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Kapitel 6 Sachchidananda

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Der Vedanta, jene erhabene Bekräftigung der letzten Wahrheiten, über die kein menschliches Denken jemals hinausgegangen ist oder hinausgehen kann, schaut tief in die äußersten Urgründe, in denen das Dasein vor der Prüfung des Mentals Zuflucht nimmt, bekräftigt dort als Anfang und Ende aller möglichen Beschreibungen des unendlichen Wissbar-Unwissbaren drei Begriffe: Sein, Bewusstheit und Wonne. Sie sind die anfängliche und endgültige Trinität des Daseins. Daraus gehen alle Erscheinungen hervor, dahin suchen alle Erscheinungen zurückzukehren. Diese als Ich wahrgenommene Persönlichkeit ist aus dem unendlichen Sein hervorgegangen und lebt im unendlichen Sein; eingehüllt in die Begrenzungen von Form und Idee sucht sie mühsam, sich selbst als das unendliche Sein wiederzufinden. Dies Gewahrsein in mir, welches, gesammelt in meiner Persönlichkeit, alle mich aus dem unendlichen Dasein erreichenden Eindrücke zulässt und prüft, ist eine Auswahl aus einem unendlichen Bewusstsein, das sich selbst in seiner Gesamtheit und seinen Teilen betrachtet; lokalisiert und begrenzt, zunächst in dieser Form, die es geschaffen hat, taucht es aus seiner Schöpfung auf und sucht zunächst sich jener bewusst zu werden und dann seiner selbst; in gewisser Weise Herr seiner Umgebungen, strebt es Herr seiner selbst zu werden; sich stets vom Faktor zur Summe ausweitend, vom Besonderen zum Allgemeinen, von der Form zum Wesen, trachtet es sich als die unendliche Selbstbewusstheit wiederzuerlangen. Dieser Wille zu sein und zu wissen in mir ist wesenhaft die Freude zu sein und die Freude bewusst zu werden – Ananda, Wonne; und die besondere Wonne in mir ist nur ein Funke, eine Welle, ein Schaumkranz einer unendlichen Wonne; zunächst an teilweise, beschränkte und vergängliche Vergnügen geheftet, strebt sie immer diese zu erweitern, zu verbinden, zu verstärken; sie geht auf die Suche nach neuen Formen des Glücks; sie wendet sich von der Lebensfreude zu den Sinnesfreuden, von den Sinnesfreuden zu den Gefühlsfreuden, von den Gefühlsfreuden zur intellektuellen Befriedigung, von der intellektuellen Befriedigung zur selbstseienden Seligkeit des Geistes, die von keinem Gegenstand oder Umstand abhängt; in all diesen Regungen sucht sie sich selbst als unendliche Wonne wiederzufinden. Dergestalt erklären die endgültigen Wahrnehmungen des Vedanta den gesamten Prozess und die Arbeit des Bewusstseins in der Welt.

Diese drei, Sat, Chit und Ananda, sind eine Dreifaltigkeit, Sachchidananda. Es handelt sich nicht um drei verschiedene Faktoren, die eine einzige Summe bilden, noch sind zwei von ihnen lediglich Attribute, ja sogar untrennbare und unveränderliche Attribute des dritten. Zweifellos bestehen sie immer koexistent. Wo es keine Wonne gibt, weder latent noch entwickelt, kann es kein Dasein geben; wo es keine Bewusstheit gibt, das sich selbst absorbiert oder manifestiert, kann es kein Dasein geben. Folgen wir dem Dasein in die völlige und blinde Trägheit, verbirgt sich das Bewusstsein insgeheim in jener Nacht; folgen wir dem Bewusstsein in den trostlosen Abgrund, steckt die Freude selbstbetäubt in der Maske jenes Elends. Aber ihre Koexistenz ist nur ein äußeres Zeichen ihrer wesenhaften Einheit. Sie existieren nicht getrennt voneinander, weil sie sich nicht voneinander unterscheiden – alle drei sind ein Einziges in sich selbst, unterschiedlich gesehen; sinnenhaft gesehen, die Fasern des bewussten Lebens in uns berührend, ist es Freude; mental gesehen, die Fasern des lebendigen Bewusstseins berührend, ist es Bewusstheit; spirituell gesehen, den Kern dieses lebendigen und bewussten Egos berührend, ist es Sein. Aber das Ding-an-sich ist eins; es ist Brahman. Gehen wir hinter die Dreifaltigkeit, können wir nichts darüber sagen als Tat, anirdeshyam, das Unbestimmbare, Das, was alle Worte und Gedanken übersteigt; suchen wir es zu erkennen und zu definieren, dann kommen wir zur universellen und geheimnisvollen Dreifaltigkeit zurück, Sachchidananda, Sein, Bewusstheit und Wonne. Das ist alles, was wir im Grunde über uns selbst wissen können; wir sind Das, was Ist, welches als Seiendes sich Seines eigenen Daseins bewusst ist, und welches, als bewusstes, in Seinem verschwiegenen Sein oder Seinem Bewusstseinsspiel eine selbstseiende Wonne birgt. Dies ist alles, was wir grundlegend wissen können und alles, was wir wissen müssen, denn, wenn einmal erfasst und im Wissen weiterverfolgt, dann beginnt sich das ganze Leben in seiner geheimen Bewegung und Bestimmung unserem Blick zu entrollen.

