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Zwei

»Man gewinnt seine Schlachten, wenn man keine Fehler begeht.«

Sun-Tzu (534 v. Chr. bis 453 v. Chr.)

»Die Kunst des Krieges«, Taktische Entscheidungen

Wer noch vor einem Jahr auf Glenn Finnan gelandet war und jetzt zurückkehrte, hätte den Planeten und die Stadt Glastonbury Tor nicht wieder erkannt. Von Anfang an hatte es die Bestimmung gegeben, im Einklang mit der Natur zu leben. Das hatte zunächst dazu geführt, dass die Häuser weit auseinander gebaut wurden. Es gab keine schädliche Technik, die die Umwelt belastete, die außerirdische Technik ermöglichte es, Gebäude und Transportwege zu installieren, die Rücksicht auf die natürlichen Gegebenheiten nahmen.

Mittlerweile gab es jedoch schon eine ganze Reihe von neuen Einwanderern, die ebenfalls alle Platz finden mussten, und so waren die Abstände zwischen den Häusern geringer geworden. Zusammen mit der wachsenden Bevölkerung waren auch die administrativen Aufgaben mehr geworden. Der Friedensplanet Glenn Finnan brauchte ebenso eine geordnete Regierung wie jede andere Zivilisation auch. Neben einem Magistrat, in dem Vertreter der verschiedenen Völker sitzen sollten, war es nötig geworden, Verwaltung, Gesetzgebung und Polizei einzurichten.

Drep Doye, der Gründer des Friedensplaneten, der sich damit einen lang gehegten Traum erfüllte, hatte eine klare Vorstellung davon gehabt, wie sich der Planet mit Leben gestalten sollte, die administrativen Aufgaben waren ihm jedoch relativ gleichgültig gewesen. Durch die nun doch hohe Population wurde es zu einem drängenden Problem, das er jedoch geschickt delegierte, schließlich gab es Bewohner in Glastonbury Tor, die sich bestens damit auskannten.

Zwei von ihnen waren Damien Cavelorn und Amber Cavelorn-Donegal, seine Frau. Amber hatte lange Jahre als Polizistin gearbeitet und war daher bestens vertraut mit dieser Einrichtung, die nun auch hier dringend aufgebaut werden musste.

Amber und Damien waren seit über einem Jahr verheiratet und hatten eine kleine Tochter, Marian Sara, die auf diesem paradiesischen Planeten eine unbeschwerte Kindheit verbringen konnte. Aber ein Jahr war eine lange Zeit, Amber würde sich vermutlich schon zu Tode langweilen, als Hausfrau konnte sie einfach nicht ausgelastet sein.

Der Aldebaraner Doye ging in seinen Gedanken großzügig darüber hinweg, dass Amber sich im Rat und auch beim Aufbau der Stadt selbst engagierte. Er war der Meinung, dass ihre unbestreitbaren Fähigkeiten dem ganzen Planeten zugute kommen sollten. Warum nicht Amber zur Polizeichefin machen, es blieb ihr dann überlassen, die notwendigen Einheiten selbst aufzustellen.

Und Damien? Der ehemalige Kopfgeldjäger, der so viele Erfolge zu verzeichnen hatte, war hier auf Glenn Finnan zur Ruhe gekommen. Auch er war aktiv im Rat und beim Aufbau der Stadt. Ihm war es zu verdanken, dass die Planung der Stadtteile nicht in ein vollkommenes Chaos ausgeartet war. Sein kluger und praktischer Rat, sein analytischer Verstand und seine Autorität sorgten dafür, dass die Arbeiten planvoll und zügig vorangingen. Aber Damien war längst nicht ausgelastet, fand Drep Doye.

Das Volk der Jasnoraner, wie die Bewohner des Planeten sich selbst nannten, brauchte dringend nach außen hin eine Persönlichkeit, die nicht nur Verhandlungsgeschick besaß, sondern auch von den übrigen Völkern und besonders den Vereinten Kolonien anerkannt und respektiert wurde. Damien Cavelorn sollte Bürgermeister werden.

Von diesem ehrenwerten Plan wusste er allerdings noch nichts, und Doye war nicht sicher, ob er das Amt überhaupt annehmen wollte. Ganz sicher würde Damien darauf verweisen, dass dieses Amt nur dem ehemaligen Botschafter der Aldebaraner selbst zustehen konnte. Der war sich aber bewusst, wie viel Arbeit und Anstrengung auf Dauer damit verbunden wäre, er selbst war alt und hegte nur noch den Wunsch in Ruhe gelassen zu werden – nun, mal abgesehen von seiner wesentlich jüngeren Frau Kwankiji.

Glastonbury Tor, und damit der Planet Glenn Finnan, brauchte eine starke Hand und einen klugen Kopf. Damien Cavelorn besaß beides, er war der Richtige für den Posten. Der Aldebaraner war niemand, der lange zögerte, sobald er einen Entschluss gefasst hatte. Er verließ sein Haus und suchte Damien daheim auf.

