Читать книгу Das Geheimnis der Botigo Bay - Cristina Alandro - Страница 5
Teil 1.1
ОглавлениеZwei Tage später waren Liam und Alex zu einem Empfang in Port Royal eingeladen. Alex würde von seiner Frau Elena begleitet werden, Liam würde wie immer alleine hingehen. Da Port Royal etwa einen halben Tagesritt von Port Lantago entfernt lag bereiteten Alex und Liam schon am Vormittag alles für Ihren Aufbruch vor. Sie wollten die Gelegenheit nutzen und noch ein paar Dinge in Port Royal erledigen, bevor sie schließlich zu dem Empfang gingen.
Auf dem Empfang würde sich die gesamte hohe Gesellschaft von Port Royal und Umgebung einfinden. Geschäftsleute, Plantagenbesitzer und Züchter. Und vermutlich auch einige militärische Amtsträger. Liam mochte solche Anlässe nicht besonders, doch er wusste um ihre Wichtigkeit und bewegte sich stets souverän und selbstsicher in den dortigen Kreisen der Gesellschaft. Alex bewunderte ihn immer darum, mit wie viel Charme und Leichtigkeit er auftrat. Und er wusste auch dass sein Bruder meist große Aufmerksamkeit erregte, ohne dass dies seine Absicht gewesen wäre oder er etwas Besonderes dafür tun musste. Er war jedoch ein Mann mit besonderer Präsenz, den man nicht so leicht übersah, wenn Liam es nicht gerade darauf anlegte. Doch dazu hatte er keinen Grund.
Obwohl sie Zwillingsbrüder waren, waren Alex und Liam doch sehr verschieden. Unbestreitbar sahen sie beide blendend gut aus. Sie waren beide groß und von durchtrainierter muskulöser Gestalt. Alex hatte dunkelblondes, etwa bis auf seine Schultern reichendes Haar und blaue Augen. Liam hingegen hatte dunkles, kürzeres Haar und außergewöhnlich dunkelblaue Augen, die je nach Lichteinfall mal tiefblau wie die See, mal unergründlich schwarz wie die Nacht waren. Sie beide hatten markant geschnittene Gesichtszüge und gerade Nasen, aber dennoch unterschieden sie sich auch hier. Vor allem jedoch umgab Liam ein ganz besonderes Charisma, das ihn am deutlichsten von Alex unterschied. Seine besondere Ausstrahlung zog jeden schnell in seinen Bann, wodurch er der geborene Anführer war. Deshalb schätzte ihn auch seine Crew sehr als Captain und war ihm treu ergeben.
Kurz vor Mittag brachen sie schließlich auf. Insgesamt waren sie zu sechst. Liam, Alex und Elena, sowie drei von Liams Männern. Sie ritten jeweils zu zweit nebeneinander her. Liam ritt neben Brayan, nach Alex sein engster Vertrauter und ein hervorragender Kämpfer und Seemann, an der Spitze. Ihnen folgten Elena und Alex und den Schluss bildeten die beiden Männer, die sie auch bereits zum Gouverneur begleitet hatten. Während des Rittes unterhielt Liam sich in gedämpftem Tonfall mit Brayan. Er bereitete ihn schon einmal darauf vor dass sie noch einen letzten Auftrag würden ausführen müssen. Brayan war nicht sonderlich überrascht darüber. Obwohl er ihn nicht persönlich kannte hatte Brayan keine besonders gute Meinung von Gouverneur Martinez.
„Wir werden bereit sein“, sagte er schließlich. „Du kannst dich auf uns verlassen, Liam.“
„Ich weiß“, antwortete Liam lächelnd. „Danke.“
Brayan nickte schweigend. Er war nur wenig älter als Liam und die beiden kannten sich bereits seit vielen Jahren. Brayan war von Anfang an zusammen mit Liam und seinem Bruder zur See gefahren. Obwohl er Liam immer klar als seinen Captain anerkannt hatte und ihm ebenfalls treu ergeben war, waren sie mit der Zeit gute Freunde geworden. Liam vertraute Brayan blind und verließ sich gerne auf sein Urteil. Brayan war ein ebenso guter Kämpfer wie er selbst, ebenfalls groß und muskulös. Man sah ihm deutlich seine arabischen Vorfahren an, wenngleich er selbst in der Karibik geboren und aufgewachsen war. Brayan war jedoch nicht nur ein guter Kämpfer und Seemann, sondern aufgrund seines Weitblicks und der schnellen Auffassungsgabe ein wertvoller Ratgeber. Und auch als Spion hatte er sich mehr als einmal bewiesen.
Brayan selbst wusste Liams Vertrauen sehr zu schätzen und freute sich, ihn zum Freund zu haben. Er würde alles für ihn tun. Wenn es sein musste auch sein Leben für ihn geben.
