Читать книгу Wahre Helden - Dennis Blesinger - Страница 4

2

Оглавление

Im Prinzip hätte sich David jetzt im Seminarraum 17 befinden müssen, um einen weiteren Vortrag zum Thema 'Entstehung von Sonnenflecken und deren Auswirkungen auf das Klima von Erde, Venus und Mars' über sich ergehen zu lassen. Da er aber erstens letzte Nacht ungeheuer einen drauf gemacht und darüber hinaus seine Abschlussarbeit bereits fertig geschrieben hatte, blickte er mit einem breiten Grinsen auf die Uhr und drehte sich noch einmal um, um wieder in die offenen Arme von Bruder Schlaf zu fallen.

Außerdem konnte er sich leisten, eine Sitzung zu versäumen. Seine Lehrer waren da mit Sicherheit anderer Meinung, aber immer, wenn dieses Thema zur Sprache kam, wies David sie darauf hin, dass er Mitglied der zweitbesten Klasse war, die seit der Einrichtung der 'First Extra Planetarial University', normalerweise kurz EPU genannt, vor siebenundzwanzig Jahren existierte. Die Tatsache, dass David selbst wahrscheinlich den drittbesten Notendurchschnitt seines Jahrgangs erhalten und auch noch in die ewigen Top Ten seines Fachbereiches kommen würde, war zumindest den Lehrern bekannt und musste in diesem Zusammenhang in der Regel nicht extra erwähnt werden. Seinen Mitschülern war diese Tatsache bis auf seine engsten Freunde nicht bewusst, was ihm ganz recht war. So etwas brachte schnell den Ruf eines Strebers ein, was wiederum ein reichlich einsames Leben bedeutete.

Gerade auf der Station bedeutete die Akzeptanz und die Zugehörigkeit zu den übrigen Studenten alles, da die vier Jahre, die die Studenten hier verbrachten, ohnehin sehr arm an Ablenkungsmöglichkeiten waren. Seine Eltern schwärmten ihm regelmäßig, trotz aller Missstände, die damals geherrscht hatten, von ihrer Studienzeit vor, sodass sich in ihm irgendwann der Gedanke geregt hatte, er könnte vielleicht doch etwas verpasst haben.

Er hatte sich eine VR-Aufzeichnung angesehen, deren Existenz einigen, 'der guten alten Zeit' nachtrauernden Nostalgikergruppen zu verdanken war, die es sich zum Ziel gemacht hatten, das damalige Studentenleben der Nachwelt so realistisch wie möglich veranschaulichen zu müssen. Das Produkt war entsprechend ein in allen Punkten lebensnahes Programm, das alle Einzelheiten simulierte. Von den Professoren bis hin zur Luftqualität in den Hörsälen, die beide ungefähr gleich schlecht waren, was nach Davids Meinung eine beachtliche Stoffwechselleistung des menschlichen Körpers darstellte.

Die Veranstaltungen waren in einem Maße überfüllt gewesen, dass nach spätestens zehn Minuten der Sauerstoffgehalt der Luft unzureichend wurde, um eine angemessene Konzentration zu gewährleisten. Darüber hinaus herrschte aufgrund der Masse von Zuhörern eine permanente Geräuschkulisse, die es unmöglich machte, dem Dozenten durchgehend Aufmerksamkeit zu schenken. Die übrigen äußeren Bedingungen waren ebenfalls extrem abstoßend gewesen, soweit David es beurteilte. Stellenweise war man aus dringend benötigten Seminaren heraus gelost worden, weil nicht genug Plätze vorhanden waren, dann wiederum hatte es in einigen Fächern bis zum Abschluss keinerlei Zwischenprüfungen gegeben, die einem zeigten, wie man nun eigentlich dastand. Endprüfungen mussten selbst organisiert werden, während man sich auf eben jene Prüfung vorzubereiten hatte und so weiter.

