Читать книгу Bevor die Welle bricht - Dirk Harms - Страница 12

03

Оглавление

Toralf strich sich über sein graues Haar, während er vor dem Spiegel ein Lied summte. „Wie das Meer bei Ebbe“, murmelte er und betrachtete seine immer höher werdende Stirn. Und sein Bart war auch schon wieder gewachsen, dabei hatte er zum Rasieren weder Zeit noch Lust.

Auf Radio DDR kam eine Zeitansage nach der anderen, wie immer, wenn der Morgen eines Wochentages dämmerte. Er bemerkte den noch dunklen Nachthimmel und ließ dann den Blick über das Meer bis zum Horizont gleiten. Weit draußen lag ein Schiff auf Reede, das musste die „Pawel Kortschagin“ sein. Ein weiteres Schiff konnte er selbst mit dem neuen Fernglas aus dem VEB Carl Zeiss Jena nicht ausmachen. Das sei ein Exportschlager und nur über Genex zu bekommen, hatte Peter ihm erklärt, als er es ihm aushändigte. Toralf wollte es nur als Leihgabe annehmen, fürchtete er doch, er müsse sich dafür dazu herablassen, Spitzel zu werden.

Peter Schulze, dem sofort auffiel, dass er von dem Leuchtturmwärter mit Zopf und fliehender Stirn nicht so viel verlangen konnte, hätte ihn an diesem Nachmittag unter Druck setzen können. Stattdessen strebte er einen versöhnlicheren Kurs an und kam mit Toralf nach einigem Hin und Her überein, ihn hin und wieder mit dem einen oder anderen Freund „zwanglos auf einen Tee“ wie er sagte, besuchen zu dürfen.

Der Leuchtturmwärter zögerte: „Das sind doch solche geheimen Treffen, oder? Das will ich nicht.“

„Ach, hab dich nicht so, du kennst mich doch … Die besten Sachen entstehen im Verborgenen. Du wirst mich kaum bemerken, ehrlich. Und ich werde dein Entgegenkommen nicht vergessen.“

Peter Schulze sah den ehemaligen Schulkameraden an und dachte bei sich: Muss ich dir erst wieder die Unterhosen stramm ziehen wie damals? Ich krieg dich schon weich, alte Memme, du kleiner Ja-Sager.

„Weißt du was? Behalt das Fernglas. Und sei einfach dabei, wenn ich mich mit den Leuten unterhalte. Es geht darum, subversive Kräfte rechtzeitig zu erkennen. Das hat nichts mit Spionage zu tun. Meinst du, in der Industrie und der Wirtschaft gibt es das nicht? Konkurrenten kupfern gegenseitig voneinander ab, besonders im Kapitalismus ist das so. Da geht es nicht um Bedürfnisbefriedigung, mein Lieber, da geht es um den schnöden Mammon. Und darum, wer beim Absatz die Nase vorn hat, jawohl! Sie nennen es dort Vertrieb.“

„Subversiv, ja? Du meinst, potenzielle Abhauer? Ausreiseantragsteller? Die planen nichts gegen unser Land, Mann, die planen nur ihre eigene Zukunft!“

„Ach Quatsch. Denkst du, die werden drüben einfach so mit Kusshand aufgenommen, aus reiner Nächstenliebe? Das klappt nur bei denen, die Informationen liefern, die den Staat verraten. Der Klassenfeind ist nicht sozial. Aber“ - Peter Schulze machte eine einladende Geste und wurde versöhnlicher - „Weißt du was, überzeuge dich selbst, sei bei den ersten Treffen dabei. Und dann wird es auch nicht allzu oft sein. Du willst doch weiterhin diese frische klare Seeluft hier in Dünow atmen, oder?“

Er musterte Toralf aufmerksam.

„Ich habe nicht vor, abzuhauen, wenn du das meinst.“

Schulze lachte auf. „Schön, dass du so offen bist. Aber das meinte ich nicht. Ich möchte, dass du auch weiterhin deine Freiheit genießt. Ich werde sie dir keinesfalls nehmen. Schon gar nicht, solange wir gute Kumpels sind und uns gegenseitig helfen. Haben wir uns verstanden? Los Alter, lass uns das mal bei einem Klaren besiegeln!“

Was hat dieser Idiot denn eigentlich in der Hand gegen mich, fragte sich Toralf. Widerwillig stand er auf und holte die Schnapsflasche aus dem Kühlschrank. „Den habe ich dir auch besorgt, oder?“, erinnerte ihn sein Gegenüber und wies hinüber zur Kochecke.

