Читать книгу Liebe, Finde Mich - Dawn Brower - Страница 8
KAPITEL 2
ОглавлениеLuther starrte auf das Bestandsbuch auf seinem Schreibtisch und runzelte die Stirn. Die Zahlen verschwammen vor seinen Augen in ein Durcheinander des Nichts. Es war ihm im Moment oder irgendeinem Moment, wenn er ehrlich mit sich war, nicht danach zumute über die Geschäftsbücher seines Anwesens zu gehen. Unglücklicherweise ging das damit einher, wenn man das Sagen über einige Grundstücke und den Titel Earl of Northesk geerbt hat. Sein Vater wäre von dem Mann, zu dem er geworden war, angewidert. Die meisten Tage verbrachte er in seinem Club mit dem Zweck Brandy zu trinken und einem bisschen Sport. Seit er vor Jahren nach London gekommen war, hatte er nichts Produktives getan und konnte öfter berauscht aufgefunden werden als nicht. Brandy half seinen Schmerz zu betäuben und er hatte keinen Grund gesehen nicht so viel wie möglich zu trinken. Vielleicht sollte er seine Lebensführung neu abschätzen, aber hatte Schwierigkeiten damit es sich herzuleiten, warum er das sollte.
Er nahm eine Einladung auf und zwirbelte sie in seiner Hand. Eventuell sollte er zu einer gesellschaftlichen Veranstaltung gehen anstatt in seinen Club. Die Worte verschwammen ein wenig auf der Karte vor ihm. Luther kniff seine Augen zusammen, um sie in den Fokus zu rücken – ah, der Silverton Ball. Er hatte seit ziemlich langer Zeit keine Veranstaltung besucht und er war überrascht, dass irgendjemand daran dachte ihn zu diesen noch einzuladen. Sie hofften wahrscheinlich, dass er beschloss ihre Veranstaltung zu besuchen und somit das Recht zur Prahlerei zu haben. Sie wussten alle, dass er sich irgendwann einmal über sein Leben klar werden musste und im Gegenzug eine Dame suchen sollte, um diese zu heiraten. Der Titel würde mit ihm sterben, wenn er es nicht tat, und er würde seinen Vater nicht enttäuschen. Er hatte bereits zu viel getan, um ihn sich in seinem Grab herumdrehen zu lassen.
Der Dekanter mit Brandy stand vor ihm. Er hob ihn an und füllte seinen Kelch bis zum oberen Rand. Keine zwei Finger für ihn, da es viel zu rasch verschwunden wäre. Manchmal fragte er sich, warum er sich überhaupt die Mühe machte einzuschenken. Direkt aus der Quelle zu trinken würde mehr Sinn machen. Er war der Mann, zu dem er erzogen worden war und Gentlemen waren nicht so ungehobelt direkt aus dem Dekanter zu trinken. Diese Gewohnheiten wurden den niedereren Klassen überlassen. Er mochte oft genug beschwipst sein, so dass er der Hochsprache regelmäßig nicht mehr ganz mächtig war, aber er hatte sich nicht so weit erniedrigt, als dass er sich zum gemeinen Volk gesellte.
Er starrte noch einmal auf die Einladung herunter. Ein Ball könnte genau das sein, was er brauchte. Luther legte die Einladung ab und stand auf. Wenn er der gesellschaftlichen Veranstaltung beiwohnen wollte, würde er sich umziehen müssen – und beten, dass er genug ausnüchterte, bevor er ankam. Ansonsten würde er einen völligen Narr aus sich machen. Wenn er zu seinem Club gehen würde, wäre es nicht so wichtig. Die Stammkunden erwarteten ein kleines bisschen ungewöhnliches Verhalten. Teufel, wenn er sich nicht große Mengen Brandy einverleiben würde, würde es als seltsam angesehen werden.
»Dobbs«, brüllte Luther nach seinem Diener, als er in sein Schlafzimmer stürmte.
Dobbs neigte seinen Kopf um die Ecke von Luthers Ankleidezimmer. »Ja, my Lord?« Sein Haar ergraute um die Schläfen und seine Augen waren mit Falten verwittert. Dobbs war der Diener von Luthers Vater gewesen, bevor er seiner wurde. Auf mancherlei Art und Weise war das merkwürdig für ihn. Der ältere Mann kannte seinen Vater besser als Luther es tat. Es war ein wenig schwer für ihn dies zu verdauen, wenn er es sich erlaubte darüber nachzudenken.
»Sie müssen für mich meine Abendkleidung herrichten und mir helfen mich für einen Ausgang heute Abend vorzubereiten.«
»Eine weitere lange Nacht in Eurem Club geplant?« Dobbs hob seine Braue.
Er verurteilte ihn wahrscheinlich. Luther konnte ihm das nicht verübeln. Er war ein erstklassiger Arsch an den meisten Tagen. Es war an der Zeit, dass er der Wahrheit entgegenblickte und begann einige seit langem überfällige Veränderungen zu machen. Sich sechs Jahre lang von seinem Kummer beherrschen zu lassen war keine Art zu leben. Sein Vater hätte mehr von ihm wollen als ein konstant betäubendes Gelage. Luther begegnete Dobbs Blick. »Kein Club heute Abend. Ich werde den Silverton Ball besuchen.«
Dobbs war gut ausgebildet, aber Luther entging nicht, wie sich seine Augen weiteten, bevor seine gewöhnlich ruhige Verfassung wiederkehrte. »Wie Ihr wünscht, my Lord.«
Luther hatte über die Jahre gelernt, wie er nüchtern schien, wenn er völlig beschwipst war – doch er mochte sich zu viel einverleibt haben, um diese Meisterleistung auf dem Ball zu erreichen. Er hatte beständig Brandy getrunken, seit er am Tag aufgewacht ist. Er mochte nicht klar denken können und hoffte, dass er die richtige Entscheidung traf. Der Silverton Ball war der Beginn eines ganz neuen Earl of Northesk. Nachdem die Nacht vorbei war, wollte er zwei Dinge erreichen – Nüchternheit und ein neuer Stand in der Gesellschaft.