Am späten Nachmittag erreichte die kleine Gruppe schließlich die Hafenstadt Port Royal. Zunächst suchten sie das Hotel auf, in dem sie zwei Zimmer gemietet hatten. Es lag in einer ruhigen Seitenstraße und war nicht weit vom Hafen entfernt. Nachdem sie sich durch das geschäftige Treiben im Inneren der Stadt gekämpft hatten waren sie froh, als sie endlich vor dem weißgetünchten dreistöckigen Haus standen, das von einer Schmiede und einem weiteren Hotel eingerahmt wurde. Das kleine Hotel verfügte über einen eigenen Mietstall in dem sie ihre Pferde unterstellen konnte. Die beiden Männer, die sie begleiteten, würden zur Sicherheit bei den Pferden im Stall übernachten. Liam wollte kein Risiko eingehen. Port Royal war weithin als unsichere Stadt bekannt, was nicht zuletzt an den vielen Fremden lag, die sich hier aufhielten. Durch den großen Hafen war dies nicht sehr verwunderlich.
Während Alex und Elena im Hotel blieben machten Liam und Brayan sich noch einmal auf den Weg in die Stadt um dort einen Kaufmann aufzusuchen, der Liam Geld schuldete. Es handelte sich dabei um eine nicht unerhebliche Summe, die Liam dem Kaufmann bei seinem letzten Besuch gestundet hatte. Nun würde er jedoch darauf bestehen sein Geld zu bekommen. Daher hatte er seinen Besuch zuvor nicht angemeldet. Er hatte sichergehen wollen den Kaufmann auch anzutreffen.
Dieser war sichtlich überrascht als Liam, gefolgt von Brayan, plötzlich in seinem kleinen, dunklen Laden stand. Da gerade keine Kundschaft im Laden war, kam Liam gleich zur Sache. Zunächst versuchte der Kaufmann – ein kleiner, fülliger, schwitzender Engländer – Liam mit allerlei Ausflüchten hinzuhalten. Liam ging jedoch auf keine seiner Ausreden ein und eine knappe Geste Brayans, die dem Kaufmann für einen kurzen Augenblick seine gut versteckten Waffen offenbarte, ließ ihn schließlich resigniert nicken und er holte ein kleines, verschlossenes Kästchen hervor und reichte Liam gleich darauf ein Bündel Geldscheine. Liam zählte die Summe in Ruhe nach – eine Geste, die den kleinen Mann hinter der Ladentheke noch mehr schwitzen ließ – und nickte schließlich zufrieden. Der Engländer zwang sich zu einem unglücklichen Lächeln, die Erleichterung war ihm jedoch dennoch anzusehen. Er hatte sichtlich Angst vor Liam und Brayan gehabt. Gleich darauf verließen sie den Laden wieder und kehrten zum Hotel zurück.
Gegen halb sieben machten sie sich zu viert auf den Weg zum Haus des Bürgermeisters, wo der Empfang stattfand. Da das Haus nicht weit von ihrem Hotel entfernt war gingen Liam, Brayan, Alex und Elena zu Fuß. Es war noch immer drückend warm obwohl die Sonne bereits tief stand und die Straßen im Schatten lagen. Erleichtert betraten sie schließlich das Haus des Bürgermeisters, wo sie überschwänglich empfangen wurden. Im Inneren des großen, auf einer Anhöhe gelegenen Hauses war es angenehm kühl.
Der Bürgermeister selbst und seine Frau begrüßten Liam und seine Begleiter.
„Wie schön Euch endlich wieder einmal in Port Royal zu sehen, Mr. Moore“, sagte Don Miguel lächelnd, während er fest Liams Hand drückte.
„Es ist uns eine Ehre“, entgegnete Liam höflich und erwiderte den Händedruck. Dann begrüßte er die Frau des Bürgermeisters.
„Ihr seht ganz bezaubernd aus.“
„Oh, Ihr seid ein Schmeichler“, tadelte Doña Anna Liam mit einem herzlichen Lächeln. Sie freute sich sichtlich über das Kompliment und mochte Liam aufrichtig, wenngleich sie ihn und seinen Bruder in den letzten Jahren nur selten gesehen hatte.
„Bitte kommt mit“, sagte Doña Anna schließlich, nachdem sie alle begrüßt hatte. „Ich möchte Euch einigen anderen Gästen vorstellen.“
Gleich darauf folgten die vier der Frau des Bürgermeisters und wurden der Reihe nach verschiedenen kleineren und größeren Gruppen vorgestellt. Alex beobachtete mit stiller Belustigung, wie Liam neugierige und beeindruckte Blicke erntete, sich jedoch nichts anmerken ließ. Ihm war jedoch ebenfalls klar, dass auch er selbst und Brayan aufgrund ihrer Gestalt nicht unbemerkt blieben. Wenig später teilten sie sich auf und waren gleich darauf auf verschiedene Grüppchen verteilt und in Gespräche verwickelt. Erst als das Buffet eröffnet wurde trafen sie sich wieder.