Auch die Gegenwart hatte ihre Nachteile, unbestreitbare sogar, aber was die Effektivität anging, so war das jetzige System ungeschlagen in der bekannten Geschichte. Die Studenten wurden, sofern sie die Aufnahmeprüfung bestanden, auf der Station einquartiert, wo sie für die Dauer von vier Jahren wohnten, lebten und studierten. Auf der Station lebten insgesamt eintausendzweihundert Studenten und fünfundsiebzig Dozenten, wovon in regelmäßigen Abständen einige Personen für Exkursionen vorübergehend ausquartiert wurden, so wie in diesem Augenblick. Die momentan stattfindende Exkursion hatte mit Davids eigentlichem Studienziel wenig zu tun, da sich politische Phänomene selten außerhalb eines bewohnten Planeten erforschen ließen, höchstens geographische, jedoch hatte er die Kurse seines Nebenfaches schon vor einem Jahr abgeschlossen. Er musste jedoch wie jeder andere eine gewisse Anzahl an Tagen verbringen, in denen es um 'vorwiegend praxisorientierte Erkundung eines studienrelevanten Gegenstandes' ging. Da Praktika in der Regel fürchterlich zeitraubend waren und meist auch noch schlecht bezahlt wurden, entschieden sich viele Studenten für die Exkursionen, bei denen in der Regel ein Phänomen im Raum wie z.B. der Asteroidengürtel, Kometen, Sonnenwinde, Hintergrundstrahlung beobachtet oder ähnliche Dinge untersucht wurden.

Oder man flog zum Mond. Da David allerdings schon drei Mal dort und zu dem Schluss gekommen war, dass der Erdtrabant und die darauf befindliche Siedlung im besten Falle langweilig waren, hatte er sich entschieden, seine letzten sechs Wochen praxisorientierten Unterricht auf der Columbus zu verbringen. Der eigentliche Praxisanteil reduzierte sich bei solchen 'Ausflügen' zwar meist auf ein paar wenige Tage, da jedem der insgesamt fünf Fachbereiche an Bord ein jeweils gesondertes Phänomen zur Untersuchung gezeigt wurde, sodass man, wenn man nicht das Glück oder Pech hatte, mehreren Fachbereichen anzugehören, nur ein paar Tage wirklicher Arbeit vor sich hatte. Der Rest wurde von der Hin- und Rückfahrt in Beschlag genommen, jedoch war dies immer noch besser als auf dem Mond festzusitzen, hatte David entschieden.

Die lange Zeit, die es zu überbrücken galt, brachte natürlich ebenfalls Nachteile mit sich. Schon auf der Station war Leben nicht von Ausschweifungen bestimmt, das ergab sich allein durch das fast völlige Fehlen von Kneipen und vergleichbaren Orten, aber auf der Fähre war absolut gar nichts vorhanden, sofern man es nicht mitbrachte, was natürlich verboten war.

Das völlige Fehlen jeglicher Vergnügungsmöglichkeiten an Bord hatte zwei Folgen: Erstens war der Umgang zwischen Studenten und Studentinnen mehr als offen und zweitens hatte sich eine inoffizielle Tradition eingebürgert, das Gepäck, welches man auf das Schiff mitnehmen durfte, zum größtmöglichen Teil aus Alkohol, Marihuana und ähnlichen Dingen bestehen zu lassen.

Sechs Wochen in völliger Abgeschiedenheit ließen es allerdings auch bei großartigem Organisationstalent nur zu, sich maximal einmal in der Woche 'die Kante zu geben', wie Michael es gestern so schön ausgedrückt hatte. Es bedurfte in dieser Hinsicht eines gewissen Einfallsreichtums, da im Laufe der Zeit, was Rauschgifte betraf, die Kontrollen immer mehr verschärft und verbessert worden waren, speziell, seit Marihuana als eine harte Droge klassifiziert galt.

Alles in allem funktionierte das Prinzip. Die Gebühren für das Studium an der EPU waren zugegebenermaßen horrend, aber es fand sich immer ein Geldgeber, der das Studium bezahlte, und sei es nur aus geschäftlichen Gründen. Allein das in dieser Form gewährte Darlehen ermutigte die Studenten dazu, ihr Studium ernst zu nehmen. Sollte man, ein Fall, der bisher noch nicht eingetreten war, den angestrebten Abschluss nicht erreichen können, so stand man angesichts der existierenden Schulden vor dem finanziellen Ruin, ein Zustand, den es möglichst zu vermeiden galt.