Marian Sara Cavelorn war ein reizendes Kind. Obwohl erst eineinviertel Jahre alt, ging sie mit unsicherem Trippelgang durch die Welt. Ihre großen dunklen Augen blickten ständig neugierig in die Welt, und ihr kleiner Mund stand einfach nicht still, auch wenn man meist nicht verstand, was sie wollte. Damien war ganz vernarrt in seine kleine Tochter und verbrachte jede freie Minute mit ihr, was Amber bereits zu der Bemerkung veranlasst hatte, dass sich irgendwann ein Eifersuchtsdrama abspielen würde – spätestens dann, wenn Marian soweit war, einen eigenen Freund nach Hause zu bringen. Sie selbst konnte jedoch auch nicht über mangelnde Aufmerksamkeit klagen. Damien, der ewige Jäger, schien endlich den Lebensstil gefunden zu haben, den er unbewusst gesucht hatte. Er war ruhig und ausgeglichen geworden, der Jäger war zum Siedler mutiert.

Das Leben in Glastonbury Tor bot dennoch genügend Abwechslung, es gab neue Freunde und viel Aufbauarbeit, jeder Tag war ausgefüllt, es gab keine innere Leere. So zumindest schien es. Amber schwieg darüber, doch es gab Zeiten, in denen sie ihre Arbeit vermisste. Als Polizistin war sie immer mitten im Geschehen gewesen, auf Glenn Finnan gab es bisher jedoch kaum Kriminalität, ihre Talente wurden nicht gebraucht. Obwohl, das stimmte nicht so ganz – Amber dachte lächelnd an den Vorfall, der sich erst gestern ereignet hatte.

Sie war am Raumhafen gewesen, der sich ebenfalls noch im Aufbau befand, einem riesigen Areal, das vom übrigen Planeten aus Umweltschutzgründen streng abgeschirmt wurde, und hatte dort ihren freiwilligen Dienst bei der Anflugkontrolle versehen. Durch einen reinen Zufall sah sie einen Dieb bei der Arbeit. Ohne lange nachzudenken war sie aufgesprungen und hatte den Mann nach kurzer Verfolgung gestellt. Doch dann gab es ein echtes Problem, denn trotz des rasenden Fortschritts, den es auf Glenn Finnan mittlerweile gab, waren bislang weder eindeutige Gesetze erlassen worden, noch hatte der Rat eine Polizeibehörde installiert oder gar ein Gefängnis gebaut. Amber hatte sich vorgenommen, bei der nächsten Ratssitzung darauf zu sprechen zu kommen. Doch es hatte sie auch erschreckt, wie schnell das Jagdfieber wieder in ihr erwacht war.

Ging es ihrem Mann vielleicht genauso, ohne dass er sich etwas davon anmerken ließ? Er zeigte keine Anzeichen dafür, und sie schob diese Gedanken beiseite. Der Dieb war mit dem nächsten Raumschiff abgeschoben worden, seine ID-Daten hatte man gespeichert, um eine erneute Einreise zu erschweren.

Amber hatte in Gedanken bereits ein Konzept erstellt, mit dem eine kleine, aber effiziente Polizeitruppe aufgebaut werden konnte, und sie fragte sich unwillkürlich, ob sie diesen Job gerne übernehmen würde. Die Antwort darauf wollte sie sich allerdings selbst nicht eingestehen.

Sie schaute aus dem Fenster des Hauses, das Damien und sie gebaut hatten. Die technischen Möglichkeiten der Aldebaraner sorgten dafür, dass nicht nur die Gebäude in atemberaubender Schnelligkeit in die Höhe schossen, auch das tägliche Leben wurde durch die verschiedenen Einrichtungen erleichtert. Ob es um hauswirtschaftliche Vorgänge ging oder um den Transport, überall war der Einfluss der Außerirdischen sichtbar.

Amber freute sich, als sie sah, dass Drep Doye mal wieder zu einem Besuch auftauchte. Sie mochte den alten Mann und war, wie alle Jasnoraner, von einer tiefen Ehrfurcht vor seiner Persönlichkeit erfüllt. Obwohl der Aldebaraner seit einiger Zeit fast blind war, schien er auf Glenn Finnan keine Hilfe zu benötigen. Es war fast, als hätte er direkten Kontakt zum Kern, zur Seele des Planeten. Das stimmte so natürlich nicht, Drep Doye hatte durch Kenji Tanaka, den Japaner, das meditative Beten erlernt, und auf diesem Planeten war daraus eine ganz besondere Beziehung mit der Umwelt entstanden.

Amber lief auf ihn zu und nahm ihn zärtlich in die Arme. »Wie schön, dass du vorbeikommst. Damien ist mit der Kleinen im Garten, ich rufe die beiden gleich. Ich glaube, wenn es nach ihm ginge, würde er sie gar nicht mehr aus den Augen lassen.«

Die tastenden Finger des alten Mannes glitten über das Gesicht der schönen Frau. Sie hielt still, wusste sie doch, dass er auf diese Weise in der Lage war, sich seinen ganz persönlichen Eindruck zu verschaffen.

