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Neue Augen

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Während Barney und ich unsere täglichen Gespräche fortsetzten, ermutigten er und Zak mich, mit anderen Tieren Zeit zu verbringen, ihnen Fragen zu stellen und mich in das gemeinsame Bewusstsein zu vertiefen. Es war ein Anfang, sagten sie, ein Sammeln von ersten empirischen Schlüssellöchern zu den unterschiedlichen Wegen, wie man die Welt sehen kann. Wir arbeiteten schon an dem Shapeshifting-Konzept, und Barney nutzte eine Vielzahl von Erfahrungen, um mich Dinge zu lehren und mich gleichzeitig aufzumuntern.

So machten wir weiter, bis ich krank wurde. Ich konnte nicht mehr schlafen und bekam immer wieder Fieber. Es war eine jener unwichtigeren, seltenen Krankheiten, bei der einem kein Arzt helfen kann, weil die Symptome sich dauernd ändern: Symptome an Kopf, Lunge, Nebenhöhlen, Rücken. Außerdem vermutete ich, dass mir hauptsächlich die starke Integrierung, die in mir stattfand, Unbehagen bereitete. Nach außen hin gab es nichts zu ›reparieren‹. Stattdessen brauchte ich nur langsamer zu treten, mich auszuruhen und die Verwandlung zuzulassen.

Während ich mich eines Tages auf der Couch ausruhte, machte ich für ein paar Minuten die Augen zu und spürte, dass Barney sich neben mich setzte. Als ich meine Hand auf seinen Kopf legte, tauchte ein Bild aus horizontalen Linien vor meinem geistigen Auge auf und mir kam das Wort Bandbreite. In diesem Moment bellte Barney. Es war ein einziger Beller; daraufhin schwieg er wieder. Dann bellte ein Hund draußen. Stille. Wieder bellte Barney. Eine Pause, dann bellte der Hund draußen, und so ging es weiter. Bemerkenswert daran war die Tatsache, dass beide Hunde jeweils nur einmal kurz bellten – statt dass Barney wie sonst aufgeregt ans Fenster rannte und sich mit Vierbeinern, die draußen vorbeigingen, kläffend austauschte. Noch bemerkenswerter war, dass ich gleichzeitig jeden Beller auf der Bandbreite der horizontalen Linien im Geist »sehen« konnte.


Barneys Bellen

Auf die wunderbare Weise, die ein Fieber hervorbringen kann, kam mir, dass der einzigartige Klang und die Energie eines jeden Bellers ein Portal zu einer anderen Sichtweise öffnete, wenn ich in jeden Beller hineinschlüpfen und dadurch etwas über den jeweiligen Hund erkennen könnte. Auch merkte ich, dass diese Vision eine zutreffende Metapher für Shapeshifting war.

Ganz richtig, sagte Barney. Bei einem großen Teil des Lernens aus Erfahrung über Shapeshifting geht es darum, die Geschwindigkeit zu verwandeln, um sie der ›Bandbreite‹ eines anderen anzupassen. Du konzentrierst dich zu sehr auf die von dir bevorzugte Methode der Vision und des Sehens. Um in die Haut eines anderen zu schlüpfen, braucht man ein neues Augenpaar, eine neue Methode der Wahrnehmung. Doch zuerst muss das Alte losgelassen werden. Das geht Hand in Hand mit den Veränderungen deines Körpers, wenn er alte Dinge, alte Blockaden und Muster, alte Gewohnheiten und Eigenarten loslässt. Diese müssen zuerst aus dem Weg geräumt werden, damit du die neuen übernehmen kannst.

Wenn du die überholten Dinge loslässt, wirst du von der gewohnten Wahrnehmung der Welt weniger abhängig. Um eine bewusstere Form des Sterbens – und des Shapeshiftings – zu erreichen, musst du einige Gewohnheiten deines Körpers, wie er die Welt wahrnimmt, ›verlernen‹. Es geht beim Shapeshifting darum, andere Bandbreiten, andere Dimensionen, Perspektiven und Existenzformen zu erleben.

