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Kapitel 3: Wolfsmonat
ОглавлениеKurz nach Weihnachten, Anno Domini 1535. Die letzten Gäste verließen schwankend und lallend die kleine Dorftaverne des Weilers Wil. Der großgewachsene Sohn des alten Wirts musste nicht viel tun, damit die betrunkenen Besucher sich von ihren Tischen erhoben und nach Hause gingen. Einen Moment blieb der Wirtssohn noch vor der Tür stehen, um sicherzugehen, dass keiner vor der Schenke verweilte und Radau machen würde. Schon bald verschwand der Letzte in der Dunkelheit. Gerade wollte sich der Sohn nach drinnen begeben, als sich ein streunender Hund aus dem Schatten der Nacht schälte. Allem Anschein nach hatte er seit längerem nichts mehr gegessen. Still trat der Vierbeiner in den Schein der Fackel, die neben der Tür der Taverne in einer Halterung lag. Beide starrten einander an.
»Verschwinde!«, befahl der Wirtssohn und wirbelte mit den Armen, um den Köter zu verjagen. Doch dieser blieb stehen. Der Hunger war wohl zu groß. Langsam rümpfte er die Schnauze und beim Knurren blitzen seine spitzen Zähne hervor. Das beeindruckte den jungen Mann nicht. Er zog die Fackel aus der Halterung, fuchtelte sie hin und her und schritt auf den Hund zu.
»Ich sagte verschwinde!«, drohte er noch einmal. »Mach das du hier wegkommst!«
Der Rüde neigte sich nach hinten, kläffte zweimal und ergriff die Flucht. Aber nicht dorthin, von wo er gekommen war, sondern Rechts am Wirtshaus vorbei.
»Oh nein, mein Freundchen. Die Ziegen lässt du schön in Ruhe!«, warnte er den Hund und rannte ihm hinterher zum kleinen Ziegenstall, der hinter dem Haus stand. Dort angekommen war alles ruhig. Keine aufgebrachten Ziegen im Stall und der Streuner war nirgends zu finden. Mit der Fackel in der Hand suchte der Wirtssohn alles ab. Urplötzlich schoss der Hund zwischen seinen Beinen hindurch und ließ denn Großgewachsenen vor Schreck zusammenfahren. Er kehrte sich um und vernahm nur noch ein Winseln, gefolgt von einem Knacken, bevor aus der Dunkelheit der Kadaver des Streuners vor seine Füsse rutschte. Geschockt starrte der junge Mann zuerst auf das tote Tier und dann in die Finsternis, aus der die Tierleiche gekommen war. Er hob die Fackel in die Höhe, um die Szene besser ausleuchten zu können. Da wurde es auf einmal heller und ihm fiel auf, wie die Wolken den Mond freigaben. Vollmond. Ein grausames Knurren ging ihm durch Mark und Bein und als er ängstlich in die Dunkelheit vor sich starrte, starrte diese mit einem Male zurück. Große gelbe Augen funkelten bedrohlich, bevor ein riesenhafter Schatten ihn direkt ansprang. Es war das Letzte, was der Wirtssohn sah.