»Es geht dir gut, und doch bist du aus irgendeinem Grund angespannt, Amber. Stimmt etwas nicht?«, forschte er, während sie Arm in Arm auf das Haus zugingen.

»Nein, es ist nichts«, sagte sie rasch, zu rasch. Drep machte sich seine eigenen Gedanken dazu. Wenige Minuten später hatte auch Damien den Besucher begrüßt, und die drei saßen in dem gemütlichen Wohnzimmer zusammen und sprachen über die Entwicklung ihrer neuen Heimat.

Damien musterte Doye immer wieder aufmerksam. »Du hast doch einen ganz bestimmten Grund, der dich hierher gebracht hat. Dies ist mehr als nur ein Freundschaftsbesuch, habe ich recht?«

»Deine Instinkte funktionieren offenbar immer noch hervorragend«, lobte der Aldebaraner. »Ich bin in der Tat aus einem ganz besonderen Grund hier. Glastonbury Tor wächst, wie ihr selbst recht gut wisst. Die Aufgaben werden immer mehr, und der Rat hat mittlerweile mehr zu tun, als ihm lieb ist. Aber der Rat braucht Unterstützung. Auch im Paradies muss offenbar eine gewisse Ordnung herrschen. Ich will nicht lange um das Thema herumreden. Amber, du bringst große Erfahrung mit, möchtest du den Polizeiapparat aufbauen? Dir wird selbstverständlich jede Hilfe zuteil, die du benötigst. Ich bin sicher, der Rat wird dir freie Hand lassen bei deiner Arbeit.« Er spürte förmlich das Verlangen in der Frau.

Amber wechselte einen langen Blick mit Damien. Er war sichtlich nicht ganz glücklich mit dieser Bitte, bedeutete sie doch, dass seine geliebte Frau wieder eingebunden wurde in die sturen Regeln eines Apparates, der für Recht und Ordnung zu sorgen hatte. Doch er sah ebenfalls das Verlangen in ihren Augen leuchten. Wie gut konnte er sie verstehen. Auch ihn trieb an manchen Tagen das Jagdfieber, und er war nahe dran, das nächstbeste Schiff zu besteigen, um wieder durch die Galaxis zu fliegen. Ja, doch, wenn es Ambers Wunsch war, sollte sie diese Aufgabe wahrnehmen. Eine besser geeignete Person war ohnehin schwerlich zu finden. Sein Blick drückte ein deutliches Ja aus, und die Augen seiner Frau funkelten.

Doye schien dieser lautlosen Zwiesprache auf unbegreifliche Weise zu folgen, seine Hand tastete nach der von Amber.

»Verstehe ich richtig, dass du nicht ablehnen wirst? Das ist gut. Ich habe mit den meisten Mitgliedern des Rates bereits gesprochen, und alle sind damit einverstanden.«

»Halt mal«, protestierte Damien. »Du arrangierst über unsere Köpfe hinweg eine derart verantwortungsvolle Tätigkeit, Drep. Was hättest du gemacht, wären wir nicht einverstanden?«

Doye lächelte gütig. »Dann hätte ich es morgen wiederum versucht«, gab er zurück.

Damien lachte. »Nun gut, damit haben wir dir also einen Weg erspart. Wann soll Amber mit der Arbeit beginnen? Nach der nächsten Ratssitzung, wenn weitere Einzelheiten besprochen worden sind?«

»Nun, ich dachte, gleich morgen, dann hast du heute noch Zeit, um Vorkehrungen zu treffen, Amber. Du hast bereits bei der letzten Sitzung ein gutes Konzept angestoßen. So, wie ich dich kenne, hast du deine Pläne längst weiterentwickelt. Falls du etwas Besonderes benötigst, brauchst du es nur zu sagen.«

»Das geht jetzt sehr schnell«, erwiderte sie langsam, doch dann strahlte sie. »Aber du hast natürlich Recht, wir sollten nicht länger warten. Es ist längst an der Zeit, etwas zu tun.«

Damien schüttelte ungläubig den Kopf. »Wüsste ich es nicht besser, hätte ich angenommen, es handelt sich hier um ein abgekartetes Spiel.«

»Das habe ich nicht nötig«, erklärte Doye würdevoll.

»Nein, das hast du ganz sicher nicht. Verzeih, allein die Unterstellung ist schon …«

Der Aldebaraner hob abwehrend die Hand. »Kein Wort mehr, mein Freund. Erzähle mir lieber, ob du etwas Neues von Guy Duncan erfahren hast.«

Plötzlich malte sich Stolz im Gesicht von Damien, ein Gefühl, das er vor einem Jahr nicht empfunden hatte, als er völlig unvorbereitet mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass er Vater eines achtzehnjährigen Sohnes war. Vielmehr stand Cavelorn damals zunächst unter einem Schock.

Die Mutter des Jungen, die ehemalige Prostituierte Kate Kilbourne, hatte den Absprung aus dem Rotlicht-Milieu allein geschafft und genauso allein Guy Duncan großgezogen. Er war ein prächtiger, wenn auch etwas eigensinniger junger Mann, der auf die Bekanntschaft mit dem bisher unbekannten Vater genauso störrisch und spröde reagiert hatte wie Damien selbst. Es hatte lange Zeit gedauert, bis aus dem Aufeinandertreffen der zwei Sturköpfe eine vorsichtige Annäherung und schließlich ein Vertrauensverhältnis geworden war.