Stirnrunzelnd unterschrieb Toralf ein Blatt Papier. Dabei fiel sein Blick auf die CB-Funkanlage, sein Steckenpferd und ganzer Stolz.

Sein verhasster Schulkamerad aus alten Tagen, der sich seit dem Ende der Schule immer gern freundschaftlich, kumpelhaft und einfühlsam gab, klopfte dem Leuchtturmwärter auf die Schulter.

Sie würden voneinander hören, bald sogar. Als er wenig später wieder allein war, plagten Toralf Gewissensbisse. Wenn er nun behauptete, unter Druck gesetzt worden zu sein – wo würde er Gehör finden, wer würde ihm glauben – und von wem durfte er letztendlich Hilfe erhoffen?

Nein, befand Toralf, er hatte keine Wahl gehabt. Es war ein Kompromiss. Einer, der notwendig war, um anderen helfen zu können, beruhigte er sein Gewissen. Ein lautes Rattern riss ihn aus düsteren Gedanken.

Die Wetterstation, deren Zentrale sich in einer kleineren Immobilie in Strandnähe befand, teilte ihm per Fernschreiber an diesem noch jungen Morgen mit, es sei Frühnebel zu erwarten, und ansonsten werde es ein wolkenarmer, sonniger Tag.

Wie froh war Toralf, dass er hier oben auf seinem Turm nebenbei sein Hobby, den CB-Funk, ausleben konnte. Sogar hier war der Rundfunk- und Fernsehempfang nicht immer uneingeschränkt möglich.

Anfangs hatte er darüber nachgegrübelt, warum ihm trotz der idealen Lage seine kleine Fernsehantenne einen so miserablen Westempfang bescherte. Natürlich ahnte er, woran das liegen musste - und verbrachte seitdem fast jede freie Minute, die er allein war, vor dem Funkgerät.

Hin und wieder hatte er schon mit Amateurfunkern in Hamburg und Nykobing Kontakt gehabt, ein Kraftfahrer aus Riesa hatte mit ihm über Fußball gesprochen, und vor ein paar Tagen schien sein Kasten kaputt zu sein - da ging gar nichts mehr. Dass er bei Überreichweiten bis über die Staatsgrenze hinweg senden und von dort empfangen konnte, das war jetzt offensichtlich vorbei.

Es waren zwei Befestigungsschrauben auffallend locker gewesen. Der Leuchtturmwärter nahm an, dass er auf dem Turm Besuch gehabt hatte, während er im Ort etwas einkaufte. Dass der Staatssicherheitsdienst eifrig mithörte und den CB-Funkverkehr überwachte, galt als offenes Geheimnis. Vermutlich mussten sie dazu so etwas wie eine Wanze in das Teil einbauen - oder ihn einfach auf dem Kanal anzapfen. Warum sollten sie dann nicht auch Störgeräusche fabrizieren können?

Lars musste in seinem neuen Betrieb erstmal eine Gardinenpredigt des Vize-Chefs Hans König erdulden. Wie er studiert haben könne, ohne auch nur Kandidat der SED zu sein, wurde er ungläubig von dem korpulenten Mittvierziger gefragt. Lars führte das auf seinen einwandfreien Abiturdurchschnitt zurück. Dennoch, ohne Kandidatur wäre ein Weiterkommen kaum möglich, nannte König das Kind beim Namen. Lars verstand nicht, was Parteiarbeit mit Karriere zu tun haben sollte und bat sich Bedenkzeit aus. König, nun skeptisch geworden, musterte den Frischling und entgegnete genervt, wenn er sich nicht auf ihn verlassen könne, dann sei Lars ungeeignet trotz des Studiums. Die Planvorgaben kämen immerhin aus Berlin, denn es ginge hier um Außenhandel.

