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TERRY

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Tagebuch habe ich wohl geführt, so sagt mir meine vordergründige Erinnerung, seit ich das erste mal verliebt war. Den Anfang machte hierbei ein wunderschönes Mädchen namens: Jacqueline. Die ungewöhnlichste aller hierzulande bekannten Schreibweisen hatte ihre Mutter übernommen von der Ehefrau des ermordeten Präsidenten der USA, John F. Kennedy. Freilich war und ist diese zeitlebens nur abgekürzt „Jacky“ gerufen worden, weswegen diese Schreibweise noch unbekannter war und ist, als ohnehin durch die seltene Verwendung.

Die Kleine war ein Wildfang, eine auffällige, quirlige Person. Ich bin mir bis heute sicher, sie hat mich nie auch nur im Geringsten wahrgenommen. Ihr Augenmerk, seit sie fünfzehn war und sich ihre Welt allmählich deutlicher um Jungs drehte, galt den auffälligen Großmäulern, den Machos und Schlägertypen.

Nein, zu der Riege konnte ich mich zu jener Zeit nicht zählen. Noch nicht.

So schrieb ich damals, als ich siebzehn war und gut und gerne meine hundert-achtzig Pfund auf die Waage brachte, meinen ersten mir bekannten Satz in ein ausrangiertes Schulheft:

Es ist Montag. Noch...

In nicht einmal sieben Minuten wird Dienstag sein, und wieder ist ein ganzer Tag ereignisloser Trübsinnigkeit an mir vorübergezogen, wie ein Trauerzug auf dem Weg zum Friedhof.

Viel zu oft denke ich darüber nach wann ich wohl diese eine letzte Reise antreten werde, dabei bin ich noch nicht einmal volljährig.

Ich wünsche mir dafür einen weißen Sarg, einen mit silbernen Griffen. Die Sargträger müssen glänzend weiße Handschuhe tragen, aus Leder.

Dann eine leere Seite, so als habe ich schon damals, einer ungewissen Vorsehung folgend, meinem späteren „Ich“ ein Signal setzen wollen, beim Lesen zu erkennen, dass hier eine Pause eingetreten war und der folgende Eintrag einige Stunden später verfasst wurde:

Die Uhr steht auf Null, Dienstag, Ferien.

Ich werde gleich Schlafen gehen. Natürlich werde ich nicht schlafen, wälze mich bloß blöd im Bett rum, wie letzte Nacht und denke über irgendeinen Scheiß nach den ich dann morgen doch wieder vergessen haben werde. Sinnlos!

So ist es immer. Ich habe ja auch gestern Abend lange wachgelegen und gegrübelt, aber Pustekuchen, ich habe keinen blassen Schimmer worüber.

Heute, also gestern, ich meine Montag, habe ich in einer Revue gelesen. Da hat so ein Esoterik Futzi in einer Rubrik, der er die dämliche wie Neugier erzeugende Überschrift gab: „Würde ich in Würde leben“, Antworten an Leute verfasst die Probleme mit sich und dem Älter werden haben.

Bauernfängerei? Dann bin ich ein Bauer...

Eine Frau, Mitte Dreißig, schrieb sie würde so häufig als albern und kindisch bezeichnet und hoffe so sehr sie würde bald „erwachsen“ werden, um von der Gesellschaft bzw. ihrer direkten Umwelt bald „Akzeptiert“ zu werden.

Die Antwort vom weiß-bärtigen Nickelbrillen-träger, der weiter oben abgebildet der Verfasser der Rubrik sein sollte, gefiel mir außerordentlich gut: „Du solltest deiner Natur folgen, die besagt du bist wie du bist. Du willst erwachsen sein? <nein!> Schreit sie. Sie fleht dich an, dass du niemals erwachsen sein darfst, weil dein Leben dann nur noch vom Erwachsenen zum Toten verläuft.Nicht die Akzeptanz der Anderen sollte dein oberstes Ziel hierbei sein, vielmehr gilt es doch, dass du lernst dich selbst zu akzeptieren, um als Folge daraus die Meinungen der Anderen über dein Gottgegebenes Selbst zu formen.

Das ist eine erschreckende, wahre, und wohl auch die wohl am meisten deprimierende Sache die ich mir vorzustellen wagte. Aber ich gab ihm im Stilen Recht und dachte bei mir: „Du kannst dich davor schützen ohne viel tun.“

Meine Version dazu: „Tu einfach nichts dagegen.“ Dieser Satz hätte die Aussage des Autors noch perfekt abgerundet, meiner Meinung nach.