Als Kate auf ihre Heimatwelt zurückkehrte, hatte sich G.D., wie er allgemein gerufen wurde, dafür entschieden, bei seinem Vater zu bleiben. Amber hatte sich nicht nur in dieser ungewöhnlichen Situation, sondern auch in der nachfolgenden Zeit großartig verhalten. Sie war nicht eifersüchtig auf Kate, Damiens Verhältnis mit ihr lag so lange zurück, dass sie keine negativen Gefühle empfand. Doch mit einem ausgewachsenen Stiefsohn konfrontiert zu werden, war auch für die kluge temperamentvolle Frau zunächst nicht einfach gewesen. Aber G.D. hatte es ihr leicht gemacht, er sah in ihr weniger eine Stiefmutter als eine Freundin. Als er dann auch noch feststellte, dass sie schwanger war, benahm er sich ihr gegenüber fast fürsorglicher als Damien selbst.

G.D. hatte als erstes lernen müssen, seine Vorurteile gegen Kopfgeldjäger aufzugeben. Es war ihm zunächst schwer gefallen zu akzeptieren, dass ausgerechnet sein Vater einer von ›denen‹ war. Doch bald hatte er begriffen, dass es sich dabei um einen durchaus ehrenwerten und verantwortungsvollen Beruf handelte. Diese Sinnesänderung war sicherlich auch Ben Connor, dem alten Freund von Damien, zu verdanken. Der Händler, der neben ganz legalen Waren insgeheim auch Waffen aller Art lieferte, hatte mit dem jungen Mann lange Gespräche geführt und ihm nach und nach die Unhaltbarkeit seiner Vorurteile aufgezeigt. Dennoch hatte es Damien maßlos überrascht, als G.D. nach relativ kurzer Zeit verkündet hatte, er wollte selbst Jäger werden. Der strikten Ablehnung durch den Vater war ein zähes Ringen gefolgt, in dessen Verlauf sich Amber auf die Seite des Jungen geschlagen hatte. Schließlich hatte sich Damien auf einen Kompromiss eingelassen. G.D. besuchte das letzte Semester der Schule bis zum Abschluss, erlernte von Amber und seinem Vater den Umgang mit Waffen und Selbstverteidigung, und er machte seinen Pilotenschein. Sollte er das alles tatsächlich unter einen Hut bringen, würde sich Damien nicht länger sträuben, sondern seinem Sohn sogar das erste kleine Raumschiff schenken. Er hatte selbstverständlich angenommen, dass G.D. nicht durchhalten würde, bisher hatte der Junge nicht gerade durch Beharrlichkeit geglänzt, sondern vielmehr eine Polizeiakte vorzuweisen, doch der sah plötzlich ein großes Ziel vor Augen.

Innerhalb einer Woche war er wie verwandelt, und er schaffte es tatsächlich, alle Anforderungen zu erfüllen. Schon nach kurzer Zeit musste Damien anerkennen, dass G.D. von Grund auf ein anderer geworden war. Kate verfolgte von ihrem Heimatplaneten aus die Fortschritte ihres Sohnes und war zufrieden, dass sich jetzt scheinbar alles zum Guten wandte. Sie hatte G.D. nicht mehr unter Kontrolle halten können, aber nun schien er mit neuer Verantwortung für sich selbst auch ein volles neues Leben zu beginnen.

Zielstrebig und mit eiserner Entschlossenheit hatte G.D. durchgehalten. Schon längst war Damien mehr als nur ein bisschen stolz auf seinen Sohn, mittlerweile bedauerte er es sogar, dass er ihn nicht früher kennen gelernt hatte.

Als G.D. sein Abschlusszeugnis und seine Pilotenlizenz in den Händen hielt, war Damien sehr stolz. Amber half mit ihren Beziehungen, dass der junge Mann auch schnell seine Zulassung als Jäger bekam. Damien kaufte ihm ein gebrauchtes kleines, aber wendiges Schiff, für die Erstausstattung der Bewaffnung zeichnete Connor verantwortlich, doch G.D. besaß seinen eigenen Stolz. Er versprach, die Kosten allesamt zurückzuzahlen, sobald er genug verdiente.

Er hatte zu diesem Zeitpunkt seine ersten zwei Aufträge bereits hinter sich, einfache Aufträge, die Damien ihm vermittelt hatte, damit sein Sohn überhaupt erst einmal einen Erfolg verzeichnen konnte. Doch G.D. war ehrgeizig und wollte unabhängig sein. So war er nach Erledigung seines letzten Auftrages nicht nach Hause zurückgekehrt, sondern legte sich auf die Lauer. Damien behielt seine weiteren Bedenken für sich, als Amber ihn wegen seiner Besorgnis auslachte.

