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Die Geschichte Tibets

Im Rahmen dieses Buches ist es nicht möglich, sehr ausführlich die spannende Geschichte Tibets in all ihren Facetten darzustellen. Deshalb soll der Leser aufgrund einiger kurzen Informationen einen Eindruck von der Lage des Landes sowie wenige Fakten über seine Kultur und Rahmenbedingungen erhalten.

Lage und Bevölkerung

Tibet ist ein faszinierendes und besonders abgeschiedenes Land im südlichen Himalayagebirge. Mit seiner Höhenlage von rund 4.500 Metern wird es auch als „Dach der Welt“ bezeichnet. Hier finden wir beispielsweise den berühmten höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, sowie den heiligen Berg Kailash.

Im Hochland, oder besser gesagt auf dem Hochplateau, ist es sehr trocken und wüstenhaft, es gibt im Norden auch Steppen. Das Klima ist in Tibet recht unterschiedlich und schwankt je nach Lage (Norden/Süden) und Tageszeit beträchtlich.

Im Sommer gibt es im Südosten allerdings Temperaturen um die 28° C. Am kältesten wird es im Winter im Norden mit bis zu -15° C.

In Lhasa herrscht eine durchschnittliche Temperatur von lediglich 8° C. Und im nördlichen Permafrostgebiet sind es nur 0° C. Daher sind auch der Westen, der Zentralbereich und der Norden unbewohnt.

Im gesamten Autonomen Gebiet Tibet leben über 2,6 Mio. Menschen, davon ungefähr eine halbe Million allein in Lhasa. Darunter überwiegend Tibeter (mehr als 80 %) und Han-Chinesen (ungefähr 17 %). Viele Tibeter leben im Exil in Indien, Nepal, Kanada und den USA, aber auch in der Schweiz, Bhutan und anderen Ländern.

Die Zeitverschiebung von Tibet im Vergleich zu Deutschland liegt bei 7 Stunden (Winterzeit) bzw. 6 Stunden (Sommerzeit). Tibet ist Deutschland zeitlich voraus.


Abb. 1: Der Mount Everest 1

Kultur und Alltag in Tibet

In Tibet herrschte zunächst die Bön-Religion vor, die später vom Buddhismus beeinflusst wurde. Der Dalai Lama repräsentiert eine der vier großen buddhistischen Schulen (Gelugpa) und wird von der Mitgliedern der Exilregierung immer noch als Staatsoberhaupt anerkannt.

In Tibet haben mündliche Überlieferungen Tradition, eine Schrift entwickelte sich erst im 7. Jahrhundert und die daraus entstehende Literatur war zunächst religiös. Erst im 13. Jahrhundert wandelte sich das und die Poesie hielt Einzug.

Es heißt, dass König Songtsen Gampo einen tibetischen Gelehrten namens Tönmie Sambhota sowie einige Studenten nach Indien geschickt habe, damit sie dort ein Tibetisches Alphabet auf der Basis des Sanskrit-Alphabets entwickeln könnten. Die Entwicklung eines eige-nen Schriftsystems samt Grammatik war die Basis für einen kulturellen Aufschwung.

Musikalisch dominieren volkstümliche Lieder und religiöse Ritualmusik. Es gibt Saiten-, Blas- und Perkussionsinstrumente und bei den religiösen Liedern sind diese mit dem monotonen Mönchgesang verbunden.

Andere künstlerische Ausdrucksweisen sind hauptsächlich die Wandmalereien sowie die Fertigung verschiedener Kulturschätze aus einer ganz besonderen Legierung namens Dzekshim. Diese besteht aus mindestens 7 unterschiedlichen Metallen, deren Basis Gold, Silber und Kupfer bilden. Durch das Hinzufügen weiterer Metalle kann die Farbgebung beeinflusst werden. Die Gegenstände aus diesem Material werden nie zusätzlich vergoldet, um die Farbe nicht zu verändern.

Die Tibetische Küche

Aufgrund des rauen Klimas können die Bauern hauptsächlich Gerste anbauen, die auch in diesen Verhältnissen gedeiht. Daraus wird eine Art Getreidebrei zubereitet, der sich Tsampa nennt. Er kann nach Belieben mit Dörrfleisch oder auch mit Quark und Honig angereichert werden.

