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EINFÜHRUNG

In diesem Buch geht es darum, wie Whisky getrunken wird oder, um etwas genauer zu werden, wie Whisky im Lauf der Jahrhunderte genossen wurde. Sie bekommen Anregungen, wie Sie den Genuss steigern, wenn Sie das nächste Mal vor einer Flasche stehen. Ist doch ganz einfach, werden Sie denken: Flasche öffnen, Glas nehmen, Flüssigkeit in das Glas gießen, Arm anwinkeln und dabei nicht vergessen, den Mund zu öffnen. Ja, klar, ganz einfach. Und auch wieder nicht.

MÜDE MYTHEN

Whisky wird von jeher pur getrunken. Aber immer wenn er besonders beliebt war, fand er auch Eingang in Mischgetränke und Longdrinks – als Toddy, Julep, Sling, Punsch, Cocktail oder Highball. Im Moment feiert Whisky jeder Kategorie wieder beispielhafte Erfolge. Und das Besondere: Die meisten Neueinsteiger bevorzugen ihn im Verbund mit anderen Getränken. Nur in den Traditionsmärkten hält sich hartnäckig der im Grunde gar nicht so alte Glaube, dass Whisky solo – und mit einer Grimasse – zu genießen sei.

Diese irrige Vorstellung gehört zu einer Handvoll weiterer Mythen im Whiskykanon, die vorschreiben, wie, wann, von wem und ab welchem Lebensalter er zu trinken sei. Sie können samt und sonders in die Tonne getreten werden, denn sie sind bei näherer Betrachtung alle negativ. Keine dieser angeblichen Regeln empfiehlt Whisky, sondern gibt nur Gründe vor, warum man ihn nicht trinken sollte. Keine besonders clevere Verkaufsstrategie, wie ich finde.


In aller Welt entdecken Menschen neue Möglichkeiten, Whisky zu genießen..

Moment, werden Sie vielleicht sagen, ich dachte, Whisky sei in? Ist er auch, aber nur in den Ländern, in denen man von den erwähnten Mythen nichts weiß. Wenn man die Verkaufsmengen von Whisky und Wodka vergleicht, wird man außerdem feststellen, dass noch viele dort draußen darauf warten, zum Whisky bekehrt zu werden.

Whisky ist kein Getränk für eine Elite, er ist für jeden da. Er ist faszinierend, komplex und hat eine lange Tradition, aber letzten Endes ist er nichts weiter als ein Getränk. Solange er sich nicht der vielen Mythen entledigt, die sich um ihn ranken, wird er weiterhin ein Nischendasein führen. Also weg damit!

Mythos 1: Whisky ist altmodisch

Man kann es sich sehr gut vorstellen: Da sitzen diese älteren Herren, in feinen Zwirn gekleidet, in der Hand ein mit einer goldbraunen Spirituose gefülltes Glas, neben sich die Kristallkaraffe. Gelegentlich murmeln sie etwas von Torf und werfen dem lauten Jungvolk missbilligende Blicke zu. Mit dem Rücken zur Welt sitzen sie in ihrer Wagenburg aus Ledersesseln, bereit, die anrückenden Wilden zurückzuschlagen. Altmodisch, gestrig, überflüssig.

In den 1970er-Jahren ging es in Großbritannien, Amerika und Japan mit Scotch und Bourbon bergab. Für die nachfolgenden Generationen wurde Whisky zur unbekannten Größe. Er konnte sich nicht in die Neuzeit retten, verlor an Bedeutung. Schuld waren zu geringe Investitionen.

Wie falsch das angestaubte Bild ist, offenbart ein Blick in die Bars und Restaurants in anderen Teilen der Welt. In São Paulo oder Mexiko-Stadt ist Whisky alles andere als »Old School«. Wer den Hipsters in Taipeh, Schanghai oder Moskau gegenüber Whisky als Großvater-Drink bezeichnet, wird angesehen, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Nicht Whisky ist altmodisch, unsere Haltung ihm gegenüber ist es.


