Читать книгу Matilda und ihre Freunde - David Noel - Страница 7
Ein Wintertag in Wolfshafen
ОглавлениеMarvin, der Bahnhofsvorsteher, läuft warm eingepackt in seinen neuen Stiefeln durch den weiß verschneiten Stadtpark. Seit einigen Tagen ist es sehr kalt, deshalb macht sich Marvin so seine Gedanken und nuschelt leise in seinen Bart hinein.
»Was heute wohl am Bahnhofsplatz los ist?«
Ihr müsst wissen, gestern hat das Eis auf den Schienen Matilda und ihre Fahrerin Ela lahmgelegt. Es dauerte fast drei Stunden, bis Rico die Straßenbahn vom Blitzeis befreit war und Ela ihrem Fahrplan langsam wieder gerecht werden konnte. Aber mit etwas Planung und Organisation konnten die Fahrer Dirk und Benne mit ihren Bussen Töff-Töff und Leon, beide Haltepunkte zusätzlich anfahren. Und jeder war zufrieden.
»Ring, Ring!«, unterbricht Matilda die kalte Stille, als sie mit Ela um die Kurve biegt und Marvin zitternd an den Gleisen steht.
»Moin Marvin, willst du auf dem Weg zum Bahnhof erfrieren?«, bemerkt sie.
»Komm rüber und steig ein!«
»Na gut, hast ja recht. Sagt mal ihr zwei, wie schafft ihr es, auf den noch eisigen Gleisen zu fahren, war euch das gestern nicht genug?« Er tut so, als würde er schimpfen, muss sich aber das Lachen verkneifen.
»Freilich, freilich, müssen doch unsere Tour fahren!«, kontert Matilda mit einem herzlichen Lacher.
»Die Passagiere wollen doch auch pünktlich unterwegs sein und die Busse haben ebenfalls ihre Zeiten einzuhalten«, erklärt auch Ela.
»Ring, Ring, ein Hoch auf die Gleisheizung!«, schwärmt Matilda von der Ausstattung und sagt:
»Schau mal Marvin, was Rico geschafft in seiner Werkstatt hat!«
»Er hat uns heute eine wahnsinnig schnelle Eiswegheizung hinter die Räder verlegt, die lässt das Eis schnell schmelzen und zisch, zisch, ging es für uns heute Morgen problemlos auf die Schienen.« Sie hüpft vor Freude, sodass sie fast mit den linken Rädern aus den Schienen flutscht.
»Langsam, langsam, alte Dame!«, kichert Marvin und hält sich den Bauch vor Lachen. Doch Matilda sieht beleidigt aus und klingelt wütend mit ihrer Glocke.
»Ring, Ring!«
»Was bringt dich so in Rage? Das war doch nur ein Spaß!«
Da ist Matilda aber erleichtert, dass Marvin es gar nicht böse meinte und fährt weiter ihres Weges.
An diesem Morgen können alle Straßenbahnen losfahren und eilen so schnell, sie können. Ohne übervorsichtig zu sein, wegen der möglichen vereisten Gleise.
Längst ist Matilda gut besetzt und der Wintertag nimmt seinen Lauf.
»Tschüss Matilda, man sieht sich.«
»Ring, Ring, bis heute Abend Marvin. Solltest du sie sehen, grüß mir die rote Mona und die Express Line.«
Fahrerin Ela stellt die Boxen laut, damit jeder etwas hört.
»Achtung, Groß und Klein, nächster Halt wird sein:
Am Luisenpark. Wer zum Bahnhofsplatz möchte, bitte in die Bus-Linie 4 umsteigen!«
Leon wartet schon auf seinen Fahrer Benne.
Doch in diesem Moment scheint etwas völlig aus dem Ruder zu laufen. Oh je!
»Nicht Benne! Nein! Nimm einen anderen Weg! Hier ist eine Eispfütze!«, ruft Leon seinem Fahrer noch entgegen. Doch da rutscht er auch schon aus und liegt, lang wie er ist, auf dem Boden.
»Oh Heiliger Vater! Benne, hast du dir wehgetan?«, fragt Pfarrer Schmidt, der gerade einsteigen wollte, und geht zu Benne hinüber. Er tätschelt ihn, doch der ist wohl benommen.
»Ofen, Ruß und Entendreck!«, brüllt Rico aufgeregt, der das Geschehene gerade mitbekommt. Ohne weitere Zeit zu verlieren, verständigt er den Rettungswagen.