(„Wenn in den tibetanischen Klöstern eine Menükarte gedruckt würde, dann gäbe es nur ein einziges Wort zu drucken: nämlich Tsampa!“ (Rampa in „Cave of the Ancients”))

Daneben gibt es auch Hirse, Hülsenfrüchte und Gemüse wie Bohnen, Karotten, Tomaten, Paprika, Mais oder Zwiebeln.

Aufgrund der beliebten Tierhaltung steht auch das Fleisch von Yaks, Schafen oder Ziegen zur Verfügung sowie Milchprodukte.

Praktisch ist beispielsweise die vielseitige Verwendung von Yakbutter, der sowohl im Buttertee (Nationalgetränk!) als auch in den Butterlampen zum Einsatz kommt.

Touristen finden darüber hinaus auch die Teigtaschen namens „Momo“ sehr lecker. Diese können gebraten oder auch in der Suppe gekocht werden.

Suppen und Eintöpfe sind ebenfalls sehr beliebt und werden gerne als Nudelsuppe oder Nudeleintopf mit Fleisch und/oder Gemüse gegessen.

Bei der Ernährung achten die Tibeter besonders auf Tipps, die aus der Traditionellen Tibetischen Medizin stammen. Nach der dort verankerten Konstitutionslehre kann jeder sein inneres Gleichgewicht und die Harmonie von Körper und Geist durch eine typengerechte Ernährung erreichen. Vorrangig kommen daher pflanzliche Nahrungsmittel zum Einsatz.

Wirtschaft und Industrie

Groß im Kommen ist der Bergbau, denn in Tibet lagern verschiedene wichtige Bodenschätze, darunter viele Metalle (Kupfer, Chrom, Gold, Blei, eisen, Zink, Aluminium) sowie Erdöl.

Daneben gibt es auch Industriezweige, die handwerkliche Produkte wie selbst hergestellte Teppiche oder Wollstoffe sowie verschiedene Kunstgegenstände herstellen und vertreiben.

Natur und Umwelt

Es gibt in Tibet auf dem Hochplateau sehr viel Schnee, in den Steppen leben die Nomadenvölker mit ihren Yak-Herden. Dazu kommen viele Hochgebirgsseen, der heilige Berg Kailash, der berühmte Mount Everest sowie Almen.

Darüber hinaus befinden sich in Tibet sehr viele Klöster, das älteste Kloster Tibets („Samye“) wurde bereits um 770 n. Chr. von König Trisong Detsen gegründet, der auch den Buddhismus als Staatsreligion einführte.

Durch die großen Kahlschläge der Wälder kommt es verstärkt zu Erdrutschen, Steinschlag und Überschwemmungen. Durch die stark gestiegene Bevölkerungszahl muss das Nahrungsangebot erhöht werden, besonders die Fleischproduktion. Doch die vielen Viehhirten sorgen leider dafür, dass die Steppen unter der Anzahl der Tiere leiden (Überweidung).


Abb. 2: Ein Yak 2

Traditionelle tibetische Medizin

Die tibetische Heilkunst oder Traditionelle Tibetische Medizin (TTM) ähnelt der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und bezieht auch religiöse, philosophische und kulturelle Aspekte mit ein.

Beide Heilkünste legen Wert auf eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen und sehen Körper und Geist als Einheit. Darüber hinaus ist es speziell in Tibet wichtig, dass auch der Buddhismus bei der Hei-lung von Krankheiten berücksichtigt wird. Daher werden dem Geist und den Gefühlen hohe Stellenwerte eingeräumt.

Schlecht für die Gesundheit sind die „Geistesgifte“ Gier, Hass und Verblendung, die sich negativ auf die drei Körpersäfte Wind, Galle und Schleim auswirken. In Tibet ist es daher notwendig für einen gesunden Menschen, dass er einen ausgewogenen Geist besitzt und eine gesunde Lebensführung hat.

Der Körper wird mit traditionellen Medikamenten behandelt, für die Ausgeglichenheit des Geistes wird Meditation empfohlen. Erkrankungen lassen sich beispielsweise auf negative Einstellungen sowie falsche Ernährung oder Viren zurückführen.