Als nach dem Essen der erste Tanz eröffnet wurde hielt Liam sich ein wenig im Hintergrund auf, da er nicht sonderlich gerne tanzte, obwohl er ein guter Tänzer war. Er beobachtete die Tanzenden lieber vom Rand der Tanzfläche und es freute ihn, seinem Bruder und Elena zuzusehen, die sich die ganze Zeit über, während der sie tanzten, glücklich anlächelten. Dann tauchte auf einmal Doña Anna neben ihm auf und Liam fürchtete schon, sie wolle ihn um den nächsten Tanz bitten. Doña Anna wusste jedoch um Liams Abneigung gegen das Tanzen und leistete ihm nur Gesellschaft und unterhielt sich mit ihm. Nach einer Weile forderte sie Liam plötzlich auf ihr zu folgen.
„Bitte kommt mit“, bat sie ihn lächelnd. „Ich würde Euch gerne jemanden vorstellen.“
Überrascht nickte Liam und folgte ihr. Elegant bahnte Doña Anna sich einen Weg durch die plaudernden Gäste hindurch bis sie eine weitere siebenköpfige Gruppe erreichte. Die Gruppe war in ein Gespräch vertieft, bei dem scheinbar einer der Herren die meiste Zeit über das Wort führte. Die anderen waren nur Zuhörer, wie Liam beim Näherkommen bemerkte. Er hielt ein Stück hinter Doña Anna an, während diese leise eine junge Frau ansprach, die ihnen den Rücken zugewandt hatte. Sie trug ein elegantes, bodenlanges Kleid aus glänzender dunkelbrauner und cremefarbener Seide. Ihr dunkelbraunes Haar hatte sie zurückgesteckt und es fiel ihr in langen, seidig-glänzenden Strähnen über den Rücken und reichte ihr bis über die schlanke Taille.
Als Doña Anna sie ansprach wandte sie ihr leicht den Kopf zu, doch just in diesem Moment zwängte sich einer der anderen Gäste an Liam vorbei und verdeckte ihm so den Blick auf die fremde Frau und Doña Anna. Liam fragte sich, was Doña Anna ihr wohl sagte, denn es dauerte einige Augenblicke bis sie sich schließlich umwandte und neben der Frau des Bürgermeisters auf Liam zutrat. Vor Überraschung stockte Liam der Atem. Das war doch nicht möglich! Nie, nicht einmal im Traum hätte er erwartet, ihr hier zu begegnen. Für einen Moment war er überwältigt von ihrem Anblick, dann fing er sich jedoch wieder und trat den beiden Frauen einen Schritt entgegen. Dabei konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie war noch schöner als er sie in Erinnerung gehabt hatte. Ihre tiefschwarzen Augen waren auf ihn gerichtet und Liam glaubte, sie einen Moment lang aufblitzen zu sehen und er wusste, dass sie ihn ebenfalls wiedererkannt hatte. Für einen Augenblick hatte er das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben und er nahm nichts um sich herum mehr wahr außer ihr. Dann riss Doña Annas Stimme ihn jedoch aus seinen Gedanken.
„Darf ich Euch Liam Moore vorstellen?“, sagte sie galant und lächelte die junge Frau mit strahlenden Augen an. „Er ist ein guter Freund meines Mannes und mir.“
Dann wandte sie sich noch immer lächelnd an Liam.
„Mr. Moore, dies ist Nyah Landon. Sie weilt erst seit kurzer Zeit auf Jamaica.“
Gebannt sahen Liam und Nyah sich einen viel zu langen Augenblick an. Dann räusperte Doña Anna sich leise und sah lächelnd zwischen den beiden hin und her. Auch Liam räusperte sich leise.
„Es ist mir eine Freude, Euch kennenzulernen, Miss Landon.“
„Auch ich freue mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Mr. Moore.“
Als sie das sagte umspielte ein bezauberndes Lächeln ihre Lippen, das Liam hingerissen erwiderte. Dabei vergaß er beinahe dass Doña Anna noch immer bei ihnen stand. Da weder Liam, noch Nyah Anstalten machten, etwas zu sagen, ergriff die Frau des Bürgermeisters schließlich wieder das Wort.
„Miss Landon ist erst vor wenigen Wochen nach Jamaica gekommen, wie sie mir erzählte. Und seit wenigen Tagen ist sie hier in Port Royal. Wir lernten uns vor wenigen Tagen bei einem Abendessen des Gouverneurs kennen, bevor dieser nach Port Lantago aufgebrochen ist. Da wir uns auf Anhieb gut verstanden haben und Miss Landon noch kaum jemanden in dieser Stadt kennt habe ich sie zu uns eingeladen.“
Lächelnd sahen sich die beiden Frauen an. Liam war beeindruckt dass die junge Frau offenbar irgendwelche Beziehungen zu Gouverneur Don Luis hatte. Es war normalerweise nicht einfach auch nur eine Audienz beim Gouverneur zu gekommen. Er nahm sich jedoch auch vor, auf der Hut zu sein solange er nicht wusste in welcher Beziehung Miss Landon zu Don Luis stand. Allerdings vergaß er all seine Vorsicht sofort wieder als er erneut die sanfte, wohlklingende aber dennoch feste Stimme der jungen Frau vernahm. Er hatte schließlich nichts zu befürchten.