Ein Abschluss an der EPU hingegen versprach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Job, der es einem leicht ermöglichte, das in die Ausbildung investierte Geld wieder zurückzuzahlen.

In den letzten siebenundzwanzig Jahren hatte es genau siebzehn Studenten gegeben, die keinen Abschluss gemacht hatten. Zwei davon waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, einer hatte aufgrund eines beträchtlichen Erbes das Studium vorzeitig abgebrochen, zwei hatten aufgrund ihrer Studienfächer und der bis dahin errungenen Noten derartig verlockende Angebote bekommen, dass es mehr als dämlich gewesen wäre, diese Angebote nicht anzunehmen und der Rest hatte sich den Terraformprojekten auf Mars, Venus und Proxima Zentauri angeschlossen. Endgültige Resultate der beiden Projekte innerhalb des Sonnensystems waren allerdings erst in frühestens einem Jahr zu erwarten. Ob und wann sich Proxima Zentauri melden würde, stand noch sprichwörtlich in den Sternen.

Proxima Zentauri war mehr oder weniger die letzte Hoffnung auf Realisierung des Traumes der Menschheit, die Besiedlung des Weltalls.

Die Terraformung von Venus und Mars kam nur schleppend voran. Als mit dem Projekt Anfang des Jahrhunderts begonnen worden war, hatte es geheißen, dass in dreißig Jahren die ersten Kolonisten den Mars würden besiedeln können und somit der erste Schritt in Richtung Eroberung des Weltraumes endlich getan werden würde.

Mitnichten.

Nachdem auf dem Mars in irgendeiner dunklen und besonders abgelegenen Höhle seltsame Moose entdeckt worden waren, die zu allem Überfluss auch noch sich verändernde Abwehrmaßnahmen besessen hatten, war das Projekt fast dreißig Jahre lang auf Eis gelegt worden, um zu verhindern, eine möglicherweise intelligente Lebensform zu vernichten.

Irgendwann war man dann zu dem Schluss gelangt, dass diese Pflanzen nicht einmal den IQ einer geschälten Kartoffel besaßen und hatte die Arbeit wieder aufgenommen. Da sich inzwischen die Position des Planeten in Bezug auf die Erde jedoch drastisch verändert hatte, waren neue Berechnungen notwendig gewesen, die das Projekt um weitere drei Jahre verzögert hatten. Jetzt, fast neunzig Jahre nach Beginn des Projektes, war seit knapp drei Jahren eine ständige Station auf dem Mars eingerichtet, die den Terraformvorgang überwachte. Im Gegensatz zu Mars und Venus – auch hier gestaltete sich die Besiedlung ähnlich kompliziert – hatte sich der dritte Planet von Proxima Zentauri geradezu als Paradies entpuppt. Die einzige Hürde, die es zu überwinden galt, war die Reisezeit, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde. Vorausgesetzt, während der Reise käme es nicht zu unvorhergesehenen Zwischenfällen.

Alle anderen jemals der EPU angehörigen Personen hatten entweder einen gesicherten Job, hatten sich bereits zur Ruhe gesetzt oder befanden sich in Führungspositionen von Unternehmen oder Regierungen. David persönlich wollte so schnell wie möglich seine Professur hinter sich bringen, um dann seinerseits an der EPU zu unterrichten. Jedes Unternehmen auf der Erde würde ihn mit Handkuss als Ausbilder annehmen, aber David zog es vor, mit jüngeren Menschen zu arbeiten, selbst wenn das weniger Geld bedeutete. Der ausschlaggebende Faktor für seine Entscheidung war – genauso wie für diese Fahrt – jedoch seine Faszination für den Weltraum gewesen.

Viele seiner Kommilitonen empfanden Sehnsucht nach der Farben- und Sinnesvielfalt der Erde, nachdem sie fast vier Jahre im Weltraum zugebracht hatten. Soweit ihm bekannt war, war David einer von zwei Menschen auf dem gesamten Schiff, der seine 'Fenster', die in Wirklichkeit Projektionsschirme waren und sich auf alle möglichen Bilder einstellen ließen, auf Außenansicht eingestellt hatte. Das All, die Sonne, die Sterne, untermalt vom immerwährenden Schimmern der Milchstraße, dieser Gesamteindruck, der sich dabei einstellte, hatte eine ungemein beruhigende Wirkung auf ihn, was seinem stellenweise etwas zu emotional reagierenden Wesen zugute kam.

