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Woran Ian Fleming starb

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Man kann sagen, der Roman „Feuerball“ habe Ian Fleming ins Grab gebracht. Sein neuntes Buch wurde gleich nach dem Erscheinen kontrovers diskutiert und die sich aus dem Buch ergebenden Rechtsstreitigkeiten hatten nicht nur Auswirkungen auf Flemings Gesundheit, sondern auch bis heute auf die 007-Filmreihe.

Erst vor kurzem erhielt Filmproduktionsfirma EON13 die Rechte am Namen der fiktiven Organisation SPECTRE und ihres Kopfes Ernst Stavro Blofeld, weshalb im Film „Spectre“ (2015) Dinge gezeigt werden, die bis dato legal nicht hätten gezeigt werden können.

Viele Jahre gehörten die Rechte an „Feuerball“ und „SPECTRE“ Kevin McClory, über Jahrzehnte ein hartnäckiger Gegner von EON. Er produzierte sogar einen eigenen Bond-Film mit Sean Connery als Agenten: „Sag niemals nie“ (1983).

Seit der Veröffentlichung seines ersten Buches „Casino Royale“ im Jahre 1953 hatte Ian Fleming als Autor großen Erfolg. Auch wenn Kritiker seine Romane als sadistisch, sexistisch und snobistisch beurteilten, konnten der Erfolg und die zunehmende Popularität nicht gebremst werden. Die Figur, die er geschaffen hatte, war eine Mischung aus ihm selbst und seiner Phantasie. Er war Commander in Britain's Naval Intelligence Division im Zweiten Weltkrieg, hatte aber keine Erfahrungen bei Kampfhandlungen und an der Front gemacht. Dennoch war sein Beitrag zum Krieg beachtenswert. Er entwickelte den Plan für eine besondere Einheit, der auch umgesetzt wurde. So führte er schließlich das Kommando über die 30AU (30 Assault Unit14). Einige dieser Männer hatten Eigenschaften, die Fleming ebenfalls zu Merkmalen von 007 machte.

Trotz des Erfolges als Schriftsteller hegte Fleming von jeher den Wunsch, seinen Agenten auf der Leinwand oder zumindest im Fernsehen zu sehen. An Flemings Figur James Bond wurde von den Filmstudios bemängelt, die Abenteuer enthielten zuviel Sex und Gewalt, und Bond sei nichts weiter als „ein stumpfes Instrument der Regierung“.15 Auch war man der Ansicht, Bond würde beim Publikum nicht ankommen, weil er die Lizenz habe, kaltblütig zu töten. Dass Bond für den britischen und nicht für den amerikanischen Geheimdienst arbeiten sollte, kam bei den möglichen Produzenten nicht gut an.

1954 verkaufte Ian Fleming seine Rechte am Buch „Casino Royale“ an den Sender CBS, der einen TV-Film mit drei Akten daraus machte, in dem Barry Nelson als amerikanisierter Charakter unter dem Namen Jimmy Bond auftrat.

Fleming stimmte 1958 zu, aus seinen Romanvorlagen Comicstrips zu machen. Damit erhoffte er sich mehr Aufmerksamkeit. Die James-Bond-Comicstrips wurden bis 1983 veröffentlicht.

In den späten 1950er Jahren war Flemings Wunsch nach einer Verfilmung noch immer vorhanden. Es stellte sich nur die Frage, wer die Rechte an den Bond-Filmen kaufen könnte.

Ein Titel für die Geschichte „Feuerball“, die zunächst von CBS verfilmt werden sollte, lautete „James Bond Of The Secret Service“, ein anderer „James Bond Secret Agent“. Die Produktion kam nicht zustande. Genau in dieser Zeit verlor Fleming aber auch die Inspiration und die Lust an den 007-Büchern, wie einer seiner Briefe zeigte: „Terribly stuck with James Bond. What was easy at 40 is very difficult at 50. I used to believe - sufficiently - in Bonds and blondes and bombs. Now the keys creak as I type and I fear the zest may have gone“ (...) „Though I may be able to think up some episodes for him in the future, I shall never be able to give him 70,000 words again.“

Über seinen Freund Ivar Bryce16 lernte Fleming den Produzenten Kevin McClory kennen. Bryce hatte McClory geholfen, sein erstes Projekt „The Boy and the Bridge“, umzusetzen. McClory war bereits an vielen kleineren Filmen beteiligt gewesen; mit mittelmäßigem Erfolg. Bei 007 hielt McClory es für sinnvoll, einen Bond-Film basierend auf einer originelleren Geschichte zu machen als die bereits existierenden Romane als Drehbücher an einen möglichen Film anzupassen.

