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Der Mullimutspumper

... und die Hexe

von auf und zu Ritzenstein

Seine Fahrt zum 350. Geburtstag des Zauberer Gunimats begann im Bregenzerwald. Hinter Damüls, einem kleinen Ort, wurde es langsam dunkel und beim nächsten Gasthof, der ihm über den Weg lief, wollte er sich eine Unterkunft suchen und dort übernachten. Die Wegstrecke führte ins Tal hinab, wo er ein altes, kleines Haus entdeckte, das schon halb am Verfallen war. In der Einfahrt stand eine alte Frau und winkte, er hörte ein leises Wimmern „Hilfe.“

Schnell hielt er an, setzte ein Stück zurück und kam neben der alten Frau mit Kopftuch und Schürze zum Stehen. Sie bat ihn um Hilfe. Sie hätte eine Suppe für ihre Freundin von auf und zu Ritzenstein, gemacht, die oben auf der Burg krank im Bett läge. Der Suppentopf sei viel zu schwer für die alte Frau, um ihn den steilen Weg hinaufzutragen.

Natürlich bot der Mullimutspumper seine Hilfe an und parkte sein Auto in der Einfahrt. Erstaunlich flink verschwand die Frau in ihrem Haus und kam sogleich mit einem Topf an, etwa so groß wie ein Eimer, und wie dieser hatte er einen Bügelgriff. Der Deckel war fest verschlossen. Der Mulli ergriff den Suppentopf, der sehr schwer war. Die alte Frau ging schnell voraus, um ihm den Weg zur Burg zu zeigen. Ebenjener war sehr steil, kurvenreich und schmal. Zudem steinig und mit vielen Wurzelstöcken überwachsen, sehr beschwerlich zu gehen, zumal mit dem schweren Topf. Die Alte eilte voraus wie eine Walküre, er kam ihr kaum hinterher. Ab und zu blickte sie zurück mit einem seltsamen Grinsen auf den Lippen.

Inzwischen war es dunkel geworden, das Mondlicht schien durch die Bäume, sodass der Weg gerade noch erkennbar war. Oben am Bergkamm war ein verfallener Burgturm zu sehen. Endlich kamen sie ihrem Ziel näher, die Frau hatte ihn ganz schön abgehängt.

Kurz vor dem verfallenen Burgturm flog ihm ein schwarzer Rabe entgegen, der ihn ständig umkreiste und dabei widerlich krächzte. Er meinte zu hören: „Komm nur, komm nur!“ Wirklich unheimlich.

Die Frau war ihm mittlerweile so weit voraus, dass er sie nicht mal mehr sehen konnte.

Als er durch das Tor ging, kam ihm eine Igelfamilie entgegen. Die Igelmutter stellte sich auf ihre Hinterbeinchen, rieb sich mit den Vorderpfötchen die Stirn und seufzte: „Oh je, schon wieder einer. Der arme Kerl.“

Dem Mullimutspumper kam das alles sehr komisch vor. Doch am Ende des Burghofs stand ein Gebäude, das einigermaßen intakt war. Im Obergeschoss flackerte ein Kerzenlicht. Unten an der Eingangstür, die offen war, hatte sich die alte Frau mit verschränkten Armen im fahlen Lichtschein aufgebaut und wippte ungeduldig mit dem linken Fuß.



„Endlich, du Kriechschnecke“, sprach sie den Mulli verächtlich an und zeigte ihm mit einer Handbewegung den Weg nach oben.

„Nur schnell den Topf abgeben und dann nichts wie weg“, dachte er. Das Ganze kam ihm nun doch sehr verdächtig vor.

Oben angekommen öffnete er die Tür, durch deren unteren Spalt ein Lichtschein drang. Als der Mullimutspumper eintrat, lag auf einer verschlissenen Couch eine alte Dame, sehr vornehm, mit weißem, langem Haar, das sie zu einem seitlich liegenden Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie trug ein Abendkleid, um ihren langen, schmalen Hals hing eine goldene Kette mit einem Amulett, das er bei dem schlechten Licht nicht genauer erkennen konnte. Sie hatte eine kleine Brille mit kugelrunden Gläsern auf, die vorn auf ihrer Nasenspitze saß. Die Gläser waren so dick, dass sie wie Lupen aussahen. Zwei kalte blaugraue Augen musterten den Mulli.