„Ist ja gut, Herr König. Entschuldigen Sie, aber das kommt ein wenig plötzlich. Ich möchte das gern mit meiner Frau zu Hause besprechen. Das wird doch wohl möglich sein, oder?“ König, der darauf bestand, von Lars geduzt und Hans genannt zu werden, außer bei offiziellen Anlässen, da sei er mit „Genosse König“ anzureden, verlor ein wenig von seiner Skepsis und legte dem Neuen versöhnlich die Hand auf die Schulter. „Schau mal, Junge. Denk doch bloß mal an die Perspektive in diesem Beruf. Du bist doch intelligent und vernünftig. So und nun danke für deine Zeit, und ab zurück in deine neue Abteilung.“

Damit konnte Lars das Büro von König verlassen und musste sich sputen: Er hatte in wenigen Minuten eine Sicherheits- und Arbeitsschutzbelehrung. Als er im Fahrstuhl eben den Knopf drückte, kam eine brünette junge Frau mit einem Stapel Akten auf dem Arm angelaufen. Flink betätigte er nochmals den Türöffner und stellte gleichzeitig seinen Fuß vor die sich schließende Schiebetür.

„Danke, sehr freundlich!“

„Keine Ursache.“ Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.

„Sind Sie neu hier?“

„Ja. Lars Schuster.“

„Angenehm. Ach, Sie sind das … “

„Wieso? Sie haben von mir gehört?“

„Ja, nur den Namen, und dass Sie hier anfangen sollen.“

„Und darf ich Ihren Namen auch wissen, oder ist der geheim?“

„Verzeihung, wo hab ich nur meinen Kopf. Anja Tillmann. Ich bin aus der Materialverwaltung im Vierten.“

Sie gab ihm unter dem Aktenberg hindurch die Hand. Der Fahrstuhl kam zum Stillstand, und Kollegin Tillmann verließ ihn.

Sie sieht nett aus, dachte Lars. Etwas jünger, und … ach Quatsch. Er hatte ja Lisa, und er liebte sie.

Während der Versammlungspause drückte König ihm einen Aufnahmeantrag als Kandidat in die Hand.

„Glaub mir, das wird dir helfen.“

„Und was ist mit euch Genossen? Was nützt es euch?“

König hielt inne und wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen Lars zu. „Was soll das heißen? Willst du uns nicht unterstützen? Wir brauchen junges, frisches Blut in unseren Reihen. Eben die Ungestümtheit der Jugend. Und dir bringt es auch was.“

„Frisches Blut? Wie die Vampire? Aha. Und wie heißt dieses Wort? Un-ge-stümt-heit?“

„Lars, mach dich nicht lustig über uns! Wer nicht für uns ist, ist folglich gegen uns. Willst du wirklich alles riskieren, Junge?“

„Also ist bei diesem Arbeitsplatz quasi ein Parteibuch im Preis enthalten?“, fragte Lars schmunzelnd und dachte:

Da siehst du es, Genosse König: Ich mach mich nicht lustig, ich bin lustig.

Lars meinte allmählich zu erkennen, worum es hier ging: Ein Parteibuch bekam man hier so oder so aufs Auge gedrückt - einfach, weil alle in der Partei waren. Es ging nicht ums Helfen oder Mitgestalten, es ging darum, nicht ausgegrenzt und schikaniert zu werden. Was aber, wenn er einer anderen Partei der Nationalen Front nahestand?

Er nahm den Antrag demonstrativ in die Hand und sagte zweideutig zu König: „Ich überlege es mir.“ Damit ließ er den kopfschüttelnden Vize-Chef stehen und begab sich zurück zu seinem Platz, denn die Versammlung sollte fortgesetzt werden.

Es ging um Zeitmanagement im verwaltungstechnischen Ablauf, insbesondere bei der Erledigung wichtiger Terminsachen wie der Vorbereitung von Vertragsunterlagen. Dreh- und Angelpunkt war die Akquise potenzieller Käufer für die auf den Werften an der Ostsee im Bau befindlichen Supertrawler oder Containerschiffe. Alle zahlungstechnischen Planungen und Abläufe durchliefen neben der Buchhaltung des Betriebes unter anderem die Bereiche Finanzen und Kredite.

Arbeitsschutz spielt nur am Rande der Tagesordnung eine Rolle. In Sachen Brandschutz erklärte der verantwortliche Obmann des Betriebes nur, dass eine Feuerschutztür im Keller repariert worden sei und alle Feuerlöscher im Hause funktionstüchtig seien. Das allein hätte keiner Versammlung bedurft, daher besprach man hier eben auch gleich interne Arbeitsabläufe.