McClory liebäugelte mit der Idee eines „großen Unterwasserabenteuers“. Diesen Traum, verbunden mit der Figur James Bond, hielt er für eine erfolgreiche Mischung. Das schien Fleming zu beeindrucken und er schrieb in einem Brief: “After seeing your work on „The Boy and the Bridge“, there is no one who I would prefer to produce James Bond for the screen. I think you would have fun doing it and a great success.“

Ivar Bryce und McClory hatten bereits vor diesem Brief 1950 eine Produktionsfirma unter dem Namen „Xanadu Productions“17 gegründet, und Ian Fleming wollte sich an der Filmgesellschaft beteiligen, was jedoch nicht verwirklicht wurde.

Der „Bond-Stein“ geriet ins Rollen. Dennoch gab es Schwierigkeiten. McClory war noch relativ unerfahren, wenn es um Mammutprojekte wie Bond ging. Ein Unterwasserfilm war mit immensen Kosten verbunden und bedeutete für ihn als Produzenten ein hohes Risiko. Ian Fleming war zwar als Romanautor ein Garant für Erfolg, nicht aber als Drehbuchverfasser. Seine ersten Entwürfe waren dialog-lastig, und in inneren Monologen wurde ein Teil der Story erzählt, was denkbar ungeeignet für die Kinoleinwand war.

Nach einigem Hin und Her beauftragten McClory, Fleming und Bryce einen professionellen Drehbuchautor: Jack Whittingham18.

Er entwickelte auf der Basis der Ideen der drei Männer ein in seinen Augen brauchbares Drehbuch. Im Nachhinein hatte er nichts Positives zu Flemings Vorlage zu sagen: „In my view Fleming's film treatment was terribly bad, was tripe, and completely inappropriate for film development.“

Whittingham verwarf einiges, was bereits erarbeitet worden war. So strich er die Mafia als gegnerische Organisation, behielt aber die Idee des Atombombendiebstahls bei. Auch war er von der sowjetische Spionageorganisation SMERSH, die bereits in mehreren Bond-Romanen vorgekommen war, nicht überzeugt.

Einigen Quellen zufolge sollen neben Ian Fleming, Kevin McClory und Jack Whittingham auch Ivar Bryce und Ernest Cuneo19 die Idee zum Feuerball-Plot gehabt haben (Cuneos Namen hatte Fleming im Roman „Diamonds Are Forever“ einem Taxifahrer gegeben).

Doch stockten die Filmpläne erneut, und es kam kein Projekt zustande. Ian Fleming überarbeitete die Drehbuch-Überarbeitung. Er erfand SPECTRE, eine fiktive Organisation für Abwehr, Terrorismus, Rache und Erpressung, und ihr gehörten laut Fleming ebenso Mitglieder von SMERSH wie auch der Gestapo, der Mafia und der chinesischen Tongs an. An die Spitze setzte Fleming Ernst Stavro Blofeld.

Den Titel „Longitude 78 West“ des Drehbuchs von Whittingham änderte Fleming in „Thunderball“. Aber er machte einen entscheidenden Fehler: Er ließ die Geschichte als sein neuntes James-Bond-Buch veröffentlichen. Das Cover wurde wie bei den Vorgängern von Richard Chopping gezeichnet.

Am 27. März 1961 kam das Buch auf den Markt. Schon im Vorfeld war bekannt, dass „Thunderball“ ein Bestseller werden würde, waren doch vor Erscheinen über 30.000 Exemplare vorbestellt worden.

Schon kurz nachdem eine Vorabkopie des Buches in die Hände von Kevin McClory gelangt war, versuchte er, die Verbreitung des Buches zu stoppen. Er erreichte eine einstweilige Verfügung. Ihm wurde zugestanden, dass Flemings Idee zu Teilen auf seinen Ideen basierte. Um das Buch jedoch zurückzuziehen, reichte es nicht aus. Weitere gerichtliche Instanzen mussten sich mit dem Fall auseinandersetzen. Ivar Bryce war das Ganze offensichtlich zu heikel. Er weigerte sich, McClory bei seinem Kampf gegen Fleming zu unterstützen. Mehr noch: Er stellte sich auf Flemings Seite. Aber auch McClory hatte jemanden, der ihn unterstützte: Jack Whittingham.

Der Fall erregte das Interesse der Medien. Im November 1963 begann das Gerichtsverfahren wegen geistigen Diebstahls. Der Prozess dauerte nur 9 Tage, bevor Fleming nachgab und beschloss, sich mit McClory zu einigen.

