Читать книгу Ich weiß nur, dass ich dich liebe - Denise Hunter, Denise Hunter - Страница 11
FÜNF
ОглавлениеZac bog auf den Harbor Drive und fuhr dann auf der zweispurigen Küstenstraße weiter. Die Scheinwerfer seines Silverado durchdrangen die Dunkelheit und beleuchteten den Weg vor ihnen, aber er hatte den gesamten Rückweg nach Summer Harbor eigentlich nichts richtig wahrgenommen.
Es war halb vier morgens, und Lucy schlief schon eine ganze Weile. Sie trug viel zu große Sachen aus dem Fundus des Krankenhauses. Das Brautkleid hatte er auf die Rückbank gestopft.
Als sie durch Ellsworth gefahren waren, hatte er gespürt, wie sie sich ein bisschen bei ihm angelehnt hatte, und inzwischen lag ihr Kopf schwer an seinem rechten Arm. Der vertraute Apfelduft ihres Shampoos lag in der Luft, sodass er sich in die Zeit zurückversetzt fühlte, als sie noch zusammen gewesen waren.
Sie drehte ihr Gesicht noch weiter zu ihm hin, schmiegte sich enger an ihn und stieß einen tiefen Seufzer aus.
Komm schon, Gott. Ich bin auch nur ein Mann. Was soll denn das? Wieso kommt sie jetzt wieder zurück in mein Leben?
Noch vor zwölf Stunden hatte er sich nur um seinen eigenen Alltag gekümmert, sich bereit gemacht für einen hektischen und arbeitsreichen Abend im Roadhouse, und jetzt brachte er seine Ex-Verlobte wieder mit nach Hause.
Er nahm die letzte Kurve und bremste ab, als das Roadhouse in Sicht kam. Sein Blick ging hinauf zu seiner dunklen Wohnung in der ersten Etage, als er auf dem Parkplatz vor dem Lokal anhielt und den Motor ausstellte.
Lucy rührte sich nicht. In der plötzlichen Stille hörte er ihren leisen, regelmäßigen Atem, spürte an seinem Arm, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Im Licht der gelben Parkplatzbeleuchtung sah er auf ihr Gesicht hinunter. Ihre Wimpern waren so lang, dass sie die Wangen berührten, und das dunkle Haar fiel ihr bis auf die Schultern.
Lucy behauptete, man würde sie wahrscheinlich immer nur „niedlich“ finden wegen ihrer Grübchen und weil sie so klein und kompakt war, aber da irrte sie sich. Sie war eine Schönheit. Es juckte ihn in den Fingern, ihr das Haar zurückzustreichen, die Hand dann noch eine Weile auf ihrer zarten Wange ruhen zu lassen, mit den Fingern über ihre vollen Lippen zu streichen und nur ein paar Minuten lang so zu tun, als wäre noch alles wie früher.
Es reicht, Callahan, brachte er mit zusammengebissenen Zähnen hervor und stupste sie mit der Schulter an, sodass sie aufwachte und zu ihm aufblickte. Sie schaute sich um und wusste anscheinend einen Moment lang nicht, wo sie war. Ganz kurz fragte er sich, ob vielleicht auf wundersame Weise ihr Gedächtnis wieder zurückgekehrt war.
Dann trafen sich ihre Blicke, und sie schaute ernüchtert drein. „Wie spät ist es denn?“, fragte sie.
„Nach drei.“
„Ich dachte … was ist denn mit meiner Wohnung?“
Sie war immer noch ein bisschen benommen von den Medikamenten, die sie bekommen hatte, und sah unglaublich verletzlich aus. Er kämpfte gegen das Bedürfnis an, sie zu trösten und zu beschützen, und rief sich zu diesem Zweck noch einmal ins Gedächtnis, dass sie ihn nicht nur verlassen, sondern außerdem in Portland einen Bräutigam hatte.
„Deine Wohnung ist längst wieder vermietet“, erklärte er ihr. „Aber du kannst heute Nacht in Rileys altem Zimmer schlafen.“
Er stieg aus und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür, um ihr beim Aussteigen zu helfen, falls ihr immer noch schwindelig war. Als Zac das Roadhouse übernommen hatte, war das Zimmer als Lagerraum für alles Mögliche verwendet worden. Riley hatte es renoviert und dafür eine geringere Miete gezahlt.
„Wohnt er denn nicht mehr hier?“, fragte Lucy, als er ihr die Tür aufhielt.
