Читать книгу Das Beste von My Little Pony - 10 kurze Geschichten - diverse - Страница 4
Flutterflughund!
ОглавлениеObwohl es draußen noch dunkel war, war Applejack schon aufgestanden. Während sie auf den Sonnenaufgang wartete, trat sie ungeduldig von einem Huf auf den anderen. Es war der erste Tag der Apfelernte!
Als die Sonne schließlich aufging, lief Applejack über ihre wunderschöne Obstplantage. Sie war verzaubert von dem Anblick der großen, reifen Äpfel, die nur darauf warteten, geerntet zu werden. Doch als sie mit den Hufen gegen einen der Bäume trat, um die ersten Früchte einzusammeln, erwartete sie eine böse Überraschung.
„Was im Namen der Scheune ist denn hier los?“, rief Applejack, als die Äpfel, die von dem Baum fielen, vollkommen ausgetrocknet waren.
Schon bald war die Ursache gefunden: Fruchtvampire hatten sich in den Bäumen auf Sweet Apple Acres eingenistet! Applejack rief die „Alarmstufe Rot“ aus und trommelte ihre Freunde zusammen. Sie musste die Plantage retten – vor allem den großen, umwerfenden, saftigen Apfel, den sie für den Obstbauernwettbewerb in Appleloosa gezüchtet hatte.
„Ich will verflucht sein, wenn die ihre Fangzähne in meinen preisgekrönten Apfel graben!“, schwor Applejack. „Wisst ihr, wie schwer es ist, so einen großen Apfel zu züchten?“
Die Ponys waren beeindruckt. Vor allem Rarity schaute sich den Apfel vollkommen begeistert an.
„Applejack, du weißt wirklich, wie man Obst mit Stil anbaut!“, lobte die Modedesignerin sie.
Die Freunde überlegten sofort, wie sie verhindern konnten, dass die Vampir-Flughunde das Obstmeisterwerk in einen mickrigen Apfelkern verwandeln konnten.
„Oh, ich bin mir sicher, dass wenn wir ihnen erst einmal gesagt haben, wie viel dir dieser Apfel bedeutet, sie ihn nicht anrühren werden“, erklärte Fluttershy.
Applejack war sich da zwar nicht so sicher, beschloss jedoch, dem Vorschlag ihrer Freundin eine Chance zu geben.
Fluttershy ging zu den Vampir-Flughunden und versuchte sie höflich davon zu überzeugen, den preisverdächtigen Apfel in Ruhe zu lassen. Doch die Flughunde achteten gar nicht auf sie. Einer von ihnen bespuckte sie sogar mit Kernen.
Die Unterhaltung verlief wenig erfolgreich – so wie Applejack es vorhergesagt hatte. Applejack hielt die Vampir-Flughunde für nichts anderes als kleine Monster, die Chaos verursachen und ihre wunderschönen Äpfel fressen wollten. Ihre Freundinnen stimmten ihr zu. Um den preisverdächtigen Apfel zu schützen, mussten sie die Plagegeistern vertreiben.
Fluttershy wollte sie davon überzeugen, dass Vampir-Flughunde dabei helfen, Apfelkerne zu verteilen und somit einen positiven Einfluss auf die Plantage haben würden, da sie neue Apfelbäume pflanzten. Sie erklärte ihren Freundinnen auch, dass die Tiere nur auf der Suchen nach Nahrung und einer Zuflucht waren.
Fluttershy kam die Idee, in einer Ecke der Plantage eine Naturschutzzone für die Fruchtvampire einzurichten.
„Das ist ja schön und gut, aber während wir das Naturschutzgebiet errichten, werden sie weiter meine Apfelbäume vernichten!“, sagte Applejack. Sie erzählte zudem die Geschichte über die Vampir-Flughundinvasion, die sie einst von Granny Smith gehört hatte. In einem Jahr hatten die Flughunde die gesamte Obstplantage zerstört, sodass die Ponys im Winter keine Äpfel hatten!
Da Granny Smith und der Rest der Familie bereits nach Appleloosa gereist waren, musste Applejack ganz allein eine Entscheidung treffen. Sie wollte die Eindringlinge unbedingt loswerden.
Twilight Sparkle entwarf einen Plan.
„Ich habe einen Zauberspruch entdeckt, der dafür sorgen könnte, dass die Flughunde ihren Appetit auf Apfelsaft verlieren. Aber ich brauche ihre volle und uneingeschränkte Aufmerksamkeit, wenn der Zauberspruch wirken soll“, sagte sie und wandte sich dem Pegasuspony zu. „Fluttershy, du musst die Flughunde mit deinem starren Blick einschüchtern.“
„Tut mir leid, aber die Idee gefällt mir nicht. Das würde bedeuten, dass wir den Fruchtflughunden das nehmen, was sie überhaupt erst zu Fruchtflughunden macht. Das ist einfach nicht fair!“, protestierte Fluttershy.