Wissen sie, auch heute kann ich mich noch gut an diesen Tag, oder besser diese Nacht erinnern. Ich sehe mich noch auf meinem Bett hocken und in ein kleines Heft schreiben.

Ich halte es für wichtig zu erwähnen, dass mir in dem Geschäft, in dem ich an besagtem Montag Kugelschreiber und Bleistifte kaufen wollte, und dies auch tat, prompt Jacqueline über den Weg lief, was ich damals wohl, bewusst, oder unbewusst, als Auslöser empfand mit dem Tagebuch-schreiben zu beginnen.

Damals hatten, wie ja im Text erwähnt, gerade die Osterferien begonnen. Ich verbrachte jeden Tag alleine Zuhause, fraß mir die Wampe voll und zeichnete wirres Zeug, das leider heute nicht mehr existent ist. Ich war wohl ein sehr introvertierter Teenager und trotz ausreichender Intelligenz nicht zu höherer Konversation fähig, als die mit mir selbst.

Doch das Erstaunliche ist, ich schrieb jene Zeilen auf.

Mein nächster Eintrag entstand leider erst ganze vier Monate später, als ich wieder Ferien hatte:

Sommerferien! Mein vorletztes Zeugnis, bevor ich mir ernsthafte Gedanken machen muss, wie es wohl nach Ende der Schulzeit weitergehen soll. Das hab ich nämlich bisher nicht in Angriff genommen. Ich will es eigentlich auch nicht. Zum Komikzeichner tauge ich ja anscheinend auch nicht, keiner mag meine Figuren. Die paar die sie kennen, meinen ich hätte ne Meise und warum ich mir bloß so aggressiven Müll ausdenken würde. Aber Batman oder Spiderman sind auch brutal, nur auf ihre Weise. Oder? In jedem der Comics von Marvel werden reihenweise Leute getötet, verletzt oder in ominöse Dimensionen vertrieben. Die Zeichner haben doch auch Erfolg? Warum sollten meine Helden unerkannt bleiben? Ich werde nie wieder zeichnen, ich schmeiße noch heute alle Comics weg, ich bin ein Versager.

P.S: Ich bin ein fetter Versager.

Wer von ihnen sich nun einen Dickbäuchigen pickeligen Buben vorstellt, der irrt sich gewaltig. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass ich eigentlich ein hübscher Bursche war. Aber mit einem weinenden und einem lachenden Auge gebe ich zu bedenken, dass besonders Jugendliche und Spät-pubertäre männliche Wesen nicht anders als Mädchen in diesem Alter, häufig ein immens verzerrtes Selbstbild aufweisen.

Ich bin heute und war damals etwa einen Meter und zweiundachtzig groß, da sind neunzig Kilo gar nicht so schlecht verteilt, wenn auch durchaus übergewichtig. Aber Terry fand sich derzeit so richtig hässlich und mochte sich kaum leiden. Er schrieb noch am selben Tag:

Toll. Jetzt hab ich wiedermal Nix was ich in den blöden Ferien veranstalten kann. Die tollen Mädchen gehen Schwimmen mit allen Fußballern und den blöden Rockertypen wie Danny Kowolsky.

Der Kerl sieht beinahe aus wie Nicholas Cage, hat Jenny heute gesagt, sie hat mich dabei so blöde angegrinst, dass ich ihr gerne die Brille ins Gehirn geschlagen hätte. Aber ich bin nicht nur fett sondern auch feige. Ich stand bloß da und habe genickt. Dann ist sie weggegangen. Keine Ahnung warum die Schlampe überhaupt zu mir kam. Nur um mir mitzuteilen wem Danny ähnlich sieht?

Ich muss anmerken, dass hier zum allgemeinen Verständnis eine entscheidende Information fehlt, denn als ich damals schrieb war natürlich niemals in Planung, dass eine dritte Person meine intimen Aufzeichnungen jemals lesen würde. Ich an ihrer Stelle hätte mich jedenfalls auch gerade gefragt, warum diese Jenny überhaupt in ein Gespräch über andere Jungen mit mir verwickelt war. Dass die Antwort darauf nicht im Text meines Tagebuchs steht ist klar, denn damals war mir das ja bewusst und ich brauchte es für mich selbst als einzigen Leser nicht groß erwähnen.

Ich würde ihnen hier gerne ein nett gemeintes Zwinkern beifügen, da ich mir gerade ein Nicken ihrerseits vorstelle. Jenny jedenfalls war eines der Mädchen die eigentlich keiner mochte, sie war nicht mit Jacqueline befreundet, oder mit sonst einem der anderen Mädchen. Das bebrillte Mädchen war wohl die einzige, die sogar ich weniger leiden konnte als mich selbst, aber ich feindete sie nie an, wie die Großmäuler und Angeber es taten, denn sie hatte mir nie etwas getan.

