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1. Feuer

»Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht!«, ruft meine Frau Christine und schüttelt mich an der Schulter aus einem tiefen Schlaf.

Ich schaue ganz benommen aus dem Schlafzimmerfenster; Christine zeigt auf den mitternächtlichen Himmel. Der Horizont leuchtet orangefarben, der Höhenzug gegenüber von unserem Haus ist als scharfe Silhouette zu sehen. Der Wecker zeigt 0.45 Uhr.

Ich stolpere aus dem Bett, öffne die Glasschiebetür zur Terrasse und gehe hinaus. Über dem gegenüberliegenden Bergrücken steht ein gewaltiges Feuer, das sich rasend schnell zu uns ins Tal herunter ausbreitet.

»Wir müssen hier raus, SOFORT!«, schreie ich Christine zu. Ich schnappe mir ein T-Shirt, Hosen und eine Daunenjacke.

Der Strom fällt aus, alle Licht gehen aus. Schuhe oder Socken? Für beides reicht die Zeit nicht …, also Schuhe.

Ich eile in die Küche und taste in der Dunkelheit nach den Autoschlüsseln. »Wir nehmen den Honda!«, rufe ich Christine zu. Schnell noch ein kleiner Umweg – ich haste durchs Wohnzimmer und schnappe mir mein Notebook. Christine und ich rennen aus dem Haus.

Die Tür zumachen? Abschließen? Keine Zeit. Jede Sekunde zählt.

Die Autos stehen in der Nähe unseres Bürogebäudes hinten auf dem Grundstück. Wolken aus glühender weißer Asche wirbeln über die Einfahrt, wie Flocken in einem surrealen Schneesturm.

»Reagiere ich überzogen?«, frage ich mich.

Eine riesige Feuerzunge steigt direkt hinter dem Büro hoch. Sie sieht wie eine Kerzenflamme aus, allerdings etwa zehn Meter hoch.

Oh nein, das ist keineswegs eine Überreaktion.

Auf der Flucht

Wir springen in den Honda, ich drehe den 271 PS starken Hochleistungsmotor voll auf und rase schneller als je zuvor den langen Zufahrtsweg entlang.

Meine Knöchel sind ganz weiß, so fest klammere ich mich ans Lenkrad. Die Scheinwerfer sind an, aber ich kann den schwarzen Asphalt wegen des dicken weißen Rauchs, der in ihrem Licht leuchtet, nicht sehen. Ich habe Angst, wegen der wahnwitzigen Geschwindigkeit auf unserer eigenen Einfahrt die Kontrolle über den Wagen zu verlieren.

Ich trete hart auf die Bremsen, als wir die Straße erreichen. Auch andere Menschen fliehen in ihren Fahrzeugen Richtung Westen auf der Mark West Springs Road, unserem Refugium, wo wir ein Jahrzehnt lang gewohnt haben. Darauf warten, dass ich an der Reihe bin? Höflich sein? So bin ich normalerweise drauf. Doch für Höflichkeit und mein normales Ich ist jetzt keine Zeit. Ich drängele mich in die Autoschlange und zwänge unseren roten Honda Cross-tour zwischen zwei andere Autos.

Christine spürt, wie ihr Kopf warm wird, und wundert sich. Sie schaut nach oben durch das transparente Schiebedach.

Alle Baumzweige über uns brennen lichterloh.

Zwei Meilen weiter die Straße entlang sind wir der unmittelbaren Gefahr entronnen. Was nun? Meine Exfrau lebt nur drei Meilen weit entfernt, aber das Feuer wandert in ihre Richtung. Christine und ich beschließen, zu ihrem Haus zu fahren und uns zu vergewissern, dass sie und ihre Familie vor der Gefahr gewarnt worden sind.

Ich läute an der Haustür – keine Reaktion. Ich ducke mich und gehe durch den Hintereingang; die Seitentür ist unverschlossen. Ich gehe durchs Haus, aber es ist leer und dunkel. Sie ist viel auf Reisen, ist also wohl nicht da.

Wieder im Freien, überlege ich, ob wir die Nachbarn wecken sollten. Wir sind drei Meilen vom Feuer entfernt, und vielleicht kommt es gar nicht bis hierher. Und ich bin ja ein höflicher Mensch …

Aber nicht heute Nacht. Ich drücke auf die Hupe.

Ein verschlafener Nachbar erscheint, blinzelt in das gleißende Licht der Straßenlampe. Graues Haar, Brille mit dicken Gläsern, grau-schwarzer Schlafanzug. Ich sage ihm, dass wir gerade vor einem Feuer geflohen sind. Er weckt schnell weitere Nachbarn, die von meiner Hupe nicht wach geworden sind. In Minutenschnelle sammeln die Leute wertvolles Hab und Gut, Dokumente und Haustiere ein und packen ihre Autos.

Als Christine und ich neben dem Honda stehen und zurückblicken, steht das Feuer über einem nur eine Meile entfernten Hügel. Es bewegt sich jetzt nur langsam vorwärts. Durch den Stromausfall ist es das einzige Licht in der Umgebung.

Wir sehen, wie es eine riesige Drei-Millionen-Dollar-Villa umzüngelt, deren Silhouette sich gegen das Feuer abzeichnet. Die ganze Vegetation darum herum brennt nieder, wandert dann weiter und hinterlässt einen schwarzen Kreis um das noch unbeschädigte Haus – ein glühender gelber Ring um einen schwarzen Kreis herum, das Haus mittendrin.

Plötzlich fängt die Traufe am linken Dachrand Feuer, dann die auf der rechten Seite. Das Haus explodiert in einem riesigen Flammenball. Es hört sich an wie mitten auf einem Schlachtfeld. Benzintanks werden vom Feuer in Brand gesetzt und explodieren. Propangastanks gehen lautstark in Flammen auf. Durch die Hügel rundum wird der dröhnende Lärm, der von ihnen widerhallt, noch verstärkt.

Nach wie vor wandert das Feuer langsam in unsere Richtung nach Westen. Wir beschließen, zum Haus unserer Freunde Bill und Jane zu fahren, die 20 Minuten weiter westlich wohnen. Wir gehen zum Honda zurück; sein roter Lack ist dort, wo die glühende Asche ihn getroffen hat, mit weißen Spritzern durchlöchert.

Die Straßen sind inzwischen dicht. Die Bevölkerung ganzer Wohngebiete ist auf der Flucht. Bis zum Freeway 101, normalerweise eine Sache von drei Minuten, brauchen wir eine halbe Stunde. Dort sagt uns ein Polizist, wir könnten nur Richtung Norden fahren, obwohl wir doch für unsere kurze Fahrt nach Forestville auf dem ersten Abschnitt Richtung Süden fahren müssen. Das Feuer kommt aus Nordosten, und wahrscheinlich schickt er die Leute in die falsche Richtung, aber wir können nicht mit ihm streiten und argumentieren. Er scheint noch mehr Angst zu haben als wir.

Wir wohnen hier und kennen uns aus, wissen also, wie wir die irreführenden Blockaden auf den Hauptstraßen umfahren können. Wir kommen bei Bill und Jane an; es ist uns peinlich, sie um 3 Uhr morgens zu wecken. Wir bleiben eine Weile im roten Honda sitzen und überlegen, was wir machen sollen. Schließlich klingle ich an der Haustür, aber niemand antwortet. Dann öffnen unsere verschlafenen Freunde die Tür. Wir sagen ihnen, was los ist – sofort sind sie hellwach.

Wir besprechen uns kurz, dann legen wir uns oben in ihrem Gästezimmer schlafen. Wir können aber nicht einschlafen und gehen wieder nach unten. Jane hat den Fernseher eingeschaltet, aber es werden nur Nachrichten aus San Francisco, weit weg von dem vom Feuer betroffenen Gebiet, gesendet. Bill geht in die Garage, setzt sich in sein Auto und hört den lokalen Radiosender. Wir rufen Christines Tochter Julia an, die in der Nähe, in Petaluma, wohnt, und sie findet online ein paar dürftige Informationen.

Leider gibt es jedoch keine fundierten Auskünfte darüber, wie groß das Feuer ist, in welche Richtung es wandert oder was die Bewohner von Sonoma County als Nächstes unternehmen sollten. Christine und ich sprechen lange mit Bill und Jane; wir versuchen alle, unsere Wissenslücken zu füllen.

Zweihundert Dollar

Wir brauchen ein paar hilfreiche Informationen dahingehend, in welche Richtung sich das Feuer ausbreitet, um diesen Weg vermeiden zu können. In den Nachrichten kommen nur lückenhafte Berichte von auf sich allein gestellten Korrespondenten, die eine schreckliche Szene nach der anderen an bestimmten Orten beschreiben. Wie wir wissen, wandert das Feuer Richtung Westen, Richtung Forestville, in unsere Richtung. Es ist jetzt 4 Uhr morgens.

Das Telefon klingelt – ein automatischer Anruf mit dem Rat, Forestville zu verlassen. Bill tätigt diverse Anrufe, um einen Platz für uns zu finden. Alle Hotels sind bereits voll belegt.

Schließlich findet er zwei Zimmer in der Fort Ross Lodge, einem Richtung Westen am Meer liegenden Hotel und der am weitesten vom Feuer entfernte Platz, an den wir gelangen können, ohne durch den Pazifik schwimmen zu müssen. Spät an diesem Morgen bereiten wir uns darauf vor, zur Küste zu fahren.

Bill gibt mir eine Tüte von Trader Joe mit alten Klamotten. Batik-T-Shirts und Kapuzenpullis. Nicht wirklich mein Stil – aber ich bin ja auch kein eingetragenes Mitglied der Modepolizei mehr.

Jane öffnet ihren Kleiderschrank und sagt zu Christine, sie soll sich nehmen, was sie braucht. Wir borgen uns Koffer von unseren Freunden, um unsere sehr wenigen materiellen Habseligkeiten irgendwo einpacken zu können.

Wir gehen nach draußen. Überall um uns herum fallen winzige Ascheflocken sanft wie Schnee auf den Boden – sie sind alles, was von Schulen, Wohnhäusern, Läden, Bäumen, Gärten und Träumen übrig bleibt.

Bill und Jane steigen in ihr Auto, wir in unseres, und los geht’s.

Der örtliche Laden ist noch offen; Christine und ich halten dort, Bill und Jane fahren schon mal weiter. Die Kassiererin sagt uns, Forestville würde ja evakuiert, deshalb würden sie bald schließen. Wir können nur bar bezahlen, Kreditkarten werden nicht mehr akzeptiert.

In unserem Kopf geht alles drunter und drüber. Wir versuchen, rational und vernünftig zu denken. Wie viel Geld haben wir? Wir zählen. Insgesamt sind es 200 Dollar. Müssen die uns einen Monat lang reichen? Wie können wir Tiefkühl-Lebensmittel lagern? Was gibt es an der Küste nicht? Was sollten wir jetzt gleich kaufen? Manches ist offensichtlich: Zahnbürsten und Zahnpasta, Kämme, Seife.

Aber es sind schon viele Leute auf ihrer Flucht in den Laden gestürmt, und viele Regale sind bereits leergefegt. Was war wohl zuvor an diesen jetzt leeren Stellen? Was ist uns entgangen?

Wir geraten in Panik und fragen uns: »Sind das womöglich die letzten Lebensmittel für mehrere Tage?« Wir haben im Auto Radio gehört, aber nach wie vor gibt es keine fundierten Informationen über das Geschehen.

Ich kaufe sechs Pfund gegarte Hähnchenwurst, eine Schachtel mit Energieriegeln und ein bisschen Obst. Christine hat ihre Brille nicht dabei und weiß nicht mehr, welche Sehstärke sie braucht. Sie kauft drei Brillen in unterschiedlichen Stärken. Und wenn sie alle nicht passen? Sie kauft weitere drei dazu. Mit unserem verrückten Sammelsurium aus Wurst und Lesebrillen fahren wir an die Küste.

Im Radio hören wir, dass drei Menschen im Feuer ums Leben gekommen sind. Mir ist schwer ums Herz; mein Bauch sagt mir, dass diese Zahl viel zu niedrig ist. Wir waren unter den Letzten, die aus Mark West Springs geflohen sind. Es waren keine Sirenen zu hören, und das Katastrophenwarnsystem des Bezirks war nicht aktiviert worden.

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► Die Katzen wurden zurückgelassen

17.10.2017, 15.58 Uhr ET (Eastern Time) – Huffington Post – Santa Rosa Fire Blog Post 4

In dem verzweifelten Versuch, unseren Honda zu erreichen und der sich nähernden Feuersbrunst zu entkommen, rannten wir an der Garage vorbei; dort verbrachten unsere beiden Siamkatzen Pierre und Apple immer die Nacht. Sie sind Zwillinge und lebten schon als pelzige Kätzchen bei uns. Beim Rennen lief mein Kopf auf Hochtouren: Hatten wir genug Zeit, die Katzen mitzunehmen? Ein fast zehn Meter hoher Feuerball explodierte hinter dem Bürogebäude. Wir hatten gerade noch Zeit, in den Wagen zu springen und zu fliehen.

Nach zwei Meilen drosselten wir die Geschwindigkeit. Wir hatten kein Wort gesprochen, aber hatten denselben Gedanken: die Katzen.


1.1. Apple und Pierre beim Kuscheln

»Vielleicht läuft das Feuer ums Haus herum«, sagte Christine. »Manchmal ist das ja so. Vielleicht schaffen sie es, aus der Garage herauszukommen. Wilde Tiere sind schlau bei solchen Bränden.«

»Ja, vielleicht«, stimmte ich ihr zu, aber instinktiv wusste ich, dass nichts in dem Inferno, aus dem wir gerade herausgefahren waren, überleben konnte.

Am folgenden Tag wurde uns beim Blick auf die Fotos von der Asche, die von unserem Haus übrig war, klar, dass die Katzen nicht überlebt haben konnten. In einem Bericht des »Wall Street Journal« hieß es, das Feuer habe sich alle drei Sekunden über eine Fläche ausgebreitet, die so groß war wie ein Football-Feld; sie waren also wohl schon sehr bald vom Feuer eingeschlossen. Benzintanks flogen um sie herum in die Luft, eines meiner klassischen Autos wurde von der Explosion sechs Meter weit geschleudert. Mich tröstete dabei am meisten der Gedanke, dass die Katzen schnell gestorben waren.