Für die Diagnose stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, darunter eine Typenbestimmung des Erkrankten sowie eine Abtastung von Haut und Haaren sowie eine Urin- und Pulsdiagnose. Auch die Befragung zur Krankengeschichte und den Symptomen gehört selbstverständlich dazu.

Für die Behandlung steht neben der Meditation oder der Verabreichung von bekannten Mitteln aus der Naturheilkunde auch eine Ernährungs- und Verhaltensberatung auf dem Programm. Aber Patienten erhalten auch Aderlass, Massagen oder medizinische Bäder.

Insofern ähneln sich TCM und TTM, bis auf die vorrangige Bewertung der richtigen Geisteshaltung und der buddhistischen Sichtweise, dass keine Krankheit ohne Grund entsteht.

In seinem Buch „Doctor from Lhasa“ beschreibt Lobsang Rampa zwei beliebte Behandlungsmethoden: Die Akupunktur und die Therapie mit Moxapaste:

„Akupunktur ist eine bestimmte Methode, bei der äußerst dünne Nadeln in verschiedene Stellen des Körpers eingeführt werden. Die Nadeln sind so dünn, daß man keine Schmerzen verspürt. Sie werden eingeführt und rufen die verschiedensten Heilungsreaktionen hervor. Im Westen werden Radiumnadeln benutzt, und die Leute behaupten, daß sie wunderbare Heilerfolge damit erzielen, aber wir im Osten haben Akupunktur seit Jahrhunderten mit gleichem Erfolg durchgeführt.

Wir wenden auch eine Therapie mit Moxapaste an. Bei dieser Methode werden verschiedene Kräuter zubereitet, in Röhren abgefüllt und an einem Ende so entzündet, daß sie rot glühen. Das glühende Ende wird dann nahe an die erkrankte Haut oder erkranktes Gewebe herangeführt, und durch die Erhitzung dieser Stellen können die Wirkstoffe der Kräuter direkt mit einer heilenden Wirkung in das Gewebe eindringen. Die Wirksamkeit dieser beiden Methoden hat sich immer wieder erwiesen, aber noch ist nicht festgestellt worden, wie sie genau funktionieren.“

Zudem ist es möglich, den Körper zu heilen, indem man sich mit dem Auralesen beschäftigte, wie er in „The Rampa Story“ erklärt.

„Untersucht man, was der Aura fehlt, und ersetzt dies durch besondere Strahlen, dann kann man die Krankheit des Menschen heilen. Weil ich besser als andere über die Kräfte des Hellsehens verfügte, wurde ich fast regelmäßig zum Allerhöchsten, der großen dreizehnten Inkarnation des Dalai Lama gerufen, um mir die Aura seiner Besucher zu besehen, die »in Freundschaft« kamen.

Und Rampa berichtet auch davon, dass Gebete helfen, eine Heilung zu vollbringen. In „The Rampa Story“ sagt er:

„Ich werde später noch einmal darauf zurückkommen, aber laßt mich zuerst nochmals betonen: wiederholt euer Gebet, solange es nötig ist, und wenn ihr wirklich daran glaubt, dann wird sich die Heilung vollziehen.

Nun dazu, ob und wie sich eine Heilung vollzieht. Wenn einer Person ein Bein amputiert worden ist, wird auch kein Gebet dieses Bein wieder zurückbringen. Aber wenn jemand Krebs hat oder ein anderes schweres Leiden, dann kann dieses aufgehalten werden. Ganz deutlich gesagt: Je geringer die Krankheit, desto leichter ist diese zu heilen.

Ganz gleich wann in der Geschichte, immer schon gab es Wunderheilungen, und jeder hat schon einmal davon gehört. Lourdes und viele andere Orte sind für diese Heilungen berühmt. Auch diese Heilungen wurden durch das Höhere Selbst bewirkt, durch den Schutzengel der betreffenden Person, nur eben in Verbindung mit diesem Ort.“

Tourismus

Lange war es überhaupt nicht möglich, Tibet offiziell zu bereisen, doch die Zahl der Touristen steigt seit der „Öffnung“ des Landes stetig an. Daher wird auch der Tourismus ganz gezielt ausgebaut.