„Noch einmal möchte ich Euch herzlich für Eure Einladung danken, Doña Anna. Dies ist ein ganz wunderbarer Empfang und ich freue mich sehr, heute Euer Gast sein zu dürfen.“
„Aber die Freude liegt ganz auf meiner Seite“, entgegnete Doña Anna. Dann fuhr sie fort.
„Mr. Moore ist bereits seit vielen Jahren einer unserer meistgeschätzten Freunde. Er und sein Bruder leben jedoch in Port Lantago, etwa eine halbe Tagesreise von Port Royal entfernt, und beehren uns nicht allzu häufig mit ihrem Besuch. Besonders in letzter Zeit hat Mr. Moore sich sehr rar gemacht.“
Bei diesen Worten sah sie Liam vorwurfsvoll an, lächelte ihn dann jedoch herzlich an. Liam erwiderte ihr Lächeln ebenso herzlich. Er mochte Doña Anna aufrichtig.
„Wichtige Geschäfte haben mich in letzter Zeit sehr in Anspruch genommen“, entschuldigte er sich. „Und dann sind da noch meine Pferde.“
„Aber natürlich, das weiß ich doch“, antwortete Doña Anna und legte ihm lächelnd eine Hand auf den Arm. Dann wandte sie sich wieder an Nyah Landon.
„Ihr müsst wissen dass Mr. Moore neben seinen anderen Geschäften ganz wundervolle Pferde züchtet.“
„Tatsächlich?“, fragte Nyah und ihr Interesse war aufrichtig geweckt. „Ich selbst liebe Pferde über alles! Darf ich fragen was für Pferde Ihr züchtet?“
„Aber natürlich“, antwortete Liam lächelnd. „Ich züchte Cartujanos. Meine Zucht habe ich mit mehreren Stuten und Hengsten aus Südspanien – Andalusien genauer gesagt – begonnen. Die Cartujanos sind von ausgesprochener Schönheit und Anmut und ihr Temperament…“
Doña Anna unterbrach Liam mit einer vorsichtigen Geste.
„Wenn Ihr mich bitte entschuldigen wollt, aber mein Mann scheint mich an seiner Seite zu brauchen.“
Dies sollte natürlich nur ein Vorwand sein um die beiden alleine zu lassen, was auch Nyah und Liam klar war. Lächelnd verabschiedeten sie sich von Doña Anna. Diese war äußerst zufrieden mit ihrer Idee, Liam und Nyah einander vorzustellen und freute sich, dass sie sich scheinbar gut verstanden. Nun wollte sie ihnen Gelegenheit geben, sich ein wenig kennenzulernen und dabei wollte sie nicht stören. Ihre Anwesenheit schien nun nicht mehr von Nöten zu sein. Und ihr war nicht entgangen wie die beiden einander angesehen hatten. Lächelnd bahnte sie sich einen Weg zwischen den anderen Gästen hindurch bis sie ihren Mann schließlich gefunden hatte.
Als sie alleine zurück geblieben waren lächelten Nyah und Liam sich an.
„Sie ist wirklich wundervoll“, sagte Nyah, was Liam nur bestätigen konnte.
„Das ist sie in der Tat. Und eine hervorragende Gastgeberin ist sie obendrein.“
Nyah nickte.
„Hättet Ihr etwas dagegen wenn wir ein wenig an die frische Luft gingen?“, fragte Nyah dann. „Es ist auf einmal furchtbar warm und laut hier.“
Damit sprach sie Liam aus der Seele und er nickte zustimmend. Er selbst hätte diesen Vorschlag nicht gemacht, um Nyah nicht zu kompromittieren. Nun führte er sie jedoch mehr als bereitwillig auf die große Terrasse hinaus, wo sich nur wenige Gäste aufhielten, da es bereits dunkel war und kühler wurde. Nyah atmete die kühle Nachtluft erleichtert ein und trat ans Geländer vor. Von hier hatte man einen schönen Blick über den Garten, in dem mittlerweile zahlreiche Fackeln entzündet worden waren. Liam folgte ihr langsam und als er neben sie ans Geländer trat wandte Nyah ihm ihren Blick zu. Lächelnd sah er sie an.
„Ich freue mich wirklich, Euch hier wiederzusehen“, sagte er leise. „Dort am Strand habt Ihr mich… nun… Ihr habt mich überrascht und tief beeindruckt.“
Lächelnd erwiderte Nyah Liams Blick, sagte jedoch nichts.
„Waren das Eure Hengste?“
„Ja“, antwortete Nyah, plötzlich ein wenig verlegen.
„Sehr schöne Pferde. Wirklich. – In ihren Adern fließt auch spanisches Blut, nicht wahr?“
Nyah nickte.