In den paar Tagen, die seit dem Brand vergangen sind, haben wir hundertmal mehr Tränen für unsere Katzen als wegen des Verlusts all unserer Besitztümer und unseres Zuhauses vergossen.

Ich ließ die Szene immer wieder im Kopf ablaufen: Zum Auto rennen. An der Garage vorbeilaufen. Überlegen, ob ich sie hätte retten können.

Jedes Mal, wenn dieser Film im Kopf abläuft, frage ich mich, ob ich in dieser schrecklichen Nacht etwas hätte anders machen und sie vor dem Tod hätte retten können. Ich weiß, die Antwort lautet Nein, und doch suche ich nach einem Riss in der Realität, um die Vergangenheit umschreiben zu können.

Mein logischer Verstand sagt mir, wenn ich mich nicht darauf konzentriert hätte, Christine und mich vor dem Feuer zu retten, und stattdessen versucht hätte, in der dunklen Garage panische Katzen einzufangen, wäre ich nicht mehr da, um diese Geschichte zu erzählen. Weder Christine noch ich hätten überlebt. Doch besser fühle ich mich mit dieser Analyse nicht.

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Die Zahl der Todesopfer

Wie wir später erfuhren, hatte der zuständige Beamte in der Bezirksverwaltung beschlossen, keinen Alarm auszulösen, denn wenn alle einen mobilen Warnanruf erhielten, würde Panik ausbrechen und die Straßen würden blockiert werden. Wegen dieser fatalen Entscheidung wurden Menschen wie wir, die im buchstäblich brandgefährlichen Gebiet lebten, nicht alarmiert.

Die endgültige Zahl der Todesopfer belief sich schließlich auf 22. Acht Menschen verloren keine tausend Meter von unserem Haus entfernt ihr Leben. Manche starben in ihrem Bett, andere in ihrer Garage bei dem fieberhaften Versuch, ihr Auto zu starten; sie waren innerhalb von Sekunden ihrem Schicksal ausgeliefert.

Wir verbrachten den Rest des Tages mit unseren Freunden und hörten Nachrichten, aber es wurde nur wenig berichtet. Die Rettungsdienste und das Sendesystem versanken anscheinend im Chaos.

Ich schrieb Heather an, meine geniale Mitarbeiterin, die unser Unternehmen führt und in der Nähe von Mark West wohnt. Sie hatte mit unserem Team Kontakt aufgenommen und herausgefunden, dass zwar alle evakuiert wurden, aber in Sicherheit waren.

Heather half mir, einen Blogbeitrag in der »Huffington Post« zu verfassen, mit dem wir unsere internationale Community wissen ließen, dass wir überlebt hatten. Im Lauf der nächsten Wochen stellte ich regelmäßig Postings mit Updates ein.

Am Nachmittag wurde der Himmel lange vor Sonnenuntergang dunkel. Über das ganze Gebiet hatte sich die Asche aus den Bränden wie ein grauer Dunstschleier gelegt. Am Himmel stand eine riesige, rot glühende Sonne, es sah aus wie ein Sonnenuntergang in den Tropen. Bei Einbruch der Nacht nahm sie eine purpurrote Farbe an, als sie am Horizont unterging, und die ersten Sterne blinkten in der Finsternis. In dieser Nacht saßen wir im Hotelzimmer von Bill und Jane, aßen unser provisorisches Mahl, tranken Wein und schauten Nachrichten. Immer wieder brach Christine in Tränen aus. Wir lagen zusammen auf dem Bett, und ich hielt sie im Arm.

Im Hotel begegneten wir anderen Menschen, die vor dem Feuer geflüchtet waren, einschließlich einige Vierbeiner. Das Hotel hatte sein Haustierverbot aufgehoben. Eine Frau führte zwei sich sträubende Katzen an der Leine aus, denen das ganz und gar nicht gefiel. So viel zum »Katzenhüten«.

Am nächsten Morgen nahmen wir mit anderen Leuten aus dem Hotel einen Brunch ein und erfuhren, dass sich die Brände in der Nacht auf die andere Seite des Highway 101 ausgebreitet und das westlich gelegene Wohngebiet Coffey Park zerstört hatten, bevor sie von der Feuerwehr eingedämmt werden konnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass unser Haus das Feuer unbeschadet überstanden hatte, war sehr gering.

Wir hatten Vorsichtsmaßnahmen gegen Waldbrände ergriffen und wie von den örtlichen Behörden empfohlen die Vegetation circa 100 Meter um das Haus herum zurückgeschnitten. Doch am Vormorgen des Brandes hatte ich beim Autowaschen die Vegetation um mich herum betrachtet und dabei gedacht: »So dürr und vertrocknet war dieses Gras die letzten zehn Jahre noch nie.«

Der erste Tag verging mit aufgeregten Mitteilungen an Freunde und Familie, um sie wissen zu lassen, dass wir bei dem Brand nicht umgekommen waren.

Die Nationalgarde hatte zwar die Straßen im Umkreis des vom Brand zerstörten Gebiets abgeriegelt, aber Heather schaffte es dennoch, an unserem Grundstück vorbeizufahren. »Wie groß ist der Schaden?«, schrieb ich ihr.


1.2. Nach dem Feuer


1.3. Der gleiche Blick zwei Jahre vor dem Brand

»Es ist nichts mehr übrig«, schrieb sie zurück und schickte uns Fotos vom Ausmaß der Zerstörung.


1.4. Eine der vom Feuer verwüsteten Wohngegenden

Nur der Kamin stand noch wie ein einsamer Wächter in der Asche. Sogar Metallobjekte wie Aktenschränke und Küchengeräte waren in der Hitze geschmolzen. Das nahe gelegene Haus von Heather und Ray war als eines von lediglich sechs in ihrer Wohngegend dem Feuer entkommen.

Die Farbe von Asche


1.5. Autowracks

Vor dem Brand war eines meiner liebsten Hobbys das Sammeln von klassischen Autos. Ich hatte meine Sammlung auf ein paar Wagen reduziert, an denen ich besonders hing. Ich besaß zwei 1974er Jensen-Healeys, einen roten und einen weißen. Dieser wunderschöne klassische Sportwagen war Ende der 1960er-Jahre entwickelt und in West Bromwich, England, in Handarbeit zusammengebaut worden. Außerdem hatte ich einen italienischen Fiat Spider aus dem Jahr 1980, schon immer mein Lieblingswagen auf den kurvenreichen Straßen im »Wine Country«. Und dann gab es noch einen herrlichen Rolls-Royce Silver Spirit, der auch nach 40 Jahren wie fabrikneu aussah – eine Hommage an die Vision der Erbauer des »besten Autos der Welt« und ein Beispiel dafür, warum die Hälfte der in den letzten hundert Jahren gebauten Rolls-Royce immer noch verkehrstauglich und im Einsatz sind.

Jetzt waren davon nur noch ausgebrannte Wracks übrig.

Die Fotos von unserem Grundstück waren einheitlich graubraun und sahen aus, als wären sie künstlerisch in Sepiafarben getaucht worden. Die intensive Hitze hatte alles in Aschefarben verwandelt. Die Nationalgarde gab bekannt, dass es mehrere Wochen dauern würde, bis die Anwohner auf ihre Grundstücke zurückkehren durften.

Unsere Kinder wollten uns unbedingt sehen. Wir hatten mit ihnen zwar telefoniert, aber das reichte nicht. Sie wollten umarmt, im Arm gehalten, geknuddelt, an der Hand gehalten und dann noch einmal umarmt werden. Sie wollten feiern, dass wir tatsächlich noch am Leben waren. Christines Tochter Julia und ihr Ehemann Tyler zogen aus ihrem kleinen Apartment in Petaluma in das Apartment eines Freundes um, damit wir dort wohnen und uns überlegen konnten, was als Nächstes anstand.

Altkleider aus dem »Missionary Barrel«

Zunächst mussten wir uns Kleidung besorgen. Christine und ich waren ganz benommen, wie verstörte Flüchtlinge aus einem Kriegsgebiet. Julia und Tyler behandelten uns mit Nachsicht, wie kleine Kinder. Sie gingen mit uns in eine nahe gelegene Turnhalle, die auf die Schnelle in ein Kleiderlager und Notunterkünfte verwandelt worden war. Mein Sohn Lionel flog aus New York quer durchs Land zu uns; meine Tochter Rexana kam mit dem Auto aus Berkeley, Kalifornien, angereist.

Christines zweite Tochter, Jessie, und die anderen »Kinder« bildeten ein improvisiertes »Rettungskomitee«. Noch bevor wir aus Fort Ross ankamen, organisierten sie lange To-do-Listen.

Mithilfe von Smartphone-Apps übernahmen sie jeweils entsprechende Teilaufgaben. Recherchieren, wo die örtliche Notunterkunft ist. Schauen, ob Kleidung verfügbar ist. Die Versicherungsgesellschaft kontaktieren. Telefon und Müllabfuhr für unser Haus kündigen. Herausfinden, wie man einen Notpass beantragt, damit wir nach Kanada reisen konnten, wo ich am kommenden Wochenende auf der jährlichen Konferenz über Energiepsychologie einen Hauptvortrag halten sollte. Hygieneartikel und Unterwäsche kaufen. Koffer und Lagercontainer finden. Herausbekommen, wo es Suppenküchen gab.


1.6. Der Kreis der Liebe

An diesem Abend gingen wir in der Kneipe vor Ort essen; sie gab für die Überlebenden des Brands kostenloses Essen aus. Ich umarmte alle Kinder, wir weinten und lachten gemeinsam. Wir feierten unser Zusammensein. Ich sagte: »Ich möchte jeden Tag so mit euch zusammen sein, nicht nur in einem Notfall.«

Das Personal in der Notunterkunft war sehr freundlich und nett und zeigte uns, was ich vielleicht brauchen könnte. Ich lehnte immer wieder ab und dachte so etwas wie »Ich brauch keinen Rasierer, ich nehm einfach den Ersatzrasierer aus dem Wohnmobil«. Bis mir einfiel, dass ich unser Wohnmobil auf einem der Fotos gesehen hatte – bzw. das, was davon übrig war.

Beim Sichten der Kleidung kamen schmerzhafte Erinnerungen an meine Kindheit hoch. Als ich 4 Jahre alt war, zogen meine Eltern nach Colorado Springs; zuvor waren sie viele Jahre als Missionare in Afrika tätig gewesen. Die Kirche hatte ihnen in Colorado zwar eine winzige Wohnhütte zur Verfügung gestellt, aber Geld war keines übrig. Meine Schwester Jenny und ich wurden mit Kleidern aus dem »Missionary Barrel« eingekleidet, dem Behälter, in dem Eltern die abgetragenen Kleider ihrer Kinder für diejenigen spendeten, die weniger hatten als sie.

Ich dachte mit Bitterkeit an dieses Missionary Barrel zurück. Meine Mutter erlaubte mir nicht, zu viel davon für mich herauszunehmen. Diese früheren Anweisungen wurden von dem durch den Brand verursachten Trauma wieder zum Leben erweckt und stiegen aus meinem Unterbewusstsein empor.

Ich weiß noch, wie ich einmal eine schicke warme Jacke für Jungen im Missionary Barrel fand; sie war beige und hatte auf den Ärmeln königsblaue Querstreifen – genau das Richtige für den Winter in Colorado, und ich nahm sie stolz in Besitz.

Meine Mutter ging hart mit mir ins Gericht. Ich hatte gesündigt mit meinem Stolz; das war eine Todsünde. Und durch Todsünden wird man auf immer und ewig in die Hölle verdammt. Zum Glück rettete mich meine Mutter vor dem »Feuersee« der Apokalypse bzw. dem Höllenfeuer; sie bestand nämlich darauf, dass ich die Jacke am darauffolgenden Sonntag in das Missionary Barrel zurücklegte; stattdessen erhielt ich einen schäbigen, abgetragenen, kratzigen Polyester-Parka mit Knötchen und in orangener Farbe, der mir vier Nummern zu groß war; hinzu kamen neongrüne Hosen.

In dieser seltsamen Aufmachung ging ich das erste Mal in den Kindergarten. Ich hatte einen komischen Akzent; Eltern, arm wie Kirchenmäuse; exotisches Essen in meiner Brotdose und bizarre Klamotten an – nicht gerade eine gute Kombination für den ersten Tag. Damals erfuhr ich, wie gnadenlos Kinder sein können.

Die Lehrer beschlossen, sie müssten mir meinen britischen Akzent austreiben, also kam ich in einen Sprachförderkurs. Durch die harschen Versuche, meine Aussprache zu korrigieren, kam eine Sprachstörung dazu. Ich stotterte stark und entwickelte eine Soziophobie. Eine meiner frühesten Erinnerungen an Colorado Springs besteht darin, wie ich durch den Schnee zur Schule ging und auf meine Füße starrte, wie sie Spuren im Schneematsch hinterließen. Mein Herz war mir in meine Regenstiefel gesunken, so schwer war es, denn ich sah schon, wie sehr ich am bevorstehenden Tag ausgelacht und isoliert werden würde.

Diese Erinnerungen an Colorado Springs tauchten empor, und ich hätte am liebsten geweint. Doch meine geliebte Christine weinte schon heftig und war so schwach auf den Beinen, dass die Kinder sie stützen mussten. Sie brauchte sozusagen einen »Fels in der Brandung«, der ihr Halt gab, also hielt ich meinen eigenen Kummer zurück.


1.7. Im Evakuierungszentrum

In der Notunterkunft gab es bergeweise gespendete Kleidung, aber wegen meiner Größe passte mir nichts. Die Leiterin sagte: »Wir haben einen ehrenamtlichen Mitarbeiter, der so groß ist wie Sie. Ich rufe ihn mal an, vielleicht hat er ein paar Klamotten, die Ihnen passen.« Am nächsten Tag verließ ich die Unterkunft mit einem riesigen Seesack voller Kleidung über der Schulter; mein Herz floss über von all den Umarmungen und der Freundlichkeit und Güte dieser Menschen.