Schlafmangel ist hierbei nützlich, da er es leichter macht, die Kontrolle aufzugeben und diese Form des Verschmelzens einfach zu spüren und zu erleben. Die ersten Erfahrungen im Shapeshifting können sich tatsächlich wie eine Art Verschmelzung anfühlen – ein allmähliches Hineinversetzen in das Wesen der Pflanze oder des Tiers, so dass du die Bandbreite dieses Wesens fühlen kannst. Das vollständigere und fortgeschrittenere Shapeshifting geht dann noch bewusster vor sich, doch Anfänger beginnen meistens damit, indem sie die Grundmuster anderer Wesen ertasten, während sie am schwingenden Kontinuum entlang springen. Hilft dir das, die richtige Perspektive zu bekommen?

Ich machte die Augen auf und lächelte. »Ja, es hilft mir. Welchen Rat gibst du mir also, wie ich das Alte loslassen und Platz für eine klarere Wahrnehmung des Neuen schaffen kann?«

Achte auf die Fußnoten des Lebens – die Symbole, Zeichen und inneren Bedeutungen, die zu dir sprechen. Sei offen für die Bandbreite der gleichen Schwingungen und erfreue dich an der Erfahrung, andere Wesensformen kennenzulernen. Natürlich sind sie alle eine Vielfalt von kreativen Ausdrücken unserer grundlegenden Einheit.

IN METAPHERN BLÄTTERN

Sein Rat klang simpel. Und er passte zu dem, was Barney mir schon so oft geraten hatte: Sei einfach offen für Erfahrungen. Doch manchmal lässt sich eine Erfahrung nicht so einfach erfahren.

Mit der Zeit ging es mir körperlich wieder besser. Aber irgendwas stimmte nicht. Die Welt schien sich verändert zu haben, verzerrt zu sein. Ich war reizbar und geistesabwesend. Es war, als würde ich mich in einem Land voller strahlender neuer Farben und Formen befinden, ohne sie wirklich wahrnehmen zu können. Wie ich ahnte, war auch das eine Art Widerstand, eine geschickte Methode, um mich gegen Erfahrung an sich zu sträuben.

Eines Morgens klagte ich Zak mein Leid. »Was soll ich tun?«, fragte ich seufzend.

Es stimmt, dass Erfahrung und Bewusstseinserweiterung hierzu notwendig sind, erklärte er. Es ist, als würdest du mit einem Fluglehrer, der dir die Wunder der Vision aus einer neuen Perspektive zeigt, in einem kleinen Flieger sitzen. Aber wenn du dir nicht die Mühe machst, in der Maschine (oder deinem Bewusstsein) fliegen zu lernen, bleibst du von dem Fluglehrer abhängig, um dich erneut in die Höhen zu schwingen.

Vielleicht brauchst du jetzt ein bisschen Zeit auf dem Boden – um dir aus einer sicheren und bodenständigen Position in deinem Inneren heraus mehr Grundkenntnisse anzueignen. Auch wenn deine Ziele experimentell sind, ist es vielleicht das Beste, wenn du klein anfängst – ein Schritt nach dem anderen.

Eine weitere Methode, in die Haut anderer Wesen zu schlüpfen, ist durch die Verringerung der wahrgenommenen Energiegrenzen. Vielleicht ist das sogar die beste Technik für den Anfang: Eine kleine Beziehung zu Tieren aufbauen, denen du begegnest. Sie zu begrüßen und anfangen, für sie offen zu werden, ohne irgendwelche Erwartungen und Forderungen. Wenn die Tiere für diesen Austausch offen sind, wirst du ihre Bereitwilligkeit spüren, und eure Energien werden sich berühren. Das entspricht einem Händeschütteln auf der Energieebene. Fang mit kleinen Erlebnissen an. Darauf kannst du dann andere Erfahrungen aufbauen.