„Ja. Aber… sie sind etwas Besonderes.“
Dann wandte sie den Blick wieder ab. Liam hätte gerne mehr über die beiden Hengste erfahren, doch Nyah schien nicht über sie sprechen zu wollen. Daher erzählte Liam nach kurzem Schweigen ein wenig von seinen eigenen Pferden und Nyah wandte sich ihm wieder zu. Sie lauschte ihm mit ehrlichem Interesse und stellte ihm einige Fragen zu seiner Zucht. Liam erkannte schnell dass sie sich hervorragend mit Pferden auskannte. Bald waren sie in ein angeregtes Gespräch – nicht nur über Pferde – vertieft und merkten kaum wie die Zeit verging. Erst sehr viel später, als es draußen zu kalt wurde, gingen sie wieder hinein, waren jedoch weiter in ihr Gespräch vertieft.
Es war bereits gegen Mitternacht als die ersten Gäste begannen, sich zu verabschieden. Die Stimmung war ausgelassen und es wurde noch immer getanzt. Der Empfang war mehr als gelungen und die Gesellschaft von Port Royal würde noch lange über diesen Abend sprechen.
Alex und Elena unterhielten sich gerade angeregt mit dem Bürgermeister Don Miguel und seiner Frau. Doch dann entschuldigten sich die beiden, um sich von einigen der anderen Gäste zu verabschieden. Als sie alleine zurück blieben ließen Elena und Alex ihre Blicke über die anderen Gäste hinweg schweifen. Sie standen etwas abseits auf einer kleinen Empore, von wo aus sie einen guten Blick über den gesamten Salon hatten. Da sie mittlerweile ebenfalls müde wurden beobachteten sie eine Zeit lang schweigend die noch immer tanzenden und sich unterhaltenden anderen Gäste. Plötzlich wandte Alex sich jedoch seiner Frau zu.
„Sag mal, hast du Liam eigentlich während der letzten Stunden gesehen?“, fragte er.
„Nicht während der letzten Stunden“, antwortete Elena. „Aber jetzt sehe ich ihn dort unten. Und – er tanzt.“
Alex glaubte zunächst, sich verhört zu haben.
„Er tut was?“
„Er tanzt. Und es scheint ihm großen Spaß zu machen. So ausgelassen habe ich deinen Bruder noch nie gesehen.“
Überrascht folgte Alex ihrem Blick. Seine Überraschung wuchs noch als er sah mit wem Liam tanzte.
„Das gibt es doch nicht“, entfuhr es ihm leise und er schüttelte ungläubig den Kopf.
Elena sah ihn fragend an.
„Kennst du die Schönheit, mit der dein Bruder dort tanzt?“
Alex nahm Elenas Worte nur zum Teil wahr. Zu sehr war er vom Anblick seines Bruders und der dunkelhaarigen – wirklich atemberaubend schönen – Frau abgelenkt. Wie war das nur möglich? Alex gab seiner Frau im Stillen Recht. Auch er hatte seinen Bruder selten zuvor so ausgelassen und schon lange nicht mehr so von innen heraus strahlend gesehen. Vielleicht sogar noch nie. Selbst aus der Entfernung sah Alex, wie die Augen seines Bruders leuchteten als er während des Tanzes den Blick der jungen Frau mit einem Lächeln erwiderte.
„Nun, kennen wäre zu viel gesagt“, antwortete Alex schließlich. „Liam und ich haben sie vor ein paar Tagen während eines Ausritts am Strand gesehen.“
Er erwähnte nicht, wie sehr Liam dieses kurze Zusammentreffen beschäftigt hatte. Elena nickte nur.
Dann war der Tanz vorüber und Alex beobachtete wie Liam die schöne Unbekannte von der Tanzfläche führte. Dann verlor er seinen Bruder aus den Augen.
Liam bedauerte dass der Tanz vorüber war, denn er wusste dass nun die Zeit des Abschieds nahte. Er hatte den Abend und Nyah Landons Gesellschaft sehr genossen. Er konnte sich nicht daran erinnern wann er sich zum letzten Mal so gut unterhalten und wohlgefühlt hatte. Er war wie berauscht und wünschte, der Abend würde nie zu Ende gehen. Doch er hatte Nyah schon zu diesem letzten Tanz überreden müssen – und das, obwohl eigentlich er derjenige war, der sich normalerweise bitten ließ – denn sie hatte sich schon viel eher verabschieden wollen. Allzu schwer war es ihm jedoch nicht gefallen sich ihrer Gesellschaft noch ein wenig länger zu versichern. Dabei war er sich sehr wohl bewusst gewesen, dass immer wieder neugierige Blicke einiger anderer Gäste auf sie gerichtet gewesen waren. Doch das war ihm egal gewesen. Er hatte nur Augen für Nyah gehabt. Genau wie jetzt, als er sie zum Rand des Salons führte, wo sie sich von einander verabschiedeten.
