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Kapitel 1: Das dritte Jahr
ОглавлениеEs war kurz vor sieben Uhr in der Früh, als mein Smartphone klingelte. Neben mir lag mein Partner, der noch einen süßlich – exotischen Duft von der letzten Nacht verströmte. Mein Partner – das war Cole Morkride, mit dem ich schon seit über drei Jahren zusammen war. Er arbeitete seit sieben Jahren bei Scotland Yard, während ich seit neun Jahren dort angestellt war.
Vor mehr als drei Jahren geschah das, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten hatte: nach meiner anfänglichen Schwärmerei für meinen Kollegen, die sich später in Verliebtheit gewandelt hatte, war es zwischen uns zu einem Kuss gekommen. Danach hatte ein Jahr lang eine Art Stillstand zwischen uns geherrscht, bis wir beide uns schließlich wieder nähergekommen waren und uns unsere Liebe füreinander gestanden hatten. Nachdem er zu mir in den Osten der Stadt gezogen war und wir anfängliche Schwierigkeiten bezüglich seiner ausufernden Deko überwunden hatten, war aus unserer zarten Liebe langsam eine starke Beziehung entstanden.
Verschlafen rieb ich mir die Augen und nahm den Anruf meines noch immer tönenden Smartphones mit einem Fingerwisch entgegen.
Bale, hatte ich zuvor verschwommen von dem Display abgelesen, weshalb es mich nicht wunderte, plötzlich dessen Stimme zu hören.
„Guten Morgen, Mason. Entschuldigen Sie, dass ich Sie um diese nachtschlafende Uhrzeit wecke. Ich sage es nicht gerne, aber es gibt wieder eine Leiche.“
Schlaftrunken versuchte ich, die gesagten Worte zu verstehen.
„Mason, sind Sie noch da?“
„Ja“ antwortete ich knapp.
„Jeff, sehen Sie mal auf den Kalender“ bat mich mein Vorgesetzter.
Ich nahm das Mobiltelefon von meinen Ohren, wodurch der Annäherungssensor reagierte und das Display erhellte. Ungläubig starrte ich auf die verschwommenen Zahlen, die ein grausiges Datum anzeigten: wir hatten den 31. Oktober, Halloween, und dieses Mal erreichte meinen Partner und mich bereits am frühen Morgen eine Todesmeldung. Mit ihr würde wieder ein neuer und aufregender Fall beginnen – so viel stand bereits jetzt fest.
„Aber wir haben heute unseren...“ wollte ich entgegnen, wurde jedoch unterbrochen.
„Bitte.“
Ein langer Seufzer meinerseits folgte.
„Um wie viel Uhr erwarten Sie uns?“ fragte ich mit trockenem Mund in den Hörer.
„Uns?“ echote Cole verärgert im Hintergrund, während er sich aufrichtete.
„Wenn Sie beide in einer Stunde hier sein könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
Damit legte der Inspector auf.
„Was hat Bale gesagt?“ wollte mein Gegenüber leicht aufgebracht wissen.
Er zog die Baumwollbettdecke weg, wodurch sein schlanker Oberkörper zum Vorschein kam. Zu meiner Freude schlief er meistens ohne Oberteil.
„Dass wir weniger als eine Stunde Zeit haben, um zu einem neuen Tatort zu fahren“ erwiderte ich wahrheitsgemäß, während ich mit dem Zeigefinger über seine Brust fuhr.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“
Ich nahm Cole´s Gesicht in meine Hände und küsste seine warmen, weichen Lippen.
„Jeff, du hast mir vor einer Ewigkeit versprochen, dass wir öfter mal ausspannen und nicht mehr wie üblich von Fall zu Fall hetzen. Deshalb haben wir uns heute extra dienstfrei genommen. Jeff, das war deine Idee gewesen!“
„Ja, ich weiß...“ gab ich kleinlaut und mit schlechtem Gewissen zu.
Tatsächlich hatte ich ihm versprochen, mehr für ihn und weniger für die Arbeit da zu sein. Wir hatten sogar schon über Hochzeitspläne gesprochen, die aufgrund unseres Dienstes zurzeit auf Eis lagen und Cole hatte mir offenbart, dass er seit längerem einen Kinderwunsch hegte. Ich war jedoch noch nicht bereit dazu und unsere Arbeit hielt uns zu sehr in Atem, als dass wir einer Elternrolle hätten gerecht werden können. Damit war das Thema nicht vom Tisch, aber bis zu einem späteren Zeitpunkt ausgesetzt. Sich um ein Kind zu kümmern, war uns derzeit auch nicht möglich, weil wir beide zu sehr in unserem Beruf eingespannt waren. Doch das langweilige Wälzen von Akten oder Verhören von Verbrechern schweißte ein Paar nicht wirklich zusammen – vor diesem Hintergrund verstand ich Cole´s Wunsch nach einer eigenen Familie.
Bale hatte uns im letzten Jahr eine Woche Urlaub geschenkt, als Dank dafür, dass wir und einige Kollegen das Archiv des Police Office mühsam digitalisiert hatten. Wir hatten uns Irland als Urlaubsziel ausgesucht und diesen Kurzurlaub im Nachbarland auch in vollen Zügen ausgekostet. Schon dort hatte ich ihm das Versprechen gegeben, mir künftig mehr Zeit mit ihm freizuschaufeln. Detective zu sein, war mein Traumberuf, aber meine Liebe zu Cole war mir mit der Zeit immer wichtiger geworden. Wichtiger, als ich es mir je hätte vorstellen können. Ihm war es nicht nur gelungen, mein Herz im Sturm zu erobern, sondern mich wieder für die kleinen, schönen Dinge, welche das Leben für jeden Menschen bereithielt, zu begeistern.
Ich kroch von meiner Bettseite zu Cole hinüber und küsste ihn noch einmal intensiv.
„Weißt du noch, als wir vergangenes Jahr auf einer saftigen Wiese in der Nähe von Noble Castle lagen? Das, was ich dir dort versprochen habe, werde ich auch halten. Aber wir müssen uns jetzt nun mal beide fertigmachen, einen Mord aufklären und die tatverdächtige Person hinter schwedische Gardinen bringen. Du weißt, dass Bale uns nicht anrufen würde, wenn er andere Leute hätte, die diese Arbeit zu seiner Zufriedenheit erledigen könnten.“
Cole nickte brummend, bevor er aus dem Bett krabbelte. Dass wir an Halloween mal wieder arbeiten mussten, war anders betrachtet auch ein schönes Kompliment des Inspectors. Damit lobte er unsere hohe Aufklärungsquote und sorgte nebenbei dafür, dass wir mit noch größerem Elan bei der Sache waren. Cole und ich waren eben nicht nur beruflich perfekt aufeinander eingespielte Detectives, sondern auch privat ein harmonisches Paar.