„Er ist bei der Army. So, jetzt ganz langsam und vorsichtig“, sagte er, als sie schwankte. „Vergiss nicht, deine Medikamente zu nehmen, bevor du dich schlafen legst, ja?“
Er schloss die Haustür auf und führte sie durch das leere, dunkle Lokal, dann durch den kurzen Gang am Büro und seinem privaten Bad vorbei, und dahinter lag ein kleiner Raum, der nur mit dem Nötigsten ausgestattet war. Zac konnte sich nicht erinnern, wann die Bettwäsche das letzte Mal gewechselt worden war, und die Luft in dem Raum roch verbraucht und muffig, sodass er erst einmal das Fenster öffnete.
Dann holte er ihr ein Glas Wasser, damit sie ihre Medikamente nehmen konnte. Ihr Blick war schläfrig, und die Wimperntusche war verschmiert, sodass sie viel jünger aussah, als sie war. Sie wirkte so hilflos. Zum Schlafen holte er ihr ein T-Shirt oben aus seiner Wohnung, das ihr wahrscheinlich bis zu den Knien reichen würde.
Als sie schließlich mit allem versorgt war, drehte er sich an der Tür noch einmal um und sagte: „Ich komme dann in zwei Stunden, um dich zu wecken.“
Sie saß auf der Bettkante, das T-Shirt an sich gepresst, und sah ihn mit diesen großen blauen Augen an, nach denen er einmal völlig verrückt gewesen war.
„Danke, Zac“, sagte sie.
Er warf ihr noch ein ziemlich verkrampftes Lächeln zu und verschloss dann die Tür von außen. Eine Weile lief er einfach so herum und räumte dies und das im Lokal auf, um irgendetwas zu tun zu haben. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, und seine Nerven flatterten, als hätte er literweise Kaffee getrunken.
Gegen halb fünf Uhr morgens zwang er sich schließlich, sich auf der durchgelegenen Couch in seinem Büro auszustrecken, die viel zu kurz für ihn war. Er stellte seinen Wecker auf sechs, weil er dann nach Lucy schauen musste, aber als der Wecker dann klingelte, hatte er immer noch kein Auge zugetan. In den Gottesdienst würde er es also wahrscheinlich nicht schaffen.
Als er in Lucys Zimmer schlich, drangen durch das angelehnte Fenster morgendliche Geräusche herein, und das erste Tageslicht fiel durch die transparenten Gardinen auf ihre mit einer Flickendecke zugedeckte Gestalt in dem Bett. Sie lag mit angezogenen Knien auf der Seite, das Gesicht zur Tür.
Ganz kurz stellte er sich vor, wie es wohl wäre, wenn die letzten sieben Monate nicht gewesen wären, wenn sie nicht aus Summer Harbor weggegangen wäre und sie am 17. November tatsächlich geheiratet hätten. Wenn sie jetzt in ihrem gemeinsamen Bett läge und seine Frau wäre. Bei dieser Vorstellung begann sein Herz wie wild zu schlagen.
Mann, hör endlich auf damit!
Zac schlich hinüber zum Bett, berührte sie an der Schulter und sagte: „Lucy.“
Sie rührte sich nicht, also stupste er sie noch einmal an und wiederholte: „Wach auf, Lucy.“ Jetzt tat sich etwas.
„Zac?“ Ihre Stimme war noch rau vom Schlaf.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er.
„Hmmm.“
„Gut. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dir gutgeht.“ Er wandte sich wieder zum Gehen, aber sie griff nach seiner Hand und sagte: „Bleib noch.“
Das brachte ihn beinah um, aber er entzog ihr seine Hand wieder und sagte: „Ich bin nebenan im Büro. Schlaf jetzt weiter.“
Wieder im Büro, stellte er den Wecker auf 9.00 Uhr, starrte dann aber wieder nur hellwach an die Decke und überlegte, was er tun sollte. Als Erstes würde er nach Hochzeiten in Portland suchen, dann recherchieren, in welcher Kirche die Hochzeit stattgefunden hatte und dort den Pastor um die Telefonnummer des Bräutigams bitten. Wenn er sich erst einmal mit Lucys Verlobtem in Verbindung gesetzt hatte, wäre es geschafft, doch bei diesem Gedanken hatte er ein hohles Gefühl im Bauch. Aber je schneller er sie wieder nach Portland bringen konnte, desto besser.
