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Alpha- Kevin- Ein Definitionsversuch

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Es war im Jahre 2015 als erneut das „Jugendwort des Jahres“ gewählt werden sollte. Wie jedes Jahr, befanden sich auch in diesem skurrile Wortschöpfungen auf einer sogenannten Liste, die bis dahin größtenteils unbekannt waren und erst durch die Bekanntmachung und Auswahl zum Jugendwort des Jahres großer Beliebtheit erfreuten. Ich selbst zähle zwar nicht mehr zum Kreis der Jugendlichen, aber durch meine beruflichen Berührungspunkte, wären mir mit Sicherheit einige begegnet.

So gab es in den Vergangenen Jahren Wörter wie „hartzen“ (2009- 1. Platz), was so viel bedeutet wie „rumhängen“ und arbeitslos sein, nichts tun, Hartz IV Empfänger sein. Oder „Gammelfleischparty“ (2008, 1. Platz), was Leuten aus meiner Generation eher als „Ü30 Party“ bekannt sein sollte. Das „Arschfax“ (2010, 2. Platz) bezeichnet das Unterhosenetikett, welches einem hinten aus der Hose hängt und der „Babo“ (2013, 1. Platz) ist der Boss, wobei das Wort ursprünglich aus dem Türkischem und Kurdischem entlehnt wurde.

Anbei eine kurze Übersicht über die gewählten TOP 3 eines jeweiligen Jahres seit dem Jahre 2008- das Jahr, indem das Jugendwort des Jahres von Langenscheidt ins Leben gerufen wurde und in Klammern eine kurze Übersetzung.

2008

Platz 1: Gammelfleischparty (Ü 30 Party)

Platz 2: Bildschirmbräune (Blässe von Computerfreaks)

Platz 3: unterhopft sein (Lust auf Bier haben)

2009

Platz 1: hartzen (Arbeitslos sein, rumhängen)

Platz 2: bam (Variante von cool)

Platz 3: Bankster (Mischung aus Banker und Gangster)

2010

Platz 1: Niveaulimbo (Ständiges Absinken des Niveaus, aus dem Ruder laufende Partys und sinnlose Gespräche)

Platz 2: Arschfax (Unterhosenetikett, welches hinten aus der Hose hängt)

Platz 3: Egosurfen (Seinen eigenen Namen in Suchmaschinen im Internet eingeben)

2011

Platz 1: Swag (Beneidenswerte, lässige und coole Art, Austrahlung)

Platz 2: (epic) Fail (grober Fehler, Versagen)

Platz 3: guttenbergen (schummeln)

2012

Platz 1: YOLO (Abkürzung von „You only live once“- Aufforderung, eine Chance zu nutzen oder die Entschuldigung für falsches Verhalten)

Platz 2: FU! (Abkürzung von „fuck you!“)

Platz 3: Yalla! (Beeil dich!)

2013

Platz 1: Babo (Chef, Boss)

Platz 2: fame (super, toll, berühmt)

Platz 3: gediegen (super, cool)

2014

Platz 1: Läuft bei dir (cool, Du hast es drauf)

Platz 2: gönn dir! (Viel Spaß dabei)

Platz 3: Hayvan (Tier, Vieh)

2015

Platz 1: Smombie (Wortkreation aus Smartphone und Zombie. Jemand, dessen Blick ständig auf sein Smartphone gerichtet ist und dabei so abgelenkt ist, dass er sein Umgebung kaum wahrnimmt und somit wie ein Zombie herumläuft)

Platz 2: merkeln (Nichts tun, keine Entscheidung treffen)

Platz 3: rumoxidieren (entspannen, chillen)