„Miss Landon“, begann Liam schließlich leise und auf einmal verunsichert. „Ich danke Euch für diesen wundervollen Abend. Ihr habt ihn zu etwas Besonderem gemacht.“
Bei seinen Worten lächelte er Nyah an und er spürte sein Herz einen Sprung machen als sie sein Lächeln erneut auf diese bezaubernde Art erwiderte, die ihn so in ihren Bann zog.
„Auch ich danke Euch für diesen schönen, wirklich besonderen Abend.“
Sie sahen einander einen Moment lang schweigend in die Augen, dann folgte Liam einem plötzlichen Impuls und ergriff sanft Nyahs Hand. Zunächst schien sie für einen kurzen Augenblick zu erstarren, doch dann ließ sie ihn lächelnd gewähren als er flüchtig ihren Handrücken küsste. Dann sah er sie wieder an.
„Miss Landon, bitte verzeiht meine Dreistigkeit, doch ich muss Euch einfach fragen. Werde ich… werde ich Euch wiedersehen?“
Gebannt sahen sie einander an. Als Nyah nichts erwiderte glaubte Liam schon, zu weit gegangen zu sein, was er zutiefst bedauert hätte. Doch dann blitzte es in ihren Augen auf.
„Nun, Mr. Moore, das wird wohl alleine das Schicksal entscheiden.“
„Oh, wenn das so ist hoffe ich, dass mir das Schicksal wohl gesinnt ist. Vielleicht führt es uns ja erneut an der Botigo Bay zusammen, wenn ich übermorgen wieder aus Port Royal zurück bin?“
Liam hatte seine Worte eigentlich nicht als Frage formulieren wollen, doch er konnte nicht anders.
„Ja, vielleicht“, antwortete Nyah leise, aber noch immer lächelnd.
Dann wandte sie sich von Liam ab und verließ den Salon. Kurz bevor sie durch die breiten, weit geöffneten Flügeltüren verschwand warf sie Liam noch einen kurzen Blick über die Schulter zu, den er mit einem letzten Lächeln beantwortete. Dann trat sie hinaus um sich von Don Miguel und Doña Ana zu verabschieden. Liam sah gerade noch, wie ein hochgewachsener, kräftiger Schwarzer an ihre Seite trat, den er zuvor nur aus dem Augenwinkel am Rande des Salons hatte stehen sehen. Dann verlor er sie aus den Augen.
Liam war noch immer durcheinander als er kurz darauf zu seinem Bruder und dessen Frau trat. Unzählige Gedanken wirbelten wild in seinem Kopf herum. Und noch immer hatte er überdeutlich Nyahs Bild vor Augen, mit ihrem bezaubernden Lächeln, so verstörend schön. Daher hörte er Alex‘ Worte zunächst gar nicht, als dieser ihn ansprach.
„Liam, ist alles in Ordnung?“, fragte Alex daraufhin mit ernster Miene.
„Oh – ja, natürlich“, antwortete Liam dann und riss sich von seinen Gedanken los. „Bitte entschuldige. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.“
„Das war offensichtlich“, entgegnete sein Bruder mit schelmischem Grinsen. „Und ich kann mir auch denken, wo. Oder sollte ich eher sagen, bei wem?“
„Alex!“, zischte Liam, doch dann lachte auch er.
„Ist das nicht ein Zufall, sie hier wiederzusehen?“, fragte er dann und Alex entging nicht, wie seine Augen erneut aufleuchteten.
„Ja, allerdings“, erwiderte Alex. „Und völlig unerwartet.“
„Ich hatte nicht geglaubt, sie noch einmal wiederzusehen“, gab Liam leise zu und sein Bruder lächelte ihn an.
„Ihr scheint euch gut verstanden zu haben“, meinte Alex.
„Hast du uns etwa beobachtet?“, fragte Liam mit gespielter Empörung.
„Nun, eigentlich nur euren letzten Tanz“, beschwichtigte Alex. „Und da war ich wohl nicht der Einzige. Der ganze Saal hat euch zugesehen. Ich muss aber zugeben dass ihr ein ausgesprochen schönes Tanzpaar gewesen seid. Wohl das schönste auf der ganzen Tanzfläche. Obwohl es mir neu wäre dass du sonderlich gerne tanzt.“
„Das tue ich auch nicht“, gestand Liam. „Du kennst mich. Aber mit ihr… Alex, so etwas habe ich noch nie erlebt. Es war ein wundervoller Abend.“
Liams letzte Worte waren sehr leise geworden und Alex drückte fest seine Schulter.
„Wirst du sie denn wiedersehen?“, fragte er ebenso leise.
Bevor Liam antwortete zögerte er einen Moment lang.
„Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht. Sie… Sie hat sich nicht festgelegt. Ich werde es wohl dem Zufall überlassen müssen.“
Alex sah seinen Bruder überrascht an. Liam überließ sonst nie etwas dem Zufall.