„Wenn wir es nicht tun, wird es in Ponyville keine Äpfel mehr für die Ponys geben. Ist das für dich fair?“, fragte Twilight.
„Denk an den Saft! Um der Freundschaft willen, denk an den Saft!“, rief Rainbow Dash, die schon beim Gedanken daran, ihr Lieblingsgetränk zu verlieren, Panik bekam.
Schließlich gab Fluttershy nach. Schweren Herzens warf sie den Vampir-Flughunden ihren besonderen starren Blick zu, damit Twilight sie mit dem Zauber belegen konnte.
Nach einer Weile versuchte Rainbow Dash einen der Flughunde mit Apfelsaft anzulocken. Doch der Flughund drehte sich angeekelt weg.
„Meine Plantage ist gerettet! Yee-haw!“, rief Applejack freudig aus.
„Wir können den ganzen Winter lang Apfelsaft trinken!“, fügte Rainbow Dash fröhlich hinzu.
Am nächsten Morgen stand Applejack bei Sonnenaufgang auf und galoppierte zu ihrer Plantage. Da das Flughundproblem gelöst war, wollte sie so schnell wie möglich mit dem zweiten Tag der Apfelernte beginnen.
Doch erneut fand sie nur Äpfel, die vollkommen saftlos waren. Hatte Twilights Zauber doch nicht funktioniert?
„Fluttershy, du bist die Tierexpertin. Kennst du noch eine andere Kreatur, die so etwas macht?“, fragte Twilight Sparkle nervös.
Fluttershy schüttelte den Kopf.
Wie sich herausstellte, waren es nicht die Vampir-Flughunde gewesen, die den Saft ausgesaugt hatten, denn sie würdigten die Äpfel noch immer keines Blickes.
„Wenn das so ist, müssen wir eine Ermittlung starten“, verkündete Twilight. „Fangen wir den Dieb auf frischer Tat.“
Die Ponys beschlossen, eine Nachtwache zu organisieren. Jede der Freundinnen bekam ihr ganz eigenes Lichtsignal, mit dem sie die anderen darüber informieren konnte, wenn sie etwas Verdächtiges bemerkte.
„Können wir das nicht ein andermal machen? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin am Verhungern“, flüsterte Fluttershy, als die Ponys die Plantage kontrollierten. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen.
„Oh, Fluttershy, du musst keine Angst haben. Denk daran, Liebes, wir stehen das zusammen durch“, beruhigte Rarity sie.
„Das stimmt. Kein Pony verlässt die Plantage, bis das Rätsel gelöst ist. Abgemacht?“, fragte Twilight.
„Abgemacht!“, antworteten ihre Freundinnen zustimmend.
Die Ponys teilten sich auf. Jede der Freundinnen bewachte einen anderen Teil der Apfelplantage.
„Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Ich kann förmlich spüren, dass etwas Schlimmes geschehen wird. Dieser Apfel … er sieht … so saftig … und süß aus“, murmelte Fluttershy und leckte sich die Lippen. Sie sah aus, als befände sie sich in Trance.
Aber ihre Freundinnen hörten sie nicht, denn sie waren zu weit weg. Sie konnten auch nicht sehen, wie Fluttershys Zähne plötzlich immer länger wurden. Am Ende sahen sie aus wie die Fangzähne eines … Vampirs!
Pinkie Pie hörte ein seltsames Rascheln. Als sie nachsehen ging, fand sie nur einen frisch ausgesaugten Apfel. Sie wollte gerade das Lichtsignal senden, auf das sich alle geeinigt hatten, als eine seltsame Gestalt über sie hinwegflog.
Auf ihrem Weg durch die Nacht kam die ominöse Gestalt auch an Rarity vorbei, die sich kräftig erschrak. Rarity ging Rainbow Dash suchen, um ihr zu berichten, was sie gesehen hatte.
Währenddessen bemerkte auch Rainbow Dash eine dunkle Gestalt zwischen den Apfelbäumen. Ohne zu zögern sprang sie das Pony an, von dem sie dachte, es wäre der Eindringling, der die Äpfel vernichtete.
„Alles klar, du hast es so gewollt! Du, du, du …“, rief Rainbow Dash und schlug mit ihren Hufen auf den Plagegeist ein.
Nach einem kurzen Kampf bemerkte sie, dass es sich nur um eine Vogelscheuche handelte.
Da erschien Applejacks Lichtsignal am Himmel. Twilight kam ihr als Erste zu Hilfe.
„Applejack, was ist los?“, fragte sie und schnappte nach Luft.
Applejack hatte es die Sprache verschlagen. Mit offenem Mund sah sie auf die dunkle Gestalt, die an einem Baum hing.
Da stieß auch Pinkie Pie zu ihnen und leuchtet mit ihrer Taschenlampe auf den Eindringling. Es war … Fluttershy!