Aber bei der Frage von Drep Doye war Damien der Stolz deutlich anzumerken. »Er hat sich vor zwei Tagen gemeldet, angeblich ist er auf einer heißen Spur, aber Einzelheiten wollte er nicht sagen«, berichtete er.

»Der Junge wird seinen Weg machen, er hat die Zielstrebigkeit von dir, und seine Mutter musste eine Menge Energie und Willenskraft besitzen, um ihr Leben so zu meistern. G.D. besitzt gute Erbanlagen, du kannst zu Recht stolz auf ihn sein. Aber da wäre noch etwas, worüber ich mit dir reden möchte.«

Damien wurde hellhörig, er ahnte, dass jetzt etwas auf ihn persönlich zukam.

»Damien Cavelorn, du weißt, wie sehr ich dich schätze, und ich achte deine Arbeit hier auf Glenn Finnan hoch. Aber ich denke – und nicht nur ich – dass du damit nicht ausgelastet bist.« Ein flüchtiges Lächeln flog über das Gesicht des ehemaligen Botschafters. »Es geht auch darum, dich mehr zu würdigen.«

Damien verzog das Gesicht, was der andere allerdings nicht sehen konnte. »Was soll das heißen? Du drückst dich doch sonst nicht so umständlich aus. Also, heraus mit der Sprache, was soll ich tun?«

»Ich möchte, dass du das Amt des Bürgermeisters übernimmst. Glenn Finnan muss auch nach außen hin würdig und kompetent vertreten werden, man braucht einen direkten Ansprechpartner, jemanden, der hier vom Rat und draußen von den Vertretern der Vereinten Kolonien akzeptiert und respektiert wird. Eine Persönlichkeit mit Ausstrahlung und Autorität. Dich!«

Eine Weile herrschte Schweigen.

»Bist du jetzt fertig?«, fragte Cavelorn dann langsam.

»Ja. Wie lautet deine Antwort?«

»Ein klares eindeutiges Nein. Ich bin doch nicht verrückt. Drep, ich bin hierher gekommen, weil ich so den Zwängen der Zivilisation entfliehen konnte. Hier habe ich ein Leben gefunden, das nicht von außen gesteuert wird und mich einengt. Ich lasse doch nicht meine gerade gefundene Freiheit gleich wieder beschneiden, indem ich mich freiwillig in die Politik stürze. Außerdem fehlt es mir an diplomatischem Feingefühl, wie dir besonders Amber gern bestätigen wird. Nein, das ist keine Aufgabe für mich, und du brauchst dir keine Hoffnungen zu machen, ich könnte meine Meinung noch ändern.«

»Ich habe nicht damit gerechnet, dass du sofort zustimmen würdest, Damien. Aber es ist tatsächlich so, dass wir dich brauchen. Jemand muss die Planung und Organisation in die Hand nehmen, um unsere neue Stadt nicht ausufern zu lassen. Und jemand muss unsere Interessen nach außen hin vertreten. Dir bleibt noch immer genug Zeit, dich selbst zu verwirklichen, wenn es das ist, was du willst. Deine Weigerung lasse ich erst einmal im Raum stehen, aber ich möchte dich bitten, zumindest provisorisch die Leitung …«

Amber legte ihrem Mann zärtlich eine Hand auf den Arm, bevor er zornig werden konnte. »Reizt dich die Herausforderung wirklich nicht? Du hast die Möglichkeit, nach den Wünschen und Bedürfnissen der hier lebenden Völker etwas aufzubauen. Wer bekommt schon eine solche Gelegenheit? In der ganzen Galaxis sind das weniger als eine Hand voll Lebewesen. Willst du dich tatsächlich davor drücken? Das ist nicht der Damien Cavelorn, den ich kenne. Außerdem wäre es nicht so sehr verschieden von dem, was du ohnehin schon tust.«

»Du stellst dich auf seine Seite?«

»Ich stehe auf gar keiner Seite, Liebster. Ich denke nur praktisch. Du solltest deine Talente nicht brachliegen lassen.«

»Das ist eine Verschwörung, habe ich recht?« Damien wusste nicht, ob er ärgerlich oder amüsiert sein sollte.

»Wir Jasnoraner haben uns dagegen verschworen, Fähigkeiten ungenutzt zu lassen, insofern hast du wohl recht«, stimmte Doye friedfertig zu. »Im Übrigen stellen wir dir jemanden an die Seite, der in Fragen der Planung und Verwaltung ein wirklicher Spezialist ist. Du brauchst also gar nicht viel selbst zu tun.«

»Und warum bietest du ihm nicht auch das Amt des Bürgermeisters an?«, fragte Damien misstrauisch.

»Er ist ein Bürokrat, ein wirklicher Fachmann in punkto Verwaltung und Organisation, aber er besitzt keine Autorität. Bitte, Damien, versuche es wenigstens. Wenn du gar nicht damit zurechtkommen solltest, kannst du immer noch nein sagen.«

Unruhig sprang der ehemalige Jäger auf und lief im Zimmer auf und ab. Seine Frau beachtete ihn gar nicht weiter, sie ging in die Küche und holte Tee für alle. Die Tür zum Garten sprang auf, Marian kam herein und ging zielstrebig auf ihren Vater zu.

