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Blickfick(en)

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Von Peter Kümmel

DIE ZEIT, 12.05.2011 Nr. 20

Ein Begriff aus eiligen Zeiten. Er bezeichnet, als Verb wie als Substantiv, den intensiven Augenkontakt zwischen zwei möglichen Geschlechtspartnern, die keine Zeit haben, miteinander auch nur ins Gespräch zu kommen; etwas, das umso häufiger vorkommt, je größer die Stadt ist, in der es sich ereignet – der bohrende Lustblick als die schnellste intime Erfahrung. Allerdings wird das Wort auch (gern unter jungen U-Bahn-Fahrern) benutzt, um von Gewalt zu reden. Man sieht diesen Blick auf dem Schulhof, in der Disco, in der Kneipe: Einer durchsengt einen Schwächeren mit dem Hass-Laser. Wenn der Bestarrte den Blick senkt, ist er vernichtet. Wenn er standhält und zurückstarrt, beginnt, nach uralten Regeln, der Kampf zweier Menschen, die keine Zeit hatten, miteinander in Streit zu geraten.

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