In seiner ihm zugewiesenen Abteilung sah Lars zwei Kolleginnen bei der Arbeit über die Schulter, während sie ihm zwischendurch immer wieder die Zusammenhänge und die Arbeitsschritte erläuterten. Oft bedurfte es dabei der Abstimmung mit anderen Abteilungen, so dass sie immer wieder im Hause auf verschiedenen Etagen unterwegs waren, wobei sie Lars überall als „den Neuen“ vorstellten. Es herrschte ein herzliches, vertrauliches Miteinander, eine Atmosphäre, die sich wie selbstverständlich auf ihn übertrug. Man redete im Plauderton miteinander, scherzte, lachte und rauchte zusammen - aber nicht, ohne mit der Arbeit aufzuhören. Dem Neuling schwirrte der Kopf. Sogar die Ohren klangen ihm, als der Feierabend endlich in greifbare Nähe rückte. Und nun sollte er mit Lisa zu Hause auch noch über den Antrag in seiner Tasche reden?

Auf der Rückfahrt verließ er den Bus drei Stationen vorher. Unweit des Leuchtturmes stieg er aus und wollte den Weg zu Fuß fortsetzen. Täuschte er sich, oder trug der Wind vom Turm her laute Stimmen zu ihm herüber? Das konnte ihm egal sein - vielmehr beschäftigte ihn sein neues Leben, welches augenscheinlich aus Lisa und aus seiner verantwortungsvollen Arbeit bestehen sollte. Gab es darin wirklich Platz für endlose, staubtrockene Parteiversammlungen mit langweiligen Phrasen und Kursbestimmungen?

Wo ein Genosse ist, da ist die Partei!, keifte die Wandzeitung auf dem Betriebsflur im Erdgeschoss jeden Mitbürger an, der das Gebäude betrat, noch bevor er sich überhaupt an den Pförtner wenden konnte.

Wer näher kam, konnte dann Parolen lesen wie:

Aus jeder Mark, jeder Stunde Arbeitszeit und jedem Gramm Material einen höheren Nutzeffekt!

Jetzt, da Lars diese mit rotem Fahnenstoff bespannte Wandzeitung einfiel, zog er in Betracht, der Parteiarbeit mit seinen Ideen frischen Wind zu verleihen und Dinge anzusprechen, die sich ändern müssten. Scheinbar kam er nicht um eine Kandidatur herum. Man würde ihm berufliche Wege verbauen und es ihm zeitlebens vorhalten, wenn er es nicht wenigstens Lisa zuliebe tat.

Sie wirkte nachdenklich und verschlossen und begrüßte ihn mit einem flüchtigen Kuss, ohne jegliches Lächeln. Etwas bedrückt sie, dachte Lars. Er hob ihr Kinn behutsam an, so dass sie ihm in die Augen sah. „Du hast ja geweint.“

„Wir müssen etwas besprechen.“ Mit diesen Worten wendete sie sich von ihm ab und schmierte Butter auf eine Scheibe Mischbrot. Er setzte sich an den Campingtisch, den sie in der Küche aufgestellt hatten, um daran ihre Mahlzeiten einzunehmen.

„Isst du mehr als zwei Scheiben?“

„Lass das und setz dich, ich will wissen, worum es geht.“

„Die Stasi hat mich aus dem Bett getrommelt und bekniet, für sie zu arbeiten.“ Mit Tränen in den Augen sah Lisa ihn an.

„Ist das wahr? Haben sie dich auch schon rumgekriegt?“, fragte sie schluchzend. Lars sackte in sich zusammen. Dann würden sie ihn auch bald nerven.

Irgendwer im Betrieb käme auf ihn zu, mal wieder - und sagte er nein, könnte er schon bald niemandem mehr trauen.

„Lars! Ich rede mit dir!“

„Nein, Liebling - niemand hat mit mir gesprochen. Und ich bin sicher, es wird auch niemand von denen mit mir sprechen. Aber was haben sie mit dir gemacht - geht es dir gut?“

Lisa wirkte völlig verängstigt, seine Antwort hatte sie nur noch mehr aufgeregt.

„Wie kannst du da so sicher sein? Du bist in einem Außenhandelsbetrieb! Denk doch mal darüber nach: Meinst du, die lassen dich völlig unbeachtet, und du kannst tun und lassen, was du willst?“

„Ich werde beweisen, dass man mir vertrauen kann. Selbst wenn ich dazu Kandidat werden muss - vielleicht kann man von innen heraus noch … “

„Spinnst du? In die Partei?“, rief sie und starrte Lars mit großen, entsetzen Augen an.

