sein leibliches und seelisches Wohl sorgten, unauffällig, nachsichtig, liebevoll – er wäre längst nicht mehr unter den Lebenden. Und falls doch, würde seine Seele verdorren wie ein zartes Pflänzchen an der Sonne. Er brauchte es, all dieses Streicheln und Kraulen. Nichts geht über dieses Gefühl von Ehrfurcht, wenn man in dichtes Fell fasst, und nichts ist so tröstlich wie der kräftige Geruch von Tieren.

Man konnte Toni, dass er war, wie er war, nicht übelnehmen. Er würde ein Leben lang ein Frischling bleiben, ein Welpe, ein Fohlen, ein blindes, tapsiges Kätzchen.

Wie oft schon hatten sie ihm geduldig zugeredet, hatten ihm dieses und jenes beizubringen versucht. Er war begriffsstutziger als jedes erst wenige Stunden alte Tier. Man konnte ihm Dinge zwanzig Mal sagen, ohne dass er etwas dazu lernte.

Sie hatten ihm das Leben gerettet, mehr als einmal, ohne einen Dank dafür zu erwarten, aber dieses Mal galt es ernst.

Es würde ein Erdbeben geben und Haus und Stall würden bis auf die Grundmauern niederbrennen.

Nur weil die Tiere in den Ställen so viel Radau machten, wie sie konnten, weil die Gänse gackernd und zischend über den Hof rannten, der Hund mit der Kette rasselte, die Katzen in sein Bett sprangen und die Mäuse die Wände hinauf und hinunterliefen, kam er rechtzeitig aus dem Bett, aus dem Haus, öffnete weit alle Stall- und Boxentüren.

Er rettete das Leben seiner Tiere, und sein eigenes nacktes Leben dazu.

Gewiss, Bauer Toni war nicht mehr der Jüngste, aber in jener Nacht wurde er schlohweiss, verzagt und zittrig. Sollte er ihn wiederaufbauen, seinen Hof? Vorerst übersiedelte er in eine Höhle, die er noch aus Kindertagen kannte. Hier wollte er gründlich darüber nachdenken, ob es sich noch lohnte, das Leben. Der Hund führte ihn, das Pferd trug ihn, Hühner und Kuh versorgten ihn und die Katzen wärmten seine Seele. Selbst die Mäuse zogen mit ihm um und hielten seinen Wohnraum sauber.

Genau genommen gab es ja nun keinen Grund mehr für Treue, denn Bauer Toni hielt seine Seite des Vertrages, Essen zu liefern und für eine trockene Bleibe zu sorgen, nicht mehr ein, aber die Tiere stiessen einander an, nickten fast unmerklich mit den Köpfen und es war also beschlossene Sache: Sie konnten ihn nicht verlassen. So menschlich wollten sie nicht sein!

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