»Papa spielen«, forderte sie.

Damien nahm sie auf die Arme.

»Du musst auch an die Zukunft dieses und anderer Kinder denken«, sagte Drep Doye. »Wenn du wirklich eine lebenswerte Welt erschaffen kannst – willst du dich dann weigern?«

Cavelorn wälzte längst das Für und Wider im Kopf hin und her, dann blickte er in das liebliche Gesicht seiner Tochter. Marian war jede Anstrengung wert, und nicht nur Marian. Resigniert zuckte er die Schultern. »Ich werde es versuchen, aber macht mir keine Vorwürfe, wenn das Ganze in ein riesengroßes Chaos ausartet. Das ist nur eine provisorische Zusage, nicht mehr«, schränkte er ein, als ein zufriedener Ausdruck in das Gesicht des Aldebaraners zog.

»Ich habe verstanden, Damien, danke. Du solltest so schnell wie möglich anfangen, also gleich morgen. Komm bitte zuerst in das Ratsgebäude, ich werde dir dann Gordon Hagen vorstellen. Ich bin sicher, ihr werdet gut zusammenarbeiten.«

»Ist das dieser Verwaltungsfachmann, von dem du gesprochen hast?«

»Ja, er ist etwa in deinem Alter und außerordentlich tüchtig, besitzt allerdings nicht die Gabe, seine Ideen nach außen hin zu vertreten. Er ist seit knapp zwei Monaten hier und hat sich bereits gut eingelebt, aber er braucht eine richtige Aufgabe.«

»Nun, wir werden sehen«, murmelte Damien. »Du hast uns da praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt, das geht alles ein bisschen schnell. Wir müssen dafür sorgen, dass Marian …«

»Sie kann in den ersten Tagen zu uns kommen, ich weiß, dass Kwankiji ganz begeistert darüber sein wird. Im Übrigen denke ich, dass Amber die Kleine in der Anfangszeit oft bei sich haben kann. Und Kindergärten wie auch Schulen gehören zu den Dingen, die unter deiner Regie schnellstmöglich aufgebaut werden müssen.«

Cavelorn war nicht wirklich glücklich mit diesem Arrangement, doch er hatte nicht vor, jetzt einen Rückzieher zu machen.

»Also gut, vorerst eine Woche, Drep, nicht länger.«

Der ehemalige Botschafter nickte.

»War das jetzt alles, oder hast du noch weitere Überraschungen auf Lager?«, erkundigte sich Damien lakonisch.

»Nein, das waren alle meine Anliegen.«

»Dann können wir zum gemütlichen Teil übergehen, du bleibst doch zum Essen?« Amber wollte keine Widerrede gelten lassen. Ein paar Stunden später verabschiedete sich Doye, und im Hause Cavelorn brach eine erregte Diskussion aus.

Guy Duncan Cavelorn schlenderte ein wenig gelangweilt durch das Vergnügungsviertel des Planeten Neuve Avignon. Obwohl die Atmosphäre und die Gravitation fast der ursprünglich irdischen entsprachen und damit beste Lebensbedingungen boten, war aus der ehemals französischen Kolonie kein großes Handelszentrum geworden. Vielleicht lag das System einfach zu weit ab von den viel beflogenen Handelsrouten. Als die Administration das erkannt hatte, war man dazu übergegangen, aus dem dünn besiedelten Planeten eine Urlaubswelt zu machen. Eine gute Idee, wie sich zeigte. Innerhalb weniger Jahre fanden sich Sponsoren, die mit dem Nachbau berühmter Sehenswürdigkeiten und der Anlage abenteuerlicher Freizeitparks für Touristenattraktionen sorgten. Was vorher als Handelszentrum nicht geklappt hatte, entpuppte sich jetzt als Magnet. Neuve Avignon war zu einem begehrten Ziel geworden, Hotels waren aus dem Boden geschossen, wilde Siedlungen waren entstanden, Lebewesen aller Rassen strömten auf den Planeten und sorgten für ein buntes Gewimmel verschiedenster Kulturen. Und mit den ehrlichen Geschäftsleuten, windigen Geschäftemachern und obskuren Halsabschneidern waren auch die richtigen Verbrecher gekommen.

Einer von ihnen war Jean-Baptiste Charles, ein charismatischer Betrüger und Heiratsschwindler, der steckbrieflich gesucht wurde, weil er nach der Eheschließung oft nicht abwarten konnte, bis seine Angetrauten von allein das Zeitliche segneten. In mindestens zwei Fällen hatte er nachgeholfen, das glaubten die Behörden beweisen zu können.

Auch hier auf Neuve Avignon hatte er seine übliche Masche abgezogen und seine Frau kurz nach der Hochzeit durch einen ›schrecklichen Unfall‹ verloren. Aber dieses Mal waren ihm die Behörden rasch auf die Schliche gekommen, und man hatte ihn als Mörder zur Fahndung ausgeschrieben.