Jedenfalls bis zu jenem Tag.

Sie sprach mich eigentlich bloß an, weil sie in Erfahrung zu bringen versuchte ob Danny und die anderen sie wohl am See in Ruhe lassen würden, da sie vorhatte auch dorthin zu gehen.

Nun, auch bis hierher kann ihnen nicht klar sein, was ich eigentlich damit zu tun hatte, denn ich war, wie sie sich denken mögen nicht willens meinerseits dort aufzukreuzen. Viel zu sehr überwog meine Angst, alle würden mich anstarren und sich das Maul zerreißen. Jenny jedenfalls hatte die gleiche Sorge und trat deswegen todesmutig an mich heran, um auszuloten, ob sie in meiner Person eventuell einen Verbündeten finden könne.

Aus heutiger Sicht begann in diesem Augenblick wohl mein totaler Abstieg in die Realitätsflucht, denn trotz unmissverständlicher Formulierung der armen Jenny, die immer zu schnell und zu viel redete, hörte ich doch nur was ich hören wollte, und das war grundsätzlich negativ.

Sie meinte es eigentlich scherzhaft, wenn sie den Jungs, die sie mit Bananenschalen bewarfen und fette Kuh schimpften die Namen großer Filmstars gab. Nur um sie in ihrer kleinen eigenen Welt in Filmen, deren Drehbücher sie verfasste, bei denen sie Regie führte, mit Sterberollen zu besetzen.

Woher ich das nun wieder wissen kann? Geduld, ich kläre später so Einiges auf, was im Verlauf des gelebten Lebens bislang noch mehr am Rande Bemerkung findet.Für den Fall, dass ich es nicht vergesse. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich meine Ausführungen selbst ein weiteres mal lesen werde. Wohl aus Sorge darum, dass mir dahingehend dann etliche Änderungen einfallen. Doch dadurch kann die Authentizität leiden, das gilt es zu vermeiden.

Als Jenny also von Danny in Form von Nicholas Cage sprach, blendete der Junge Terry einfach das Drumherum des Gesagten aus und in seiner Erinnerung blieb nur erhalten was er in sein Tagebuch schrieb. Dass er an diesem Tag die Chance vertan hatte eine echte Freundin gewinnen zu können, ging ihm in seinem Leben nie auf.

In meinem heutigen Leben, in der Zeit, die mir bisher gegeben, geschenkt wurde, ist mir dies und vieles Mehr endlich ins Bewusstsein gedrungen und ich werde Mittel und Wege finden meine Schandtaten zu bereinigen. Es ist mein Bestreben in der kommenden Zeit, wie auch im vergangenen Jahr bereits geschehen, eine Menge Menschen aufzusuchen, ihnen wichtige Dinge mitzuteilen oder den Personen zu geben was ihnen zusteht, jedem auf seine Weise.

Vor nunmehr zwanzig Jahren schrieb ich in der selben Woche, an einem Freitag:

John Travolta ist ertrunken. Nicht der echte!

Jenny hat Richard Harlond immer so genannt. Ich fand ja immer der brauchte gar keinen Künstlernamen, Richard Harlond klingt doch schon so wie ein Schauspieler oder Musiker. Und so ausgesehen wie Travolta hat der auch nicht, wie kommt dieses doofe Huhn nur auf diese ungleichen Vergleiche? Jetzt jedenfalls wird’s wohl nur noch den Leuten auffallen, die es auf seinem Grabstein lesen.

Ob der Name Terry eine besondere Inschrift sein wird? Ob sich jemand für mich die Mühe macht einen kleinen kreativen Satz mit auf den Grabstein zu meißeln?

Ich glaube nicht, wenn ich mich morgen um-brächte und neben Richard Harlond beerdigt würde, sicher lägen dann bei ihm doppelt so viele und viel hübschere Blumen, als auf meinem Grab. Meinen Namen wird sich wohl eh keiner merken. Wozu auch? Aber das Richard tot ist wundert mich nicht, er musste immer ne Extranummer abziehen, hat ja auch als einziger hier diese protzige Crossmaschine gefahren. Hat die Möhre immer als Motorrad deklariert, dabei war’s ne Achtziger, ein Leichtkraftrad. Aber war ja klar, die Weiber stehen auf „Motorrad“. Jetzt kann ja Nicholas Cage die Kiste erben.

Der ist ja seit gestern mit Jacqueline zusammen. Sollen die beiden ruhig gegen den nächstbesten Baum brettern, deren Namen ,neben Richards Grab, auf deren Steinen, passen viel besser als meiner.

