Читать книгу Heil ohne Kirche? - Cornelius Keppeler - Страница 3
0 Geleitwort und Vorwort 0 Geleitwort und Vorwort
ОглавлениеGeleitwort
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben der Menschen in unserer Zeit ist ein gutes Verhältnis der Religionen zueinander. Schreckliche Kriege und Verfolgungen in unseren Tagen zeigen, wohin religiöser Fundamentalismus und Fanatismus führen können. Für Papst Franziskus ist deshalb der interreligiöse Dialog „eine notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und darum eine Pflicht für die Christen wie auch für die anderen Religionsgemeinschaften“1. Dieser Dialog „kann zu einem Prozess werden, in dem durch das Hören auf den anderen beide Seiten Reinigung und Bereicherung empfangen. Daher kann dieses Mühen auch die Liebe zur Wahrheit bedeuten.“2
Solche Worte eines Papstes hätte man sich bis in jüngere Zeit wohl kaum vorstellen können. »Außerhalb der Kirche kein Heil« – das war doch ein Grundsatz, der Jahrhunderte hindurch das Bewusstsein gerade auch der Katholiken geprägt hat. Und nun sollen sie – ohne die Kernbotschaft von der Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus aufzugeben, ja sogar durch sie angestoßen – die anderen Religionen wertschätzen und bereit sein, von ihnen zu lernen? Wie war diese Entwicklung möglich? Wichtige Anstöße dazu hat Karl Rahner mit seiner Lehre vom »anonymen Christen« gegeben. Das Zweite Vatikanische Konzil hat diese Anregungen aufgegriffen. Unter den Theologen wurden sie weiter entfaltet und diskutiert – etwa im Zusammenhang mit der Erklärung Dominus Iesus.
In der vorliegenden Abhandlung »Heil ohne Kirche?« zeigt Cornelius Keppeler die Stationen dieses Weges sehr fundiert und differenziert auf. Wer kennenlernen möchte, wie sich auch innerhalb der Kirche theologische Lehre und Bewusstsein verändern und erweitern, findet darin wertvolle Anregungen zu einem Thema, das immer noch von großer aktueller Bedeutung ist.
Frankfurt, 28. Februar 2015
P. Erhard Kunz SJ
1 Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, Rom 2013, Nr. 250.
2 Ebd.
Vorwort
Unter Theologen und Philosophen wird die Frage des christlichen Absolutheitsanspruchs, wie ihn insbesondere die katholische Kirche konsequent vertritt, und seine Berechtigung immer wieder und zum Teil sehr kontrovers diskutiert. Innerhalb von Theologie und Kirche fokussiert sich die Auseinandersetzung vor allem auf die pluralistische Religionstheologie, die diesem Anspruch des Christentums, aber auch jenen anderer Religionen prinzipiell widerspricht. In eine ähnliche Richtung weist Hans Küng mit seiner »Stiftung Weltethos«, der die gemeinsame Wertebasis der Religionen so stark betont, dass er dabei nicht umhinkommt, das spezifisch Religiöse – im Fall des Christentums das Verständnis der Person Jesus als Gottessohn – zu Gunsten des Ethischen zu relativieren. Der Anspruch der Religionen, Wahrheiten absolut zu vertreten, führt im gesellschaftlichen Diskurs zu dem Vorwurf der Intoleranz und des Fundamentalismus.
Die vorliegende Untersuchung baut auf der Diplomarbeit des Autors auf, die an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen (Frankfurt am Main) unter dem Titel »Extra Ecclesiam nulla salus – extra Christum nulla salus? Zur Frage der Heilsmöglichkeit außerhalb der Kirche nach der Theorie vom ›anonymen Christen‹ nach Karl Rahner und in den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils« im Jahr 2000 abgegeben worden ist. Die fachliche Betreuung sowie die Erstellung der sehr positiv ausgefallenen Gutachten übernahmen seinerzeit P. Medard Kehl SJ und P. Erhard Kunz SJ, denen der Autor an dieser Stelle nochmals herzlich dankt. Der Dank an sie richtet sich jedoch nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in das Heute, da sich P. Kehl bereitgefunden hat, das erweiterte und ergänzte Manuskript zu studieren und ihm mit seinen Anregungen den letzten Schliff zu geben, während P. Kunz ein Geleitwort beigesteuert hat, das den gegenwärtigen Kontext und die Aktualität des Themas aufzeigt.
Da mit der Erklärung der Glaubenskongregation Dominus Iesus ein für die Auseinandersetzung mit der Heilsfrage wichtiges Dokument vorliegt, ist es notwendig und weiterführend, dieses in angemessener Breite zu behandeln. Zumal sich dadurch interessante Erkenntnisse zur Rezeption der Konzilstexte und des Rahnerschen Ansatzes ergeben. Darüber hinaus dokumentiert diese Erklärung einen wichtigen Schritt in der Auseinandersetzung der Kirche mit der Welt. Sie stellt einen Beitrag in der Debatte um Werte, deren Begründung und deren Verbindlichkeit dar. Darin geht es vordergründig – mit intellektuellem Schwerpunkt – darum, ob es Wahrheit gibt oder ob sie innerhalb eines Paradigmas des Relativismus aufgehoben oder gar abgeschafft ist; hintergründig stellt sich jedoch – mit existentiellem Schwerpunkt – die Frage nach dem Heil.
An dieser Stelle sei dem Bistum Limburg herzlich gedankt, dass die Veröffentlichung mit einem großzügigen Druckkostenzuschuss ermöglicht hat.
Hofheim am Taunus, 14. April 2015
Cornelius Keppeler