Hierbei der Hinweis, dass es bei den Gewinnerwörtern um ausgesuchte Wörter handelt, die eine Jury aus Professionellen Normalsterblichen und Prominenten mitentscheidet. So kann es vorkommen, dass Wörter, die von Jugendlichen viel häufiger genutzt werden gar nicht gewinnen, da sie von der Fachwelt nicht Originell genug sind. So gab es in der TOP 10 des Jahres 2015 auch den Begriff „Eartporn“, der eine schöne Landschaft bezeichnet oder im gleichem Jahr das Wort „Discopumper“, was einen bezeichnet, der nur für die Disco trainiert, um dort gut auszusehen. Rumoxidieren dagegen wirkt nicht sonderlich originell. Im Übrigen wurde dieses Wort schon in meiner Generation benutzt. Es kann sogar vorkommen, dass sie gar nicht erst aufgenommen werden oder wie in einem Fall wieder von der Liste gestrichen werden- so wie bei Alpha- Kevin.

Die Jury wollte mit diesem Schritt dafür sorgen, dass niemand wegen seines Namens diskriminiert werden kann. Jetzt wird natürlich niemand mehr den Begriff nutzen, da er nicht mehr auf der Liste steht und weil er nicht mehr gewinnen kann. Daran merkt man einmal mehr den entscheidenden Unterschied zwischen der Jugend und einem Verlag: Die Jugend hat keine Ranglisten und benutzt Wörter trotzdem, denn sie ist, besonders in dieser Phase unberechenbar und ja sogar diskriminierend.

Eigentlich schade, dass der Name „Kevin“ sich zumindest in Deutschland als Bezeichnung für dumm durchgesetzt hat. Ich meine, es ist ja nicht so, als hätte es davor keine entsprechenden Bezeichnungen gegeben. Ist der „Hans- Wurst“ nicht eine ältere, aber eine verwandte Variante? Ebenso ist die Bezeichnung „Horst“ (auch „Vollhorst“) eine Beschreibung für einen dummen Menschen. Wird jetzt jeder Hans und Horst im wahren Leben diskriminiert und als wenig intelligent bezeichnet?

Anders herum gefragt macht eine Sache, ein Gegenstand oder gar ein fiktives Wort als Beleidigung die Diskriminierung einer Person nicht weniger schlimm. Es gab schon immer „Alpha- Kevin“ Synonyme, wie zum Beispiel „Vollpfosten“, „Honk“ (Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse- wahlweise auch als „Vollhonk“ verwendet) oder den „Deppen“ (auch „Depp“, aber nicht den Johnny, auch wenn einige ihn für die Auswahl seiner Filmrollen als einen solchen bezeichnen wollen).

Der Zusatz „Alpha“ impliziert, dass es sich um einen Anführer halten muss oder einen ersten. Alpha ist bekanntermaßen der erste Buchstabe des griechischen Alphabets (Blitzmerker haben sicherlich festgestellt, dass das Wort Alphabet das Wort „Alpha“ in sich trägt). Als Beispiel dient hier das sogenannte Alphatier, das ursprünglich bei Tieren den Anführer einer Gruppe beschreibt. Allerdings hat sich der Ausdruck auch auf Menschen übertragen und meint nichts anderes. Ein Alphatier ist halt einer, der sich durchsetzt, ein Womanizer, stark, gut gebaut, mit viel Geld und natürlich erfolgreich. Ein Alleskönner.

Beim Alpha- Kevin ist es genau umgekehrt. Hier ersetzt das „Alpha“ das frühere „Voll“ (wie bei Vollhonk) und bezeichnet einen Anführer der Dummen oder Tollpatschigen.

Dieses Buch soll den Alpha- Kevin erklären, lebenspraktische Beispiele und Gedanken liefern, um diese Idee schlussendlich zu ehren, denn sind wir nicht alle ein bisschen Alpha- Kevin? Zudem hilft Humor, wie bei anderen schwierigen Themen wie Religion oder Hautfarbe, wie Geschlechtspräferenz häufig auch, Brücken zu bauen und Verständnis zu erwerben.

Sind wir nicht alle ein bisschen Alpha- Kevin?

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