Spätestens an dieser Stelle sollte ihnen aufgefallen sein, dass es eine ganze Reihe aggressiver Untertöne in meinen Dokumenten gibt. dieser Hass, entsprungen aus Selbsthass führte, wie sich vermuten lässt, zu nicht besonders erfreulichen Ereignissen.

Aber kurz eingeworfen, um das Ganze eine Oktave verständlicher zu gestalten: John Travolta, alias Richard Harlond, starb tatsächlich aufgrund seiner extrovertierten Art.

Er musste auf Teufel komm raus mit den andren Jungen im Wettbewerb stehen und um der Mädchen Gunst buhlen. Wie später herauskam, war er eigentlich nicht ertrunken, sondern an den Folgen schwerster Kopfverletzungen und einer Quetschung des Gehirns gestorben. Am Baggersee, der seinerzeit die Hauptanlaufstelle der Schüler während der Ferien war, hatten er und weitere Halbstarke eine Art Klettergerüst mit Sprungbrett ans Ufer gebaut. Diese gar wacklige und unprofessionell zusammen gezimmerte Konstruktion sollte am Mittwoch vor dem Freitag meines Tagebucheintrages sozusagen „entjungfert“ werden.

Richard und Danny stritten darum wer der Erste sein solle, der einen Sprung aus annähernd drei Metern in einen flachen Baggersee wagen würde. Sie regelten das Problem natürlich äußerst männlich durch Armdrücken, welches, wie sie sich vielleicht denken können, Richard gewann.

Der Kerl hatte nicht mal die Chance gehabt einen angeberischen Sprung vorzuführen. Kaum oben angelangt brach das ganze Gebilde auseinander und er fiel hinten über zu Boden.

Sie staunen? Doch so war es. Offiziell ertrank er, obgleich er auf der Uferseite herunterfiel und nicht einmal nasse Füße bekam. Die Geschichte ist allein dadurch noch furchteinflößender als sie es so schon wäre.

Die Erklärung er sei ertrunken kam von sieben Jungen und vier Mädchen, die sich allesamt nach dem Unfall einer Verschwörung anschlossen. Richard war augenscheinlich direkt beim Aufprall seinen Verletzungen erlegen gewesen. Die Teenager hatten in Panik den klaren Verstand beiseite geworfen und sich dem Wort des Einzigen unterstellt der einigermaßen kühlen Kopf bewahrt hatte. Danny alias Nicholas Cage hatte alle zur Ruhe gepfiffen und erklärt sie müssen Richard ins Wasser werfen. Später sollten dann alle behaupten sie haben ihn eine Weile nicht gesehen, bis seine Leiche an der Wasseroberfläche trieb. Genau diese Version war dann auch in den Tagen darauf die die das gesamte Dorf einschließlich mir aufgetischt wurde. An ihrem Wahrheitsgehalt wurde nicht gezweifelt, gab es doch kaum Hinweise auf andere mögliche Abläufe des Geschehens. Die eigenwillige Konstruktion war vernichtet worden, alle Zeugen zum Schweigen gezwungen.

Und woher weiß meine Wenigkeit von der wahren Geschichte?

Seien Sie gespannt.

Ja, es entlockt mir noch heute stumme Schreie und ruft absolutes Unverständnis hervor, wie man auf diese Weise handeln kann. Aber sie werden sehen, auch ich dachte nicht immer so.

Vielmehr hielt ich mich nur für einen weiteren Klotz am Bein der Gesellschaft, der seiner Umwelt einen Teil der Atemluft stiehlt. Mein Leben war einen Tag die totale Ödnis, am nächsten fühlte ich mich einfach nur leer und so überflüssig wie ein bezahlter Statist der in einem Film im Hintergrund über die Straße läuft, auf der ohnehin Menschen ihres Weges gehen. Dieses Beispiel mag jetzt dem einen oder anderen etwas weit hergeholt erscheinen beruht aber auf persönlicher Erfahrung. Ich drehe also jedem eine lange Nase, der an dieser Stelle meint ich würde zu weit ausholen oder abschweifen.

Abschweifungen, - ein beinahe perfektes Stichwort um einen Übergang zu finden in einen weiteren Eintrag, den ich fand:

Ich kann doch noch hoffen. Ich werde Detektiv. Habe mir gleich gedacht, dass bei dieser Geschichte was nicht stimmt. Ich war mit meiner Mutter einkaufen, neue Schuhe. Da war ein alter Mann, der hat sich die ganze Zeit im Laden aufgehalten und auch nachdem wir fort waren. Der hat dauernd so blöde zu uns und anderen rüber geschielt. Es war mir total unangenehm, weil der sicher dachte warum ein Junge, der beinahe achtzehn Jahre alt ist, mit seiner Mutter Schuhe kaufen geht.