1.8. Ich und der andere Riese

Als ein anderer Mann erfuhr, dass ich Vorträge hielt, aber keine Jacken und Anzüge mehr hatte, gab er mir 1000 Dollar in zusammengerollten 20-Dollar-Scheinen und sagte zu mir, ich solle damit einkaufen gehen.

Gott segne ihn! Wenn ich tatsächlich auf die Konferenz fahren würde, wollte ich natürlich gut aussehen und keinesfalls die Energie von Verlust und Unglück ausstrahlen. Von den 1000 Dollar kaufte ich mir zwei neue Outfits, und mein Selbstvertrauen stieg und füllte sozusagen diese Anzüge aus.

Am Scheideweg – die Grundsatzentscheidungen unseres Lebens

Christine und ich konnten nicht nach Mark West zurückkehren; eigentlich konnten wir nur Zeit mit Familie und Freunden verbringen und E-Mails beantworten. Am nächsten Tag sollte ich nach Kanada aufbrechen. Auch ein paar Tage später hätte es noch gereicht, aber ich würde Christine verlassen müssen, die noch immer unter Schock stand, ebenso all die großzügigen Freunde und Familienmitglieder, die uns beistanden.

Ich suchte tief in mir nach Antworten. Sollte ich gehen oder bleiben? Ich hatte das Gefühl, eine der wichtigsten Entscheidungen meines ganzen Lebens treffen zu müssen. Ein Scheideweg. Nach dem Vortrag in Vancouver stand ein einwöchiges Training von Therapeuten an.

Das Thema? Psychisches Trauma. Meine Kompetenz und Expertise in diesem Bereich war gerade exponentiell gestiegen.

Von Vancouver aus sollte es nach New York und dann weiter in einige andere Städte gehen, wo ich vor Fachkräften aus dem Gesundheitswesen Vorträge halten und sie unterweisen sollte. Angesichts der Umstände würde sich niemand beschweren, wenn ich diesen Trip absagte. Andererseits konnte ich hier nur sehr wenig unternehmen; unser tolles »Kinder-Komitee« – alle in den Zwanzigern – war sehr viel besser in der Lage, sich um Hilfsmittel zu kümmern und Pläne umzusetzen, als ich.

Ich betete und suchte nach innerer Führung.

Die eigene Lebensaufgabe wahrnehmen

Ich beschloss, die Reise zu unternehmen. Immerhin ist das meine Lebensaufgabe; das ist es, was ich mache. In diesem kritischen Moment erkannte ich, wie tief ich mich dieser Aufgabe verpflichtet fühlte, denn ich entschied, dass mich nicht einmal der Verlust meines Zuhauses und meines Büros davon abhalten konnte, die Arbeit zu tun, für die ich in diese Welt geboren wurde. Ich frage mich immer noch, ob ich die richtige Entscheidung traf, doch sobald sie einmal stand, setzten sich die Räder in Bewegung.

Ich brauchte einen Reisepass, und zwar innerhalb von 72 Stunden. Christine und ich fuhren zum Passamt in San Francisco, und am nächsten Tag hatten wir unsere neuen Reisepässe.

Menschen, die meinen ersten Blogbeitrag über das Feuer gelesen hatten, schrieben Kommentare, wie sehr er sie inspiriert habe. Obwohl ich keine Zeit hatte, fing ich an, regelmäßig Blogbeiträge über meine Erfahrungen zu schreiben.

Monate zuvor hatte ich mich verpflichtet, Teilnehmer unseres Neujahrs-Retreats, das Christine und ich jedes Jahr anboten, zu coachen. Die nächste Teleklasse stand genau zu dem Zeitpunkt an, als ich zurückfuhr. Wie sollte ich ohne ein Dach über dem Kopf und ohne Büro überhaupt nur daran denken, dieser Verpflichtung nachzukommen?

Dann fiel mir ein, dass ich mich ein paar Wochen zuvor im WLAN eines Hotels in Mill Valley eingeloggt hatte, wo ich an einem Seminar meines Freundes John Gray teilgenommen hatte, dem Autor des Bestsellers »Men Are from Mars, Women Are from Venus« (dt.: »Männer sind anders, Frauen auch«). Mill Valley lag auf meinem Nachhauseweg, und das WLAN-Passwort war wahrscheinlich noch gültig. Ich fuhr auf den Hotelparkplatz und loggte mich ein. Am Pool sitzend sprach ich über mein Notebook mit den Teilnehmern.

Sich die Lebensvisionen dieser von mir gecoachten Menschen anzuhören, ohne ihnen von unserem gerade erlittenen katastrophalen Verlust zu erzählen, fiel mir wirklich schwer. Ich fokussierte mich auf ihre Geschichten, und niemand ahnte, dass ich den Unterricht am Beckenrand und nicht aus meinem Büro in Mark West abhielt, zwei Tage, nachdem ich mein Zuhause verloren hatte.

Als ich schließlich in Vancouver ankam, um meinen Vortrag zu halten, wollte kein Mensch die 196 PowerPoint-Folien sehen, die ich zwei Monate zuvor sorgfältig vorbereitet hatte. Alle wollten nur etwas über das Feuer erfahren. Also benannte ich meinen Vortrag um in »Through the Fire« [»Durchs Feuer (gegangen)«] und erzählte den Zuhörern von der rauen Wirklichkeit, die Christine und ich gerade erst überstanden hatten.

Als ich auf die Bühne ging, schauten 200 Augenpaare auf mich. Viele der Zuhörer und Zuhörerinnen waren Psychotherapeuten oder Psychologen, die sich auf die Behandlung von psychischen Traumata spezialisiert hatten. Ich konnte sehen, wie sie mich im Stillen einer Diagnose unterzogen, um herauszufinden, ob ich tief in der Verleugnung steckte oder ob mein heiteres Auftreten wirklich echt war.

Mein Freund und Kollege David Feinstein, ein klinischer Psychologe, der zu diesem Thema mehrere wichtige Lehrbücher veröffentlich hat, stellte mich in seiner Einführung verschmitzt so vor: »Entweder ist Dawson Church ein totaler Betrüger oder ein unglaublich resilienter Mensch, und diese von uns gelehrten Methoden funktionieren wirklich. Es ist an euch, das zu entscheiden.«

Am Ende meines Vortrags sprangen die Zuhörer auf und gaben mir lange, begeisterte Standing Ovations. Die Konferenz zeichnete mich für meine wissenschaftlichen Beiträge im Bereich des Heilens aus.

Die darauffolgende Trainingswoche war bewegend. Alle wussten, dass ich dem Feuer buchstäblich knapp entronnen war, und die Leute waren unglaublich freundlich.

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► 72 Stunden

17.10.2017, 15.23 Uhr ET – Huffington Post – Santa Rosa Fire Blog Post 2

Es ist schon lustig, wie uns unser Geist austrickst. 72 Stunden nach der Flucht vor dem Feuer, das unser Haus zerstört hat, packe ich die Koffer für eine Reise. Schon vor einem Jahr wurde ich für die Abschlussrede im Rahmen der kanadischen »Energy Psychology«-Konferenz in Vancouver gebucht; sie findet am kommenden Wochenende statt, gefolgt von einer dreitägigen Trauma-Fortbildung. Nachdem sich Familie und Freunde um so vieles kümmern, kann ich tatsächlich nur einen Tag später als geplant auf die Konferenz fahren.

Vor meinen vielen Reisen, Workshops und Vorträgen läuft bei mir immer eine Routine ab: Ich packe genau dieselben Sachen ein. Die Liste wurde im Lauf der Jahre so weiterentwickelt, dass ich inzwischen für eine sechswöchige Reise nach Europa, wo ich Workshops gebe und Vorträge halte, nur Handgepäck mitnehme.

Mir gehen folgende und ähnliche Gedanken durch den Kopf: »Ich muss die weichen schwarzen Mikrofaser-Hemden einpacken, die ich bei Heilungssitzungen trage. Habe ich meine Hose aus der Reinigung abgeholt? Zerknittert meine silberfarbene Lieblingsjacke vielleicht, wenn ich sie nicht im Flugzeug trage? Ich muss meine Kopfhörer in die Tasche stecken.«

Dann fällt mir ein, dass ich gar keine silberfarbene Jacke mehr habe, ebenso wenig Hemden, Hosen oder Kopfhörer. Ich habe nicht einmal einen Koffer. Das Feuer liegt 3 Tage zurück, aber es dauert lange, bis man sich anpasst.

Vor 72 Stunden besaß ich keine Socken mehr. Wir rannten aus dem Haus, um uns herum wütete das Feuer. Ich schnappte mir nur mein Telefon, mein Notebook und Christines Hand. Keine Stromkabel, keine Toilettenartikel, keine kostbaren Habseligkeiten.

Heute schaue ich mir meine alte To-do-Liste an und lache. Was vor 72 Stunden eine so große Wichtigkeit besaß, scheint heute nur noch trivial zu sein.


1.9. Schätze in der Asche

Manchmal denke ich an all die Besitztümer, die wir verloren haben. Die 1861er-Ausgabe der gesammelten Werke von Sir Walter Scott, herausgegeben von Adam und Charles Black, Edinburgh; alle 12 Bände. Die Ferrotypien meines Ururgroßvaters aus dem Jahr 1864. Alle meine selbst gemalten Aquarelle. Die 1200 wohlsortierten Ordner mit Kunstunterricht-Lektionen von Christine. Mein roter 1974er Jensen-Healey. Nichts davon vermisse ich; das Leben ist unendlich viel kostbarer.

In manchen Teilen des Bezirks wüten die Brände nach wie vor, doch schon reißen sich manche Leute zusammen und fangen von vorne an. Die Leute, die neben uns untergebracht sind, haben gestern den Wiederaufbau in Angriff genommen.

An diesem Morgen fließt mein Herz von Dankbarkeit über. Ich habe eine der schlimmsten Katastrophen überlebt, die je in diesem Gebiet passiert sind. Christine und ich sind nur knapp entkommen. Ich habe eine wunderbare Frau und eine tolle Familie. Jeden Tag wache ich voller Liebe auf. In jedem Moment spüre ich die Führung des Großen Geistes. Am Tag nach dem Brand meditierten Christine und ich eine ganze Stunde lang und stellten uns das Feuer erneut als eine Öffnung vor, durch die das Universum uns neue wunderbare Dinge schenken würde. Das Leben ist kostbar, und ob Feuer oder nicht, wir können Tag für Tag in seiner Süße schwelgen.


1.10. Christine mit Geschenken

Barnett Bain, Produzent des Oscar-gekrönten Films »Hinter dem Horizont«, ist einer von Hunderten von Menschen, die mir aufmunternde E-Mails geschrieben haben. Ich antwortete, bedankte mich bei ihm und schrieb: »Wir sind ganz in Spirit, der die höchste Wirklichkeit ist.«

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Eine der wichtigsten von mir weitergegebenen Methoden, Emotional Freedom Techniques (EFT), arbeitet mit dem sogenannten Tapping bzw. Klopfen der Akupunkturpunkte zum Lösen psychischer Traumata. Seit dem Brand hatte ich oft Tapping praktiziert, und auf dieser Reise kam jede Menge Tapping dazu.

In New York arbeitete einer unserer zertifizierten Expert Pracitioners mehrere Stunden mit mir daran, das Trauma aufzulösen. In meinem Kopf hatte sich das Bild der fast zehn Meter hohen kerzenförmigen Flamme eingebrannt. Es brauchte noch weitere Behandlungen, bis ich emotional neutral auf die Erinnerung an dieses Bild reagierte.

Als ich an einem dieser Tage mit meiner geliebten Frau telefonierte, hörte ich ihr an, dass es ihr nicht gut ging, deshalb brach ich die Reise ab und sagte die letzten paar Workshops ab. Ich kehrte nach Kalifornien zurück. Sie war mit Freunden und ihren Kindern verbunden, die sich liebevoll um all ihre physischen Bedürfnisse kümmerten. Doch für ihre emotionalen Bedürfnisse brauchte sie mich – jeden Tag.

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► Segensreiche Kleinigkeiten

24.10.2017, 18.29 Uhr ET – Huffington Post – Santa Rosa Fire Blog Post 6

Ich trage eine alte, verbeulte Brille; sie ist für mich etwas extrem Wertvolles.

Vor dem Brand waren Brillen eine Art Verbrauchsartikel; ich bestellte immer gleich drei davon, denn wie ich wusste, würde keine lange halten. Entweder ich setzte mich drauf, ließ sie fallen oder ließ sie irgendwo liegen. Jedes Jahr brauchte ich mehrere davon.

Doch seit dem Brand ist nur noch eine Brille übrig, die Wegwerfbrille, die zufällig an der Sonnenblende unseres Autos festgeklammert war, mit dem wir vor dem Feuer flohen. Auf einmal war etwas, das für mich früher nur von geringem Wert war, extrem kostbar. Mit diesen verkratzten Brillengläsern kann ich sehen. Ich bin so dankbar für dieses Privileg. Durch das Feuer habe ich andere Prioritäten.

Nagelknipser – davon habe ich immer welche in meinem Necessaire, und in der obersten Schublade in meinem Badzimmer liegen ebenfalls welche. Ich handhabe das schon so lange auf diese Weise, dass es mir gar nicht mehr bewusst war. Jetzt bin ich hier in Vancouver und vermisse meine Knipser.

Ich nehme mir vor, in der ersten Drogerie, an der ich vorbeikomme, welche zu kaufen, aber jeden Tag vergesse ich es aufs Neue, denn es ist zehn Jahre her, seit Nagelknipser auf meiner Einkaufsliste standen.

Jeden Morgen, wenn ich meine Socken anziehe, bedanke ich mich. Vor dem Brand habe ich Tausende Male Socken in die Hand genommen und nie auch nur einen einzigen bewussten Gedanken daran verschwendet. Doch jetzt habe ich sie alle im Feuer verloren und hatte zwei Tage danach überhaupt keine Socken, deshalb ist mir nun bewusst, was für ein Segen weiche, warme, flauschige Socken sind.