Die Energie, die du als Gereiztheit und Überwältigung empfindest, entsteht, weil du dich mit den vielen Möglichkeiten aufhältst, statt dich auf deine innere Mitte zu konzentrieren und echte Erfahrungen zu sammeln. Das ist der Schutzmechanismus des Ichs. Am besten ist es, wenn du dir das als Erstes vornimmst: Dich der Angst des Ichs zu stellen und anzufangen, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Das Gefühl der Angst ist Teil der Aufgaben des Ichs – um dich zu schützen. Dein Ich wird immer raffinierter in seinem Plan, dich zu ›retten‹. Ich rate dir, mit dem Ich in dieser Sache zusammenzuarbeiten und es in den Dingen, die es gerne mag, mit einzubeziehen: Verstand, Denken, Beschreiben. Dein Ich liebt das. Also füttere es eine Weile mit diesen Informationen. Vielleicht wird es dann offener dafür, mit dir zusammenzuarbeiten, wenn du anfängst, andere Formen der Wahrnehmung zu erforschen.

Das klang nach einem interessanten Plan: Statt das Ich zu unterdrücken oder auszuhungern, würde ich ihm etwas Gedankennahrung geben, mich hinsetzen und mich mit ihm unterhalten – sozusagen über Kaffee und Kuchen Freunde werden.

Zak schlug auch praktische Dinge vor, wie die einzigartigen Signaturen der Energie erkannt werden könnten, nicht nur aus den verschiedenen Chakren (den Energiezentren im Körper), sondern auch aus jedem einzelnen Chakra. Zak wies mich zum Beispiel an, mich vom Hara (der Stelle in der Bauchgegend, die etwas über dem dritten Chakra oder Willenszentrum liegt) aus zu öffnen und mich auf dieser Ebene darauf zu konzentrieren, mit ihm zu verschmelzen. Als ich mein Bewusstsein auf diese Ebene richtete, spürte ich einen raschen Energiefluss, der wie ein schimmernder runder Schlauch aussah, durch den wir miteinander verbunden waren. Diesen »Schlauch« nannten wir später das »Verbindungsportal«.

Zak bat mich, das Portal zu beschreiben. Es wirkte dunkel, doch zugleich lebendig. Er ermutigte mich dazu, mich den anderen Möglichkeiten des Portals zu öffnen, mir zu erlauben, seine verschiedenen Aspekte zu erkennen. War es immer dunkel? Oder nahm es unterschiedliche Farben und Texturen an: durchsichtig, blau, glitzernd, glatt? Wie klang es? Wie klang die Energie? Wie fühlte es sich in meinem Körper an? Wenn ich die Energie mit einbezog – indem ich ihr begegnete und mir ihrer bewusst wurde –, konnte ich mich dann auch mit ihr bewegen? Konnte ich den Fluss ihres einzigartigen Tanzes spüren? Dehnte sie sich aus? Wurde sie breiter? Stärker? Während ich das tat und es mir Spaß machte, in verschiedene Farbtöne, Muster und Bewegungen einzutauchen, erinnerte Zak mich daran, dass das eine metaphorische Interpretation von Energie war. Andere würden sie vielleicht auf verschiedene Weisen erleben, und wir alle erleben die Energie unserer Chakren zu verschiedenen Zeiten, je nach Situation, unterschiedlich (und auch, wie die Energie sich anfühlt, wenn sie auf die Energie anderer trifft).

Blättere in deinen Metaphern, riet Zak mir. Fange an, die Energie auf so viele verschiedene Weisen zu sehen, zu fühlen und kennenzulernen. Wenn du in einer Metapher stecken bleibst, bleibst du in der Form stecken. Das ist, was wir versuchen, zu verlernen. Fahre damit fort, das mit jedem Wesen zu üben, das für einen solchen Austausch offen ist. Diese Übung dient dazu, sich mit dem Gefühl von Energie vertraut zu machen, deine Fähigkeiten zu entwickeln und mehr darüber zu lernen. Lasse dich von der Energie führen.

