Читать книгу Phönix - Dirk Heinze - Страница 6

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sprosse vier

und dann kam das erste date, natürlich lichtjahre nach dem partytreff aber gerade noch früh genug, um nicht im rollstuhl dahin geschoben zu werden. und dann stand sie da, so unscheinbar, so allein irgendwie. und er wollte seine federn abwerfen und sie ihr umhängen und sie überschütten mit seiner liebe, die er wie einen panzer um sich trug. ja, wo, bitte, ist das nächste verheiratungsinstitut? wo kann man vor dem essen, mit der welt als zeuge, dieses kristinhühnchen erlegen? wo kann man sich ihren namen auf die putenpelle tätowieren lassen oder gleich umbenennen, damit er sekündlich und in zukunft nur noch „kristin“ hört?

und dann bekam er plötzlich diese totale unruhe. er spürte die drehung des gesamten universums in sich, er versuchte, diese auszubalancieren, mit sonem leichten tänzeln, um nich vor ihr auf die knie zu fallen. nimm mich, halt mich fest, lass mich über dir vergehen, wie bratenfett auf der weihnachtsgans. lass mich eins werden oder zwei oder unendlich viele, damit ich - wenn der ur-phönix mal schlapp in den seilen hängt - mich sofort als nächster oder übernächster klon zur verfügung stellen kann, damit es dir an gar nix fehlt.

und vielleicht vergaß er dadurch, sich ordentlich so vorzustellen, dass kristin, noch ehe die eule dreimal ruft, ihm ergeben ist, dass sie sich an ihn krallt und nie, nie wieder ablassen will von diesem wunderschönen, sensiblen, wilden, zahmen, oft erträumt und nie erreichten, kleinem schwarzen küken.

und vor dieser ganzen aufregung vergaß er auch noch, sich sofort auf sie zu stürzen, seinen extra für sie einstudierten paarungstanz aufzuführen und sie dann mit seinen weltallfarbenen augen ins visier zu nehmen. seine ohren hätte er ganz dicht an ihren schnabel geschmuggelt, um zeuge der ersten, ewigen, unvergessenen kristinworte zu werden: phönix, ich bin dein! uh.

der abend verging wie im flug. nee, wie ein raketenstart, kurz, schnell, schneller - sie hatten die erdanziehungskraft hinter sich gebracht und er schwebte durch den raum. und sie sah ihn an, verträumt, angepiekst von amor und sagte: o.k., ich muss jetzt los, war ein langer tag, tschüss und ahoi.

die landung! ohne bremsrakete, ohne fallschirm!

bum und autsch!

kein kuss, kein - lass uns die zeiger der scheiss uhr anhalten! diese nacht darf nie zu ende gehen! und die geigen, die ich ringsum höre, dieses leichte beben, das meine flügel unruhig flattern lässt, weil sie dich packen und an mich reisen wollen, aber ich mich geniere, weil ich gut erzogen bin und nich so eine, die beim ersten date die ewige liebe schwört...

nix!

o.k., dachte phönix, das is ne harte nuss. zu recht! aber ich werde dich kriegen, baby, du wirst eines tages meinen namen in den garstigen wind schreien und du wirst mich lieben, so wie ich dich.

und wenn du weißt, wie das ist, von phönix geliebt zu werden, dann wirst du denken: olé, brathühnchen, ja - ohne dieses gefühl - oh gott - was wundert mich das, bisher überhaupt nur eine sekunde ohne dieses gelebt zu haben. wieso konnte ich auf sowas tolles verzichten? wie nur? wie nur!!

aber der gnade der frühen geburt sei dank, treffen wir uns in diesen stürmischen zeiten - und so passend zu unserer nun zum orkan anwachsenden, jungen liebe.

vorsichtshalber fixierte phönix noch einmal kristins schnabel, damit er ja nich, auch nicht den kleinsten flüsterpieps überhörte.

aber - huh - große überraschung, da kam erstmal nix.


die folgende nacht verging wie im zeitlupentempo. er sah auf die uhr... halb drei. nach zwei stunden wieder der blick, drei minuten nach halb drei. oah, phönix, was issn hier los?

ich will kristin wieder sehen, nee, nich in meinen träumen, nicht als scherenschnitt vor dem mond, nicht als silhouette im türben licht der stall-nachtbeleuchtung. in echt! sie riechen, sie spüren, sie anfassen. immerzu.

und er lächelte und lächelte und kicherte - obwohl er noch nicht wusste, dass er heute schon den gefühlszenit von kristin überschritten hatte. der träumer, der dumme kleine hahn, guck ihn an. verliebte sind zu blöd, um im spiegel das zu belächelnde kleine krankie zu erkennen.

Phönix

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