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Meine Mutter, Teje
ОглавлениеMeine Mutter, Teje, war eine erdige Frau. Nichtadelig, Tochter eines Priesters, praktisch veranlagt und am Wohlergehen des Landes und des Volkes orientiert. Sie löcherte meinen Vater so lange bei politischen Themen mit praktischen Fragen zu möglichen Folgen, bis auch er die Sache dann notgedrungen richtig gut durchdacht hatte. Im Lauf der Zeit ließ er sie einfach gleich mitentscheiden. Mit der Zeit überließ er ihr mehr und mehr das wichtige und anstrengende Feld der Außenpolitik, auf dem dem sie sich schon bald besser auskannte als er. Mein Vater war froh, konnte er sich doch dann umso mehr dem Spass und besonders seinen anderen Frauen widmen. Ich war auch froh, den schon seit 12 Jahren, seit dem 27. Regierungsjahr meines Vaters war ich Mitregent und meine Mutter sah es als ihre Pflicht für Ägypten und für mich, mich bei den Regierungsaufgaben zu unterstützen. Die Wahrheit ist, gerade in meinen ersten Jahren als Mitregent, entschieden meine Mutter und mein omnipräsenter Onkel Eje, die Kernfragen der ägyptischen Politik. Im Prinzip waren alle zufrieden damit, denn die beiden hatten einfach die größte Sachkenntnis und ungeheures diplomatisches Geschick. Spätestens seit meine Mutter in dem Jahr in dem sie mich zur Welt brachte, ertragen musste, dass ausgerechnet da mein Vater die hübsche Mitanniprinezssin Giluchepa aus nicht nur politischen Gründen heiratete,hatte sie sowieso die Lust verloren allzu eng mit ihm zusammen zu sein und widmete sich nur zu gern politischen Aufgaben, gerne auch ein paar Meter von Luxor und dem Harem meines Vaters entfernt. Auch damals schon waren religiöse Fragen mit Fragen der Macht verknüpft. Als Priesterstochter konnte sie meinem Vater auch zu dem ihn so stark beschäftigenden Thema der Religion genaues über Intrigen und Hintergründe bei der Priesterschaft, über Unglauben und Hokuspokus fürs Volk berichten. Sie bestärkte ihn geradezu hier etwas aufzuräumen und Aton bzw. Re den Stellenwert einzuräumen, der ihm gebührte. Ja sie befürchtete geradezu, dass Aton, dass die über uns sitzende göttliche Ebene uns allmählich zürnen würde, bei diesem kindischen Aus- und Wildwuchs an Gottheiten. Dies sei nicht hochstehend und würde von Gott nicht gern gesehen. Eines Tages hätte Aton vielleicht keine Lust mehr zu warten, bis wir seine wahre Bedeutung erkannten und sich anderen Völkern mehr zuwenden. - Da passte die Schilderung von Jakob, dass Gott sich nun dieses armselige Hirtenvolk auserwählt hatte, dass bei uns ja schon für Generationen in Sklaverei gelebt hatte, wie die Faust auf das Auge. Möglicherweise hatte sich die Vorahnung meiner Mutter schon erfüllt.