Читать книгу Abpfiff - Dominique Manotti - Страница 3
ОглавлениеMit Abpfiff liegt endlich der dritte Daquin-Fall auf Deutsch vor.
Commissaire Théo Daquin vom Pariser Drogendezernat ist alles andere als ein kuscheliger Serienkommissar. Das Aufgehobensein in Gesellschaft stellt für den selbstsicheren, autarken Randständigen keine Verlockung dar. Er ist aber auch kein leidendes, von der grausamen Realität gequältes Ermittlerwrack.
Daquin ist überhaupt kein Empathiker, er ist – so zumindest lese ich ihn – eine fiktive Waffe. Er ist die skalpellscharfe Klinge, mit der Dominique Manotti die metastasierenden Manöver derer seziert, die über dem Gesetz zu stehen glauben. Er ist die robuste Machete, mit der allein sich Breschen ins Dickicht des organisierten und im Kapitalismus des späten 20. Jahrhunderts so behaglich etablierten Verbrechens schlagen lassen. Für den Kampf gegen solche Gegner ist er gerüstet mit Scharfsinn, Eleganz, Brutalität, Leidenschaft und Hybris. Damit er dort ermitteln kann, wo die großen Verbrecher sich am sichersten fühlen; damit er wie sie Schwächen ausbeuten und einschüchtern und Strippen ziehen kann. Nur ein Berserker wird in dieser Arena mehr als eine Runde durchstehen. Also ist Daquin ein Berserker, eine hochgradig männliche Waffe mit Sinn für Schönheit und gutes Essen, und mit Wut und Espresso als Treibstoff.
Das tut gut in Manottis Noir-Universum, das mir so klug und kühl eine zutiefst korrupte Wirklichkeit enthüllt, wo es faktisch keine Unschuld gibt, keinen Edelmut und keine regelnden Guten. Sondern Täter und Opfer und Mittäter aller Couleur, vielleicht hier und da ein paar strampelnde, verbeulte Idealisten. Hatten die je eine Chance?
Aber hier, in diesem atemlosen, radikal unverlogenen Krimikosmos, gibt es Daquin. Zu dem sein auf Wirtschaftsdelikte spezialisierter Untergebener Lavorel sagt:
»Chef, ich möchte, dass Sie meine Versetzung erwirken, bevor Sie gehen.«
»Wer sagt, dass ich gehe?«
»Zwei Fälle mit einem solchen politischen Nachhall in nicht mal einem Jahr, man wird Ihnen eine spektakuläre Beförderung auf einen ehrenvollen Posten anbieten, wo Sie endlich keine Gefahr mehr darstellen.«
Die Realität ist noir. Else Laudan