„Weißt du denn, wo sie wohnt?“, fragte er Liam. „Hier in Port Royal?“
„Nein, sie ist nicht aus Port Royal oder hier aus der Umgebung. Ich glaube eher, dass sie irgendwo aus der Nähe von Port Lantago kommt und nur vorübergehend in Port Royal weilt. Aber um ehrlich zu sein weiß ich es nicht. Sie… nun ja, sie war sehr verschlossen was ihre Person angeht.“
Das stimmte. Liam hatte schnell festgestellt, dass Nyah all seinen Fragen, die ein wenig persönlicher gewesen waren, sehr geschickt ausgewichen war, jedoch auf so charmante Art, dass Liam es ihr keineswegs übel genommen hatte. Und weshalb auch. Er hatte keinerlei Recht, sie auszufragen und sie hatten sich schließlich heute zum ersten Mal getroffen. Wirklich getroffen. Es war verständlich dass Nyah ein wenig vorsichtig und zurückhaltend war. Wenngleich es Liam nicht gewöhnt war, dass es ihm eine Frau schwer machte. Die meisten anderen Frauen erlagen seinem Charme innerhalb von wenigen Sekunden. Nyah war jedoch anders. Anders als alle Frauen die Liam jemals kennengelernt hatte. Doch genau das reizte ihn so sehr an ihr. Das, und ihre atemberaubende Schönheit. Diese geheimnisvolle Frau zog ihn unwiderstehlich in ihren Bann und es gab nichts das er dagegen hätte tun können.
Alex wollte noch etwas erwidern, doch als er die nachdenkliche Miene seines Bruders sah schwieg er. Es war wohl nicht der richtige Moment um noch tiefer in seine Gedanken zu dringen. Deshalb ließ er es dabei bewenden.
Kurz darauf verabschiedeten sie sich ebenfalls von Bürgermeister Don Miguel und seiner Frau, dankten ihnen noch einmal für die Einladung und verließen den Empfang. Auf dem Rückweg gingen sie schweigend hintereinander her. Elena hatte sich bei Alex untergehakt und er zog sie eng an sich. Liam und Brayan gingen ein Stück hinter ihnen, doch auch sie schwiegen die meiste Zeit über. Brayan hatte sich während des Empfangs meist abseits und im Hintergrund gehalten. Dennoch hatte er Liam von Zeit zu Zeit mit dieser schönen Unbekannten beobachtet. Sie hatten ausgesprochen viel Zeit miteinander verbracht und waren jedes Mal, wenn er sie gesehen hatte, in eine angeregte Unterhaltung vertieft gewesen. Und Brayan entging auch nicht die Veränderung, die dieser Abend in Liam ausgelöst hatte. Er wirkte so gelöst und glücklich wie schon lange nicht mehr. Brayan hätte jedoch nicht gewagt, Liam nach der fremden Frau zu fragen.
Ihm war aber auch der ein wenig furchteinflößend aussehende Schwarze aufgefallen, der die junge Frau schließlich begleitet hatte, als sie den Empfang verlassen hatte. Er hatte die Frau während des ganzen Abends so gut wie keinen Moment aus den Augen gelassen und Brayan fragte sich einmal mehr, wer sie wohl war. Und in welchem Verhältnis sie zu diesem, wie er zugeben musste, gutaussehenden und durchtrainierten Schwarzen stand. Ob Liam ihn wohl auch gesehen hatte? Brayan würde ihn bei Gelegenheit fragen, doch nicht mehr an diesem Abend.
Wenig später hatten sie ihr Hotel erreicht und legten sich gleich schlafen. Es war schon sehr spät und der Tag war ereignisreich und anstrengend gewesen.
Liam fand in dieser Nacht jedoch keinen Schlaf.
Am nächsten Tag reisten Liam und seine Begleiter wieder zurück nach Hause. Sie verließen Port Royal am späten Vormittag, sodass sie noch vor dem Abend in Port Lantago ankommen würden. Der Ritt durchs Landesinnere verlief ereignislos. Dennoch war Liam froh, neben seinem Bruder und Brayan noch zwei weitere seiner Männer bei sich zu haben. Es kam immer wieder vor, dass Reisende angegriffen und überfallen wurden. Die Armut hatte stark zugenommen, wodurch es ebenfalls zu steigender Kriminalität gekommen war. Um sich selbst machte Liam sich dabei keine Sorgen. Aufgrund seines Daseins als Freibeuter war er ein guter Kämpfer, ebenso wie sein Bruder, und er würde Wegelagerer leicht überwältigen können. Dennoch wollte er kein Risiko eingehen. Schon gar nicht, wenn Alex‘ Frau Elena mit ihnen reiste. Und eine größere Reisegruppe, die noch dazu offensichtlich gut bewaffnet war, würde kaum Gefahr laufen, angegriffen zu werden.