DEN WEG BESCHREITEN

Und so kam es, dass ich anfing, ein Muster darin zu erkennen, wie verschiedene Teile des Wissens durch Erfahrungen zum Tragen kommen und miteinander verbunden sind. Tiefsinniges Lernen ist nur selten eine logische 1-2-3-Übung. Stattdessen ist es eine Infusion des Bewusstseins, während tiefere Aspekte des Selbst an die Oberfläche aufsteigen und oberflächliche Aspekte des Selbst in die Tiefe hinabsinken. Welten prallen aufeinander, wenn unterschiedliche Schichten der Wahrnehmung und Einsichten aufeinandertreffen und miteinander verschmelzen. Es ist ein Erdbeben sich ändernder Wahrnehmungen, eine Kollision des Bewusstseins – die frühe Prägung eines ganz anderen Wesens als das, das wir einmal waren.

Während ich anderen Tieren begegnete und mit ihnen verschmolz, lernte ich auch eine Katze namens Queen kennen, die sich gerade bewusst aufs Sterben vorbereitete. Sie hatte viel Energie und tiefe Einsichten. In einem meiner morgendlichen Gespräche mit Barney erzählte ich ihm von Queens Erfahrungen »auf dem Sterbeweg«. Queen zeigte ihn mir in Form eines richtigen Pfads durch grünes Laub, hohe Bäume und dichte Hecken hindurch. Ich spürte, dass dies der Ort war, den sie während ihrer vielen Nickerchen tagsüber aufsuchte. Ich spürte ihre Pfoten auf dem Erdboden, die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Fell, den Geruch der schweren lehmigen Erde, der Pflanzen, der Luft.

Wie Queen mir erklärte, ging sie Schritt für Schritt diesen Weg entlang, um dem Tod zu begegnen. Wie ich es verstand, ging sie immer nur ein Stück des Weges und kehrte dann wieder in ihren Körper zurück, um die »Begegnung« jeweils auf eine körperlich bewusstere Weise zu verarbeiten. Später ging sie den Weg eine kleine Strecke weiter und kam dann zurück, um die Erfahrung körperlich aufzunehmen. Queen sagte mir, sie habe in der Vergangenheit Angst vor dem Tod gehabt. Nun wandte sie diese Methode des Sterbepfads an, um daran zu reifen.

Es gibt heutzutage viele Wesen, die auf eine bewusstere Weise mit dem Tod umgehen, bemerkte Barney. Natürlich ist in dem, was du als ›Vergangenheit‹ ansiehst, schon jeder bewusst mit dem Tod umgegangen. Und dieser Kreis des Bewusstwerdens kommt nun wieder.

Queens Arbeit am Bewusstsein des Übergangs vom ›Leben‹ zum ›Tod‹ ist eine meditative Übung, die man nachmachen kann, egal ob man dem Tod nahe ist oder nicht. Erinnerst du dich noch daran, als ich einmal von den vielen Seitenwegen auf der Straße zum Tod sprach?

»Ja, als Queen den Pfad erwähnte, fiel mir deine Metapher wieder ein.«

In Wahrheit gibt es viele Stellen oder Gelegenheiten im Leben, bei denen der Tod eintreten könnte. In manchen Leben gibt es mehr als in anderen. Und genauso gibt es andere Stellen, an denen sich andere Chancen auftun. Wenn du dir die Landkarte der Möglichkeiten in deinem Leben ansehen könntest, würdest du erkennen, dass manche Orte ein Stopp darstellen, während andere einen Ausflug bieten – eine Erfahrung, die du vielleicht mitnimmst, vielleicht auch nicht. Das ist aber nur eine Dimension der Landkarte. Eine andere Dimension zeigt, dass es für jede Straße auch eine Alternativstrecke – oder sogar mehrere Alternativen – gibt. Einige von ihnen bieten Todeserlebnisse oder Abenteuer, bei denen man aus seinem Körper schlüpft; das sind Shapeshifting und andere Arten des so genannten übersinnlichen Bewusstseins.