Die Einreise nach Tibet ist mit dem Flugzeug, dem Zug oder Überland möglich. Der Zugang erfolgt entweder über China oder Nepal. Direktflüge von Deutschland gibt es keine. Fliegen ist im Himalaya ohnehin problematisch. Reguläre Verkehrsflugzeuge können nicht so hoch fliegen und es wären extreme Turbulenzen zu erwarten.

Bisher sind rund 80% der Touristen Chinesen, gefolgt von einer großen Anzahl interessierter Japaner. Doch auch bei den Europäern ist das Land ein zunehmend beliebtes Reiseziel.

Tibet besitzt die Lhasa-Bahn (seit 2006) mit Panoramafenstern, die an beliebten Aussichtspunkten anhält und hat auch verschiedene Fluglinien eingerichtet. Rund 45 km von der Stadt Lhasa befindet sich beispielsweise der Flughafen Lhasa-Gonggar. Insgesamt gibt es in Tibet 5 Flughäfen.

Aber auch die Fernverkehrsstraßen werden ausgebaut. Besonders die Straßen zum Flughafen, die bisher durch das unwegsame Gebirge geführt haben, profitieren von der Optimierung, da sich die Fahrzeit zwischen dem Flughafen und der Stadt Lhasa mit ihren berühmten Sehenswürdigkeiten extrem verkürzt.

Sehenswürdigkeiten sind selbstverständlich der Heilige Berg Kailash, der Mount Everest und in Lhasa selbst der berühmte Potala-Palast und das Jokhang-Kloster, welche beide zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.

Der Tourismus bietet den Tibetern große Chancen auf neue Arbeitsplätze. Diese sind leider für die meisten nur wenig gebildeten Tibeter oder für die Exiltibeter unerreichbar.


Abb. 3: Der Potala-Palast in Lhasa 3

Hinweis:

Problematisch für Touristen ist die extreme Höhenluft, an die man sich erst gewöhnen muss. Daher ist jede Anstrengung zunächst tabu. Auch sollten nur leichte Gerichte gegessen und kein Alkohol getrunken werden. Kopfweh und Abgeschlagenheit oder Schlaflosigkeit sind zunächst normal. Doch die Reaktionen sind individuell unterschiedlich und es kann auch zu Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen. In diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Die Akklimatisierung ist meist nach etwa 3 Tagen abgeschlossen. Medikamente gegen die Höhenkrankheit werden nicht empfohlen, da man eventuell auftretende Lungenödeme ansonsten vielleicht nicht rechtzeitig bemerken könnte.

Außerdem sollten Kinder, Schwangere oder Menschen mit schweren Lungenkrankheiten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht in solch hoch gelegene Regionen reisen!

Umgekehrt ist es auch für Personen, die die Höhenluft gewöhnt sind, schwierig, sich an einen anderen Luftdruck in den niederen Lagen zu gewöhnen. Das berichtet auch Lobsang Rampa in seinem Buch „Doctor from Lhasa“, als er auf dem Weg nach China in einer wesentlich geringeren Höhe von nur 300 m über dem Meeresspiegel unterwegs ist:

„Die Schwierigkeiten, die uns das Atmen bereitete, und der Luftdruck, der sich uns auf Lunge und Brust legte, machten uns ernsthafte Sorgen. Anfangs dachten wir, der Grund bestünde in einer gefühlsmäßigen Unruhe, weil wir unser geliebtes Tibet verlassen hatten, doch später fanden wir heraus, daß wir beinahe an der Luft ertranken. Keiner von uns war jemals bis auf eine Höhe von nur 300 Metern über dem Meeresspiegel hinuntergekommen.

Lhasa selbst liegt fast 4.000 Meter hoch. Wir hatten sogar regelmäßig in noch größeren Höhen gelebt, zum Beispiel bei unserem Besuch im Chang Tang Hochland, wo wir uns in einer Höhe von bis zu 7.000 Metern aufgehalten hatten.