So erreichten sie bereits am späten Nachmittag das geräumige, elegante Stadthaus in Port Lantago. Liam half Brayan, die Pferde zu versorgen. Natürlich hatte er dafür eigentlich einen Stallburschen, doch er legte großen Wert darauf, sich selbst um seine Pferde zu kümmern wann immer es seine Zeit zuließ. Und an diesem Tag nahm er sich diese Zeit einfach. So führte er seinen Hengst Nando in den hellen Stall und zu seiner Box, wo er ihn absattelte und trocken rieb. Brayan folgte ihm und versorgte sein Pferd, einen stämmigen Falben, ebenfalls selbst. Nachdem sie die Sättel und Trensen aufgeräumt hatten verließen sie den Stall und gingen zum Haus hinüber. Liam hatte Brayan gebeten, ihn zu begleiten, was Brayan mit einem Nicken beantwortet hatte. Er hatte den Eindruck, Liam wollte etwas mit ihm besprechen. Auf dem Weg zum Haus schwieg Liam zunächst, doch bevor sie das Haus betraten hielt er inne und wandte sich nach kurzem Zögern Brayan zu, der neben ihm stehengeblieben war.
„Was hast du auf dem Herzen, mein Freund?“, fragte Brayan schließlich, nachdem Liam noch immer schwieg. „Ist es wegen dieser Frau?“
Überrascht sah Liam ihn an, im ersten Moment sprachlos. Er war es gewöhnt dass Brayan oftmals seine Gedanken zu lesen schien, doch normalerweise sprach er sie nicht so direkt aus. Nun erwiderte er jedoch Brayans Lächeln und nickte.
„Wie konnte ich auch nur annehmen dass sie dir entgangen sein könnte“, entgegnete Liam mit einem verschmitzten Lächeln.
„Nun, nachdem du ihr praktisch den ganzen Abend nicht von der Seite gewichen bist war meine Neugierde geweckt“, antwortete Brayan. „Allerdings war ich nicht der Einzige, der euch beobachtet hat. Mal davon abgesehen, dass ihr ohnehin die Blicke der meisten anderen Gäste auf euch gezogen habt. Aber das ist ja auch kein Wunder. Ihr wart mit Abstand das bestaussehende, ja das schönste Tanzpaar das ich jemals gesehen habe.“
Liam lächelte Brayan ein wenig verlegen an, dann wurde er jedoch ernst.
„Dann hast du den Schwarzen sicher auch gesehen?“, fragte er und Brayan nickte.
„Ja. Und er hat die Frau keinen Moment aus den Augen gelassen.“
„Hat er sonst irgendetwas getan an diesem Abend?“, fragte Liam, dem der Mann erst aufgefallen war als er Nyah hinausbegleitet hatte.
Brayan schüttelte den Kopf.
„Nein, er stand den ganzen Abend scheinbar reglos an einer Stelle und hat die Frau, wohl aber auch die anderen Gäste beobachtet.“
Liam nickte.
„Meinst du, er ist so eine Art Leibwächter?“
„Möglich“, entgegnete Brayan mit einem kurzen Schulterzucken. „Dennoch ist das alles sehr ungewöhnlich.“
Er überlegte einen Moment, dann sprach er weiter.
„Liam, hast du eine Ahnung was sie hier tut? Ich meine, sie ist nicht hier aus der Gegend, oder? Niemand schien sie zu kennen.“
„Nein, Miss Landon ist erst vor kurzem nach Jamaica gekommen. Sie hat mir jedoch nicht viel über sich verraten. Sie… nun ja, sie schien sehr vorsichtig zu sein.“
Als Liam jetzt noch einmal über ihr Gespräch nachdachte fiel ihm auf dass er praktisch rein gar nichts über sie wusste. Er hingegen hatte ihr einiges von sich erzählt, wenngleich sie ihn keineswegs ausgefragt hatte. Natürlich hatte er ihr nur Unverfängliches erzählt, aber doch immerhin dass er in Port Lantago lebte und mitunter zur See fuhr. Dass er dies als Freibeuter im Auftrag des spanischen Gouverneurs tat hatte er natürlich verschwiegen.
Als Liam nun erwähnte dass Nyah Landon ebenfalls Beziehungen zum Gouverneur hatte, wenngleich er nicht wusste in wie fern, horchte Brayan auf.
„Das ist ja interessant“, sagte er und Liam nickte.
„Allerdings. Ich wüsste zu gerne wie sie zu einander stehen und woher sie sich kennen, wenn das nicht vielleicht zu viel gesagt ist.“
Brayan nickte nachdenklich, erwiderte jedoch nichts.
„Brayan?“, brach Liam schließlich nach einer Weile das eingetretene Schweigen. „Würdest du versuchen, etwas mehr über Miss Landon und ihren Begleiter in Erfahrung zu bringen?“
„Natürlich“, erwiderte Brayan sofort. „Aber ich vermute dass das nicht leicht sein wird. Wenn ich überhaupt etwas über sie herausfinden kann.“
Mit seinen Zweifeln sollte Brayan Recht behalten. Niemand wusste etwas über die mysteriöse Schöne.