Das meditative Todeserlebnis ist ein Nebenausflug, den man jederzeit unternehmen kann. In diesem Sinne ist er ›zeitlos‹, da er auf der inneren Landkarte als eine Lernoption eingezeichnet ist. Wie Queen dir erklärt hat, bietet er eine visionäre Reise, die einem den bewussten Übergang vom irdischen Körper in einen anderen spirituellen Körper näherbringen kann.

Die Landschaft hängt davon ab, wie man die Welt sieht. Viele Wesen suchen sich einen Waldweg aus – vor allem viele kleine Tiere, weil wir uns im Wald wohl fühlen. Andere nehmen das Gebirge oder die Wüste oder ein außerkörperliches Abenteuer – alles, was für die Seele als Muster, wie du den Tod wahrnimmst, passt.

Für diejenigen, die an der bewussten Akzeptanz des Todes arbeiten und vor allem an einem bewussten Übergang, ist diese Übung sehr hilfreich. Man beginnt seine Reise einfach vorzeitig und macht sich mit der Landschaft und den Wegzeigern auf seinem Pfad zum Tod vertraut. Man kann nur so weit und nicht weiter gehen, obwohl die meisten feststellen, dass es eine ganz schön lange Strecke ist und dass sich unterwegs viel lernen lässt.

Ich empfehle diese Übung auch den Leuten, die Interesse daran haben, etwas über das Shapeshifting zu lernen. Denn das Shapeshifting bedarf eines gewissen Neuerlernens des Körpers und vieler kleiner Tode. Du wirst viel über deine innere Landkarte erfahren und dir bestimmter Fähigkeiten bewusst werden, die für dich wertvoll sind – vor allem beim Shapeshifting.

DER ÜBERGANG

Heute fangen wir an, indem wir ein paar Lücken füllen, begann Barney ein paar Tage später. Mir wurde schlagartig klar, dass wir uns nicht hier und da ein bisschen in Fetzen und Bruchstücken unterhielten, sondern in Wirklichkeit ein langes, vielschichtiges Gespräch führten. Dieses Phänomen erlebte ich nicht nur mit Barney, sondern auch mit vielen anderen Tieren und Wesen. Kurz gesagt: Ich wurde mir einer tieferen Kontinuität bewusst, die nicht von der Zeit abhing, wie wir sie kennen. Man kann es eine wachsende Vertrautheit nennen, die einen zeitlosen Bewusstseinsstrom anzapft, in dem man kommen und gehen kann und dieselbe Unterhaltung immer wieder aufnehmen kann, als wäre dazwischen keine Zeit vergangen.

Wir wollen uns erst einmal die Vorstellung der Wiedergeburt ansehen, schlug Barney vor. Sie ist im weiteren Sinne eine Form des Shapeshiftings. Aus dieser Sicht wird die Verbindung zwischen den physischen Gestalten durch das spirituelle Bewusstsein hergestellt – was eine andere Vibrationsebene als die des Alltagsbewusstseins ist. Wir können sie daher Seele oder Atman oder sogar Buddha-Wesen nennen, auch wenn jeder dieser Begriffe das Konzept auf eine etwas andere Weise umschreibt.

Lass uns dieses seelische Bewusstsein die Essenz nennen. Sämtliche Essenzen sind eine, auch wenn sich die Art und Weise, wie jede Essenz die Realität auf langsameren Vibrationsebenen erfährt und erlebt, voneinander unterscheidet. Wenn man das im Sinne der Dualität erklärt, verschieben wir die Bedeutung natürlich schon – ein weiterer Grund, warum eigene Erfahrungen in dieser Beziehung weitaus einprägsamer sind.

