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Liebe*r Leser*in,

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Mickey und Tom begleiten mich schon sehr lange, genauer gesagt seit dem Jahr 1996. Warum ich das so genau sagen kann? In diesem Jahr erschien der Film „Echte Kerle“. Ich war 15, ich wusste, dass ich ein Transmann/-junge war und wohl bereits auch irgendwo tief in mir drin, dass ich schwul bin. Letzteres war mir in meiner Identitätsfindung aber noch nicht möglich zuzulassen. Wie auch immer, jeder hat seine eigene Geschichte, nicht wahr? Aber der Film hat trotzdem seinen Eindruck hinterlassen.

Geboren wurden die zwei aus der Frage: was wäre, wenn? Was wäre, wenn die Geschichte anders ausgeht? Was wäre, wenn sich der Polizist doch in den Mechaniker verliebt? Damals schrieb ich ein zweiseitiges alternatives Ende, mit anderen Namen und einem neuen Beruf für den Mechaniker, jetzt war er ein Werbegraphiker. Die handschriftliche Kurzgeschichte hieß „Seitenwechsel“. Immer wenn sie mir in die Hände fiel, wurde sie erneuert und überarbeitet; ich weiß nicht mehr, wie viele Male. Trotzdem ist das meine älteste M/M Liebesgeschichte.

Viel ist nicht von der ursprünglichen Geschichte übrig geblieben. Noch immer erwacht Mickey eines Morgens ohne klare Erinnerung an den Vorabend in den Armen eines Mannes, nachdem ihn seine Verlobte rausgeworfen hat. Noch immer verdient Tom sein Geld mit Werbung, während Mickey ein Cop ist.

Mickey soll sichtbar sein, damit man vielleicht auch die Kinderseele sieht, die um Hilfe schreit. Und er soll Hoffnung machen, Hoffnung, einen Weg aus dem Trauma zu finden. Er hat einen harten Hintergrund und ich gehe hier das Risiko ein, zu spoilern, weil nicht jeder mit dem Thema umgehen kann und will. Das ist auch völlig in Ordnung.

Nur, um Missverständnissen vorzubeugen, ich hatte eine schöne und ziemlich untraumatische Kindheit, meine Eltern haben mich sowohl mit Flügeln, Wurzeln als auch mit Fallschirmen beschenkt.

Aber ich habe die Folgen von Kindesmissbrauch bei jemandem beobachtet, als ich selbst noch ein Kind und machtlos zu helfen war … Deswegen hat es mich auch niemals völlig losgelassen, dieses schwere und schwerwiegende Thema. Mein jugendlicher Kopf vermischte beide Eindrücke miteinander und Mickey war geboren. Mickey wurde als Kind von seinem Onkel missbraucht. Sein Fall ist natürlich fiktiv, aber er besitzt Parallelen zu dem, was ich damals beobachtet habe und mir im Nachhinein zusammenreimen konnte.

Überhaupt taucht dieses Thema immer wieder angedeutet in dieser Geschichte auf. Nicht nur er hat seine Vergangenheit nicht wirklich verarbeitet, aber das wäre jetzt wirklich ein Spoiler.

Die ganze Zeit in Mickeys Kopf zu sein, war eine intensive Erfahrung. Es ist nicht immer schön und fröhlich an diesem Ort, ganz und gar nicht. Mickey ist auch nicht perfekt, er täuscht sich, er hat manchmal Vorurteile und ab und zu könnte ich ihn schütteln. Immer sind seine Gedanken Momentaufnahmen. Aber er lernt, und um es mit den Worten von Selma Cunningham zu sagen, er hat ein Herz aus Gold. Zumindest sitzt es am rechten Fleck.

Das gesagt, ich denke, es gibt auch eine Menge Licht und Lachen in der Geschichte von Mickey und Tom. Eine Partnerin, die ihn herausfordert, Freunde, die ein überraschender Halt sind, Sprüche klopfende Kollegen und nicht zuletzt ein ganz besonderer Engel lassen es nicht langweilig oder finster werden. Und weil die beiden einen Haufen Mist durchmachen mussten, Detective Bastien Cadeaux würde wohl eher von einem Haufen gequirlter Scheiße reden, bekommen sie auch eine gute Portion Zuckerguss ab. Versprochen!

Einfach.Nur.Tom.

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