Читать книгу DDR aus der Schublade - Dieter Winkler - Страница 45

21. 6. 61

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Unterhielt mich mit … Wir kamen zu dem Schluss, dass unsere Wirtschaft in den nächsten Jahren einen echten Aufstieg nicht erwarten lasse, und dass man Leuten, die abhauten, nicht übelnehmen könne, wenn sie das sinkende Schiff verlassen.

Die Menschheit hat sich immer nach einer Gesellschaftsordnung voll echter Humanität gesehnt. Aber es kam immer nur wieder eine neue Zeit der gesellschaftlichen Differenzierung. Immer wieder lebten einige wenige auf Kosten der großen Masse, wobei die Wenigen jedes Mal sagten, dies sei die einzig gute und beste aller Ordnungen. Und jedes Mal sahen die Massen eine üppig gedeckte Tafel für die Wenigen und einen weniger verführerischen Tisch für sich.

Es gibt keine ideale Staatsordnung. Der Sozialismus, der sie werden sollte, brachte eine Negierung seiner eigenen Ziele. Es entstand aus der Unzufriedenheit der früher untertänigen Schichten eine neue herrschende Klasse. Aber der Sozialismus beseitigte nicht die Unzufriedenheit.

Es gibt zwei Kriterien für die Zufriedenheit mit dem sozialen Dasein: erstens die materielle Lage und zweitens die geistige Freiheit. Beim zweiten Punkt gibt es derzeit ein Plus des Westens. Man ist nicht gezwungen, jeden idiotischen Gedankensprung mitzumachen, nur weil er von der politischen Führung gemacht wird. Man kann verstummen. Es ist also das System des Westens, obwohl es auf großer ökonomischer Ungleichheit basiert, solange es aber eine gewisse materielle Sicherheit gibt wie derzeit, der Diktatur des Ostens vorzuziehen.

Ein alter Arbeiter, früher SPDler: „Die lassen mich nur nicht nach England zu meinem Sohn, damit ich dort nicht nachsehe im Grab von Karl Marx, wie oft der sich seit seinem Tod umgedreht hat.“

DDR aus der Schublade

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