Er musste schließlich doch eingeschlafen sein, denn als er das nächste Mal die Augen aufschlug, schien die Sonne zum Fenster herein. Als der Wecker klingelte, schaute er nach Lucy, taumelte dann wieder zurück zur Couch und schlief auf der Stelle erneut ein.
Das nächste Mal wurde er durch ein Klopfen geweckt. Mit einem Ruck setzte er sich auf, und seine Gedanken gingen wild durcheinander. Doch dann war die vergangene Nacht wieder da: Lucys Anruf … die Notaufnahme im Krankenhaus … Lucy in seinem Gästezimmer.
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
Da klopfte es wieder. Zac stand von dem unbequemen Sofa auf und ging zum Hintereingang.
Auf der Veranda stand Beau in seinem Gottesdienstoutfit und sah ihn finster an.
„Wo warst du denn? Wir haben in der Kirche auf dich gewartet“, sagte er vorwurfsvoll.
Zac drehte sich wortlos um und ging wieder zurück ins Haus. Für so ein Gespräch war es wirklich noch zu früh. „Ich bin spät ins Bett gekommen und habe nicht viel geschlafen“, antwortete er deshalb nur und ging in Richtung seiner Wohnung im Obergeschoss, um sich dort einen Kaffee zu kochen, den er jetzt dringend brauchte. Beau kam hinterher und sagte: „Ich habe dir den ganzen Morgen SMS geschrieben.“
„Gab es denn etwas Wichtiges?“, erkundigte sich Zac.
„Willst du mich auf den Arm nehmen? Du haust gestern Abend ohne eine Erklärung einfach ab, überlässt mir dein Lokal und tauchst dann heute Morgen nicht im Gottesdienst auf, was soll ich denn da bitte schön denken?“
Zac betrat sein Wohnzimmer, ließ die Wohnungstür offen und ging wie ein Zombie direkt zur Kaffeemaschine. „Gab es denn irgendwelche Probleme?“, fragte er.
„Nee, keine – was ist los, Zac? Du siehst richtig scheiße aus.“
„Kannst du mich nicht wenigstens erst mal einen Schluck Kaffee trinken lassen? Meine Güte!“ Er füllte Wasser in die Kaffeemaschine, Kaffeepulver in den Filter und schaltete dann das Gerät ein. Dabei hörte er die ganze Zeit, wie sein Bruder im Wohnzimmer hin und her tigerte. Das war Beau im Großen-Bruder-Modus.
Zac nahm einen Becher aus dem Schrank und drehte sich zu seinem Bruder um. Der schaute aus dem Fenster, von dem aus man den ganzen Hafen überblicken konnte. „Möchtest du auch Kaffee?“, fragte er Beau.
„Nein, danke.“
Der Gedanke an die Informationen, die er gleich zusammentragen musste, und an Lucy, die unten im Gästezimmer lag und schlief, bereitete ihm Kopfschmerzen. Mittlerweile war es fast halb eins. Wenn Beau wieder weg war, würde er nach ihr schauen und dann anfangen zu googeln.
Es würde sicher nicht lange dauern, die Informationen über ihre Hochzeit zu bekommen und ihren Verlobten ausfindig zu machen. Ungeduldig schaute er zu, wie der fertige Kaffee tröpfchenweise durch den Filter lief. Komm, mach schon!
Mit etwas Glück würde er die nötigen Informationen sicher rasch bekommen, und dann wäre Lucy schon vor Ende des Tages wieder in Portland. Wenn schließlich noch ihr Gedächtnis zurückkäme, gäbe es für alle ein Happy End.
Seine Gedanken gingen jetzt zu dem Mann, den Lucy hatte heiraten wollen. Der arme Kerl. Er hatte ja keine Ahnung, in was er da hineingeraten war und was auf ihn zukam.
Aber noch während er das dachte, erschien auch das Bild von der süßen Lucy in seinem Kopf, von der Lucy, die ihn und sein Leben auf so großartige Weise auf den Kopf gestellt hatte. Sie war alles gewesen, was er sich je von einer Frau erträumt hatte
Und dann hat sie dich einfach sitzenlassen.
Glücklicherweise begann in dem Moment die Kaffeemaschine zu gurgeln – das Zeichen, dass die Droge seiner Wahl fast fertig war. Er goss sich den Becher voll, trank einen Schluck und ging dann zurück ins Wohnzimmer. Vielleicht konnte er Beau ja mit irgendeiner Ausrede dazu bewegen, wieder zu gehen.