Aber nachdem sie anfing, darüber nachzudenken, schien es der einzige mögliche Weg zu sein, um weiteren Diffamierungen und unliebsamen Fragen zu entgehen.

Es gab nur den Hauch einer Chance, aber wenn Lars es ablehnte, Mitglied der SED zu werden, war seine Karriere dahin, bevor sie angefangen hatte.

„Schon bald wird mich die Stasi fragen, ob ich bereit bin, ihnen zu helfen. Ich habe Angst.“ Sie trocknete ihre Tränen und versuchte ein Lächeln.

„Versuche vorsichtig auszuloten was passiert, wenn du eine Mitarbeit ablehnst“, riet er ihr.

„Man muss kein Prophet sein dafür - dann machen sie DIR das Leben schwer.“

„Ich wünschte, ich könnte dabei sein. Sowas habe ich überhaupt noch nicht gehört, dass sich jemand nicht sofort zu entscheiden braucht. Du und ich, wir müssen sehr wichtig sein für die Stasi. Als Quelle, meine ich.“

Lisa begann, sich eine Scheibe Brot zu schmieren und aß. Kauend sagte sie: „Vielleicht sollte ich eine Gegenleistung verlangen - nichts Großes, ein paar Gehsteigplatten für die restliche Terasse, oder zwei Säcke Beton für den Erker … Wenn schon, denn schon.“

„Naja, wenn sie mit dir vertraut tun, dann schadet es nichts. Sie sollen wissen, dass sie es nicht leicht haben werden mit dir … mit … uns.“ Lars beugte sich über den Tisch und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wenn sie verrückt spielen, wenn du nein sagst, kannst du es immer noch steuern. Du entscheidest letztendlich, wie deine Gesprächsberichte aussehen … Notfalls bleibt die Terasse so wie sie ist.“ Sie nickte und trank einen Schluck Tee.

Es galt, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Sich nun auch Brot schmierend, tröstete er sie: „Nun sind wir schon so weit gekommen, haben unser eigenes Heim, von jetzt auf gleich sogar, dann kriegen wir das auch noch hin.“

„Ich wünschte, vieles wäre einfacher“, seufzte sie und legte ihre Hand auf seine.

Lars hielt mit dem Kauen inne und blickte sie ernst an.

„Versprich mir, dass wir uns immer vertrauen können. Egal, worum es geht - Hauptsache Ehrlichkeit, in Ordnung?“ Lisa sah ihn eindringlich an.

„Also immer offen und ehrlich? Das ist gut. Wir halten zusammen, egal was kommt. Und – Moment mal, sie waren hier drin, im Haus?“

„Nein. Sie sind mit mir in eine leere Wohnung nach Breitlingen gefahren. Hat mich auch gewundert. Sie wussten von meinem Arzttermin, sie wussten, dass du die neue Stelle hast - es war irgendwie gruselig.“

„Ich weiß, Liebling. Beim Arzt alles in Ordnung gewesen?"

„Was? Achso, jaja. Auf dem Weg dahin dachte ich, ich hätte dich mit einem Kollegen in ein Auto steigen sehen.“

„Ja, kann möglich sein. Ich bin mit einem der Kreditkontrolleure zur Bank gefahren. Er hat mich ein wenig unterwiesen.“

Ihre Laune besserte sich allmählich. „Na dann vergiss nicht, ich weiß jetzt, wo du arbeitest!“ Lisa drohte ihm, unter Tränen lächelnd, mit dem Buttermesser. Lars alberte mit, er salutierte und verkündete in militärischem Tonfall mit starrer Miene, er diene der Deutschen Demokratischen Republik.

Wie Lisa sich auch entscheiden würde – er vertraute ihr. Schließlich steckte er in einer ähnlichen Zwickmühle, und sie hatten jeweils nicht hinter dem Berg gehalten mit ihren Gedanken und einander eingeweiht. Später im Bett fiel ihm dennoch wieder die nette Kollegin aus der Materialwirtschaft ein, die ihm im Fahrstuhl begegnet war. Mit dem Gedanken an ein baldiges Wiedersehen mit Kollegin Tillmann schlief Lars irgendwann ein.

Bevor die Welle bricht

Подняться наверх