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Kapitel 1 Das Kennenlernen
ОглавлениеIm ersten Kapitel dieses Buches geht es darum, dass sich zwei Menschen zuerst einmal finden. Irgendwas hat dieser Vorgang mit dem Zufallsprinzip zu tun. Man kann da nicht viel nachhelfen. Man kann höchstens dadurch dazu beitragen, dass man sich unter die Menge mischt. Ob wir es gerne hören oder nicht - wir haben es mal in der Schule gehabt, es ist uns nicht fremd, und es hat mit Mathematik und Chemie zu tun. Teilmengen und Schnittmengen, Reaktionsgeschwindigkeit und Mischungsverhältnis.
Ein Mensch alleine, das ist von der Natur nicht gewollt. Inzwischen sind wir an die sieben Milliarden Menschen auf der Welt. Da kann es doch nicht so schwer sein, den richtigen Partner zu finden, sollte man denken. Dazu muss man aber etwas an die Chemie denken. In der Bibel steht es auch; dort geht es ums Reiskorn. Es muss in die Erde fallen, um Frucht zu bringen. Der Mensch muss also seinen eigenen Stolz aufgeben und sich in den Staub herablassen, aus dem er gemacht ist. Zurück zu den Wurzeln, die ja bekanntlich in der Erde wachsen. Nimmt man es genau, dann gibt es verschiedene Äcker.
Man muss sich nicht blindlings irgendwo einbringen, nur um einen x-beliebigen Partner zu finden. Wo man auch sucht, man wird seinesgleichen finden. Ob per Inserat oder Internet. Der Partner, der einen dort findet, der hat ebenfalls eine Affirmation zu diesem Instrument. Gut, man ist nicht komplett gleich, aber das muss man auch wissen: Mann und Frau sind nicht gleich, und sie werden auch niemals gleich. Höchstens ähnlich in ihren Ansichten und in ihrem Verhalten.
Gebratene Tauben werden einem auch hier nicht in den Mund fallen. Es ist mit Arbeit und Anstrengung verbunden, mit Verzicht und mit Gewinn. Auf was man verzichten soll, das wird sich im Laufe der Veranstaltung herausstellen. Was man gewinnt, das sollte man sich nicht vorher ausmalen. Ein Ziel zu haben, das stört den Prozess. Man muss hier etwas auf die Natur vertrauen. Man tut irgend etwas, und das Leben reagiert. Auf welche Weise auch immer, aber seltenst ist etwas für die Katz.
Hat man hohe Ansprüche, dann steht einem eine längere Suche bevor. Sind die Anforderungen gering oder gar nicht vorhanden, einfach ein menschliches Gegenüber zu finden, dann spart man viel Zeit. Wenn ich nur eine Frau hätte, die so und so ist... So bitte nicht denken. Da das Unterfangen, einen Partner zu finden, nicht überschaubar ist, legt man sich überflüssige Eier ins eigene Nest, aus denen bald Überraschungen schlüpfen. Der Vergleich hinkt aber, denn Anforderungen an den Partner sind nur die eine Seite der Medaille. Der Preis für die Erfüllung der eigenen „Begierden“, der kommt gewiss bald auch auf das Tablett. Die Kehrseite, sozusagen.
Umgekehrt sieht es aber genau so aus. Einen Frosch küssen, das zahlt sich manchmal mehr aus, als wenn man einen Prinzen küsst. Nach einem gemachten Nest zu suchen, das bedeutet so viel wie den eigenen Willen durchsetzen zu wollen. Das hat mehr mit der Suche nach Selbstbestätigung zu tun, als dass es die Suche nach einem Gegenstück ist. Wobei die Bedingung eines Gegenstückes schon erfüllt ist, wenn der Partner dem anderen Geschlecht angehört. Es gibt nur ein wirkliches Kriterium: Selbstherrlich oder nicht.
Sucht der andere jemanden, der die eigenen Defizite ausfüllt, oder will er nicht mehr alleine sein? Wenn man sich also ganz normal verhält und seinen Interessen, Hobbies und Vorlieben nachgeht, dann befindet man sich schon mal im richtigen Dunstkreis. Auch im Job, in der Kirchengemeinde und wo man sich sonst gerne aufhält. Man ist nah dran an dem Ort, der einem eine Partnerschaft beschert, wenn man nicht zu sehr in die Ferne schweift, denn das Gute liegt so nah.
Sollte man jedoch dem Schicksal auf die Sprünge helfen wollen, dann gilt es einige Hürden zu überspringen. Schafft man den Sprung nicht ganz, fehlt nur wenig, dann landet man schon auf der Nase. Einige Defizite, vor denen man gefeit sein sollte, die folgen jetzt.
Die Ehe ist ein Versuch, zu zweit wenigstens halb so glücklich zu werden, wie man alleine gewesen ist.
Oscar Wilde