Doch als er in der Tür zum Wohnzimmer ankam, erstarrte er, weil genau in dem Moment Lucy in der Wohnungstür auftauchte. Ihr dunkles Haar war zerzaust, das lockere T-Shirt ging ihr nur bis zur Mitte des Oberschenkels, und sie sah unglaublich sexy aus. Sie warf Zac einen zaghaften Blick zu und bemerkte erst da, dass Beau zu Besuch war.
Sie erschrak und brachte gerade noch ein „Hallo, Beau …“ heraus.
Der drehte sich um, bekam ganz große Augen und stammelte: „Nein … nein, das ist doch nicht wahr, oder?“ Dann ging sein Blick zurück zu Zac und durchbohrte ihn förmlich.
So ein Mist! Konnte man denn nicht einmal in Ruhe einen Becher Kaffee trinken?
„Du hast hier oben nichts zu suchen“, sagte Zac zu Lucy, und seine Stimme klang barscher als beabsichtigt.
Es war, als ob Lucy in sich zusammenfiel. Sie verschränkte die Arme vor dem Körper und begann: „Ich kann …“
„Ich bin gleich unten“, unterbrach er sie. Wahrscheinlich hätte er ihr einen Becher Kaffee anbieten sollen, aber er wollte sie nur möglichst schnell wieder aus seiner Wohnung haben.
Ihr Blick ging zwischen Beau und Zac hin und her, und dann sagte sie: „O – okay“, und verließ den Raum.
Zac schloss die Tür hinter ihr, trank noch einen großen Schluck Kaffee und merkte gar nicht, dass er sich heftig den Mund verbrannte. Er spürte Beaus Blick auf sich, als er sich in seinen Lehnstuhl setzte und versuchte, nicht daran zu denken, dass seine Ex-Verlobte, die immer noch in ihn verliebt war, nur mit einem T-Shirt bekleidet unten in seinem Gästezimmer saß.
„Was war das denn???“, fragte ihn sein Bruder völlig entgeistert.
Zac blickte auf, vermied es aber, seinen Bruder direkt anzusehen. Trotzdem sah er aus dem Augenwinkel, wie Beau mit fassungslosem Blick ungläubig den Hals reckte.
„Es ist nicht so, wie es aussieht“, sagte Zac deshalb.
„Wie ist es denn dann?“
„Sie hatte einen Unfall, bei dem sie sich verletzt hat, und ich habe ihr geholfen. Das ist alles. Ich bringe sie noch heute wieder nach Hause …“
„Du hilfst ihr?“, fragte Beau – immer noch mit ungläubigem Staunen in der Stimme.
„… wenn alles läuft wie geplant, ist sie heute Abend wieder zu Hause.“
„Sie hat dich verlassen, Zac!“
„Sie hat eine Gehirnerschütterung und eine Amnesie. Was sollte ich denn da deiner Meinung nach tun?“
„Darum ging es bei dem Anruf also? Nach allem, was sie dir angetan hat, ruft sie einfach so aus heiterem Himmel an, und du springst sofort wieder …“
„Jetzt geht das wieder los“, sagte Zac genervt.
„… um sie zu retten?“
„Sie kann sich an nichts erinnern – oder ist dir dieses kleine Detail gerade eben entgangen?“, fragte Zac seinen Bruder ziemlich verärgert.
Beau steckte seine Hände tief in die Taschen seiner Cargohose und entgegnete: „Es wäre mir völlig egal – und wenn sie Malaria hätte. Das ist doch nicht dein Problem. Sie hat jedes Recht verwirkt, dich um Hilfe zu bitten, als sie dich so kurz vor der Hochzeit einfach sitzenließ und es dir überlassen hat, alles abzusagen – nur falls du das schon vergessen hast.“
„Ich habe gar nichts vergessen! Wenn jemand etwas vergessen hat, dann sie“, erklärte Zac. „Sie kann sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass sie aus Summer Harbor weggegangen ist. Sie ist irgendwo auf dem Fliesenboden einer Damentoilette mit einer Beule am Kopf aufgewacht, und die letzten sieben Monate sind einfach weg.“
Beau sah ihn intensiv an, so als ob er versuchte, das alles irgendwie zusammenzubekommen.
Viel Glück – dachte Zac. Er selbst war dabei noch nicht einmal bis zum Brautkleid gekommen.
Beau ging jetzt zum Sofa und ließ sich gegenüber von Zac hineinfallen, stützte die Ellbogen auf die Knie und kniff wissend die Augen zusammen.