»Einsatzbüro Rotes Kreuz«, meldet sich Pascal am Telefon.
»Hallo! Hier gab es einen Unfall«, stottert Rico nervös ins Handy.
»Leons Fahrer Benne ist gestürzt!«
»Was ist geschehen? Und wo genau ist es passiert?«, erkundigt sich Pascal, der mit dem Rettungswagen Lennox schon aus der Garage flitzt. Er spricht nun über den Lautsprecher, damit er Ricos Erklärung hört.
»Fünfhundert Meter hinter der Wendeschleife am Bahnhof. Es ging wohl alles sehr schnell, er wollte in seinen Bus einsteigen und rutschte auf einer Eispfütze aus«, berichtet Rico.
Mit Blaulicht eilt Pascal heran. Notärztin Natalie kommt mit ihrem Blitzi auch gerade an. Nach dem ersten Überblick fragt sie: »Was hast du für mich Pascal?«
»Ich vermute, dass Bennes Bein gebrochen ist, wir müssen es im Krankenhaus röntgen lassen. Er ist auf den Kopf gefallen und ist nicht ansprechbar.« Natalie beugt sich zu Benne hinunter und spricht ihn mehrmals an.
Dann öffnet Benne die Augen.
»Oh, mein Kopf, was ist denn passiert?« Benne versucht aufzustehen, doch sein Bein will nicht so, wie er will. Natalie weißt Pascal an, die Trage zu holen, dann wendet sie sich wieder an Benne.
»So, wie es aussieht, werde ich das Bein im Krankenhaus gipsen müssen, aber so kompliziert ist der Bruch wahrscheinlich nicht, keine Angst!«
»Wir kümmern uns um alles!«, ruft Leon Benne zu und Rico verspricht, mit Opa Erhart zu klären, ob er ihn vertritt, bis er wieder hinters Lenkrad kann. Immerhin war er Ricos Vorgänger und kennt sich bestens aus.
»Danke, ihr Lieben, bin später ja hoffentlich wieder daheim, wir telefonieren Rico!«, bedankt sich Benne.
»Jo machen wir, ich wollte dich noch warnen Benne, aber da lagst du auch schon auf dem Boden.«
»Schon gut, schon gut, Leon! Ich lebe ja noch, Opa Erhard wird dich bestimmt durch Wolfshafen kurven, solange ich verhindert bin.«
»Okay, wir müssen aber nun los!«, verabschiedet sich Pascal. »Ruf an Benne, wenn Eddi dich mit dem Taxi holen soll!« Doch Benne hört Leon längst nicht mehr.
Leons Tour wird erst mal Siggi mit seiner 77er übernehmen. Kurze Zeit später läuft alles wieder wie gewohnt weiter. Opa Erhard hat sich bereit erklärt, Leon durch Wolfshafen zu lenken. Das freut Leon mächtig, da er Opa Erhards alte Geschichten liebt.
Matilda hat das alles noch mitbekommen und ist sehr traurig. Aber fleißig, wie sie eben ist, fährt sie mit Ela heute Morgen die Arbeiter und Angestellten des BiBa-Baumarktes ins Industriegebiet. Danach rüber zum Bahnhofsvorplatz.
Und während Ela ihre Pause macht, beobachtet Matilda die ein- und ausfahrenden S-Bahnen. Wenn sie ihnen sehnsüchtig zusieht, wird sie immer ganz still und verträumt. Die rote Mona und die Express Line sind zwei aus der Wolfshafener S-Bahn Flotte. Matilda beneidet die beiden.
Was denkt ihr, liebe Kinder, warum macht Matilda das, obwohl sie in Wolfshafen doch so geliebt wird?
Ich verrate es euch ...
Vor vielen Jahren wollte Matilda auch gerne als S-Bahn durch das Tal fahren.
Doch wenn sie sich dann wieder besinnt, wie gut sie es hat, dann lächelt sie. Denn sie weiß es zu schätzen, wie sehr die Wolfshafener ihre Anwesenheit lieben. Dafür dankt sie jedes Mal mit ihrem »Ring, Ring«.
»Hach, es ist doch auch so schön, die Menschen durch den Ort zu fahren, gemeinsam mit meinen Freunden und Freundinnen, die mir am Herzen liegen«, denkt unsere Matilda.
Wie es mit Matilda weitergeht, könnt ihr in ihren weiteren Abenteuern lesen.
»Ring, Ring!«