Man stelle sich einmal vor, wir würden unser ganzes Leben auf all die segensreichen kleinen Dinge achten, selbst allerkleinste Kleinigkeiten wertschätzen, von Zahnbürsten über Löffel bis hin zu Kopfhörern.

Ich habe beschlossen, in meinem Leben von nun an nichts mehr für selbstverständlich zu nehmen.

Gestern ging ich den Bürgersteig entlang und bedankte mich für jeden Atemzug. Für die frische Luft in British Columbia, die ich in meine Lunge aufnahm. Für die Schuhe an meinen Füßen. Dafür, dass ich laufen kann. Für die Blätter, die von den Bäumen fielen. Für den Regen, der sanft auf meinen Regenschirm fiel.

Einer der vielen Freunde, bei denen meine Beiträge über das Feuer auf Resonanz stießen, schickte mir das folgende Gedicht des mittelalterlichen persischen Dichters Rumi mit dem Titel »Das Gasthaus«. Es erinnert uns daran, dass die Katstrophen unseres Lebens für uns ein Segen sein können, wenn wir uns darauf einlassen und Dank sagen.

»Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.

Jeden Morgen ein neuer Gast.

Freude, Depression und Niedertracht – auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit kommt als unverhoffter Besucher.

Begrüße und bewirte sie alle!

Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist, die gewaltsam dein Haus seiner Möbel entledigt.

Selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll, vielleicht reinigt er dich ja für neue Wonnen.

Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit – begegne ihnen lachend an der Tür und lade sie zu dir ein.

Sei dankbar für jeden, der kommt, denn alle sind zu deiner Führung geschickt worden aus einer anderen Welt.«

Ich wünschen Ihnen, dass Sie die Probleme in Ihrem Leben als »Führer aus einer anderen Welt« betrachten können, die Sie dazu aufrufen, Ihr Leben bewusst zu leben.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich einlassen und bedanken können für das Wunder, einfach in jedem Augenblick am Leben zu sein.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie jeden Atemzug, jede Socke, jede Brille und all die anderen Kleinigkeiten in Ihrem Leben wertschätzen können.

Ich brauchte einen Feuersturm, in dem ich alle meine materiellen Besitztümer verlor, um aufzuwachen und zu erkennen, wie kostbar das alles ist.

Ich bete darum, dass Sie nicht erst eine Katastrophe brauchen, um sich daran zu erinnern, die Magie eines jeden Augenblicks zu genießen. Dass Sie voller Dankbarkeit aufwachen, sich bei jedem Atemzug bedanken und nachts schlafen gehen voller Staunen über Ihr achtsam gelebtes Leben.

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Christine war bereits mehrmals auf unserem Grundstück in Mark West gewesen; jetzt fuhren wir das erste Mal gemeinsam dorthin. Wir durchsuchten die Asche und waren wirklich verblüfft.


1.11. Beim Gang durch die Asche

Das Feuer war so heiß gewesen, dass die Aluminiumräder meiner beiden Jensen-Healey-Sportwagen geschmolzen waren; es waren nur noch Pfützen aus geschmolzenem Metall zu sehen. Ein Freund schlug vor, nach der berühmten »Flying Lady«, der Kühlerfigur meines Rolls-Royce, zu suchen. Doch durch den Brand war die gesamte Frontseite des Autos geschmolzen – es gab keine Flying Lady mehr. Auch die Windschutzscheibe war geschmolzen, das Feuer hatte also Temperaturen von über 1300°C erreicht, dem Schmelzpunkt von Glas.


1.12. Ehemals das Aluminiumrad eines klassischen Jensen-Healey-Sportwagens

Wir sammelten ein paar Andenken auf, zum Beispiel Scherben vom Royal-Doulton-Porzellangeschirr meiner Großmutter, aber in dem groben, grauen Bauschutt war es schwierig, überhaupt zu erkennen, was da herumlag.

Zu unserer Überraschung war eine Buddhastatue heil geblieben. Sie saß in der Asche in unserem Bürogebäude, umgeben von Brandschutt. Ruhig und gelassen saß der Buddha da und erinnerte uns an die Beständigkeit der immateriellen Werte. Ich schrieb darüber im folgenden Blogbeitrag in der »Huffington Post«.

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► Der Heilige in der Asche

24.10.2017, 18.42 Uhr ET – Huffington Post – Santa Rosa Fire Blog Post 12

Heute fuhr meine Frau Christine das erste Mal auf unser Grundstück, gemeinsam mit Heather, unserer wunderbaren Leiterin von EFT Universe, die in der Nähe wohnt. Ray, Heathers Ehemann, hatte Werkzeug mitgebracht, um die Asche zu durchstöbern.

Wie Christine erzählte, sah es aus wie in einem Sprenggebiet. Die Katastrophenhelfer vor Ort sagten, unser Haus sei innerhalb von fünf Minuten, nachdem das Feuer das Haus erreicht hatte, nur noch ein Aschehaufen gewesen.


1.13. Der Heilige in der Asche

Am ergreifendsten war das Bild von diesem Buddha, der in der Asche sitzt. Es steht für mich für die zentrale Wahrheit meiner Erfahrung im Feuer. Materielle Dinge kommen und gehen, doch die ewige Energie, unser wahres Wesen, kann nicht verbrennen.

Die wichtigen Dinge – Liebe, Verbundenheit, Mitgefühl, Vertrauen, Glaube, Gewahrsein – können nicht zerstört werden. Wenn alles um uns herum von den Feuern des Lebens verbrannt wird, können wir diese Dinge – wie eine Silhouette – umso deutlicher erkennen.

Als wir nach Christines Besuch auf unserem Grundstück telefonierten, dachten wir über all das nach, womit wir gesegnet waren. Wir sprachen darüber, was wir verloren hatten, aber auch über die großartige Zukunft, die wir, wie wir wussten, gemeinsam erschaffen würden.

Die Botschaft des Buddhas lautet: Je früher wir die Vergangenheit loslassen, desto früher können wir uns auf eine neue, positive Zukunft einlassen. Im Feuer gingen viele kostbare Besitztümer verloren, doch das, was wir im Herzen besitzen, ist der wahre Schatz, der uns ein Gefühl des Reichtums und der Gnade vermittelt, ganz egal, mit welchen Herausforderungen in der Außenwelt wir zu kämpfen haben.

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Das Alte wiederaufbauen

Christine und ich waren noch immer ziemlich durcheinander. Die Versicherung schickte uns 5000 Dollar, damit wir unsere ersten Kosten decken konnten, und ich begab mich zum Einkaufen in den Baumarkt. Während und nach dem College an der Baylor University in Texas hatte ich am Bau gearbeitet, Häuser und Autos zu reparieren war mir also vertraut. Schon bald stapelten sich in einer Ecke unseres Hotelzimmers Hämmer und Schraubenzieher, Sägen und Wasserwaagen sowie Werkzeuge zum Reparieren von klassischen Wagen.

Mir war bewusst, dass ich jetzt weder ein Haus noch klassische Autos besaß. Doch in meinem Unterbewusstsein war die Botschaft noch nicht angekommen; ich kaufte Werkzeuge ein, um Dinge zu reparieren, die es nicht mehr gab. Die Seele braucht überraschend lange, um sich an eine radikal neue Wirklichkeit anzupassen.

Versicherungen gehen davon aus, dass Altes wiederaufgebaut wird. Kauft man genau den gleichen Kühlschrank oder Toaster, den man zuvor besaß, erstattet die Versicherung die Wiederbeschaffungskosten, also den vollen Wert des neuen Geräts. Doch wird etwas nicht wiederbeschafft, dann wird nur der geminderte bzw. abgeschriebene Wert ausbezahlt, also ungefähr das, was man dafür auf einem Flohmarkt bekäme. Durch dieses System wird man dazu gebracht, ein neues Leben aufzubauen, das komplett dem alten Leben entspricht: die gleichen Dinge zu kaufen, sein neues Leben mit den Puzzleteilchen der Vergangenheit zu füllen.

Eines Tages, etwa zwei Monate nach dem Brand, schauten Christine und ich uns an, wie wenn wir aus einem Traum aufgewacht wären, und sagten uns: »Wir wollen unser altes Leben nicht zurück, wir wollen nicht unser altes Zeug zurückhaben. Wir möchten etwas Neues aufbauen. Wir möchten die frische, lebendige Realität erschaffen, nach der sich unser Herz jetzt sehnt, und nicht die alte Realität wiederaufbauen.« Also hörten wir mit dem Einkaufen auf, bis auf ein paar ausgewählte Dinge, die wir wirklich haben wollten. Wir genossen jeden dieser Einkäufe, bedankten uns für unsere neuen Besitztümer; jedes einzelne davon war bewusst und absichtlich ausgewählt worden.

Wir waren Julia und Tyler sehr dankbar, dass wir in ihrem Apartment wohnen konnten; später zogen wir zu einer Freundin, einer genialen Künstlerin, und ihrem Mann. Jetzt standen wir vor der Herausforderung, wieder eine feste Bleibe zu finden.

Schon vor dem Brand war der Immobilienmarkt angespannt; nur sehr wenige Häuser waren im Angebot, und die Preise waren horrend. Mietobjekte gab es so gut wie gar keine, und die paar wenigen waren heiß umkämpft.

Und nun waren auch noch 5300 Häuser in Rauch aufgegangen. Für die Versicherungsunternehmen war es unmöglich, vor Ort Wohnungen für diejenigen zu finden, die ihr Zuhause verloren hatten. Sie mieteten Wohnungen und Häuser in Sacramento und San Francisco an, Hundert Meilen entfernt. Viele Menschen waren gezwungen, in Trailern auf ihren niedergebrannten Grundstücken zu wohnen oder damit in den Auffahrten von Verwandten zu parken. Wo würden wir wohnen können?

Die Stimme

»Ruf Marilyn an«, sagte Christine eines Tages zu mir. Marilyn, die frühere Präsidentin des Institute of Noetic Sciences, ist eine Freundin von uns und wohnte zu der Zeit in Petaluma, dem Ort, wo wir vor dem Brand am liebsten hingezogen wären.

»Schatz, ich bin so was von überlastet, ich hab keine Zeit, Marilyn anzurufen«, antwortete ich ihr.

Ein paar Tage darauf schlug Christine auf ihre süße Art noch einmal ganz sanft vor, Marilyn anzurufen. Wenn sie in diesem Tonfall spricht, dann hat sie »einen Draht nach oben«, wie ich aus jahrelanger Erfahrung weiß. Ihre Stimme ist dann leicht verändert, und ich spüre, wie die Engel durch sie sprechen. Also rief ich Marilyn an.

Marilyn war fasziniert. Sie sagte: »Ich habe Aufträge im Silicon Valley, und mein Mann arbeitet für Tesla. Das ist jede Woche eine lange Fahrt. Wenn eure Versicherung mein Haus für euch anmietet, habe ich das Geld, um das Haus anzumieten, das ich in Mountain View wirklich gerne hätte.«

Mit einem einzigen Telefonat hatten wir ein Traumhaus genau dort, wo wir am liebsten wohnen wollten.

Vergangene und gegenwärtige Träume

Wir liebten Marilyns Haus. Ein Tor im Zaun des Hinterhofs führte auf ein riesiges, offenes Reservat. Zwei Blocks entfernt gab es einen Tennisplatz. Anders als in Mark West Springs war die Wohngegend so flach, dass wir mit dem Fahrrad direkt von der Haustür aus losfahren konnten. In der Nähe des Tennisplatzes war ein großer Park, in dem man meilenlange Mountainbike- und Wandertouren unternehmen konnte. Im Petaluma River, nur fünf Minuten mit dem Auto entfernt, konnte ich Paddleboard fahren.

Das Haus war doppelt so groß wie unser altes Haus und hatte eine Luxusausstattung, von der wir früher nur geträumt hatten. Eines Tages erkannten wir ganz geschockt, dass Marylins Haus fast genau dem Haus entsprach, das wir auf unserem Vision Board als ideales Haus stehen hatten. Das Universum hatte es uns geliefert, wenn auch auf sehr unerwartete Weise.

Ein Freund und Geschäftskollege bot uns an, kostenlos sein leerstehendes Büro zu nutzen; Heather und unser Kernteam arbeiteten dort immer dienstags und donnerstags, die restliche Zeit arbeiteten sie von zu Hause aus.

Wir begannen, unser Unternehmen EFT Universe sowie unsere gemeinnützige Gesellschaft, das National Institute for Integrative Healthcare (NIIH), wieder auf Vordermann zu bringen. Es dauerte monatelang und brachte viele Herausforderungen mit sich. Unter anderem hatte das Postamt ein halbes Jahr lang Probleme damit, unsere Post weiterzuleiten, und alle Schecks, die per Post kamen, trafen erst Wochen später oder überhaupt nicht bei uns ein. Es war eine finanziell wie auch emotional sehr harte Zeit.

Hotel »Vier Jahreszeiten«

Nachdem Christine und mir erst einmal klar geworden war, dass wir uns ein neues Leben erschufen, und zwar auf Basis unserer gegenwärtigen Träume und nicht auf Basis unserer vergangenen Visionen, trafen wir andere Entscheidungen. Ich setzte den »Vier Jahreszeiten«-Standard als Maßstab an, wie ich es nannte. Wir hatten in unterschiedlichen Ländern unseren Aufenthalt in den Hotels der Vier-Jahreszeiten-Gruppe mit ihrer wunderschönen Möblierung genossen. Ich beschloss, unser neues Zuhause sollte genauso schön sein wie diese Hotels, und sagte zu Christine: »Ich möchte hier nur Sachen haben, die auch in einem ›Vier Jahreszeiten‹ stehen könnten.«

Aber ich vergaß das auch immer wieder mal. Eine Freundin bot uns eine alte Couch mit Schonbezug an; sie war eigentlich nicht schlecht und hatte nur ein Loch, weil ihr Kaninchen Whitey den Stoff durchgekaut hatte. Aber wir hatten keine Couch, also sagte ich ihr, wir wollten sie haben, und traf Vorkehrungen, um sie mit einem geliehenen Lastwagen abzuholen. Christine fragte mich mit viel Feingefühl: »Würde diese Couch in einem ›Vier Jahreszeiten‹ stehen?« Ich verzichtete auf die Couch.

