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Mein Vater

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Ja, Nofretete hatte recht. Mein gerade erst verstorbener Vater, Amenophis III., wäre begeistert gewesen. Als Herrscher über viele Völker, vom Zweistromland bis Nubien, war er mit vielen Religionen, Sprachen und Kulturen in Kontakt. Und - er war zunehmend der Meinung, dass unsere Vielgötterei nicht mehr unserer überlegenen Kultur entsprechend war. Er hatte sich immer brennend gern mit Kaufleuten aus anderen hochstehenden Kulturen, gerade auch aus Kreta, über deren Glaubens- und Götterwelt unterhalten. Die Kreter hatten auch immer in Anekdoten von dem untergegangenen mächtigen Atlantis zu berichten gewusst. Bei soviel Religionen, Göttern und Kulturen neben und in unserem Reich, hatte er mit mir öfters diskutiert, sei die Erkenntnis doch die, dass es doch schließlich eine Welt und eine Schöpfung wäre, und dass die göttliche Welt ja wohl kaum so viele Bewohner hätte und schon gar nicht bräuchte, wie allein unsere Stadt Luxor! Ja er hatte sogar gewagt mit unseren Priestern vom Amuntempel in Karnak bei Luxor, mit dem Oberpriester und seinen Vertretern ins Gespräch einzusteigen, ob hier nicht eine Reform ein Umdenken auf einen göttlichen Ursprung denkbar sei. Natürlich waren die Priester entsetzt und sahen, soweit sie meinen Vater überhaupt ernst nahmen, nur ihre Machtposition gefährdet. "Hüte Dich vor dem Oberpriester!", pflegte mein Vater des öfteren zu mir zu sagen. Da er bei der Priesterschaft auf Granit biss, lies er die Diskussion auf sich bewenden. Vielmehr ging er dazu über, selber immer wieder unser aller Quelle, die mächtige Mittagssonne, in den Mittelpunkt zu stellen. Schließlich so meinte er, sei doch die Sonnenscheibe an ihrem höchsten Punkt, Aton genannt, und damit auch unser alter Sonnengott Re, bestimmend für den Rhythmus allen Lebens. Daher wäre Aton eine Gottheit, die für alle Völker in unserem Reich verständlich wäre, anders als unsere thebanische Gottheit Amun. So war sein Gedanke und er hatte darüber regelmäßig im Familienkreis diskutiert, auch und gerade mit mir. Regelmäßig beauftragte er Handelsleute, die Waren aus dem Osten, aus Indien und China beschafften, ihm Informationen über die Götter- und Glaubenswelt in diesen mächtigen, fernen Reichen zu beschaffen.

Ich fand dies schon damals als noch jugendlicher Mann, sehr spannend. Meiner Meinung nach hatte mein Vater völlig recht. Diese Vielzahl menschenähnlicher Götter wurde der Würde der göttlichen Geistebene nicht gerecht.

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