Mittlerweile war es Ian Fleming jedoch gelungen, seine Filmrechte an der Bond-Reihe an Albert R. Broccoli und Harry Saltzman zu verkaufen. Diese hatten „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) produziert. Während der Phase der Gerichtsstreitigkeiten hatte Ian Fleming bereits zwei Herzinfarkte erlitten. Jack Whittingham bereute später in einem Brief, dass er McClory unterstützt hatte. Der Bond-Erfinder war krank; einer der Gründe, warum er keine Kraft mehr hatte, weiter vor Gericht um 007 zu kämpfen. Das war einer der Hauptgründe, warum der Fall beigelegt wurde und McClory verschiedene Inhalte aus dem Roman „Feuerball“ als seine Ideen zugesprochen wurden. Nur neun Monate nach dem Prozess erlag Fleming einem Herzinfarkt. Nach dem Rechtsstreit zwischen Ian Fleming und Kevin McClory steht als Ergänzung in einigen Buch-Ausgaben: Thunderball (by) Ian Fleming - This story is based on a screen treatment by K. McClory, J. Whittingham and the author“.

Der Roman erschien erstmals 1965 unter dem Titel „007 James Bond und die Aktion Feuerball“ auf dem deutschen Markt.

Das Wichtigste, was die Gerichte McClory zugestanden, waren die Filmrechte am umkämpften Buch. Das bedeutete, vom Tag der richterlichen Entscheidung an konnte er einen eigenen 007-Film ohne die Einwilligung oder Einschränkungen von EON-Productions produzieren.

Broccoli und Saltzman waren besorgt, dass McClory einen eigenen Bond-Film produzieren würde, der sie und die Figur James Bond in Misskredit bringen könnte. Also beschlossen sie, eine einmalige Partnerschaft mit McClory einzugehen und sich finanziell an der Verfilmung von „Feuerball“ (1965) zu beteiligen.

Schon 1961 hatten Saltzman und Broccoli vor, „Feuerball“ als ersten Bond-Film zu produzieren, aber die rechtlichen Probleme, die das mit sich gebracht hätte, ließen sie von ihren Plänen Abstand nehmen.

„James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) wurde zur ersten Produktion der Reihe. Nicht inflationsbereinigt war „Feuerball“ bis „Leben und sterben lassen“ (1973) der einnahmenstärkste 007-Film.

Trotz der Zusammenarbeit zwischen Broccoli, Saltzman und McClory war das Feuerball-Problem nach der Umsetzung des Projekts nicht gelöst. McClory hatte nämlich rechtlich zugesprochen bekommen, den Feuerball-Stoff 10 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Verfilmung erneut verfilmen zu dürfen. 1975 hätte es hierfür erstmals die Möglichkeit gegeben und es gab auch schon Pläne.

Weil McClory das geistige Eigentum an der Organisation SPECTRE und dem Charakter Blofeld zugesprochen worden war, durfte EON in keinem Bond-Film nach 1975 diese Namen verwenden. Deshalb wurde der Figur des Rollstuhlschurken in „In tödlicher Mission“ (1981) zwar das typische Blofeld-Aussehen gegeben, aber der Name fällt nicht. Die Figur wurde im Film von Bond in einen Fabrikschornstein geworfen und getötet; damit wollte Albert R. Broccoli, der den Konkurrenzbond kommen sah, verdeutlichen: Blofeld ist tot. Ihn noch einmal auftreten zu lassen, wäre dann irreführend gewesen. McClory ließ sich davon nicht beirren. Er setzte sogar alle Hebel in Bewegung, um Ur-Bond Sean Connery für ein Feuerball-Remake zu gewinnen. Der hatte die Rolle 1971 in „Diamantenfieber“ zum letzten Mal gespielt und war der Meinung, von Broccoli und Saltzman nicht ausreichend bezahlt worden zu sein. Auch meinte er, sie hätten Bond zum Monster gemacht, ihm alle menschlichen Züge genommen, indem sie ihn zunehmend technisiert hätten und er immer mehr als Figur in einem Science-Fiction-Umfeld hätte agieren müssen.

Connery ließ sich vom McClory für eine nicht bekannte Gage überzeugen, erneut 007 zu spielen. Weil er das vorher ausgeschlossen hatte, schlug seine Frau Micheline Roquebrune vor, den Film „Never say never again“ - „Sag niemals nie“ (1983) zu nennen.

Connery war sehr daran interessiert, mit Schauspielern zusammenzuarbeiten, die er als fähig ansah. Er setzte sich dafür ein, dass Klaus-Maria Brandauer sein Film-Gegenspieler war - rief ihn sogar persönlich an („Wir werden eine Menge Spaß haben und eine Menge Geld verdienen!“).

