Читать книгу Odenwald - HeimatMomente - Cornelia Lohs - Страница 15
5 Ruine Wildenberg
ОглавлениеHIER WURDE LITERATURGESCHICHTEGESCHRIEBEN
Die Burgruine auf einem Bergsporn im Mudtal inmitten dichter Wälder gehört zu den literaturgeschichtlich bedeutendsten Burgen im Odenwald. Hier entstand ein Teil des Parzivals – die literarische Sensation des Mittelalters.
Ruine der Burg Wildenberg
Dass die ehemals mächtige Burg heute eine Ruine ist, ist Götz von Berlichingen zu verdanken. Wütende Bauern brannten sie während des Bauernkriegs im Mai 1525 unter Führung des „Ritters mit der eisernen Hand“ nieder. Eigentlich hatte dieser mit dem Aufstand der Bauern gegen den Adel und den Klerus gar nichts zu schaffen, denn auch er war nobler Geburt. Das Bauernheer „Odenwälder Haufen“, das selbst über keinerlei Kriegserfahrung verfügte, aber wusste, dass Götz von Berlichingen für jeden Kampf und Händel zu haben war, soll den kampfeslustigen Ritter dazu gezwungen haben, die Führung zu übernehmen und ernannte ihn zu ihrem Hauptmann.
Nachdem Burg Wildenberg in Schutt und Asche gelegt worden war, blieb sie eine Ruine. Dennoch ist das riesige Gemäuer gut erhalten und gilt als eine der besterhaltenen stauferzeitlichen Burgen in Süddeutschland. Goethe lässt in seinem Drama „Götz von Berlichingen“ vom „großen Brand“ berichten.
Erbaut wurde die Burg mit den Grundmaßen 40 mal 90 Meter vermutlich zwischen 1175 und 1200 von Ruprecht von Dürn, Gefolgsmann der Stauferkaiser und seit 1168 Vogt des Klosters Amorbach. Wahrscheinlich ist, dass die Burg im Jahr 1200 bereits stand, denn Ruprecht starb 1197 in Italien, wohin er Kaiser Heinrich VI. begleitet hatte. Sein Enkel, Konrad I., baute die Burg aus, teilte sie später unter seinen drei Söhnen auf, die allerdings schlecht wirtschafteten und den Besitz aus Geldnot 1271 an den Mainzer Erzbischof Gerhard von Epstein verkauften. Als sie im Bauernkrieg zerstört wurde, war sie Sitz eines mainzischen Amtmannes des Amtes Amorbach.
Hier wandelte einst Wolfram von Eschenbach.
Die grasbewachsene Nordflanke der Burg.
Berühmtheit erlangte die Burg durch den Dichter Wolfram von Eschenbach, der Anfang des 13. Jahrhunderts Gast auf Burg Wildenberg war und dort einen Teil seines Monumentalwerks „Parzival“ geschrieben haben soll. Die Annahme rührt daher, dass er im fünften Buch seines Versromans die Burg erwähnt. Das Werk über den Ritter Parzival und seine Suche nach dem Heiligen Gral umfasst 25.000 paarweise gereimte Verse – in der Reclam-Ausgabe 1440 Seiten! Richard Wagner vertonte das Werk 1882 zu einer Oper.
Info
Lage: 63931 Kirchzell. Burg Wildenberg liegt auf einem Bergsporn im Mudtal zwischen den Ortschaften Kirchzell, Hesseneck und Mudau. GPS: 49.5963, 9.1954
Anfahrt: ab Heidelberg über B37 nach Kirchzell, dann über Amorbacher Straße zur Burg (66,2 Kilometer); ab Darmstadt über B26 und B469 bis Amorbach, dann Kirchzeller Straße bis zum Ziel (86,1 Kilometer)
Anreise mit dem ÖPNV: Die Verbindungen sind etwas umständlich und teils mit langen Umsteigezeiten verbunden. Ab Heidelberg Hbf mit Umsteigen in Seckach, Walldürn und Amorbach (3 Std.), Verbindung mit Umsteigen in Eberbach und Mudau, dann jeweils 4 Kilometer zu Fuß zur Burg; ab Darmstadt Hbf mit Umsteigen in Aschaffenburg und Amorbach (2 Std. 21 Min.), dann wie oben.
Öffnungszeiten: Die Burg ist ganzjährig öffentlich zugänglich, Bergfried und Gewölbekeller dürfen jedoch nur bei Anwesenheit eines Geopark-Vorort-Begleiters betreten werden.
Eintritt: kostenlos
Weitere Aktivitäten: Machen Sie einen Abstecher zum ältesten erhaltenen Bauernhaus des Odenwaldes, dem „Waldmuseum Watterbacher Haus“ in Preunschen (Dorfstraße 4), einem Ortsteil von Kirchzell. Dort sehen Sie anhand eines Rekonstruktionsmodells, wie die Burg Wildenberg vor ihrer Zerstörung ausgesehen haben könnte; April bis September Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr, Oktober bis März Samstag und Sonntag von 12 bis 16 Uhr, außerhalb der Öffnungszeiten auf Anfrage; Tel. 09373 97430, watterbach.de/pages/geschichte/watterbacher-haus.php
Website: kirchzell.de