Читать книгу DDR aus der Schublade - Dieter Winkler - Страница 109

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Nirgends ist das Leben anstrengender als unter „guten Genossen“. Alle die Aufgaben erfüllen, die von oben gestellt werden, kostet schon Anstrengungen genug. Am schlimmsten aber sind die langen „Beratungen“, in denen sie über die Erfüllung der Aufgaben debattieren, in denen sie sich an die Brust schlagen, gegenseitige Versäumnisse aufzählen, unter sich den Idealtyp suchen, der den Anforderungen der Oberen am weitesten entspricht, Beratungen, in denen jeder gegen jeden kämpft, um zumindest zu zwei Dritteln eine „gute ideologische Entwicklung“ bescheinigt zu bekommen, während der ertappte Sünder, der nicht genügend Entlastungsmomente findet für sein „Zurückbleiben“ unter den ideologischen Schlägen der anderen zusammenzuckt und hochroten Kopfes nach längerem oder kürzerem Widerstand eingesteht, dass das „Kollektiv“ recht habe und er sich – zum wievielten Male schon? – zu bessern gelobt. Nichts verlangt Nerven und Reaktionsfähigkeit mehr, als hier mit heiler Haut über die Runden zu kommen. Am meisten belastet „Gläubige“ dabei das bohrende Gefühl, heute vielleicht nicht genügend dafür getan zu haben, „neue Erkenntnisse“ der Parteiführung zu verbreiten, denn „sozialistisches Bewusstsein“ zeichnet sich vor allem dadurch aus, sich das jeweils aktuelle Wissen und Bewusstsein der Führer zu eigen zu machen.

DDR aus der Schublade

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