„Sie spielt doch irgendein Spiel mit dir, Zac“, meinte er schließlich.
„Das habe ich auch erst gedacht, glaub mir. Aber ich bin mit ihr im Krankenhaus gewesen, und sie hat wirklich eine schwere Gehirnerschütterung.“
„Woher weißt du denn sicher, dass sie den Gedächtnisverlust nicht nur vortäuscht?“, fragte Beau misstrauisch. „Ich weiß es einfach“, antwortete Zac.
„Komm schon, Zac, sei doch nicht so gutgläubig.“
Das tat jetzt richtig weh. Wütend starrte er Beau an und sagte dann: „Ich bin verdammt noch mal kein bisschen gutgläubig. Was willst du eigentlich? Den Arztbericht? Ich war doch selbst dabei, als der Arzt ihr die Amnesie bescheinigt hat.“
„Weil sie gesagt hat, dass sie sich an nichts erinnert? Komm schon, Zac. Du weißt, dass du eine Schwäche für sie hast. Nach all dem, was sie hier schon abgezogen hat, würde ich ihr so etwas auf jeden Fall zutrauen.“
„Du hast sie gestern Nacht nicht gesehen, hast nicht miterlebt, wie aufgewühlt und durcheinander sie war. Sie ist sogar ins Krankenhaus gegangen, und du weißt, wie schlimm das für sie ist. Wieso sollte sie lügen? Sie war es doch, die mich verlassen hat.“
„Vielleicht hat sie ja ihre Meinung geändert. Vielleicht ist das ein hinterhältiges Spiel mit deinen Gefühlen, damit du …“
„Sie hatte ein Brautkleid an, okay?“
„Sie hatte was???“
„Sie hatte ein Brautkleid an und einen Verlobungsring am Finger, der nicht von mir ist. Es war der Tag ihrer Hochzeit, und sie kann sich nicht einmal daran erinnern, wen sie heiraten wollte.“
Irritiert runzelte Beau die Stirn. „Aber das ergibt doch gar keinen Sinn.“
„Ich werde das heute alles klären. Ich mache ihre Familie ausfindig und bringe sie so schnell wie möglich wieder dorthin zurück.“
„Wo hast du sie denn überhaupt abgeholt?“, erkundigte sich Beau.
„In Portland.“
„Das verstehe ich nicht. Es ist doch erst – sechs? – Monate her, dass sie weg ist, oder?“, bemerkte Beau kopfschüttelnd.
„Sieben Monate“, korrigierte er seinen Bruder. Und achtzehn Tage, aber wen außer ihm interessierte das schon?
„Und sie hat nicht nur einfach ihr Leben wieder aufgenommen, sondern auch noch einen anderen Typen so gut kennengelernt, dass sie ihn heiraten wollte?“
Zac zuckte mit den Schultern. Es tat weh, da gab es nichts zu beschönigen. Und er war hier zurückgeblieben, zwang sich dazu, sich mit anderen Frauen zu verabreden, während sie schon wieder so weit war, den Schritt in eine Ehe zu wagen.
„Glaubst du denn, dass sie dich schon mit jemandem betrogen hat, als sie noch hier war?“, fragte Beau.
„Ich weiß es nicht.“ Er dachte noch einmal zurück an den vergangenen Herbst. Sie waren so glücklich gewesen. Zumindest hatte er das geglaubt. „Ich habe jedenfalls nichts gemerkt. Es war alles in Ordnung.“ Als Beaus und sein Blick sich begegneten, hingen unausgesprochen die Worte Offenbar ja nicht zwischen ihnen.
„Darüber will ich mir auch gar keine Gedanken mehr machen“, erklärte Zac. „Ich möchte nur möglichst schnell ihren Verlobten finden, sie bei ihm abliefern und dann vergessen, dass sie überhaupt hier gewesen ist.“
„Ich weiß ja nicht, ob das so einfach werden wird“, sagte Beau darauf.
„Dafür werde ich sorgen. Und vielleicht kannst du die Sache ja bis dahin für dich behalten. Ich könnte es jetzt nämlich nicht gut ertragen, wenn mir alle möglichen Leute mitfühlend auf die Schulter klopfen und mich fragen würden, wie es mir geht – oder schlimmer noch, darüber tratschen, was für ein gutgläubiger Idiot ich bin.“
„Aber die Leute werden sie doch hier sehen, Zac.“
„Ich lasse heute den Laden zu, und bis heute Abend habe ich sie nach Portland zurückgebracht – und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“