Als wir dann auf dem Nachhauseweg nochmals am Schuhgeschäft vorbeikamen, war die Polizei dort. Sie haben den Mann verhaftet.

Der hat nicht geglotzt weil ihm auffiel, dass ich eigentlich alt genug bin um alleine meine Schuhe zu kaufen, der hat bestimmt was geklaut, und wollte schauen, ob nicht irgendwer ihn dabei erwischt. Wäre ich länger dort gewesen, hätte ich ihn bestimmt ertappt. Ich glaube ich habe ein gutes Auge für So was.

Mein Vater hat mal gesagt, wir hätten Vorfahren, die Indianer waren, die haben immer überall ihre wachsamen Augen und bemerken jede Kleinigkeit. Nur ich wusste nicht was ich bemerkt hatte, weil meine Mutter mich abgelenkt hat, sie hat mir andauernd andere Treter hingehalten die ich anprobieren sollte. Ich bin mir sicher, dass ich sonst Lunte gerochen hätte.

Aber ob ein Detektiv viel verdient und ein schickes Auto fährt? Meistens sind das ja doch eher so abgerissene Typen, die ne alte Klapperkiste fahren. Wieder nur eine nutzlose Idee. Übermorgen sind die Ferien vorbei. Ach ja, auf der Beerdigung von Travolta war ich nicht, konnte ihn nicht leiden. Wäre er zu meiner gekommen? Würden Jacqueline und Danny kommen? Ich glaube die werden wohl eher die Zeitungsmeldung übersehen. Wird einer wie ich überhaupt in der Zeitung erwähnt?

Verstehen sie was ich meine? Da fängt dieser Terry, der ich damals war, mit einer Art Begeisterter Zukunftsplanung an und endet in einem Sumpf aus Selbstmitleid. Ich kann ihnen nicht genau sagen, wann Letzteres geschrieben wurde, weil nach dem vorherigen Eintrag plötzlich die Datierung fehlt. Ich hielt es wohl damals nicht länger für nötig in meinen Tagebüchern zu erwähnen in welcher Zeit die Geschehnisse spielten. Allerdings gibt der Satz über die Ferien Auskunft darüber, das es sich dabei um die selben Ferien handeln musste, sowie die Beerdigung..., ach was, da ist er noch immer, mein Hang abzuschweifen, sie haben das längst selbst erkannt, so viel traue ich ihnen mal zu.

Halten sie mich ruhig für Vorlaut, ich kann mittlerweile wunderbar mit Kritik umgehen, das ist eine Sache die, wie ich ihnen im Folgenden beweisen werde, eine Kehrtwende darstellt, die ihres Gleichen sucht. Wenn mich jemand in was es auch immer gewesen sei tadelte, als ich ein Teenager war, dann folgte darauf meist eine so unschöne Szene wie diese, die übrigens wieder mit klaren Daten belegt, am 10. September, einem Dienstag, stattfand:

Alexandra hat mich angesprochen, sie ist jetzt im Krankenhaus. Ob ich sie besuchen sollte? Irgendwie tut mir das leid. Aber warum musste sie auch so gemein sein? Ich glaube nicht, dass ich zu dumm bin, um einen Führerschein zu machen, ich glaube einfach nur, dass ich keinen brauchen werde. Warum in eine Zukunft investieren die überhaupt wahrscheinlich nicht passiert?

Die Alex is eigentlich ne ganz Süße, aber sie ist auch ein vorlautes freches Kind. Ich bin bestimmt zu Nix zu gebrauchen, sagt mein Vater ja auch immer, als wenn der besser wäre. Naja, sie hätte jedenfalls besser nicht gesagt ich wäre dumm, kann ja schließlich nicht wissen, dass ich das eigentlich auch so sehe. Oh man, ich bin so eine Niete, soll ich ihr Blumen bringen? Wie schnell verheilt ein gebrochener Arm? Ich werde es einfach selber ausprobieren, dann brauch ich sie auch nicht besuchen, ich komme bestimmt auf die selbe Station, und dann erzähle ich ihr, das wäre wer anders gewesen. Mein Vater vielleicht? Wegen dem bin ich sogar mal genäht worden. Dann können wir uns bestimmt versöhnen, sitzen doch im selben Boot und so. Nur dass ich nicht ihr Vater bin. Ich wäre bestimmt selbst ein total miserabler Vater. So wie meiner. Der Apfel fällt nicht weit vom Baum.

TERRY

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