Wir hatten früher viele Geschichten von Tibetern gehört, die Lhasa verlassen hatten, um ihr Glück in den tiefer gelegenen Ländern zu suchen. Die Gerüchte wollten wissen, daß sie nach Monaten des Leidens mit zerstörten Lungen gestorben seien. Das Altweibergeschwätz in der Heiligen Stadt hatte zweifellos viel Lärm um die Behauptung gemacht, daß diejenigen, die Lhasa verließen und in das Tiefland zögen, auch einem schmerzvollem Tod entgegengingen. (…)

Doch jetzt war ich durch die spürbaren Erfahrungen ernsthaft beunruhigt; unsere Lungen brannten, wir hatten das Gefühl, als würden Eisenbänder die Brust einschnüren und uns am Atmen hindern. Jeder Atemzug bedeutete eine Anstrengung, die uns erzittern ließ, und wenn wir uns zu schnell bewegten, durchschossen uns feurige Schmerzen.“

Politische Entwicklung des Landes

Frühe Regierungsformen

Im Königreich Tibet herrschte die Tibetische Monarchie. Das Königreich entstand zu Beginn des 7. Jahrhunderts und galt als stark und kriegerisch.

Erst im 10. Jahrhundert bildete sich eine neue feudale Gesellschaftsform heraus. Das Land gehörte wenigen Bauern, die dafür Frondienste leisteten und Steuern bezahlten. Die restliche Bevölkerung bestand aus Leibeigenen, die entweder an den Adel oder an eines der Klöster gebunden waren. Denn die Klöster hatten den größten Grundbesitz im Königreich. Diese Form hatte allerdings nur Bestand bis zum Ende der 1950er Jahre.

Tibet lag zwar abgeschieden, geriet aber immer wieder unter fremde Kontrolle, da es zuerst von den Mongolen erobert wurde (1240), die tibetische Buddhisten als Vizekönige einsetzten und dann (1368) von den Han-Chinesen übernommen wurde, die ein unabhängiges und souveränes China etablierten. Ende des 17. Jahrhunderts übernahmen zwar die Mandschu die Herrschaft und errichteten die Quing-Dynastie, doch Tibet blieb dennoch unter der mongolischen Herrschaft und autonom.

Erst 1727 setzen die Mandschu einen „Amban“ ein, der die tibetischen Regierungsgeschäfte überwachen und beeinflussen sollte. 1751 waren die Mandschu damit einverstanden, dass der Dalai Lama die politische Macht in Tibet erhielt.

Verträge mit Russland und Großbritannien

Anschließend versuchte Russland die Herrschaft über Tibet zu erlangen, was die Briten im Jahr 1903 mit einem Feldzug beantworteten. Sie besetzten Lhasa, der 13. Dalai Lama floh und die Briten vereinbarten mit Tibet und dem Amban, dass die Grenzen für einen Handel mit Britisch-Indien geöffnet werden sollten. Die Briten würden in diesem Zuge außerdem Militärstützpunkte erreichten. Dieser Deal wurde 1906 eingetütet.

Mit den Russen konnten die Briten im Vertrag von Sankt Petersburg ein Jahr später ebenfalls ein Abkommen vereinbaren. Dieser sollte den Anspruch der Mandschu über Tibet festigen. Doch als aufgrund der chinesischen Revolution 1911 die Qin-Dynastie gestürzt wurde, zogen die chinesischen Truppen aus Tibet ab.

Die Unabhängigkeit Tibets (1913)

1912 kehrte der Dalai Lama zurück und verkündete 1913 die tibetische Unabhängigkeit. China hatte keine Einwände. Erst 1919, als Mao Zedong die Volksrepublik China verkündete und Anspruch auf Tibet (zur Eingliederung) erhob, wurde es wieder ernst für die Tibeter. Die chinesische Armee marschierte ein, um Tibet von den Briten zu befreien.

Die tibetische Armee kapitulierte und der 14. Dalai Lama übernahm im zarten Alter von 15 Jahren die Regierung. Hilfsaufrufe an die Vereinten Nationen scheiterten hauptsächlich wegen der Ablehnung Indiens und Großbritanniens, weil der politische und rechtliche Status Tibets unklar war.

Eingliederung in die Volksrepublik China (1951)

Tibet und China verhandelten daher die Angelegenheit untereinander und unterschrieben 1951 ein Abkommen, das die Eingliederung Tibets in die Volksrepublik China bestätigte. Das Problem war allerdings, dass die Unterzeichner dazu gar nicht die Befugnis hatten. Nur weil die Position des Dalai Lamas darin nicht infrage gestellt wurde, war die tibetische Regierung schließlich einverstanden.