„Das ist nicht Fluttershy … das ist Flutter-Flughund!“, rief Rarity angsterfüllt.
„Wir müssen sie von dem Baum holen“, beschloss Twilight Sparkle.
Die Ponys flehten ihre Freundin an, vom Baum zu klettern, doch Fluttershy fauchte sie an und schnaubte laut. Dann kehrte sie wieder auf ihren Ast zurück und ließ sich kopfüber herunterhängen – wie ein echter Flughund.
„Das ist reine Verzögerungstaktik! Sie wartet nur auf den richtigen Moment, um uns zu fressen!“, rief Pinkie Pie panisch. Sie fing an, eilig ein Loch in den Boden zu graben, in dem sie sich vor dem Flughund verstecken wollte, der einst ihre Freundin war.
„Pinkie Pie, Flughunde beißen keine Ponys“, erklärte Applejack ihr. „Auch keine Vampir-Flughunde.“
„Aber vielleicht fressen Vampir-Ponys andere Ponys! Ich werde das Risiko nicht eingehen!“, rief Pinkie Pie und grub sich weiter in dem Loch ein.
Die Freundinnen verstanden nicht, wie Fluttershy sich in eine furchtbares gefährliches Monster verwandeln konnte.
„Ich glaube, es ist vielleicht meine Schuld“, sagte Twilight nach einer Weile.
Sie erklärte ihnen, dass der Zauber eigentlich die Flughunde beeinflussen sollte, aber vielleicht war er von ihnen abgeprallt. Auf unerklärliche Weise waren all die Merkmale und Eigenschaften von Fruchtvampire – einschließlich der Vorliebe für Apfelsaft – auf Fluttershy übergegangen.
„Kommt! Wir heben den Zauber auf und bringen alles in Ordnung!“, rief Twilight.
Doch das war leichter gesagt als getan. Um den Zauber umzukehren, mussten die Ponys Fluttershy erst einmal fangen – doch sie ließ niemanden in ihre Nähe kommen. Die Freundinnen versuchten verschiedene Tricks und Täuschungen, doch nichts half.
„Oh, wenn nur Fluttershy hier wäre, dann könnte sie Flutter-Flughund ihren starren Blick verpassen“, seufzte Pinkie Pie.
„Das ist die Lösung!“, rief Twilight, die gerade eine Erleuchtung gehabt hatte.
Die Ponys beschlossen Flutter-Flughund eine Falle zu stellen. Sie stellten überall auf der Plantage so viele Spiegel auf, wie sie finden konnten. Dann verhüllten sie die Spiegel mit Decken. Schließlich vollbrachte Applejack ein großes Opfer.
„Gut, dann ist das hiermit das Ende des wunderschönsten Apfels und seinem Sieg beim Appleloosa-Wettbewerb“, sagte Rainbow Dash traurig.
Applejack seufzte und schnitt in ihren riesigen, glänzenden Apfel. Der köstliche Saft begann aus ihm herauszutropfen und der Geruch lockte Fluttershy in die Falle.
Nacheinander zogen die Freundinnen die Decken von allen Spiegeln, sodass Fluttershy ihrem eigenen starren Blick nicht entkommen konnte, der ihr aus allen Spiegeloberflächen entgegenschaute. Von ihrem eigenen Anblick erschrocken, erstarrte sie und das bot Twilight die Chance, den Zauber aufzuheben. Fluttershy war wieder ganz die Alte!
„Oh … Wo bin ich?“, fragte sie orientierungslos.
Die Freundinnen seufzten erleichtert auf.
„Bin ich froh, dass du wieder da bist!“, sagte Applejack glücklich.
Die Ponys erzählten Fluttershy, was passiert war. Die Umarmungen und der Freudenjubel, die darauf folgten, wollten gar kein Ende nehmen.
„Fluttershy, tut mir leid, dass ich deinen Vorschlag nicht ernst genommen habe“, entschuldigte sich Applejack.
Die Pony beschlossen, doch ein Naturschutzgebiet anzulegen, so wie Fluttershy es ursprünglich vorgeschlagen hatte.
„Und denk daran, dass du schon bald Samen haben wirst, aus denen große und umwerfende Apfelbäume wachsen werden“, sagte Fluttershy zufrieden.
Am nächsten Tag wollte Spike gerade im Namen der Ponys einen Brief an Prinzessin Celestia schreiben.
„Schreib ihr, dass ich erkannt habe, dass mein Widerstand gegen ein Naturschutzgebiet ziemlich kurzsichtig war“, sagte Applejack.
„Und dass kein Pony dem Druck eines anderen Ponys nachgeben sollte, etwas zu tun, dass sie oder er für falsch hält“, fügte Fluttershy hinzu. „Manchmal muss man sich selbst gegen seine engsten Freunde stellen.“
Und dann stießen die fröhlichen Ponys auf ihre Freundschaft an – mit einem Glas köstlichem Apfelsaft!