Meine Tochter Rexana zog nach Texas und überließ uns ihre Grundausstattung für den Haushalt. Wir hatten keine Eile damit, unser Leben mit allem möglichen Krempel zu füllen, und wollten unser neues Zuhause perfekt einrichten.

Wir beschlossen, uns das Bett unserer Träume zu kaufen und dabei keine Kosten zu scheuen, denn wie wir wussten, würden wir in diesem Bett die nächsten zehn Jahre schlafen. Wir besuchten jede Menge Matratzenläden und lagen auf vielen Betten Probe. Unsere Freundin Jane verkauft Matratzen für Kinder über ihre Website Healthy Child und sagte uns, in kommerziell hergestellten Matratzen könnten alle möglichen Schadstoffe stecken.

Konnte das wirklich stimmen? Ich recherchierte in wissenschaftlichen Beiträgen, welche chemischen Substanzen legal in Matratzen verwendet werden dürfen, und stellte schockiert fest, dass Jane recht hatte. Wir entschieden uns für eine Matratze aus biologischer Herstellung. Als Fundament wählten wir eine über Fernbedienung höhenverstellbare zweiteilige Lösung.

Schließlich wurde das Bett geliefert, und es war genauso, wie wir es uns immer gewünscht hatten. Nach ein paar Tagen wurde uns klar, dass es tatsächlich das perfekte Bett war – allerdings für unser altes Haus. Wieder hatten wir unbewusst unsere Zukunft auf Basis unserer Vergangenheit erschaffen.

Auch beim Autokauf war ich nicht auf dem Laufenden. Ich hatte vorher schon mehrere Fahrzeuge bei Online-Auktionen ersteigert, also ging ich online und ersteigerte einen Toyota Prius und ein altes Wohnmobil. Doch wie sich herausstellte, saß die Auktionsfirma in Oregon, und das Fahrzeug musste vom Standort der Versteigerung in Kalifornien nach Oregon überführt werden, um das Eigentum auf mich zu übertragen. Das war kompliziert und dauerte mehrere Wochen, in denen ich kein Auto hatte.

Christine sagte: »Du bist doch ein Autonarr, warum informierst du nicht deine Autoclub-Freunde?«

Genau das tat ich, und 24 Stunden später fuhr ich dank eines Mitglieds des Wine Country Car Clubs einen hübschen Ford-F250-Truck; ich hatte die Wahl zwischen dem Truck oder einem 1924er Rolls-Royce; ich liebte den Rolls, aber leider taugte er nicht zum Abholen von Sofas.

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► 0.45 Uhr

13.11.2017, 17.31 Uhr ET – Huffington Post – Santa Rosa Fire Blog Post 11

0.45 Uhr – ich bin hellwach.

Auch letzte Woche wachte ich Nacht für Nacht zur selben Zeit auf. Ich kann mindestens zwei Stunden lang nicht wieder in den Schlaf finden; ich werfe mich im Bett herum, drehe und wende mich bis zum Morgengrauen.

Ich weiß einfach nicht warum. Ab und an habe ich Schlafprobleme, aber das ist unheimlich. Nichts, was in meiner Macht steht, hilft mir, meine rasenden Gedanken zu beruhigen. Ich praktiziere Tapping, ich meditiere, und doch wache ich um Punkt 0.45 Uhr auf.

Schließlich geht mir ein Licht auf: Das war die Zeit, als ich am 9. Oktober aufwachte und bemerkte, dass etwas nicht stimmte, als ich aus dem Fenster schaute und eine Feuersbrunst auf unser Haus zurasen sah.

Mein Körper weiß, dass um 0.45 Uhr etwas Schlimmes passiert ist, und weckt mich mit einem Cortisolschub auf.

Ich habe eine große Studie über die Auswirkungen von EFT-Tapping auf Stresshormone durchgeführt. Die Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen aufgeteilt; dann wurde ihr Cortisolspiegel vor und nach der Therapie gemessen. Eine Gruppe erhielt die übliche Gesprächstherapie, eine Gruppe ruhte sich aus, und die dritte Gruppe praktizierte Tapping. In der Tapping-Gruppe gingen Angst und Depressionen doppelt so stark zurück, und der Cortisolspiegel sank beträchtlich.

Ich weiß also, dass diese Techniken wirklich funktionieren, und ich weiß auch, wie ein Cortisolschub aussieht. Ich muss an die Geschichte des Mannes denken, der im Rahmen des von mir gegründeten »Veterans Stress Project« behandelt wurde. Er hatte 1968 während seines ersten Einsatzes in Vietnam morgens um 4.45 Uhr einen Mörserangriff erlebt. Als er mehr als vier Jahrzehnte später zur Behandlung kam, wachte er immer noch oft morgens um 4.45 Uhr auf.

Das ist typisch für einen Cortisolschub. Unseren Vorfahren half das, sich anzupassen und Gefahren zu entkommen, doch wenn das immer wieder passiert, wirkt es sich verheerend auf die Biochemie von uns modernen Menschen aus.

Da ich nun einmal um 0.45 Uhr aufwache und trotz aller Bemühungen nicht mehr einschlafe, beschließe ich, mich mit diesem Muster anzufreunden. Ich liege wach und fokussiere meine Achtsamkeit auf all das Glück in meinem Leben: die Tatsache, dass ich den Brand überlebt habe; dass ich eine liebevolle Frau, erfolgreiche Kinder und eine wunderbare Gemeinschaft habe; dass ich eine zutiefst sinnvolle Arbeit tue, die Jahr für Jahr mit dazu beiträgt, Menschen zu heilen.

Genau einen Monat nach dem Brand, auf den Tag genau, wachte ich um 1.45 Uhr auf, eine Stunde später als sonst. Und ich schlief schnell wieder ein. Das hieß, mein Körper hatte sich von meinem Geist überzeugen lassen und hörte auf, mir immer wieder vorzubeten, dass der Tod unmittelbar bevorstehe, wenn wir nicht um 0.45 Uhr in Alarmbereitschaft sind. Auch in der nächsten Nacht lief das so ab. Eine positive Veränderung!

Es ist wichtig, unseren Körper zu lieben. Wenn er sich schlecht benimmt, krank wird oder Muster wie Schlaflosigkeit entwickelt, wollen wir oft, dass die Probleme einfach verschwinden. Wir ignorieren sie, leugnen sie, unterdrücken sie, werden wütend darüber oder schlucken Medikamente dagegen.

Versuchen wir stattdessen, unseren Körper zu verstehen und ihn so zu akzeptieren, wie er ist, öffnen wir die Tür zur Heilung.

Carl Rogers, der große Therapeut und Experte der personenzentrierten Gesprächsführung im 20. Jahrhundert, nannte es das »Paradox des Wachstums«: Wir müssen uns so lieben, wie wir sind, mit all unseren Problemen und Beschränkungen. Erst wenn wir das tun, beginnen wir uns zu verändern.

Wenn unser Körper weiß, dass wir auf ihn hören, kann er mit leiser Stimme sprechen. Ein bisschen Gegrolle hier, ein leichter Schmerz dort. Wir hören die Botschaft und kümmern uns um seine Bedürfnisse.

Auf meinen Live-Workshops arbeite ich oft mit Menschen, die ihren Körper seit vielen Jahren ignorieren, ja geradezu hassen. Sie können seine Botschaften nicht empfangen, weil sie nicht darauf eingestellt sind. Sie können diese subtilen Signale nicht aufnehmen.

Doch wenn seine leisen Mitteilungen nicht vernommen werden, muss der Körper lauter werden. Der kleine Schmerz wird womöglich zu einer Arthritis, und wenn auch das ignoriert wird, wächst er sich zu einer Autoimmunkrankheit aus. So viele Menschen stehen mit ihrem Körper auf Kriegsfuß und versuchen seine Botschaften durch Medikamente oder Suchtmittel zum Schweigen zu bringen.

Wachstum beginnt mit Selbstliebe. Heilung beginnt mit Selbstakzeptanz, auch wenn die Umstände inakzeptabel erscheinen. Durch Selbstliebe senken wir unseren Stresspegel und öffnen unser Gewahrsein dem Potenzial unseres Lebens. Durch dieses Fenster der Möglichkeiten können die Liebe, der Frieden und die Schönheit des Universums hereinscheinen. Sogar um 0.45 Uhr.

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Das Designer-Universum

Nach einem großen Verlust wie durch den Brand sehnen wir Menschen uns von Natur aus nach Stabilität und Gewissheit. Die ängstlichen Anteile in Christines und meiner Persönlichkeit wollten schnellstmöglich in Mark West Springs das Haus wiederaufbauen oder in Petaluma ein neues Haus kaufen, für uns Möbel besorgen, wieder Autos in der Garage haben und die Zimmer mit Dingen füllen.

Dinge bestätigen uns, dass wir am Leben sind. Jede Lampe, jeder Stuhl, jede Vase, jede Tasse steht wie ein Totem für Stabilität. Oder für Normalität.

Jede Lücke, jede leere Ecke im Haus konnte uns dagegen an unseren Verlust erinnern, an all die schönen Dinge, die wir einmal besaßen, aber jetzt nicht mehr hatten. Bevor wir innehielten, nachdachten und beschlossen, Sachen bewusst zu erwerben, machten wir uns daran, die Leere schnellstens zu füllen.

Doch diese hastigen Versuche, unser Überleben in Form materieller Besitztümer unter Beweis zu stellen, geht mit einem hohen Preis einher. Dadurch überfüllen wir den Raum, in dem sich das Höchste und Beste in uns auf organische und auch unerwartete Weise entfalten könnte.

Sooft wir den Zwang verspürten, etwas zu kaufen oder eine wichtige Entscheidung zu treffen, hielten wir also inne und meditierten, bis wir uns im Mysterium, im Unbekannten wohlfühlten. Unsere Freunde wunderten sich darüber, dass wir in Marilyns Haus monatelang zufrieden in großen, leeren Räumen wohnten; für uns war das die Chance, unser zwanghaftes Bedürfnis nach Sicherheit loszulassen und dem Universum die Möglichkeit zu geben, uns durch Synchronizitäten zu überraschen.

Christine meldete sich zu einer wöchentlichen Malgruppe an. Eine andere Teilnehmerin, die ihr Haus ebenfalls bei dem Feuer verloren hatte, kaufte ein neues, voll möbliertes Haus. Manche der Einrichtungsgegenstände, die sie vom früheren Besitzer geerbt hatte, brauchte sie nicht und gab sie an uns weiter, unter anderem zwei wunderbare Perserteppiche, die perfekt in unser neues Farbschema passten. Wie uns eine befreundete Designerin mitteilte, waren sie 20.000 Dollar wert. Während wir auf das Universum vertrauten, machte es sich immer wieder bemerkbar.

Intuitiv ließen wir uns nicht auf schnelle bzw. feste Verpflichtungen wie größere Käufe oder langfristige Mietverträge ein. Wir meditierten täglich und hatten dabei das Gefühl, uns auf ein gütiges, uns wohlgesinntes Universum einzustimmen. Unsere lokale, also ortsgebundene menschliche Vision unserer Zukunft wäre, wie wir spürten, eingeschränkt; das Universum hatte für uns einen viel größeren Traum bereit, viel größer als die kleinen Träume, die sich unser menschlicher Geist ausdenken konnte. Durch unsere begrenzten Träume, schon gleich angesichts der Panik nach dem Brand, wäre kein Raum für die organische Entfaltung unseres höchsten Potenzials. Also »schwammen« wir einfach mit dem Strom bzw. blieben in Fluss. Wir wollten den synchronen Möglichkeiten Raum lassen, damit sie sich in unserem Leben offenbaren konnten.

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► Butterkaffee

07.12.2017, 15.00 Uhr ET– Huffington Post – Santa Rosa Fire Blog Post 12

Hm, wie lecker! Kaffee mit ein paar Teelöffeln ungesalzener Biobutter. Das hört sich seltsam an für diejenigen, die das noch nicht probiert haben. Aber wer diesen Kaffee erst einmal getrunken hat, wird womöglich genauso süchtig danach wie ich. Dieser sogenannte »Bulletproof«-Kaffee wurde der Welt vor ein paar Jahren von meinem Freund Dave vorgestellt.

Eine Tasse Butterkaffee morgens macht stundenlang satt; er ist Teil des derzeit angesagten intermittierenden Fastens bzw. Intervallfastens; das heißt, die Nahrungsaufnahme wird auf acht Stunden am Tag beschränkt. Dieses Intervallfasten kann genauso effektiv sein wie Vollfasten, also gar nichts essen, was aber wirklich schwer durchzuhalten ist. Ich genieße seit ein paar Jahren meinen Butterkaffee.

In dieser Woche machte ich mir meine erste Tasse Butterkaffee seit dem Brand vor zwei Monaten. Unser Leben war so durcheinandergeraten, dass es sogar unmöglich war, unser Butterkaffee-Ritual am Morgen zu zelebrieren, obwohl dazu nur ein Mixer, eine Kaffeemaschine und ein Kühlschrank nötig sind.

Als ich die Butter in den Kaffee löffelte, reagierte mein Körper mit maßloser Befriedigung. Butter + Kaffee = Normalität. Das Morgenritual war ein winziges Symbol dafür, dass mein Leben zur Normalität zurückkehrte.

Zu erklären, wie weit weg unser Leben von der Normalität war, ist schwierig. Du willst morgens ein Hemd, die passenden Hosen und dazu Socken in derselben Farbe anziehen …, bis dir einfällt, dass sich die Socken in der Garage eines eine halbe Stunde weit weg wohnenden Freundes befinden und dass die Hosen in der Reinigung sind.

Du willst deinen Bluetooth-Lautsprecher aufladen, und dann dämmert es dir, dass das Kabel irgendwo in einem Abstellraum liegt und kein Netzteil vorhanden ist. Was man vorher in Minutenschnelle erledigen konnte, weil sich alles am selben Platz befand, dauert jetzt Stunden, denn alles befindet sich an verschiedenen Orten. Du gerätst immer mehr in Rückstand, und das, obwohl du immer mehr unter Druck stehst, endlich aufzuholen.

