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Zwischenstand beim Projekt „digitaler Nomade”


Knapp fünf Monate waren vergangen, seitdem ich mich entschlossen hatte, nur noch in Teilzeit zu arbeiten und mich langsam auf ein Leben als digitaler Nomade einzustimmen. Wie aber hatte sich mein Angsthasen-Modus seitdem entwickelt?

Der Tagesablauf von Montag bis einschließlich Mittwoch war für mich genauso wie im vergangenen Jahr als Vollzeit-Angestellter: Ich saß wie gewohnt meine acht Stunden pro Tag in der Agentur ab, typisch 9-to-5 eben. Donnerstags verabschiedete ich mich jedoch bereits nach der Mittagspause beim italienischen Pizza-Bus von meinen Kollegen und war auf mich allein gestellt.

Versteh mich nicht falsch, meine Angestelltentätigkeit machte mir enorm viel Spaß, doch für die restliche Woche mein eigener Chef zu sein hatte für mich einen unfassbar großen Reiz. Jedes Mal, wenn ich meinen Laptop aufklappte, war ich motiviert und die Ideen sprudelten nur so aus mir heraus. Wie heißt es doch so schön: „Arbeite nicht für die Träume eines anderen, sondern für deine eigenen.” Ein plumper Spruch, an dem viel Wahres dran ist.

Jeden Donnerstag konnte ich es kaum erwarten, mich hinter meine Projekte zu klemmen und bis spät in die Nacht daran zu basteln. Ob ich das bei gutem Wetter am Badesee machte, in einem kleinen Café in der Offenburger Innenstadt oder an meinem Schreibtisch in meiner kleinen, dunklen Kellerwohnung machte keinen Unterschied. Ich konnte frei entscheiden, wo und wie lange ich Zeit für meine Projekte investieren wollte oder den Kopf bei einer Runde Sport freibekommen wollte.

Freitag war der Tag, an dem ich mich dazu zwang, acht Stunden am Stück effektiv zu arbeiten. Im Digitalen-Nomaden-Jargon würde ich für diesen Arbeitseinsatz den Begriff „hustlen” verwenden. Sogar manch eine Party ließ ich aus, um voranzukommen. Was war ich nur für ein Langweiler geworden – zumindest in den Augen der anderen.

Was die Projekte, an denen ich zu diesem Zeitpunkt arbeitete, betrifft, so hatte ich mich mit dem Anbieten von Dienstleistungen im Bereich Social Media und dem Bloggen auf zwei Einnahmequellen fokussiert.

Während eines Praxissemesters in Berlin bei Deutschlands größter Extremsport-Website hatte ich mich im Jahr 2008 mit dem Social-Media-Virus infiziert. Damals hatte ich mich mit Plattformen wie myspace.com, lokalisten.de und studiVZ beschäftigt, die längst nicht mehr aktuell sind. Meine Begeisterung für soziale Medien ist allerdings geblieben, weshalb ich nach meinem Sportmanagement-Studium einen Job als Social-Media-Manager und später Head of Social Media in einer Offenburger Agentur annahm und auch meine Selbstständigkeit auf Freelancer-Tätigkeiten in diesem Bereich ausrichtete.

An meine Kunden kam ich glücklicherweise durch Mund-zu-Mund-Propaganda, ohne Kaltakquise betreiben zu müssen. Vor allem in meinem Bekanntenkreis sprach sich schnell herum, dass ich als Freelancer arbeitete. Das führte sogar zu zeitlichen Defiziten, weshalb ich drei potenziellen Kunden absagen musste – ein Luxusproblem, für das ich sehr dankbar war.

Das Problem bei meinen ersten Kunden bestand nicht darin, dass es mir keinen Spaß machte, sie zu betreuen, sondern dass sie thematisch weit von meiner zweiten Passion – dem Sport – entfernt waren. Nach dem Abschluss meines Sportmanagement-Studiums im Jahr 2011 hatte ich immer wieder den Drang verspürt, in dieser Richtung zu arbeiten. Ich musste mir also etwas Neues ausdenken. Schon wenig später entwarf ich plusonelike. Es ist ein kleines Unternehmen, mit dem ich heute noch als Dienstleister Geld im digitalen Sportmarketing – und im Online-Marketing allgemein – verdiene.

Eine weitere Leidenschaft von mir ist das Bloggen. Im Jahr 2008 hatte ich mich durch mein sechsmonatiges Praktikum in Berlin mit dem Blogvirus infiziert. Seitdem habe ich immer wieder neue Formate entwickelt, wovon mittlerweile nur noch wenige aktiv sind. Die Begeisterung für neue Blogs war meist größer als die Kontinuität beim Schreiben. Dass ich es versäumt habe, meine Blogs frühzeitig zu monetarisieren, stimmt mich wehmütig – aber ich wusste es nicht besser. Die Lust am Bloggen habe ich zum Glück nie verloren, weshalb es im Jahr 2015 an der Zeit war, endlich Kapital daraus zu schlagen – eine weitere nebenberufliche Einnahmequelle entstand. Welche Möglichkeiten es gibt, mit Blogs Geld zu verdienen, verrate ich dir später.

Um dir einen Überblick darüber zu geben, was ich als nebenberuflicher Unternehmer verdient habe, habe ich eine kleine Skizze von den Anfangsmonaten angefertigt:

Ein Großteil der oben dargestellten Einnahmen resultierte aus meinen Tätigkeiten als Freelancer. Auch meine Blogs spielten etwas ein, dieser Betrag war jedoch gering, was vor allem daran lag, dass iamdigital.de (seit August 2014) und rucksacktraeger.com (Umzug auf diese Domain im März 2014) noch relativ jung waren und danielschoeberl.com hauptsächlich zur Kundengewinnung gedacht war.


Hinsichtlich der Ausgaben hatte ich Anfang des Jahres Facebook-Anzeigen zur Fangewinnung im Wert von hundert Euro für meinen Reiseblog, den Rucksackträger, geschaltet, wodurch ich knapp fünfhundert Fans bekam. Die weiteren Kosten ergaben sich unter anderem durch Hosting-Gebühren für Blogs und Websites, das Erstellen von Visitenkarten, eine Gewerbeummeldung aufgrund meines Umzugs und andere Kleinigkeiten. Wie du siehst, braucht es zum Start deines Online-Business nicht viel Geld, dafür aber umso mehr Zeit.

Vielleicht stellst du dir gerade die Frage, warum ich trotz der steigenden Einnahmen am Angsthasen-Modus festhielt. Dafür gab es drei Gründe:

1 Ich hatte zu viel Angst, den Absprung zu wagen.

2 Mein Angestelltenverhältnis machte mir viel Spaß.

3 Zum Einstieg ins digitale Nomadentum wollte ich mir einen Puffer von fünftausend Euro an Sicherheiten ansparen, den ich noch nicht erreicht hatte.

Vier Jahre digitaler Nomade

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