Nach dem Tod ›wacht‹ eine individuelle Essenz (ein bisschen) in einer anderen Realitätsform ›auf‹ und ›erinnert sich‹ (bis zu einem gewissen Grad) an seine anderen Gestaltmöglichkeiten. Manche glauben, der Tod sei das absolute Erwachen, als wäre einem dann alles, was ist, auf einen Schlag bewusst. Nach meinen Erfahrungen ist das nicht der Fall. Es ist eher so, als würde jede Essenz gemäß ihrer eigenen Bewusstseinsebene ›aufwachen‹. Es stimmt zwar, dass der formlose Zustand es einem Wesen generell ermöglicht, schneller zu lernen, da es dann schon den Vorteil genießt, die Essenz zu sehen/spüren/sein, und nicht mehr so in den Illusionen der Gestalt gefangen ist. Doch diese Illusionen bleiben bestehen.

Viele Essenzen bevorzugen, sich in Form eines leichten Körpers auszudrücken. In gewissem Maße ist das auch nützlich, da die Essenz sich im irdischen Körper wohl fühlt und sich einen neuen sucht, doch das hat auch mit Eitelkeit zu tun, da eine Gestalt nicht wirklich notwendig ist. Man kann sich genauso gut als Licht oder Klang oder eine andere energetische Vibration fortbewegen. Es ist viel einfacher, die Form auf dieser Ebene zu verändern, aber sicher überrascht es dich, zu erfahren, dass diese Ebene nicht besonders häufig gewählt wird – dass die Essenz so oft bevorzugt, seine frühere Gestalt nachzuahmen. Man kann sagen, dass alte Gewohnheiten der irdischen Form sich nur schwer ablegen lassen.

Nach einer Phase des Lernens, des Lösens alter Bindungen, des Loslassens dessen, was losgelassen werden kann, und so weiter fängt man vielleicht damit an, ein neues Leben zu planen und sich daher nach einer neuen Gestalt umzusehen. Was ist die beste (physische) Form, in der man wieder in die physikalische Welt eintauchen kann? Es stehen viele Formen zur Auswahl, die jedoch von der eigenen Bewusstseinsebene abhängen. Manche bevorzugen es, nicht über den Tellerrand des eigenen ›Stammes‹ zu schauen. Andere werden richtig kreativ.

Letztendlich hat die eigene Wahl der Form einen direkten Bezug zur eigenen Wahl dessen, was man lehren und lernen will. Oft besteht eine Dualnatur des Bewusstseins, das inkarniert, da die Erde ein Planet voller Dualität ist, und so geht ein Teil auf die Erde, um zu lehren, und der andere, um zu lernen. Häufig arbeiten beide Teile zusammen, und diese Schnittstelle vom einen zum anderen ist ein hochinteressanter Raum, in dem man den direkten Zugang zur multidimensionalen spirituellen Welt bekommt. An dieser Stelle spürt man seine eigene Essenz. An dieser Stelle kann das physikalische Shapeshifting erfolgen und Wunder werden möglich.

Barney machte eine Pause. Hast du eine Frage hierzu?

»Nur eine?«, dachte ich verwundert. »Willst du damit sagen, dass man nur an der Schnittstelle, an der Lehren und Lernen ineinander übergehen, Zugang dazu hat? Oder ist der Zugang auch an allen anderen Punkten, an denen man zwei Dinge gleichzeitig tut, möglich?«

Der Schlüssel dazu ist der Wille. Wenn du zum Beispiel telefonierst und gleichzeitig am Computer arbeitest, dann hast du nicht die Willenskraft, von der ich spreche. In gewisser Weise verausgabst du dich dann nur zum Teil am Telefon und zum anderen Teil am Computer. Aber du bist dir keiner tieferen Bezüge bewusst.

Was ich meine, wenn ich von dieser Kreuzung des Lehrens und Lernens spreche, ist ein Zustand, in dem du dir darüber bewusst bist, dass du anderen dienst und sie gleichzeitig dir dienen. Oft ist das der Anfang, an dem man beginnt, sich der vielseitigen Natur der Inkarnation bewusst zu öffnen. Es ist, als wäre man sich der Essenz bewusst, die durch einen selbst kommuniziert, sowie der Essenz, die mit einem selbst kommuniziert. Aus einer allgemeineren Perspektive bist es natürlich immer du, die mit dir kommuniziert, auch wenn das auf der physikalischen Ebene schwer zu erkennen ist. Verstehst du, was ich meine?