Gegen diese erhabene Trinität des Vedanta, diese durchdringende Darlegung der Wirklichkeit der Dinge, diese Entdeckung der realen Existenz Gottes in der Welt, spricht offenbar in vieler Hinsicht der Anschein dieser Welt. Was uns an jeder Ecke grimmig anfällt, ist Leid und Schmerz, nicht Wonne; was uns immer und überall ins Auge springt, ist nicht bewusstes Gewahrsein, sondern die Trägheit und rohe Bewegung unbewussten Stoffes. Das Dasein können wir nicht leugnen; die Stimme des mächtigen Lebens in uns lehnt immer die Systeme des Nihilismus ab und überlässt sie dem Vergnügen einiger neugieriger und spitzfindiger Metaphysiker; weder in der Wissenschaft noch in der Erfahrung unterstützt irgendetwas die rein metaphysische Idee von Nichtigkeit. Aber dies unbestreitbare Dasein steht vor uns eher als unauflösliche Verwirrung von Vergnügen und Schmerz denn als gleichbedeutend mit Wonne; in seinen weiten, mit Welten besäten Feldern finden wir statt eines allgegenwärtigen Bewusstseins vielmehr ein unermessliches Nichtbewusstsein, worin Bewusstseinszungen flammen wie kleine Feuerzungen auf riesigem trägen Scheiterhaufen verschiedenartigen Holzes. Lassen wir uns nicht täuschen, antwortet der Vedantin; Erscheinungen kann man nie trauen, bis die Geheimnisse hinter ihnen ergründet sind. Für das Auge ist die Sonne ein Feuerglobus, der seine verehrte Erde umkreist; Generationen haben sie so empfunden und hätten die Wahrheit verspottet, dass diese festen Erscheinungen nur eine Ansammlung von Gasen seien oder die Farbe einer Rose bloß eine glänzende Täuschung des Sehens. Fragen wir das Bewusstsein, was sie wirklich ist oder enthält, und das Unbewusste, was ihre Geheimnisse sind. Befragen wir nicht nur den Wachzustand, sondern auch die Zustände des Schlafes und des Traumes. Sie werden am Ende langer, geduldiger und suchender Experimente feststellen, dass das verwirrte Bewusstsein des Traumes nur in den empfangenden Teilen des materiellen wachen Mentals verwirrt war und dahinter ein Bewusstseinszustand stand, der noch vollkommener und geordneter war als das Bewusstsein unseres wachen Lebens. Wir werden feststellen, dass das Bewusstsein im traumlosen Schlaf nur in den überwältigten und verstummenden Teilen desselben materiellen wachen Mentals in der Schwebe war und dahinter ein höchst erhabener und vollkommener Bewusstseinszustand stand, der nahe der Schwelle des Hauses Gottes steht, in dem wir wirklich wohnen; denn hier sind wir nur Arbeiter oder Aufseher in Seinen äußeren Höfen. Es wird zugegeben, dass wir träumen, wenn wir in tiefem Schlaf sind; wir sind bewusst, und wenn wir ohnmächtig oder betäubt sind, ist nur ein Teil des Bewusstseins, der äußere, hier tätige, zurückgezogen. Haben wir in uns das Unbewusste befragt, dann lasst es uns im Baum und in der Scholle befragen. Sind wir nämlich einmal in die inneren Reiche eingetreten und haben gelernt, eine uns übertreffende Erfahrung zu Gebote zu haben, so finden wir im Baum und im Felsen dasselbe Sein, dasselbe Bewusstsein, dasselbe Prinzip von Lebenswillen und von Wonne wie in uns selbst. Das Unbewusstsein von Baum und Felsen ist dasselbe wie das in unserem Körper, wenn das Mental, zurückgezogen, ihn nicht beobachtet. Es ist der Schlaf, die universelle Trance der Materie. Und das bedeutet schließlich die Trance des Bewusstseins, das sich selbst in seinem eigenen Symbol oder seiner eigenen Form vergisst. Das Bewusstsein ist in dieser seiner äußeren Hülle zu etwas anderem geworden, das keine Ähnlichkeit mit bewusstem Sein zu haben scheint, so wie Gas, das zu Wasser wird, zu etwas anderem geworden ist, das nicht den geringsten gasförmigen Anschein hat. Die Wahrheit thront verschleiert hinter der Erscheinung, selbstversunken; in ausnahmslos allem befindet sich „das, was in diesen bewussten und unbewussten Wesen bewusst ist, das, was in diesen Schlafenden wach ist“.

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