Wie es der Zufall wollte, befand sich G.D. gerade in der Nähe des Planeten, er konnte die Verfolgung des Flüchtigen sofort aufnehmen und war weit vor den übrigen Jägern, die ebenfalls auf das Kopfgeld aus waren. Charles war gut darin, reiche Frauen zu umgarnen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, außerdem beherrschte er das Hakenschlagen im Weltraum bravourös. Doch G.D. besaß gute logische Fähigkeiten, er konnte weit voraus denken und sah die Möglichkeiten und Schlupfwinkel des Flüchtigen. Charles war auch kein Kämpfer. Als G.D. ihn nach relativ kurzer Zeit gestellt hatte, verlor er jeden Gedanken an Widerstand. Allerdings versuchte er den jungen Cavelorn zu bestechen und bot ihm die gleiche Summe, die auf seinen Kopf ausgesetzt war, wenn er ihn laufen ließ. Höflich aber bestimmt hatte G.D. abgelehnt. Er wollte seine Lizenz behalten, und er würde sich selbst nicht mehr ins Gesicht sehen können, wollte er gleich zu Anfang seiner Karriere damit beginnen, faule Geschäfte zu machen.

Er hatte den Mann bei der planetaren Polizei abgeliefert, kaum dass seit der Verbreitung der Suchmeldung zwei Tage vergangen waren. Neben der Belohnung von 15.000 Siekon hatte es auch lobende Worte gegeben und das Angebot, sich im Vergnügungsviertel einen schönen Abend zu machen.

Aber es gefiel G.D. hier nicht besonders. Seine Mutter Kate hatte ihn streng erzogen, und er hatte oft genug dagegen rebelliert. Das war soweit gegangen, dass er die Schule schwänzte, sich in Spielhöllen und zweifelhaften Etablissements herumtrieb und mehr als einmal mit dem Gesetz in Konflikt kam. Bei diesen ›Ausflügen‹ hatte er eine Menge Erfahrungen gesammelt, die seine Mutter lieber von ihm fern gehalten hätte, doch der Jugendliche war höchst begierig gewesen, alles zu erfahren, es gab nicht mehr viel, was ihm jetzt noch unbekannt war.

So empfand er die Amüsierbetriebe und die ganz unverhohlene Ansprache hier auf Neuve Avignon als plump, aufdringlich und lästig.

Nein, hier fühlte er sich nicht wirklich wohl. Er beschloss, auf sein Schiff zurückzukehren. Robin Hood, so hatte er es genannt, nach einem Volkshelden von der Erde, dessen Taten vermutlich hoffnungslos verklärt waren.

»Hey, Süßer, mein Spielplatz hat geöffnet. Wie wäre es mit uns beiden?«, fragte eine junge Frau mit verführerischer Stimme.

G.D. sah in große dunkle Augen, sorgsam geschminkte Lippen und glatte Haut. Um den Mund herum zeigte sich jedoch schon die Andeutung von harten Linien, auf der Stirn bildeten sich erste Falten. Prostituierte führten kein leichtes Leben. G.D. dachte an seine Mutter, die ebenfalls diesen Beruf ausgeübt hatte, es schauderte ihn unwillkürlich.

»Nein, danke«, sagte er. Der junge Jäger hatte genug und beeilte sich, sein Schiff zu erreichen. Noch bevor er startete, rief er die aktuellen Fahndungslisten auf. Er suchte einen neuen Auftrag, und er wollte absolut nicht wieder etwas Leichtes, Harmloses. G.D. wollte einen richtigen großen Brocken, er fühlte sich stark und unbesiegbar.

Eine Eilmeldung erregte seine Aufmerksamkeit, und er musste nicht lange überlegen, ob dieser Fall ihn reizte.

»Connie Thielmann, ehemals Mitglied einer Piratenorganisation, hat zuletzt als bezahlte Mörderin gearbeitet, hoch gefährlich und hoch intelligent. Die Belohnung beträgt 35.000 Siekon, eine stolze Summe, das ist der Gefährlichkeit der Frau allerdings angemessen.« Es folgten weitere Merkmale, sowie eine Personenbeschreibung und die erneute Warnung vor der Gefährlichkeit der Frau, doch diese Warnungen gingen an G.D. irgendwie vorbei.

Die Personenbeschreibung und die Liste ihrer Taten ließen darauf schließen, dass die Frau ihre vorhandenen Reize gut zu nutzen wusste. Damien und Amber hätten ihm sicher abgeraten, Thielmann war wohl noch drei Nummern zu groß für ihn. Aber er hatte nicht vor, seinen Vater oder seine Stiefmutter von seinen Plänen in Kenntnis zu setzen. Er war ein Jäger.

Aufmerksam verfolgte er die Spur der Frau, soweit sie bekannt war, doch nach der Flucht von Sherwood verloren sich die Hinweise. Gab es einfach keine besonderen Vorkommnisse mehr, die mit der Flüchtigen in Verbindung stehen konnten? Doch G.D. dachte weiter, er rief die aktuellen Nachrichten auf und versuchte, sich selbst in die Lage der Mörderin zu versetzen.