Wer Master Blender Kirsteen Campbell gegenüber erwähnt, dass Frauen Whisky nicht genießen können, sollte vorher gute Laufschuhe angezogen haben.

Mythos 2: Whisky ist ein Getränk für alte Männer

Kehren wir in unsere imaginäre Bar zurück. Eine Frau kommt herein und ordert ein Glas Whisky. Die alten Haudegen kippen fast aus ihren Sesseln.

»Weib! Bist du des Teufels?«, stößt einer hervor.

»Sei nicht so streng«, beschwichtigt ihn ein anderer und meint, zur Frau gewandt: »Das ist ein starkes Getränk, Liebes. Wollen Sie nicht vielleicht mit etwas Zarterem, Leichterem beginnen?« Er streichelt ihr über den Kopf und gibt dem Barkeeper ein Zeichen: »Bring ihr einen Weißwein. Geht auf mich.«

Längst vergangen sind die Tage, da man der Ansicht war, Whisky sei zu stark, um von »hübschen Dingern mit Flausen im Kopf« geschätzt werden zu können. Und hoffentlich auch die peinlichen Versuche, Frauen dieses Getränk schmackhaft zu machen, was meist auf rosa Whisky oder etwas Süßes, Leichtes »für die Damen« hinauslief. Das war nicht nur schrecklich gönnerhaft, sondern fußte auch auf der irrigen Annahme, dass Whisky pur für Frauen zu intensiv sei.

Wie absurd das ist, zeigen die neuen Märkte, in denen genauso viele Frauen wie Männer Whisky trinken. Wer möchte, kann gern probieren, Master Blendern wie Maureen Robinson und Caroline Martin von Diageo, Rachel Barrie von Morrison Bowmore, Stephanie MacLeod von Dewar’s und Kirsteen Campbell von Cutty Sark zu erzählen, dass Whisky nur etwas für Männer sei.

Whisky bietet von allen holzgereiften Spirituosen die größte Bandbreite an Stilen und Geschmacksnuancen. Whisky ist vielseitig. Whisky ist für alle da.

Mythos 3: Whisky sollte pur getrunken werden

Die folgende Geschichte ist tatsächlich passiert. Ich sitze in Glasgow in einem Taxi und plaudere mit dem Fahrer. Der erzählt mir von einer Destillerie, die er kurz zuvor besucht hat. »Ich war noch nie ein großer Freund von Whisky. Er war mir zu scharf. Aber am Ende der Führung durfte ich ein paar Tropfen Wasser in meinen Whisky geben. Und auf einmal schmeckte er mir.«

Da haben wir also einen 50-jährigen Schotten, dem man seit 36 Jahren – wir sind in Glasgow – predigt, dass man Whisky nicht verwässern darf. Also mag er ihn nicht. Wie viele haben ebenfalls Whisky pur getrunken, dasselbe gesagt bekommen und nie wieder ein Glas angerührt? Wahrscheinlich Millionen.

Bei einem Essen mit Marketinggrößen schlug ich den Anwesenden einmal vor, Wasser in ihren Whisky zu tun. Leicht irritiert sahen sie mich an. »Darf man das?«, fragte einer. »Klar«, erwiderte ich. Sie befolgten meinen Rat, lächelten, tranken noch ein Glas … und noch eines. »Wissen Sie was?«, erklärte mir später einer der Herren. »Ich trinke jetzt seit vielen Jahren Whisky. Aber noch nie hat mir jemand die Erlaubnis gegeben, Wasser hineinzugeben.«

Wie bitte? Erlaubnis? Da standen höchst respektable und intelligente Männer, die Whisky nie richtig genießen konnten, weil ihnen noch keiner gesagt hatte, dass Wasser ein Freund und kein Feind ist?