Darüber hinaus half es ihm beim Lernen. Es erinnerte ihn stets daran, was er erreichen wollte, wo und wie er sein zukünftiges Leben verbringen wollte, wenn er mal wieder eine leichte Krise ob seiner täglichen Studien oder das Examen betreffend hatte.

Die momentan größte Störung seines Studienzeitplanes lag allerdings gerade neben ihm und verpasste ihm im Schlaf ungewollt einen Kinnhaken, der ihn wieder in die Realität zurückholte.

Das einzige wirkliche Problem, das sich beständig seit der Errichtung der EPU hielt, war das der sexuellen Freizügigkeit. Bei dreihundert Studenten pro Jahrgang und einem Verhältnis von nahezu eins zu eins, was Männer und Frauen betraf, gab es nicht viel, was man anhand der fehlenden Zerstreuungsmöglichkeiten tun konnte, als sexuell mindestens einigermaßen aktiv zu werden, sofern man sich nicht der Askese verschrieben hatte. Die diesem Umstand zuzuschreibende und – im Verhältnis zur Population – ungewöhnlich hohe Zahl der ungewollten Schwangerschaften war ein Sachbestand, der sich seit dem ersten Jahr etabliert hatte und der regelmäßig von konservativen oder religiösen Gruppierungen verwendet wurde, um entweder die Schließung des Institutes oder die Umwandlung desselben in eine nicht-koedukative Einrichtung zu fordern. Einzig und allein die Streitfrage, welches Geschlecht nun unterrichtet werden sollte, oder welche Religion die Schirmherrschaft übernehmen würde, hatte bisher die Bildung einer durchsetzungsfähigen Mehrheit verhindert. Doch diese Gefahr nahm ab, je länger sich die EPU als erstklassige Bildungseinrichtung bewies.

Die neben David liegende Störung trug den Namen Sonja und war Davids dritte Freundin während seiner Studienzeit, womit er weit unter dem Durchschnitt lag, seine männlichen Kollegen betreffend. Der lag bei annähernd acht. David hatte das nie so ganz verstanden. Zu Ende gegangene Beziehungen, beziehungsweise die vorausgehenden Trennungen nahmen ihn meist viel zu sehr mit, als dass er besonders schnell zu etwas Neuem in der Lage gewesen wäre. Noch immer verschlafen, trotz der annähernd nachmittäglichen Zeit, stützte er seinen Kopf auf seine Hand und betrachtete den Menschen, der da neben ihm lag.

Fast eins achtzig groß, somit fast so groß wie er selbst, mit völlig zerzausten – woran er nicht ganz unschuldig war – dunkelroten Haaren, und einem im Moment sehr entspannten und friedlichen Gesicht war sie ein Mensch, der eigentlich überhaupt nicht zu ihm passte, wenn er es genau betrachtete. Sie war hübsch, was sie auch wusste, und das zeigte sie auch. Normalerweise hätte er so ein Verhalten als affektiert, eingebildet und selten dämlich bezeichnet, nur bei ihr störte ihn das nicht. Sie war unglaublich gut gebaut, was ihr fortwährend bewundernde Blicke von anderen Männern einbrachte. Karriere war etwas, das ihr wirklich wichtig war und wofür sie auch bereit war, andere Dinge hinten an zustellen.

Alle diese Eigenschaften hatten ihn immer zurückgehalten, sie anzusprechen, drei volle Jahre lang. Dann war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie beide einer Arbeitsgruppe zugeteilt worden waren und sich in seinem Quartier zum Vorbereiten getroffen hatten. Nach der Sitzung, als alle anderen schon gegangen waren, hatten sie zwei volle Stunden damit verbracht, die Aussicht aus seinem Fenster zu betrachten, nein, zu bewundern, und das, ohne ein einziges Wort zu sagen.