Der Posteingang ist voller Nachrichten hilfsbereiter Freunde. Leute, die tausend Meilen entfernt wohnen, bieten dir an, bei ihnen zu wohnen. Wir fühlen uns geliebt und schätzen ihre Sorge um uns sehr. Doch all diese E-Mails zu beantworten, kostet noch mehr Zeit, die du eigentlich für simple Alltagsaufgaben brauchst und dafür, dein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.

Durch den einfachen Akt, mir morgens meine rituelle Tasse Butterkaffee zu machen, fühlt sich mein Körper ganz warm an. Zwei Monate nach dem Feuer symbolisierte das Ritual Normalität in einer Welt, die auf den Kopf gestellt worden war. Wenn solche Symbole dünn gesät sind, weiß man sie wirklich zu schätzen.

Wir leben unser Leben und nehmen diese normalen Alltagsroutinen für selbstverständlich, ebenso unser Haus, unsere Familie und unsere Besitztümer. Und man denkt schnell, sie wären auf immer da. Doch womöglich sind sie das nicht.

Genieße sie, solange sie da sind! Das tägliche kleine Ritual ist vielleicht viel kostbarer, als dir klar ist.

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Dreimal so viel Arbeit

Ich habe schon in einer normale Arbeitswoche eine Menge zu erledigen. Jedes Jahr durchlaufen mehrere Hundert Menschen unsere Energy-Psychology- und EFT-Zertifizierungsprogramme, und ihren Fortschritt als Mentor zu begleiten, ist mir eine besondere Freude. Aber das heißt auch, ihnen allen persönliches Feedback zu ihren Fallgeschichten zu geben und regelmäßig Teleklassen für Gruppen abzuhalten.

Ich schreibe viele Blogbeiträge, verfasse Bücher und Online-Programme. Ich bin viel unterwegs auf Workshops, die ich in den USA, Kanada und Europa veranstalte. Manchmal komme ich wochenlang nicht nach Hause oder ins Büro. Pro Jahr habe ich über 200 Radio-, Konferenz- und Podcast-Interviews. Und dann muss auch noch der Geschäftsalltag bewältigt werden.

Das National Institute for Integrative Healthcare (NIIH) ist eine wunderbare Organisation. Das größte Einzelprogramm ist das Veterans Stress Project, in dessen Rahmen Energietherapeuten jährlich Tausenden von Kriegsveteranen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung sowie ihren Ehepartnerinnen helfen.

Der andere Zweig des NIIH ist die Foundation for Epigenetic Medicine; bei den hier durchgeführten Forschungsarbeiten bin ich normalerweise als Forscher involviert. Wir haben bei mehr als hundert wissenschaftlichen Studien mitgewirkt, und dank unserer Arbeit sind inzwischen mehrere Energietherapien mit evidenzbasierten Fakten wissenschaftlich untermauert.

Das NIIH wird komplett ehrenamtlich betrieben; niemand wird für seine Arbeit bezahlt. Pro Jahr investiere ich etwa 500 Stunden, um die Ziele des NIIH zu unterstützen und zu fördern.

Bei all diesen Aktivitäten arbeite ich nur höchst selten weniger als 40 Stunden pro Woche, oft eher doppelt so viel.

Nach dem Brand ging das alles weiter. Auch die Gehälter für unser Team und die freiberuflichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mussten weiterhin bezahlt werden, ebenso die Infrastruktur, mit der wir pro Jahr über eine Million Menschen erreichen. Und ich musste die geplanten Termine einhalten – immerhin wird dadurch das Geld erwirtschaftet, um das alles bezahlen zu können.

Doch nun musste ich mich obendrein noch darum kümmern, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen: einen Platz zum Wohnen zu finden, einen Haushalt einzurichten, all die kleinen Dinge des Lebens wieder »unter einen Hut« zu bekommen.

Erst wenn man alles verliert, erkennt man, wie viele Dinge für ein normales Leben gebraucht werden. Es ist der Hintergrund, den wir für selbstverständlich halten. Kartoffelschäler, Korkenzieher, Serviertabletts, Wasserkrug, Salatschüsseln, Kaffeemaschine, Mixer, Topf- bzw. Ofenhandschuhe, Eierheber, Küchenpapierhalter, Gewürzregal. Und das sind nur Sachen, die sich in einem einzigen Raum befinden, der Küche.

Nach einer Katastrophe müssen sämtliche Zimmer im Haus von Grund auf neu ausgestattet werden. Das kostet Zeit, Geld, Energie und erfordert Fokus.

Die Versicherungen verlangten eine Liste mit allem, wofür man eine Entschädigung beantragt. Bei einem Einbruch oder einer Überschwemmung kann man ihnen die Quittung all der Dinge vorlegen, die verschwunden sind, und erhält dafür eine Erstattung. Doch nach einem Brand sind keine Papierunterlagen mehr da, sie sind verbrannt. Wir mussten also alles, was sich in den einzelnen Zimmern befand, aus dem Gedächtnis zusammentragen, Stück für Stück, und alles aufschreiben.

Organisiert, wie ich nun einmal bin, machte ich das mit Google Sheets; so konnten Christine und ich gemeinsam mit unseren Kindern daran arbeiten. Dennoch dauerte es wochenlang und brauchte tagelange Arbeit, bis wir die Listen zusammengestellt hatten.

In unserer Lokalzeitung las ich eine Geschichte darüber, wie schwierig es für die vom Brand Betroffenen war. Es war von 20 Stunden für ein solches Inventarisieren die Rede. Darüber konnte ich nur lachen; zu dem Zeitpunkt hatten wir bereits über 400 Stunden investiert. 400 Stunden – das sind 10 Wochen Arbeit. Und wir waren damit längst nicht fertig.

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► Überlebende des Tubbs-Feuers zwei Wochen nach dem Lauffeuer aus den Trümmern geborgen

01.11.2017, 18.51 Uhr ET– Huffington Post – Santa Rosa Fire Blog Post 9

Dass sie überlebt haben könnte, schien unmöglich zu sein. Alle Lebewesen, die dem Tubbs-Feuer am 9. Oktober im Weg standen, hatten sich entweder in Sicherheit gebracht … oder waren getötet worden.

Nach dem Brand wurde nicht einmal nach ihr gesucht, denn man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass irgendetwas den Feuersturm überlebt hatte.

Zwei Wochen nach der Katastrophe durften die Hausbesitzer ihren zerstörten Besitz erstmals wieder aufsuchen. Christine fuhr zu unserem Grundstück auf der Mark West Springs Road; dort, wo einst unser Haus gestanden hatte, war alles verwüstet und zerstört.

Christine lief durch die Trümmer; unsere Freunde Heather und Ray waren bei ihr. Unser Teich, in dem unsere eleganten Koi herumgeschwommen waren und um die sich Christine gekümmert hatte, sah aus wie eine Giftmülldeponie. Der gute Ray hatte die toten Fische entfernt, damit Christine sich das nicht ansehen musste. Die Tränen flossen.

Als sie am Teich vorbeiging, bemerkte Christine eine Bewegung, obwohl in dem schmutzigen, schwarzen Wasser eigentlich nichts Lebendiges mehr sein konnte. Am nächsten Tag kam unser findiger Freund Rick und watete furchtlos in den schwarzen Matsch, tastete am Teichboden herum und rührte an etwas Kuppelförmiges.

Er zog die Hände aus dem Wasser, und heraus kam … unsere Schildkröte! Sie hatte irgendwie zwei Wochen lang in dem giftigen Gebräu überlebt!

Wir hatten der Schildkörte nie einen Namen gegeben. Es ist ein Männchen, eine sogenannte Rotwangen-Schmuckschildkröte, eine ziemlich verbreitete Spezies, die sich durch ihren harten Panzer auszeichnet. Sie hatte vor etwa sieben Jahren unseren Teich als Wohnstatt bezogen.

Mit Schwimmflossen statt Finnen ist es ganz einfach, aus dem Teich zu entkommen, und im ersten Jahr geschah das zweimal. Beide Male fanden wir sie ganz in der Nähe wieder. Danach beschloss sie, die Gefahren in Freiheit wären schlimmer als die Sicherheit in der Gefangenschaft, und lief nicht mehr weg. Auf der anderen Seite des Hügels ist das Gras eben doch nicht immer grüner. Die Schildkröte schwamm mit den Fischen herum, wollte aber auch eine Sonderbehandlung. Wenn wir für die Koi Futter in den Teich streuten, ignorierte sie das große Fressen und starrte uns stattdessen mit ihren winzigen Augen so lange an, bis wir uns hinknieten und sie per Hand fütterten. Sie wollte Liebe und Verbundenheit, nicht einfach nur etwas zu fressen.


1.14. Tubbs, die Schildkröte

Nach dem Feuer tauften wir unser Schildkrötenmännchen auf den Namen »Mister Tubbs«. Er wurde von einer Freundin adoptiert, die einen größeren Teich direkt neben einem Bach hatte.

Feiere jeden Faden, der dich mit Liebe und Hoffnung verbindet, egal, wie dünn er ist.

Die Menschen und Dinge um uns herum sind uns so vertraut, deshalb denken wir, sie wären immer da. So wie Christine und ich vor dem Brand hegst auch du die Illusion, dass die Dinge und die Menschen in deinem Leben, die heute da sind, auch morgen noch da sein werden. Doch sie könnten auf tausenderlei Weise aus deinem Leben verschwinden.

Gehe mit ihnen so um, als könnten sie morgen nicht mehr da sein.

Behandle jeden Augenblick im Leben als etwas Kostbares, besonders das, was dich mit Familie, Freunden, Spirit und der Natur verbindet.

Vielleicht erlebst du nie eine Katastrophe, durch die du das verlierst; dann hast du all das in seiner ganzen Süße in vollen Zügen bis zum Ende deiner Tage genossen.

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Das Heilmandala

Das Neujahrs-Retreat, dessen Teilnehmer ich mit der Teleklasse in Mill Valley betreut hatte, füllte sich. Wir gingen wie geplant nach Hawaii und verbrachten dort eine Woche mit einer Gruppe von 15 ausgewählten Teilnehmern, die wir durch eine zutiefst transformative Erfahrung begleiteten. Dazu gehörte tägliches Meditieren, der Kontakt mit unserer höheren Macht und das Kreieren aus unserer höchstmöglichen Version unserer Identität heraus. Bei einer Übung wurde unter anderem ein Mandala gezeichnet, und Christine und ich hatten die Inspiration, einen Vogel als Thema zu nehmen. Wir führten die anderen durch diesen Prozess und hatten dabei auch selbst die Möglichkeit, so ein Mandala zu zeichnen.


1.15. Heilmandalas

Bei dem Brand gingen unter anderem meine Tagebücher in Flammen auf. Ich schrieb Tagebuch seit meinem 15. Lebensjahr, und mein ganzes Regal voller Tagebücher war verloren.

Einen Tag nach dem Feuer kaufte ich ein neues Tagebuch und schrieb darin die spirituellen Meilensteine meines Lebens auf – eine Zusammenfassung jahrzehntelanger Entwicklung und Transformation. Danach kamen die materiellen Meilensteine meines Lebens an die Reihe: Jobs und Beziehungen beispielsweise; damit wollte ich das neue Tagebuch in dem verankern, was aus der Vergangenheit auftauchte.

Auf dem Hawaii-Retreat begannen wir jeden Tag vor dem Frühstück mit einer Meditation und aßen dann schweigend. Wir zogen inspirierende Karten und machten Übungen, um den kreativen Prozess zu entzünden und in Kontakt mit unserer tiefsten inneren Führung zu gelangen.


1.16. Retreat auf Hawaii

Das traditionelle Neujahrs-Ritual hat mir noch nie gefallen. Mit betrunkenen Leuten abzuhängen, herumzuschreien und dann im Fernsehen dem »Ball Drop« zuzugucken, also zu sehen, wie der »Zeitball« am Times Square heruntergelassen wird? Nein, danke! Deshalb entwickelten Christine und ich mit der Gruppe unser eigenes Ritual. Um Mitternacht liefen wir durch das Labyrinth im Retreat Center und stellten uns schweigend unsere Visionen für das kommende Jahr vor. Es war Vollmond – ein magischer Moment.

Gegenseitige Unterstützung – und alles geht gut

Als letzten Haushaltsartikel ersetzte ich unser japanisches MikasaBesteck. Alle Geschenke, die Christine und ich vor vielen Jahren zu unserer Hochzeit erhalten hatten, waren im Feuer zerstört worden, und manches davon vermisste ich. An dem Tag, als ich ein neues Mikasa-Besteck kaufte, fühlte sich das Haus vollständig an.

Vier Monate später waren wir gut genug organisiert, um unsere erste Party zu schmeißen. Wir luden unsere Freunde ein, und das Haus war voller Lachen, Wein, Essen und Liebe. Ich stellte mich vor unsere Gäste und erzählte ihnen von all den Wundern, die uns seit dem Brand widerfahren waren, sagte ihnen, wie sehr wir ihre Unterstützung schätzten. Ich hatte das Gefühl, wir wären endlich wieder im normalen Leben angelangt.

Ein Vorfall auf der Party konnte als Symbol für die neun Monate verstanden werden, die seit dem Brand vergangen waren. Bill und ich saßen beim Essen nebeneinander am Tisch, Jane und Christine unterhielten sich am anderen Tischende. Bill genoss gerade das Dessert und ein Glas exzellenten Weins und seufzte tief auf. Er schob seinen Stuhl nach hinten und lehnte sich entspannt zurück. Dabei rutschte das hintere Stuhlbein über den Rand des Terrassenbodens, und plötzlich fiel er nach hinten. Durch das volle Gewicht seines Körpers wurde sein Kopf hin zum Steinboden des Patios katapultiert.

Ich schnappte nach Bills Unterarm und versuchte verzweifelt, den Fall zu verhindern. Er griff nach meinem Arm. Ich grub meine Fersen in den Boden und konzentrierte meinen Willen darauf, mich im Boden zu verankern und mich nicht von Bills Gewicht mit über die Kante ziehen zu lassen.