Denk nach, forderte er von sich selbst, was würdest du tun? Die Antwort lag klar auf der Hand. Als blinder Passagier an Bord eines startenden Raumschiffes gehen und darauf hoffen, entweder nicht entdeckt zu werden oder sich mit dem Kapitän zu arrangieren, egal wie.

G.D. rief die Schiffe auf, die in der fraglichen Zeit den Planeten verlassen hatten, es waren nur sechs, und natürlich waren deren Daten alle bekannt. G.D. verfügte über einen analytischen Verstand, er gliederte klar alle Möglichkeiten auf, die zur Verfügung standen. Thielmann hatte sich ihr Ziel bei der letzten Flucht nicht aussuchen können, davon war er überzeugt. Nach der Schießerei auf der Churchill-Plaza war sie wie vom Erdboden verschluckt, und die planetare Sicherheit suchte noch immer noch ihr. G.D. war jedoch davon überzeugt, dass sie sich längst im Weltraum befand, also musste er die Routen der Schiffe verfolgen, auf den jeweiligen Zielplaneten nachforschen, ob es ungewöhnliche Vorfälle gegeben hatte, und diese dann auswerten.

Diese Arbeit erwies sich als äußerst Zeit raubend und langweilig, außerdem erbrachte sie vorerst kein Ergebnis. Stattdessen musste der junge Jäger feststellen, dass er nicht der einzige war, der sich an die Spuren von Thielmann geheftet hatte.

Damit hatte er rechnen müssen, aber es war dennoch eine unangenehme Überraschung, als die Hamburg in das Raster geriet, mit dem er das Informationsnetz um die Gesuchte eingrenzte.

Es gab eine Reihe von guten Jägern, die es sich nicht nehmen ließen, dieser hohen Belohnung nachzujagen.

Peter von Silberschwan mit der Hamburg war einer von ihnen. Er galt als Legende unter den Jägern, denn eigentlich hätte man von einem Mann mit seinem Handicap erwartet, dass er friedlich auf einem Planeten lebte und sein Schicksal tapfer ertrug. Von Silberschwan war ein Krüppel, er war mit einem Buckel zur Welt gekommen und neben einigen weiteren Gebrechen musste ihm ein Bein amputiert werden. Außerdem war er kleinwüchsig. Die körperlichen Gegebenheiten hatte er jedoch klug in Vorteile verwandelt. In seiner Beinprothese befand sich ein ganzes Arsenal an Waffen, zusätzlich besaß dieses Bein bionische Komponenten und ermöglichte es dem Mann, schneller zu laufen. Er gab sich strenggläubig, gehörte der reformierten Rosenkranzbruderschaft an und zitierte gerne aus der Raumfahrerbibel. Das alles machte Peter von Silberschwan zu einem seltsamen Kauz, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen sollte, wie gefährlich er in seinem Beruf sein konnte. Auf sein Konto ging die Ergreifung der Martin-Zwillinge, die als besonders skrupellos gegolten hatten. Wo die körperlichen Gebrechen als Nachteil erschienen, machte er mithilfe der modernen Technik und spezieller modifizierter Apparaturen einen Vorteil daraus.

Und dieser Jäger befand sich also auf der gleichen Spur wie G.D., nur der schnellere und bessere konnte Thielmann fassen. G.D. wollte der bessere sein.

Aufmerksam verfolgte er die Nachrichten von den sechs Planeten, auf denen die Schiffe gelandet waren, kam dann aber schnell zu dem Schluss, dass drei von ihnen absolut unwahrscheinlich erschienen. Nirgendwo gab es eine Meldung über einen blinden Passagier oder andere ungewöhnliche Vorkommnisse.

Doch dann tauchte die Nachricht über einen unbekannten Toten auf, wenig später folgten weitere Einzelheiten. Noah Geoffrey, so hieß der Tote, war Händler für Spezialitäten gewesen. Merkwürdig war in diesem Zusammenhang, dass sein Schiff ohne ihn gestartet war, doch die Formalitäten waren alle korrekt abgewickelt worden. Das war Thielmann, dessen waren G.D. sicher. Es kostete ihn einige Mühe herauszufinden, wohin sich dieses Schiff gewendet hatte. Es war kein Ziel angegeben, doch dann half ihm der Zufall weiter.

Ein Konvoi von mehreren Frachtschiffen hatte Kurs auf ein System genommen, das auf den Sternenkarten den Vermerk ›Anflug verboten‹ trug. Wenig später hatte das Schiff des Geoffrey sich mit der gleichen Energiekonsistenz in Bewegung gesetzt. Die Chancen standen 50 zu 50, dass Connie Thielmann diesen Kurs gesetzt hatte.

Ein offenbar verbotener Planet! Falls es ihr gelang, dort zu landen, wäre sie vermutlich in Sicherheit.

G.D. zögerte nicht lange, für ihn war die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Flüchtige sich genau dorthin gewandt hatte. Blieb nur noch die Frage, ob sie dort auch gelandet war. Falls ja, würde auch er eine Möglichkeit dazu finden müssen.

10 Galaktische Abenteuer Box 4

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