Danach war es eine Sache von einer Woche gewesen, dass sie mehr oder weniger bei ihm eingezogen war. Dieser Umstand hatte zu nicht wenigen Komplikationen an Bord geführt. Neben den technischen Bedingungen, die auf Dauer immer nur eine Person pro Quartier erlaubten, war es zu einigen überraschenden Auseinandersetzungen mit einigen – meist männlichen Kommilitonen gekommen, die sich ebenfalls in Sonja verguckt hatten und die jetzt übermäßig enttäuscht waren. Ihre Anwesenheit beeinträchtigte seine Studien erheblich, nur machte das nichts aus. Die Zeit auf der Columbus wie auch das gesamte Studium war so gut wie vorbei, die Prüfungen würden in zwei Monaten stattfinden und den dafür erforderlichen Stoff konnte er sogar in seiner momentanen Verfassung herunter beten, der einen mittelschweren Kater und schätzungsweise immerhin noch knapp ein Promille beinhaltete.

In der vergangenen Nacht waren sie, nachdem ihre Gruppe auf fünf zusammengeschrumpft war, in sein Quartier gegangen, um dort einen Teil der mitgebrachten Alkoholika zu verzehren. Gegen fünf Uhr morgens, als Rebecca, eine Freundin von Sonja, angefangen hatte, falsch und laut zu singen, waren er und Michael gezwungen gewesen, ihr den Mund zuzuhalten und sie gemeinsam in ihr Quartier zu tragen. Als beim Rückweg der Gang bedrohlich angefangen hatte zu schwanken, war auch David zu dem Entschluss gekommen, es sei besser, jetzt zu Bett zu gehen und hatte Michael, der seinerseits auf einem von Rebeccas Stühlen eingeschlafen war, seinem Schicksal überlassen.

Nachdem er sich satt gesehen hatte, stand David auf, um das Frühstück herzurichten. Als er die Konsole diesbezüglich eingestellt hatte, setzte er sich in seinen Sessel, um die Aussicht die viereinhalb Minuten zu genießen, die es brauchen würde, die Brötchen, den Kaffee und alle anderen Zutaten herzustellen und zuzubereiten.

Der Sessel war eine Spezialanfertigung eines Freundes, der Industriedesign studierte. Eigentlich hatte er seinen festen Platz auf der EPU, jedoch hatte David es hinbekommen, ihn nach und nach in Einzelteilen an Bord zu schmuggeln. Diverse gefälschte Lieferscheine und Firmenausweise hatten in diesem Zusammenhang eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Mit absoluter Sicherheit stellte er einen Verstoß gegen diverse Bestimmungen an Bord dar, nach denen jedes Möbelstück auf eine bestimmte Art und Weise herzustellen war und nur aufgrund medizinischer Befunde verändert werden durfte. Dieser Sessel entsprach keiner dieser Vorschriften. Er war riesig, es ließ sich nachgewiesenermaßen zu zweit darin schlafen, er war schwer – es hatte einer Metallrohrrahmenverstärkung mit anschließender zusätzlicher Verankerung im Boden bedurft, damit das Möbelstück nicht fortwährend umfiel oder in einzelne Stücke zerbrach – wesentlich schwerer, als es die offiziellen Belastungsgrenzen der tragenden Elemente des Schiffes erlaubten, in diesem Fall der Boden, und er war ungeheuer gemütlich. Der Hauptgrund dieser Gemütlichkeit entsprang der unglaublich geschmacklosen Auswahl, was Material und Farbe betraf.

David hatte, als er eines der familieneigenen Fotoalben durchstöbert hatte, eine Aufnahme gesehen, auf der eine seiner Vorfahren zu sehen gewesen war. Das Sofa, auf dem die Frau während dieser Aufnahme saß, hatte es ihm angetan.

Eigentlich, so war es ihm damals durch den Kopf gegangen, hätte so eine Farbzusammenstellung aus reinen Menschenrechtsgründen gar nicht existieren dürfen, aber in den siebziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts war so ziemlich alles möglich gewesen, wie er später festgestellt hatte.

Wahre Helden

Подняться наверх