(Aus diesem Grund bestreitet Tibet auch bis heute seine Zugehörigkeit zu China, da das Zustandekommen der Vereinbarung nur unter Druck und durch nicht befugte Personen erfolgte!)

Kurz darauf tauchte die chinesische Volksbefreiungsarmee in Tibet auf und errichtete Militärstützpunkte. Doch noch immer versuchten die Chinesen nicht, das religiöse oder soziale Gefüge Tibets zu verändern.

Erst 1959 begann China den Dalai Lama zu drangsalieren, was in einem Aufstand (dem „Tibetaufstand“) in Lhasa gipfelte. Der Dalai Lama floh nach Indien und der Aufstand wurde brutal beendet. Einige Jahre später (1966-69) wurden durch die Han-Chinesen im Laufe der „Kulturrevolution“ fast alle Klöster, Kulturdenkmäler und wichtige religiöse Einrichtungen zerstört.

Aktuelle Lage

Die Lage ist heute immer noch sehr schwierig, denn China kontrolliert und unterdrückt die Tibeter. Es kam zwar in den 1980er Jahren zu Protesten und 2008 zu weiteren Unruhen, doch China behielt stets die Oberhand.

Tibet besitzt seit 1959 eine Exilregierung, die zwar weltweit nicht offiziell anerkannt, aber von vielen Ländern dennoch unterstützt wird.

Durch die Eingliederung zu China gibt es daher offiziell ein Autonomes Gebiet Tibet, in dem die Hauptstadt Lhasa mit dem berühmten Potala-Palast liegt, sowie zehn autonome Bezirke und zwei weitere autonome Kreise. Viele Tibeter siedelten allerdings auch außerhalb dieses Gebiets in Nepal, Bhutan, Myanmar sowie Indien und Pakistan.

Menschenrechtsorganisationen bemängeln die fehlende Religions- und Pressefreiheit sowie die strenge Geburtenkontrolle sowie die außergerichtliche Hinrichtungen. Es ist strikt untersagt, den Dalai Lama zu erwähnen oder Bilder von ihm zu zeigen.

Der tibetische Buddhismus

In Tibet war bis zur Einführung des Buddhismus als Staatsreligion im 8. Jahrhundert eine Naturreligion namens Bön verbreitet.

Die Verbreitung begann bereits unter Könog Songtsen Gampo, dessen zwei Ehefrauen (aus China und Nepal) Buddhistinnen waren. Doch erst unter König Trisong Detsen wurde der Buddhismus – gegen einige Widerstände – zur Staatsreligion.

Dieser König lud extra zur Verbreitung einen indischen Mönch namens Acarya Shantarakshita sowie einen indischen Tantrameister namens Padmasambhava ein. Letzterer soll magische Fähigkeiten besessen haben und hatte einen exzellenten Ruf als Dämonen-Bezwinger. Durch ihn gelang es letztlich, Buddhistische Lehren in die Bön-Religion zu integrieren und die Bevölkerung dafür zu begeistern.

Diese beiden indischen Gelehrten waren es auch, die schließlich das erste tibetische Kloster in Samye gründeten. Dieses Kloster war ein Kloster buddhistischen Lernens, in dem zunächst sieben Mönche nur auf Probe ordiniert wurden. Damit war der Grundstein für das Mönchstum in Tibet gelegt.

König Trisong Detsen (740 – 798) trieb außerdem die Übersetzung verschiedener buddhistischer Schriften ins Tibetische voran. Es kamen dafür extra Übersetzer aus Indien, China und Kashmir, aber er sandte auch junge Tibeter nach Indien, um sie dort ausbilden zu lassen. Auch König Senalek und König Relbachen unterstützten diese buddhistischen Bemühungen.

Dieser König unterstützte und förderte den Buddhismus allerdings so stark, dass er der Regierung ein Dorn im Auge war. Er wurde von zwei Ministern ermordet und König Lang Darma übernahm die Herrschaft (838 – 842). Dieser stärkte allerdings erneut die Bön-Religion, und zwar so vehement, dass die Buddhisten sich sogar verstecken mussten.

