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Schwarz und düster ragten die Mauern der alten Abtei St. Laurentius im Norden von München aus der Landschaft.

Der Wind pfiff unter die Dachsparren und heulte zwischen den Mauerritzen. Ein längst vergessener Herzog hatte die Abtei erbauen lassen, doch sie war nie von heiligen Männern und kirchlichen Würdenträgern bewohnt und benutzt worden.

Nach ihrer Fertigstellung hatte jener Herzog, der wohl einen Hang zum Makabren besaß, in diesen Mauern wüste Orgien gefeiert.

Man führte schwarze Messen durch, verherrlichte das Böse und betete den Höllenfürsten an. Mit dem Tod des Herzogs zerfiel die Sekte, die schwarze Abtei aber blieb bestehen.

Sie ragt noch heute als düsteres Mahnmal auf.

Die Bewohner der Stadt München mieden diese Gegend großräumig. Bereits seit Generationen warnten die Alten ihre Nachkommen vor diesem Ort. Nur Touristen, insbesondere japanische Reisegruppen, fanden die alten Mauern anziehend und spannend.

Aber sie wussten es auch nicht besser!

In den alten Gewölben herrschte ewige Nacht. Ein Gerücht besagte, dass derjenige verloren ist, der sich dort hinunterwagte, auch wenn er reinen Herzens war. Dem Bösen hingegen würde kein Leid geschehen, er wäre dort unten stets willkommen.

Der Mann, der in diesem Augenblick die kalten Steinstufen hinunterstieg, war nicht nur böse, er war die Inkarnation des Bösen schlechthin.

Der Mann mit den strahlenden Händen! Ein Wesen aus der Hölle!

Er betrat den Raum, in dem früher die schwarzen Messen abgehalten worden waren. Die Wände schienen das Lustgestöhne der Sektenmitglieder und die verzweifelten Schreie der Opfer in sich aufgesogen zu haben.

Sie gaben es in diesem Augenblick auf eine grauenerregende Weise wieder.

Der Höllenmann trug einen kleinen Metallbehälter. In diesem befand sich das Herz von Peter Stumpf.

Das Herz war in schwarzer Magie gebettet. Diese bewirkte, dass es immer noch schlug!

Der Mann hob den Würfel an sein Ohr. Laut und deutlich waren die Schläge des Herzens zu vernehmen.

Aber ein Herz war zu wenig. Der Mann brauchte drei! Mit ihrer Hilfe konnte er dann Kräfte herbeizitieren, die ein schwarzes Wunder vollbringen sollten.

Seine Schritte hallten durch das unterirdische Gewölbe. Er näherte sich dem Blutaltar und stellte die erste Opfergabe darauf. Er trat zurück und aktivierte die im Würfel befindliche Magie mit schwarzen Formeln.

Langsam durchdrang ein Licht die Metallwände. Der Würfel erhellte die Dunkelheit auf eine geisterhafte Weise.

Es wurde totenstill in der Tiefe der schwarzen Abtei St. Laurentius.

Der milchig-trübe Schein, der vom Würfel ausging, legte sich auf die Wände. Ein riesiges Fresko hob sich von der Stirnwand ab.

Es zeigte nichts weiter als das Profil eines kahlen Totenschädels. Niemand kannte den Schöpfer. Keiner wusste, wie lange es dieses dämonische Fresko schon gab. Es war denkbar, dass es von allein entstanden war. Durch die Kraft der Hölle, die selten auf der Erde so präsent war wie hier.

Man sagte, es wäre möglich, dieses Höllenfresko zum Leben zu erwecken. Jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Demjenigen, der sie schuf, würde dann eine gefährliche Macht zur Verfügung stehen und ihn unbesiegbar machen.

Nach dieser Macht gierte der Höllenmann.

Das erste Herz befand sich an seinem Platz.

Heute Nacht würde er sich das Nächste holen. Bald würden die Voraussetzungen für eine Belebung des Geisterfreskos erfüllt sein.

Der Mann zog sich rückwärtsgehend vom Blutaltar zurück.

Das Böse, das hier unten wirkte, hatte sein Opfer angenommen. Das Leuchten des Würfels erlosch nicht.

Der Mann verließ die schwarze Abtei. Er eilte einen steinigen Weg durch die Dunkelheit. Zwischen den Bäumen stand sein Wagen. Er stieg ein und fuhr los.

Dreißig Minuten später erreichte er die Ungererstraße in München. Er betrat das Städtische Krankenhaus durch einen Hintereingang.

Animalisches im Krankenhaus

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