Als unsere Unterarme sich umfassten, hatten wir das Gefühl, wir wären Felsen. Bills Sturz wurde aufgehalten, als wäre er auf eine Wand gestoßen. Ich zog ihn zu mir, und das Stuhlbein rutschte zurück auf die Terrasse.

Welch eine Metapher für das Leben! Wir unterstützen uns gegenseitig, und alles geht gut.

Herznah mit Tony

Im selben Monat, in dem die Party stattfand, kam mein Buch »Mind to Matter« (dt.: »Geist über Materie«) heraus, schaffte es gleich auf den ersten Platz der Amazon-Liste im Bereich Neurowissenschaft und blieb den Rest des Jahres unter den Top 10. Ich hatte das Manuskript einen Monat vor dem Brand fertiggestellt und an meinen wunderbaren Herausgeber Reid Tracy bei Hay House geschickt.

Beim Schreiben und Vermarkten des Buches hatte ich keine Mühe gescheut. Ich las Hunderte von wissenschaftlichen Studien und schrieb dann die darin aufgeführten Nachweise und Belege so zusammen, dass auch Laien sie verstehen konnten. Es geht um die Wissenschaft des Manifestierens – darum, wie wir aus unseren Gedanken eine materielle Realität erschaffen und in synchroner Harmonie mit dem Universum leben können. Die von mir zusammengestellten Fakten brachten Tausende von Menschen dazu, regelmäßig zu meditieren. Die im Buch vorgestellten Konzepte und Ideen gingen viral und wurden durch die Weitergabe an Freunde und Kollegen weiter verbreitet.

Mehrere Freunde, zum Beispiel Jack Canfield, Koautor der Buchreihe »Hühnersuppe für die Seele«, waren mit Tony Robbins bekannt, und schon seit Jahren wollte ich ihn gerne persönlich kennenlernen. Ich hatte daran gedacht, Jack darum zu bitten, uns einander vorzustellen, hatte aber noch nichts dahingehend unternommen.

Aus heiterem Himmel bekam ich eine E-Mail mit der Anfrage für einen Vortag auf einer Veranstaltung von Tony Robbins. Ganz aufgeregt und begeistert sagte ich zu und fragte Tonys Event-Managerin, woher er von meiner Arbeit wusste. »Er ist seit Jahren ein Fan von dir«, antwortete sie zu meiner Überraschung.

Ein paar Wochen darauf, ein Jahr nach dem Brand, saß ich in einem Flugzeug nach Abu Dhabi im Nahen Osten, wo ich Tony treffen und seiner Gemeinschaft EFT und Meditation vorstellen sollte. So geht das mit dem Manifestieren von Gedanken: eben Mind to Matter – Geist wird zu Materie.

Bei unserem ersten Treffen umarmte mich Tony ungestüm. Er ist noch größer als ich; wir standen wie zwei Riesen auf der Bühne und bezogen die Zuhörer in die Energie unserer Leidenschaft für die Transformation mit ein. Ich praktizierte mit ihnen Tapping und führte sie in eine tiefe Meditationserfahrung.


1.17. Tony und ich beim »Abklatschen«

Ich flog zurück nach Hause mit dem Gefühl, das Treffen mit Tony sei eine Initiation gewesen – in einer langen Reihe synchroner Segensgeschenke, wie beispielsweise der Anruf bei Marilyn, durch die das Universum mir bestätigte, dass mein Leben und meine Arbeit einen Wert und einen Sinn hatten.

Eine Woche später leitete ich einen Workshop im Esalen-Institut in Big Sur, Kalifornien. Am letzten Tag packten Christine und ich unser Auto und fuhren zum Büro, um dort eine Freundin abzuholen, die bei uns mitfuhr. Ich war ungeduldig und wollte losfahren, aber wir konnten unsere Freundin nicht am vereinbarten Ort finden. Christine ging los, um sie zu suchen, und ich wartete einstweilen im Auto.

20 Minuten später sah ich einen Mann vorbeigehen und erkannte ihn sofort: Tim Ferriss, Autor von »The 4-Hour Workweek« (dt.: »Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben«) sowie »Tools of Titans« (dt.: »Tools der Titanen: Die Taktiken, Routinen und Gewohnheiten der Weltklasse-Performer, Ikonen und Milliardäre«) und einer der Top-Blogger auf dem Planeten.

»Tim!«, rief ich. Ich stellte mich vor, und wir sprachen über EFT; mit diesem Thema wollte er sich eigentlich ohnehin beschäftigen. Das Universum hatte es so arrangiert, dass er mich, den Autor der letzten Ausgabe des »EFT Manual«, kennenlernte! Wären Christine und ich nicht von unserer Freundin aufgehalten worden, wäre ich nicht mehr in Esalen gewesen, als Tim vorbeiging. Eine Synchronizität nach der anderen.

Per E-Mail schickte ich Reid Tracy einen Überblick über ein neues Buch zum Thema »Gehirnwellen der Ekstase«; nach dem Erfolg von »Mind to Matter« (dt.: »Geist über Materie«) waren er und sein Team vom Potenzial dieses Buches begeistert. Ich fing an, entsprechende Ideen zu sammeln.

Im ersten Kapitel sollte es darum gehen, wie Meditation die Glückszentren im Gehirn aktiviert. Danach wollte ich aufzeigen, wie diese Gehirnbereiche durch die Nutzung bei der täglichen Meditation wachsen und wie weitere Synapsen und Neuronen dazukommen; gleichzeitig schrumpfen die Zentren im Gehirn, die für die Verarbeitung von Angst zuständig sind, weil sie nicht mehr zum Einsatz kommen. Mit der Zeit wird unser Gehirn buchstäblich umgeformt, die Software des Geistes wird in die Hardware des Gehirns umgewandelt. Diese neue Zusammensetzung des Gehirns macht uns resilient. Erleben wir im Leben einen Rückschlag, haben wir in den Glückszentren des Gehirns dichtes Gewebe, wir verfügen über die neuronale Hardware, um uns schnell davon zu erholen. Der Ausdruck »Posttraumatisches Wachstum« bezieht sich darauf, wie wir durch die Bewältigung der unvermeidlichen Herausforderungen und Enttäuschungen des Lebens tatsächlich stärker werden können.

Ich habe zwei Bücher über psychisches Trauma geschrieben und mehrere wissenschaftliche Studien mit Kriegsveteranen durchgeführt. Meiner Meinung nach wird angesichts des großen öffentlichen Fokus auf Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) oft übersehen, dass ein Trauma uns auch stärken kann.

Posttraumatisches Wachstum

Hay House regte mich dazu an, meine Erfahrungen mit dem Brand als Beispiel für posttraumatisches Wachstum in das Buch mit aufzunehmen. Natürlich kann es faszinierend sein, wissenschaftliche Erklärungen von Experten zu lesen, aber die Geschichte eines Menschen zu hören, der buchstäblich »durchs Feuer gegangen« ist, zeigt uns, wie so etwas in der Realität aussieht. Also wurde das erste Kapitel nun meiner Geschichte gewidmet, in der ich erzähle, wie ich das, was ich lehre, in die Praxis umgesetzt habe und mir das Feuer als Sprungbrett für posttraumatisches Wachstum diente.

Wir alle sind in unserem Leben mit solchen »Feuern« konfrontiert. Sie verbrennen womöglich unsere Ehe oder zerstören die Beziehung zu unseren Kindern. Sie können unser Berufsleben versengen und unsere Karriere in Asche verwandeln. Womöglich gehen dadurch unser Wohlstand oder unsere Altersvorsorge in Flammen auf. Kein Mensch ist davon ausgenommen.

Durch traumatische Erlebnisse geraten viele Menschen in eine Spirale der Angst, aus der sie nie wieder herauskommen. Sie sind in Alarmbereitschaft ob möglicher Bedrohungen, haben Angst vor der Zukunft und begegnen Freuden mit Argwohn. Ihr Kopf wird von Albträumen, selbstzerstörerischen Überzeugungen und quälenden Gedanken heimgesucht.

Doch dieselben traumatischen Erfahrungen können auch eine gesunde Neubewertung alter Werte bewirken und uns neue Horizonte eröffnen hinsichtlich dessen, was möglich ist. Fest in einer Beziehung zu einem liebevollen Universum verankert, dient uns auch der schlimmste Verlust als Sprungbrett für unser Wachstum. Praktiken wie Meditation und Tapping lassen uns Zugang zu unseren Stärken gewinnen und eine höhere Perspektive einnehmen, geben der Katastrophe einen Sinn und versetzen uns in die Lage, uns ein noch wunderbareres Leben zu kreieren.

Meine brennende Leidenschaft ist es, die Menschen für diese Möglichkeit empfänglich zu machen.

Von 50 Jahren zu 50 Sekunden

In diesem Buch teile ich mit den Lesern und Leserinnen, was ich seit meinen ersten Meditationsversuchen als Teenager in mehr als 50 Jahren der Erforschung des menschlichen Potenzials entdeckt habe. Und ganz ungewöhnlich: Ich berichte auch aus meinem eigenen Leben.

Normalerweise schreibe ich über wissenschaftliche Themen und lasse die wissenschaftliche Forschung die Geschichte erzählen, veranschaulicht anhand der Beispiele von Menschen aus dem wahren Leben, die diese Erkenntnisse in ihrem Leben in die Praxis umsetzen. In »Bliss Brain« bin ich manchmal selbst dieser reale Mensch, dessen Erfahrungen beschrieben werden.

In Kapitel 2 zeige ich auf, warum die meisten Menschen mit dem Meditieren solche Schwierigkeiten haben. Das hat nichts mit Willensstärke oder Intention zu tun, sondern schlicht und einfach damit, wie das menschliche Gehirn angelegt ist. Versteht man das erst einmal wirklich, kann man dieses »Design« umgehen.

In Kapitel 3 wird auf die ekstatischen Zustände eingegangen, die durch Meditation erreicht werden können. Es werden die Gehirnareale beschrieben, die dazu aktiviert werden, ebenso, wofür diese Bereiche zuständig sind. Außerdem wird auf die erheblichen gesundheitlichen und kognitiven Vorteile eingegangen, von denen wir durch Aktivierung dieser Gehirnregionen profitieren.

In Kapitel 4 wird die Geschichte meiner erfolglosen Meditationserfahrungen erzählt. Ich habe viele verschiedene Meditationsarten erlernt, schaffte es aber nie, beständig und regelmäßig zu meditieren, bis ich durch die Wissenschaft meinen Durchbruch erzielte. Als ich sieben einfache evidenzbasierte Praktiken miteinander kombinierte, fand ich eine Formel, auf deren Basis Menschen automatisch und unwillkürlich bzw. unbewusst, ganz mühelos in tief meditative Zustände gelangen.

Wenn ich und meine Kollegen Menschen an EEG- und MRT-Geräte anschließen, zeigt sich, dass selbst meditationsunerfahrene Praktizierende anhand dieser sieben Schritte in weniger als 4 Minuten solche Zustände erreichen. Manchmal dauert es nicht einmal 50 Sekunden. In der Vergangenheit hatte nur etwa 1 Prozent der Bevölkerung Zugang zu den Geheimnissen dieser Zustände. Dank moderner Wissenschaft stehen sie nun allen Menschen zur Verfügung.

In Kapitel 5 geht es um die sieben Neurochemikalien der Ekstase. Wir erfahren, wie sie in uns einzeln bzw. für sich genommen wie eine Droge Gefühle des Wohlbefindens auslösen. Zusammen ergeben sie eine höchst wirksame Formel, durch die unser Gehirn in einen Zustand der Glückseligkeit gelangt. Meditation ist die einzige Möglichkeit, alle sieben Substanzen gleichzeitig auszuschütten. Der Star unter ihnen ist der Neurotransmitter Anandamid, auch als »Glücksmolekül« bezeichnet.

Indem diese ekstatischen Zustände tagtäglich ausgelöst werden, verändert sich das Gehirn. In Kapitel 6 wird beschrieben, wie bei meditationserfahrenen Praktizierenden das Gehirn umgeformt wird. Die Stresskreisläufe schrumpfen und verkümmern, die Glücksnetzwerke wachsen. Man muss aber keineswegs ein Eingeweihter bzw. ein Meister sein, um diese Neuvernetzung in Gang zu setzen. Das passiert schon in der ersten Woche einer effektiven Meditationspraxis.

In Kapitel 7 geht es um posttraumatisches Wachstum und darum, wie durch Meditation das Gehirn Resilienz gegenüber den unvermeidlichen Erschütterungen des Lebens entwickelt, auch in medizinischen Krisensituationen und finanziellen Katastrophen. Anhand praktischer Beispiele wird veranschaulicht, wie wir durch Meditation sogar in weltweiten Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie und dem wirtschaftlichen Kollaps des Jahres 2020 Resilienz aufbauen können.

Kapitel 8 beschäftigt sich mit einer faszinierenden Frage: Wie stark kann sich unser Gehirn wirklich verändern? Die Antwort lautet: Sehr stark. Ich habe mir verfügbare Studien zu dieser Frage angeschaut und bin dadurch auf eine verblüffende neue wissenschaftliche Hypothese gestoßen, die das Potenzial hat, den gesamten Verlauf der Geschichte unseres Planeten zu verändern. Dieser aufkommende Trend zeigt sich in der Krise des Jahres 2020 als »Caremongering«, im Gegensatz zum »Fearmongering«, also als Hilfsbereitschaft und Fürsorge statt Panikmache.

Im Nachwort will ich Sie dazu anregen, diese inneren Glückszustände zu Ihrer neuen Realität zu machen und Ihr volles menschliches Potenzial freizusetzen.

Die »Vertiefenden Praktiken« zum Abschluss eines jeden Kapitels sind einfache Aktivitäten, durch die die Lektionen des jeweiligen Kapitels in die Praxis umgesetzt werden können. Die begleitenden Audios finden Sie unter www.dawsonchurch.de.

Auf unserer gemeinsamen Reise teile ich mit Ihnen, den Leserinnen und Lesern, all die »Best Practices«, die ich im Lauf des letzten halben Jahrhunderts selbst erlernt habe, und erkläre, wie Sie diese wissenschaftlichen Erkenntnisse schnellstmöglich auf Ihre emotionalen Verfassungen anwenden können. Nutzen Sie die »Vertiefenden Praktiken« und die geführten Audio-Meditationen, und wenn Sie mit diesem Buch durch sind und sich Ihr Gehirn umzuformen beginnt, haben Sie höchstwahrscheinlich eine viel höhere Ebene des Glücks erreicht.