Hinter ihm kam seine Begleiterin herein, verbeugte sich tief und scharrte mit dem rechten Fuß dreimal über den Boden. Erst jetzt sah der Mulli, dass dieser wie eine Vogelkralle geformt war.

„Mira Kratzfuß“, krächzte die liegende Dame mit einer kreischenden, ranzigen Stimme. „Ist das alles, was du mir bringst, diesen Gurkenkasper, den Oompa Loompa, was soll ich mit dem?“

Er fiel ihr ins Wort: „Aber, meine Dame ...“

Diese stand auf, auf einen Gehstock gestützt, winkte ab und wies mit einer Handbewegung auf den kleinen Tisch. Der Mullimutspumper stellte den Suppentopf darauf und drehte sich sogleich um, denn er hatte eine Gänsehaut bekommen, so sehr gruselte es ihn, er wollte sogleich wieder gehen.

„Bitte öffnen“, sagte Mira Kratzfuß mit leiser Stimme.

Er trat noch einmal an den Topf heran. Der Deckel war mit sechs Flügelschrauben (das sind Schrauben mit einem Drehgriff, die man mit der Hand öffnen kann) befestigt. Als er dabei war, eine nach der anderen zu öffnen, flog der Rabe von vorhin durchs Fenster, setzte sich auf die Schulter der Hausherrin und zupfte an ihren Haaren.

„Lass das, Kiru“, herrschte sie ihn streng an.

Als der Mulli den Deckel abheben wollte, drehten sich die Frauen um und gingen zum Fenster. Aus dem Topf quoll eine übel riechende Dampfwolke. Es wurde ihm sogleich übel. Er sah noch, dass die beiden Frauen ihn mit Atemmasken auf den Gesichtern hämisch anblickten, dann fiel er in Ohnmacht.

Als der Mullimutspumper wieder zu sich kam, befand er sich in einem finsteren Burgverlies, einer Art Gewölbekeller, und war an Händen und Füßen angekettet. Weit oben befand sich ein kleines vergittertes Fenster, durch das schwach das Mondlicht schimmerte. Der Raum war mit einer schweren Gittertür verschlossen. Er konnte nicht einschätzen, wie lange seine Ohnmacht gedauert hatte.

In dem Moment fing eine quallige Ratte an, an seinem Fuß zu knabbern. Als er sie mit Kettengerassel verscheuchen wollte, stellte sie sich auf ihre Hinterbeine, fletschte die Zähne und giftete ihn bösartig an: „Du kommst hier eh nicht mehr raus.“ Dann verschwand sie.

Da hörte er Schritte die Kellertreppe herunterkommen. Die Alte, die hier offensichtlich hauste, sprach: „In sechs Wochen ist Hexensabbat, bis dahin will ich ihn wie einen Affen abgerichtet haben, dann werde ich zur Oberhexe gewählt. Mal sehen, wie der Pinscher sich in der Zwischenzeit hier nützlich machen kann.“

„Das ist hervorragend“, antwortete Mira Kratzfuß.

Als sie unten ankamen, wurde eine Fackel entzündet. Sie schritten zur Verliestür und grinsten ihren Gefangenen höhnisch an.

„Na, wieder wach geworden?“, sprach die Hexe. Mit einer Handbewegung wies sie die Kratzfuß an, einen Tisch und einen Stuhl herbeizutragen. Die Hexe setzte sich hin, sodass sie den Mullimutspumper genau im Blick hatte.

Die andere Frau, die offenbar eine Art Dienerin war, holte ein dickes Buch, wohl ein Werk, das Zauberformeln beinhaltete, und legte es auf den Tisch. Die Hexe fing an, darin zu lesen. Der Rabe Kiru hockte derweil auf ihrer Schulter.

Der Mullimutspumper ... reist um den Bodensee

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