Der Buddhismus blühte erst viel später unter König Tsenpo Khore wieder auf, der freiwillig den Thron aufgab und zum buddhistischen Mönch Yeshe Ö wurde. Er sorgte dafür, dass ausgewählte, gute tibetische Mönche nach Indien und Kashmir geschickt wurden, um dort zu lernen. Nur zwei von ihnen kehrten mit einigen indischen Gelehrten nach Tibet zurück und sorgten dafür, dass der Buddhismus sich erneut stark ausbreitete.

Doch es gibt nicht DEN tibetischen Buddhismus, sondern gleich vier unterschiedliche Hauptlinien namens Nyingmapa (durch Padmasambhava), dann im 11. und 12. Jahrhundert Sakyapa und Kagyüpa, und erst im 14. Jahrhundert Gelugpa.

Der Gelug-Orden folgt der Tradition des Mahayana-Buddhismus und ihm steht aktuell der 14. Dalai Lama als Oberhaupt vor.

Der Dalai Lama

So, wie es nicht nur einen Buddhismus gibt, gibt es auch nicht nur einen Dalai Lama. Obwohl auch das nicht ganz richtig ist, denn hier wird die Sache kompliziert. Aber fangen wir von vorne an …

Der Dalai Lama (dabei handelt es sich um einen Titel, nicht um einen Namen) gilt als religiöses und politisches Oberhaupt Tibets. Aktuell ist der 14. Dalai Lama an der Macht, regiert jedoch das Land aus dem Exil und wird auch nicht überall als Herrscher anerkannt.

Vor allem bei anderen tibetischen Buddhisten einer anderen Richtung gilt er nicht automatisch als Herrscher. Er ist auch kein Gott, sondern gilt als „Manifestationen des Bodhissattva des Mitgefühls“.

Wenn der amtierende Dalai Lama stirbt, dann wird er wiedergeboren und der Körper, in dem er erneut inkarniert, muss von den zuständigen hochrangigen Mönchen gefunden werden. Es handelt sich also eigentlich beim Dalai Lama immer um dieselbe Seele, die stets in einem neuen Körper inkarniert und ihre religiöse und politische Position dann erneut einnimmt.

Der aktuelle 14. Dalai Lama wurde beispielsweise in einer Vision des Regenten Jampel Yeshe Gyeltshen gesehen und anschließend von den Mönchen gefunden und überprüft, bevor das Kind als Reinkarnation des vorigen Dalai Lama bestätigt werden konnte. Dem folgte eine traditionelle klösterliche Ausbildung, die Bereiche wie den tibetischen Buddhismus und die tibetische Kultur, aber auch Allgemeinwissen enthält.

Die Bedeutung der Dalai Lamas wird von Jan-Ulrich Sobisch in seinem Werk „Lamakratie – Das Scheitern einer Regierungsform“ nicht so hoch eingeschätzt. Das lag daran, dass viele überhaupt nicht regierten, weil sie nicht das notwendige, regierungsfähige Alter erreichten.

Beispielsweise regierten Nr. 6, 9, 10, 11 und 12 gar nicht. Nr. 7 war lediglich drei Jahre an der Macht und Nr. 8 wollte nicht herrschen. Lediglich Nr. 5 und Nr. 13 waren Alleinregenten. Der aktuelle Dalai Lama, Nr. 14, der 1940 als „Tenzin Gyatso“ geboren wurde, befindet sich seit 1959 im Exil.

Im tibetischen Buddhismus sind besonders wichtig: das Große Mitgefühl, das Streben nach Erleuchtung zum Wohle aller Lebewesen sowie die Weisheit, die die Buddhisten dazu befähigen soll, den Geist von Täuschungen zu befreien. Außerdem integriert der tibetische Buddhismus auch Tantra- und Sutra-Übungen. Diese Übungen helfen dabei, die Wahrnehmungen zu stärken.

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten gut ausgebildete Mönche besitzen, wird im späteren Kapitel über das Mystische Tibet und die „übernatürlichen“ Fähigkeiten der Mönche detaillierter besprochen.


Abb. 4: Der Dalai Lama 4

Teil 2

Der Fall Lobsang Rampa

Wer war Lobsang Rampa, wie kam es zur

Veröffentlichung des umstrittenen Bestsellers

und wie reagierten die Kritiker?

Geheimnisvolles Tibet

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