„Sag niemals nie“ (1983) kam kurz nach „Octopussy“ (1983) in die Kinos. Er schnitt zwar an der Kasse nicht ganz so gut ab wie der Film mit Roger Moore, Kritiker lobten jedoch Connerys Rückkehr. Der Film war sehr erfolgreich, und McClory erwog gleich danach eine dritte Verfilmung des „Feuerball“-Stoffs. Aus diesem Projekt wurde allerdings nichts.

Dennoch bereitete schon der Plan McClorys Albert R. Broccoli Kopfschmerzen. Der Film war unter dem Arbeitstitel „Warhead 2000 A.D.“ geplant. Als potenzieller Darsteller wurde Timothy Dalton gehandelt, der bereits in „Der Hauch des Todes“ (1987) und „Lizenz zum Töten“ (1989) 007 gespielt hatte. McClory wollte sein Projekt mit Sony verwirklichen. Sony war zu diesem Zeitpunkt an die „Casino Royale“-Rechte gelangt. Es drohten EON also zwei Bond-Filme als Konkurrenz zu den offiziellen Bond-Filmen. Eine Fügung des Schicksals führte dazu, dass Sony 2004 MGM „schluckte“ - dadurch gelangte EON an die Rechte von „Casino Royale“.

„Casino Royale“ war das Buch, das Quentin Tarantino20 gern inszeniert hätte. Er schlug vor, die 007-Reihe neu zu starten und brachte Barbara Broccoli und Michael G. Wilson dazu, umzudenken und die Bond-Serie mit „Casino Royale“ (2006) und Daniel Craigs erstem Einsatz auf Null zu setzen. Der Film von 2006 spielt weder vor „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) noch danach.

Kevin McClory verstarb 2006. Aber es dauerte noch sieben Jahre, bis das Feuerball-Problem (inklusive „SPECTRE“ und „Blofeld“) gelöst wurde. Im November 2013 wurde eine Einigung zwischen MGM, Danjaq (der EON-Muttergesellschaft) und den Erben McClorys erzielt. Nach über 50 Jahren Rechtsstreitigkeiten bekam EON die Rechte an „Thunderball“, „SPECTRE“ und „Blofeld“. Wie schon bei „Casino Royale“ fiel recht schnell eine Entscheidung: SPECTRE bot den Haupthandlungsstrang für den 24. James-Bond-Film, in dem auch Blofeld auftreten wird. Der Film wird am 26. Oktober 2015 seine Weltpremiere in London feiern.

Die Geschichte um den Roman „Feuerball„ ist komplex, und man kann gut nachvollziehen, wie besonders Ian Fleming unter den rechtlichen Problemen gelitten haben muss. Experten sind der Ansicht, dass der Stress und die Konfrontation mit Kevin McClory maßgeblich zu seiner Herzerkrankung beigetragen haben. Ian Fleming starb am 12. August 1964 im Alter von nur 56 Jahren.

Auch wenn die Hauptverbrecherorganisation im Roman „Feuerball“ SPECTRE ist, so nahm Ian Fleming doch immer wieder Bezug auf „SMERSH“. Daran hielten sich auch seine literarischen Nachfolger. Weitere Romane, in denen SMERSH auftritt, sind u.a. „Goldfinger“, Christopher Woods „James Bond und sein größter Fall“ und John Gardners „Kernschmelze“, wobei Gardner erklärt, aus SMERSH sei die Abteilung Viktor hervorgegangen und habe die Aufgabenbereiche übernommen. SMERSH ist in dem Buch „Niemand lebt ewig“ auch an der Jagd auf 007 beteiligt, heißt hier aber „Abteilung Acht der Sektion S des KGB“.

In Flemings Romanen findet Blofeld sein Ende in „You only live twice“ - er wird von James Bond erwürgt. Im Gardner-Buch „Der Kunstsammler“ tritt Blofelds Tochter Nena Bismarquer als Bonds Gegnerin auf.

Die Figur Ernst Stavro Blofeld trat bis jetzt (einmal ungenannt) in sieben Bond-Filmen auf. Nur zweimal wurde sie vom selben Darsteller gespielt.

FilmDarsteller (Synchronstimme im Original)
„Liebesgrüße aus Moskau“ (1963)Anthony Dawson21 (Eric Pohlmann)
„Feuerball“ (1965)Anthony Dawson (Eric Pohlmann)
„Man lebt nur zweimal“ (1967)Donald Pleasence22
„Im Gehimsdienst Ihrer Majestät“ (1969)Telly Savalas23
„Diamantenfieber“ (1971)Charles Grey24
„In tödlicher Mission“ (1981)John Hollis25 (Robert Rietty26)
„Sag niemals nie“ (1983)Max von Sydow27
„Spectre“ (2015)Christoph Waltz28
007 XXS - 50 Jahre James Bond - Feuerball

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