Wasser löst nicht nur Aromen, sondern beseitigt auch das Brennen und trägt dazu bei, dass sich die Geschmacksstoffe sanft über die Zunge legen. Trinken Sie Ihren Whisky verdünnt mit Wasser und Soda, gießen Sie grünen Tee oder Kokosmilch hinein, machen Sie einen Cocktail daraus. Mixen Sie mithilfe seines Geschmacksreichtums verführerische Drinks, die Ihnen ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Mythos 4: Whisky wird nach dem Essen getrunken

Gehen wir wieder zurück in unsere Bar. Früher war es üblich, dass sich die Herren nach dem Essen auf ein Glas Whisky und eine Zigarre zurückzogen, während Frauen taten, was sie damals eben so taten.

Die Einführung strenger Promillegrenzen und Alkoholkontrollen bedeutete das Aus für die alten Whiskyrituale. Das ist wirklich schade, denn das beständige Nippen von anregend Hochprozentigem nach dem Mahl ist ebenso verdauungs- wie gesprächsfördernd. Als diese Gepflogenheit außer Mode kam, verlor auch Whisky an Bedeutung, denn er war nur noch als Digestif wahrgenommen worden.

Liebe Leserinnen und Leser, hören Sie auf die Stimmen der Altvorderen und gönnen Sie sich einen Highball als Aperitif. Sie sagen, ein kalter Highball aus torfigem Whisky und Sodawasser sei nicht so erfrischend wie ein Pinot grigio aus dem Eiskübel? Doch, sage ich. Die 500 Argumente dafür bekommen Sie weiter hinten.

Mythos 5: Single Malts sind besser als Blends

Einer der Hauptgründe für den sinkenden Beliebtheitsgrad von Aperitifs mit Whiskyanteilen ist die Entstehung des Paradigmas »Malts sind gut«. Gleichzeitig fielen – zumindest in den traditionellen Märkten – die Blends in Ungnade. Fortan betrachtete man sie als Verwässerung des Charakters, als minderwertig, grob, billig und »nicht authentisch«.

In den neuen Märkten dagegen wird der Siegeszug des Whiskys nicht von Malts angeführt. Für Brasilianer, Mexikaner, Russen, Südafrikaner, Chinesen und Vietnamesen ist Whisky gleichbedeutend mit Blends.

Vergleichen wir nicht Äpfel mit Birnen. Die großen Single-Malt-Destillerien gäbe es nicht, gäbe es keine Blends. Schottland wäre keine Whiskyweltmacht, würde es sich nur auf die begrenzte Produktion von 105 Single-Malt-Destillerien verlassen.

Blends waren von jeher Gelegenheitsdrinks: Das Wer, Wann und Wo gibt den Ausschlag. Gleichzeitig aber spielt der Geschmack eine Rolle. 1850, kurz bevor Blends entstanden, hatte Scotch schwer zu kämpfen, weil die Single Malts zu eigen waren. Durch ein Verschneiden dieser Individualisten wahrte man ihre Komplexität, machte den Geschmack aber zugänglicher. Hat jemand Massenmarkt gesagt? Ich weiß, ich weiß: Was viele mögen, muss schlecht sein.

Mythos 6: Schottland erzeugt den besten Whisky

Scotch bildet nach wie vor die größte Gruppe. Aber das heißt nicht, dass Schottland automatisch den besten Whisky macht. Schottland macht den besten Scotch. Es gibt aber auch den aufstrebenden, saftigen, herrlich trinkbaren Irish Whiskey. Oder die präzisen, komplexen, japanischen Single-Malt-Newcomer – wobei nicht vergessen werden darf, dass die japanische Whiskyindustrie auf eine 90-jährige Geschichte zurückblicken kann. Oder die aufregende kanadische Whiskywelt mit ihren Bourbons und Ryes.

Man kann aber auch noch Whisky aus Wales, England, Australien, Indien, Taiwan, Frankreich, Deutschland und Amerika mit seiner wachsenden Kleindestillerieszene dazutun. Wenn Whisky tot ist, warum werden dann in aller Welt derzeit so viele Brennereien gebaut? Um ein Getränk herzustellen, das keiner mag? Es wird Zeit, die Karten neu zu mischen. Whisky ist zurück. Und es gibt nur noch eine Regel: Genießen Sie ihn!


Japans Whiskys heimsen derzeit viele internationale Preise ein.

How to Drink Whisky

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