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1 Einleitung

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»Extra Ecclesiam nulla salus« ist ein bekanntes theologisches Axiom.1 Es steht in einem schlechten Ruf, weil mit ihm kirchlicher Machtanspruch und elitäres Verhalten, vielleicht sogar Arroganz assoziiert werden. Im Laufe der Beschäftigung mit diesem Satz wird sich zeigen, inwieweit diese Einschätzung richtig ist und wie er von den Kirchenvätern verstanden wurde. Mit dem »Extra Christum nulla salus« soll das ekklesiologische Axiom auf seinen eigentlichen Bedeutungsinhalt zurückgeführt und seine theologische Grundlage präzisiert werden.

Karl Rahner hat mit der Entwicklung seiner Theorie vom anonymen Christen die Frage nach der Heilsmöglichkeit der Nichtchristen positiv beantworten können. Damit hat er dem Verständnis des Axioms aus der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, wonach es nur für Mitglieder der römisch-katholischen Kirche Heil gebe, widersprochen. Das Konzil hat diese Anregung aufgegriffen, so dass sie in seinen Dokumenten Niederschlag gefunden hat.

»Anonymer Christ« besagt nach Rahner, „daß ein Mensch von Gott gerechtfertigt und geheiligt sein und somit das endgültige Heil finden kann, auch wenn er schuldlos nicht zur Kirche gehört, ja sogar sich selbst als Atheist versteht.“2 Diese Position hat Kritik und Einwände anderer Theologen provoziert, zumal Rahner sogar soweit geht, den nichtchristlichen Religionen als solchen eine positive Bedeutung zuzuschreiben. Inwieweit diese Position das Zweite Vatikanische Konzil aufgegriffen hat und wie die konziliaren Aussagen von der Erklärung Dominus Iesus rezipiert worden sind, wird sich im Laufe der Untersuchung herausstellen. Die daraus erwachsenen Erkenntnisse werden in einem letzten Kapitel auf das ekklesiologische Axiom »Extra Ecclesiam nulla salus« und den christologischen Satz »Extra Christum nulla salus« hin interpretiert, so dass Konsequenzen für deren Verständnis gezogen werden können. Da die Heilsfrage jedoch mehr als nur eine theoretische Denksportaufgabe ist – dies lässt sich bereits daran erkennen, dass das Theologumenon des »anonymen Christen« eine Antwort auf eine Fragestellung aus der Seelsorge darstellt –, werden am Ende praktische Perspektiven skizziert. Hierbei spielt die Frage der Kommunikation zwischen Kirche und Welt, zwischen Theologie und Gesellschaft eine zentrale Rolle.

1 Vgl. Lochbrunner, M., Extra ecclesiam nulla salus.

2 Schwerdtfeger, N., Art. Anonymer Christ, 702.

Heil ohne Kirche?

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