Ein Jahr danach

Christine und ich verbrachten den ersten Jahrestag des Feuers bei einem Abendessen mit Julia und Tyler in unserem neuen Zuhause in Petaluma. In derselben Woche kam Rexana aus Texas, um sich Lokale bzw. Plätze für ihre bevorstehende Hochzeit anzuschauen. Das Wochenende davor hatten wir mit der ganzen Familie einschließlich unserer Enkel beim Campen und Kajakfahren verbracht. Dann flog ich nach New York, um Workshops zu geben. Der ganze Monat schien symmetrisch die Liebe und Unterstützung zu zelebrieren, die uns seit dem Brand zugeflossen waren.

Auf meinen Workshops in New York schlossen Neurofeedback-Experten die Teilnehmer ans EEG an.


1.18. Messen von Veränderungen im Gehirn von Workshop-Teilnehmern

Ihre Gehirnwellen wiesen beträchtliche Veränderungen auf. Im Rahmen der Arbeit für dieses Buch las ich Dutzende von Studien über EEG und fMRT. Mir war schon immer klar, dass Meditation das Gehirn verändert, doch diese neuen Forschungsergebnisse brachten über den dahinterstehenden Prozess noch viel reichhaltigere Informationsschichten zutage.

Seit ich 15 war, hatte ich es mit dem Meditieren probiert; mit 45 hatte ich angefangen, täglich zu meditieren. Im Lauf der Jahre habe ich meine Meditationspraxis immer weiter verfeinert. Ende der 1990er-Jahre wurden die MRT-Studien über tibetische Mönche veröffentlicht, und mich faszinierte die Möglichkeit, dass Meditieren unsere Gesundheit und Langlebigkeit so sehr verbessern könnte.

Wie bei so vielen Menschen waren meine ersten Meditationsversuche nicht von Erfolg gekrönt. Mit Mitte 40 beschloss ich herauszufinden, welche Methoden wirklich effektiv sind, und verließ mich nicht mehr ausschließlich auf uralte Überlieferungen, sondern bezog wissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Darauf aufbauend entwickelte ich eine sehr einfache, aber evidenzbasierte Meditationsform, die leicht auszuführen ist. Mit der täglichen Praxis änderte sich alles in meinem Leben. Dank EFT und Meditation schafften es Christine und ich, uns vom Trauma des Brandes in Rekordzeit zu erholen.

Das ganze erste Jahr nach dem Brand starteten Christine und ich jeden Tag mit einer Meditation. Wir setzten uns hin und atmeten, und unsere Sorgen und Unsicherheiten fielen von uns ab. Ich erreichte eine höhere Bewusstseinsstufe und geriet in einen Zustand der Ekstase, den ich als »Bliss Brain«, also »glückliches, glückseliges Gehirn« bezeichnete.

Das Bliss Brain war in den ersten chaotischen Monaten nach dem Feuer unser Ankerpunkt, der uns Wohlbefinden und ein Gefühl der Verbundenheit mit einer Realität vermittelte, die weit über unsere kleine Geschichte hier vor Ort hinausging. Jeden Morgen erhöhten wir unser Bewusstsein, unsere Perspektive veränderte sich, und wir sahen unser Leben als Teil vom gesamten Gewebe des Seins voller neuer Potenziale und nicht als einsame Insel der Unsicherheit und Tragödie.

Der nachstehende Blogbeitrag beschreibt, wohin die Meditation uns direkt nach dem Feuer führte.

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► Der Moment, in dem sich alles veränderte

19.10.2017, 20.59 Uhr ET – Huffington Post – Santa Rosa Fire Blog Post 5

Die ersten 48 Stunden nach dem Brand war ich verwirrt und wie betäubt. Ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes zu tun war. Es gab jede Menge Gerüchte, aber kaum fundierte Fakten darüber, was in Sonoma County los war. Die Menschen um mich herum waren voller Angst, und mir ging es genauso.

Dann passierte etwas, und alles veränderte sich.

Meine Frau Christine und ich wachten in Fort Ross in dem Hotel auf, in dem wir untergekommen waren, nachdem wir vor dem Feuer geflohen waren, das unser Haus zerstörte. Am Abend zuvor war die Sonne an einem von der Asche und vom Feuer geröteten Himmel untergangen. Wir verbrachten eine unruhige Nacht voller qualvoller Träume, in denen wir durch die Flammen fuhren.

An diesem Morgen sagte ich zu Christine: »Wir müssen dringend etwas unternehmen.«

Sie schaute mich neugierig an.

»Wir müssen meditieren.«

Wir setzten uns aufrecht ins Bett und versuchten, in jenen Raum zu gelangen. Es war schwierig. In meinem Kopf tauchten immer wieder Bilder vom blutroten Himmel am Vortag auf, und ich merkte, wie sehr meine Energie aus der Balance geraten war.

Das Feuer hatte das Seil, mit dem das Boot meines Lebens an den Anker meiner spirituellen Praxis gebunden war, durchgebrannt. Stundenlang war ich voller Angst und Unsicherheit umhergetrieben. Jetzt war es an der Zeit, mich wieder zu verbinden und mich auf das Universum einzustimmen, diesen großen, ewigen Radiosender, der rund um die Uhr Frieden und Gelassenheit aussendet.

Wir atmeten und zentrierten uns, und die vertraute Energie von Frieden und Ruhe überflutete uns. Wir waren wieder im Herzen des Großen Geistes, dem Zuhause, das niemals zu Schaden kommt oder zerstört werden kann.

Wir saßen fast eine Stunde lang in Meditation und genossen die tiefe Verbundenheit. Dann wandten wir uns einander zu und teilten uns unsere Gedanken mit. Ja, es hatte ein Feuer gegeben. Ja, es hatte unser Haus niedergebrannt. Aber hier saßen wir – sicher und zentriert im Kern unseres Seins.

Wir dachten an die Besitztümer, die wir verloren hatten. Aber jetzt, im Herzen von Spirit, betrachteten wir sie aus einem anderen Blickwinkel. Zum Beispiel die vier Pappkartons voller Fotos meiner Mutter, die in der Garage standen. Als sie vor 20 Jahren gestorben war, hinterließ sie ganze Berge von Dingen, die sortiert werden mussten. Die größeren Sachen hatten wir nach und nach entsorgt. Aber wer hat schon Zeit, Tausende von Schnappschüssen aus den 1960er-Jahren durchzuschauen, die meisten davon verschwommen und mit Leuten darauf, die wir gar nicht kannten? Die vier Kartons hatten in der Garage ein ganzes Regal in Beschlag genommen. Fotos sind schwer, sie drückten gegen die Seiten der Schachteln, die jedes Jahr ein bisschen mehr zusammensackten. Die Form des durchweichten, sich allmählich auflösenden Materials spiegelte die freudlose, nicht gerade reizvolle Aufgabe wider, die Fotos durchzuschauen.

Jetzt gab es diese vier Schachteln nicht mehr, und sie konnten mir nicht mehr jedes Mal, wenn ich daran vorbeiging, scheinbar vorwurfsvoll ein schlechtes Gewissen bereiten. Sie waren nur noch Asche. Welche Erleichterung!

In einer weiteren Garage stand ein Massagestuhl. Wir hatten im Jahr zuvor einen neuen gekauft und den alten in der Garage gelagert. Ihn auf Craigslist zu verkaufen, war einer der Punkte auf meiner To-do-Liste. Doch inzwischen war ein Jahr vergangen, und ich hatte nie Zeit dafür gehabt. Jetzt war der Stuhl zu Asche verbrannt, sodass ich dieser Pflicht wunderbarerweise nicht mehr nachkommen musste.

Ich war stolzer Besitzer eines wunderschönen klassischen Rolls-Royce Silver Spirit. Ich hatte so viel Geld in diesen Wagen gesteckt, dass ich es mir nicht leisten konnte, ein praktisches neues Auto zu kaufen. Immer wieder einmal hatte ich versucht, ihn zu verkaufen; und jetzt war er komplett eingeäschert. Mit dem Geld von der Versicherung konnte ich ein neues Auto kaufen.

Christine und ich hatten schon seit Jahren davon geredet, nach Petaluma zu ziehen. Doch wir hatten unsere sämtlichen Ersparnisse in das Haus in Mark West gesteckt; somit war das nichts als ein frommer Wunsch. Doch jetzt gab es kein Haus mehr, in das wir zurückkehren konnten – ein Umzug war unumgänglich.

Wir machten eine Liste mit all dem, was das Feuer uns an Gutem gebracht hatte. In der Psychologie nennt man das einen »kognitiven Perspektivenwechsel«. Dasselbe Bild, ein anderer Rahmen. Dasselbe Feuer, eine andere Bedeutung.

Nach der Meditation zählten wir das Gute auf, und unsere Stimmung änderte sich. Wir feierten, am Leben zu sein, voller unzähliger Möglichkeiten, die uns offenstanden. Wir waren heiter und glücklich, machten Witze. Und das gerade einmal 48 Stunden, nachdem wir alles »verloren« hatten!

Nach der Meditation bedeutete das Feuer für uns Freiheit statt Verlust. Es bedeutete, dass das Alte verbrannt war, und nicht, dass die Schätze eines ganzen Lebens verloren gegangen waren. Es bedeutete den Beginn eines neuen und besseren Lebens, nicht das Versinken in der Tragödie unseres alten Lebens.

Durch das Meditieren wurde alles anders.

An diesem Tag, nicht einmal 48 Stunden nach dem Feuer, veränderte die Meditation meine ganze Lebensperspektive. Anstatt mich verloren und verwirrt zu fühlen, war ich zuversichtlich und glücklich. An die Stelle von Sinnlosigkeit und Angst traten Ausgeglichenheit und Freude. Ich war wieder in Verbindung mit der lebenssprühenden, kreativen Version meiner selbst.

Ein paar Tage später schrieb ich in mein Tagebuch:

»Ich bin unglaublich glücklich. Werde von Spirit injedem Moment geliebt und beschützt. Bin gesegnet durch meine Gemeinschaft, Freunde, Kinder und Christine. Das Feuer fühlt sich überhaupt nicht wie ein Verlust an – das Haus und die ganzen Besitztümer sind im Vergleich dazu trivial.

Wir wissen nicht, wie das alles ausgeht. Aber wir müssen es auch nicht wissen. Wir können einfach mit dem Strom schwimmen und im Fluss sein. Wenn du in Spirit verankert bist, bist du in Sicherheit. Du bist nicht an materielle Besitztümer gebunden; sie verleihen deinem Leben keinen Sinn. Sinn entsteht durch die Verbindung mit Spirit. Spirit ist keine vage metaphysische Abstraktion, sondern das Fundament der Wirklichkeit! Ich entscheide mich, tagtäglich auf Basis dieses Fundaments zu leben.

NICHTS kann dir dein Glück nehmen – das ist eine höchst profunde Erkenntnis.«

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Vertiefende Praktiken

Mit den folgenden Praktiken können Sie in dieser Woche die in diesem Kapitel vorgestellten Informationen in Ihr Leben integrieren:

Ein Tagebuch kaufen: Suchen Sie sich ein brandneues persönliches Tagebuch aus, und zwar nicht per Online-Bestellung! Gehen Sie in einen Laden, nehmen Sie diverse Angebote in die Hand und streicheln Sie sie. Finden Sie genau das richtige, das zu Ihnen passt. Selbst wenn Sie bereits ein Tagebuch haben, sollten Sie ein neues kaufen. Dieser Kauf ist ein symbolischer Akt für einen Neustart. Treffen Sie eine sorgfältige Wahl und vergessen Sie die Kosten. Dieses neue Tagebuch steht für einen Neuanfang im Leben. Zeichnen Sie darin Ihre Erkenntnisse und Einsichten auf, die Sie beim Lesen dieses Buches gewinnen.

Dankbarkeit praktizieren: Nehmen Sie sich jeden Morgen oder Abend 5 Minuten Zeit, in Ihr Tagebuch mindestens fünf Dinge zu schreiben, für die Sie heute dankbar sind. Und für eine doppelte Dosis können Sie das sowohl morgens als auch abends machen. Man kann von Dankbarkeit gar nicht zu viel bekommen.

Katastrophen, die nie eingetreten sind: Sobald Sie in dieser Woche die entsprechende Ruhe haben, nehmen Sie sich einmal 20 bis 30 Minuten Zeit, um über all das nachzudenken, was in Ihrem Leben hätte schieflaufen können, aber nicht schiefgelaufen ist. Ein Freund erlebt zum Beispiel gerade eine schlimme Scheidung – wohingegen Sie selbst glücklich verheiratet sind? Schätzen Sie es hoch, dass Ihre Ehe kein Desaster ist.

Wertschätzung für all das, was in den einzelnen Lebensbereichen beinahe, aber dann doch nicht passiert ist: Das umfasst Ihr Berufsleben (zum Beispiel »Als meine Firma Leute entließ, war ich sicher, dass ich meinen Job verlieren würde, stattdessen erhielt ich eine Beförderung«), Geldangelegenheiten (zum Beispiel »Ich habe meine Aktien an diesem Unternehmen verkauft, kurz bevor sie abgestürzt sind«), Beziehungen (zum Beispiel »Ich könnte an Susannes Stelle sein, weil ich vor ihr mit diesem Typen zusammen war«) und Gesundheit (zum Beispiel »In diesem Winter hatte ich keinen grippalen Infekt, obwohl alle anderen sich angesteckt haben«).

Meditieren: Zu jedem Kapitel gibt es eine begleitende Meditation, die maximal 20 Minuten dauert; Sie können sie unter www.dawsonchurch.de erwerben. Hören Sie sich diese Meditation jeden Morgen an, noch bevor Sie irgendetwas anderes tun. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich jeden Morgen diese ruhige Zeit des Zentrierens zu schenken. Sie kann Ihr Leben verändern.

Bliss Brain

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