»Na ja, vielleicht geschieht das ja gerade jetzt. Während ich mich auf das konzentriere, was wir hier tun, bin ich mir einer tieferen Kraft bewusst, die durch mich kommuniziert – und ich bin mir auch eines Teils von mir bewusst, der zuhört, genauso wie ich deinen Worten zuhöre und sie in den Computer eingebe.«

Genauso ist es. Es ist eine Schnittstelle, an der du dir der Schnittstelle bewusst bist. Du bist dir für einen Augenblick nicht nur deiner selbst bewusst, sondern auch meiner und der tieferen Kraft oder Energie oder Essenz, die durch uns beide fließt. Wenn du daran festhältst – wenn du dich da hinein sinken lässt – wirst du diese Energie des ›du‹ und ›ich‹ und der ›tieferen Kraft‹ nicht getrennt, sondern als eine ständig fließende Bewegung wahrnehmen. Indem du diesen Bewegungsfluss spürst, öffnest du dich der Verbindung unserer Kommunikation. Und noch mehr: Du wirst es. Dann fängst du an, dich als diese Bewegung zu fühlen; du lernst dich als Teil des Flusses kennen und du wirst der Fluss – der natürlich nichts anderes als du selbst ist!

Langsam tat mir der Kopf weh.

Es ist oft leichter, das mit Tieren zu machen, da wir uns dieser essenziellen Verbindung bewusster sind. Doch es ist eine Herausforderung, es mit Wesen deiner eigenen Spezies zu tun. Aus diesem Grund ist ›Form‹ nichts als eine menschliche Illusion. Sieh dir eure Gesellschaft an und schau, wie ihr die Form zu einer so wichtigen Illusion aufgebaut habt: Wie ihr ausseht, in was für Häusern ihr lebt, wie viel Geld ihr verdient, was ihr beruflich macht und so weiter und weiter – jedes kleine Detail wird so unglaublich wichtig … So viel Energie steckt in diesen illusionären Formen!

»Es klingt so, als würdest du dich darüber lustig machen, Barney«, sagte ich.

Auf eine gute Art schon. Denn der Fokus auf Illusion kann auch kreativ sein. Ich habe schon ein paar Leben als Mensch hinter mir, auch wenn meistens in einem Naturvolk, in dem die Form nicht so wichtig ist. Aber glaube ja nicht, den Naturstämmen wäre Form gleichgültig! Sie verwenden sie nur auf andere Weise. Daher kenne ich die Anziehungskraft der Form und weiß, wie sie einen so ablenken kann, dass man durch sie von Wissen abgehalten wird und davon, die tieferen Schätze zu bergen.

Warum glaubst du wohl, sind alle Schätze vergraben oder versteckt? Sie sollen einen daran erinnern, tief zu graben, den Schlüssel zu finden. Sieh dir die alten Märchen und Mythen an, wenn du erfahren willst, wie man auf Schatzsuche geht. Der Schatz ist immer ein Symbol des Reichtums – und das ist wieder einmal die Kraft der illusionären Form! Wahrer Reichtum hat mehr mit Bezügen zu tun als damit, allein in einem Raum voller Gold zu sitzen. Sogar Geld funktioniert so: Es hat nur den Tauschwert, auch wenn viele Menschen es für sich selbst behalten wollen und es horten. Und warum? Wieder einmal aus Angst! Aus Angst vor dem Tod, aus Angst, die Form loszulassen – obwohl man in Wahrheit nur lernen und wachsen und Freude erfahren kann, wenn man die Form loslässt, viele Formen erlebt und die Freude, Schönheit und den Spaß an der Form genießt, bis sie einem schließlich über wird und man auf eine andere Weise mit der Form spielt – mit der Nichtform spielt –, aber das ist ein anderes Thema.

Und mit diesen Worten schickte Barney mich weg, um wieder einmal der großen Lehrerin – der Erfahrung – zu begegnen.

Ich schlüpfe in deine Haut

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