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Heilpflanzen und ihre Wirkstoffgruppen

Leider ist das Wissen unserer Vorfahren mit der Entwicklung chemischer Arzneimittel in Vergessenheit geraten, obwohl viele moderne Medikamente auf pflanzlichen Inhaltsstoffen beruhen. Erst in neuerer Zeit hat man begonnen, die Wirkung von Heilpflanzen wissenschaftlich zu erforschen, und entdeckt, dass sie vielen modernen Arzneimitteln in der Wirkung in Nichts nachstehen und dabei oft besser verträglich sind und weniger Nebenwirkungen haben.

Jede einzelne Heilpflanze enthält eine Vielzahl unterschiedlicher Nährstoffe, Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Einige dieser Inhaltsstoffe haben eine medizinische Wirkung, andere spielen vor allem eine ernährungsphysiologische Rolle. Die Wirkung einer Heilpflanze beruht also immer auf der Wirkung mehrerer Inhaltsstoffe. Diese können auf unterschiedliche Art und Weise interagieren und auf den Organismus wirken. Sie können synergistisch arbeiten, sodass die medizinische Wirkung der gesamten Heilpflanze größer ist als die ihrer Einzelsubstanzen. Dies trifft zum Beispiel auf die Brennnessel zu, die mehrere entzündungshemmende Substanzen enthält.

Die Wirkstoffe können sich aber auch ergänzen: Ringelblumenblüten enthalten beispielsweise antimikrobielle, entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Wirkstoffe, die sie zu einem optimalen Therapeutikum für frische Wunden machen. Um den gleichen Effekt mit chemischen Arzneimitteln zu erreichen, müsste man mehrere kombinieren.

Ist der Hund glücklich, ist es auch der Mensch.

Manche Heilpflanzen enthalten auch Inhaltsstoffe, die ihre eigenen Nebenwirkungen kompensieren, ohne ihre Wirkung zu beeinträchtigen. Oder die aktive Wirkstoff-form entsteht erst im Körper.

Nachfolgend finden Sie Beschreibungen der wichtigsten Wirkstoffgruppen.

Alkaloide

Alkaloide sind wasserlösliche Substanzen und zählen zu den am stärksten wirksamen Inhaltsstoffen. Sie können bei falscher Anwendung oder Dosierung schädlich oder gar tödlich für Ihren Hund sein. Zum Schutz Ihres Hundes sollten Sie alkaloidreiche Heilpflanzen nur auf ausdrückliche Empfehlung Ihres Tierarztes oder Tierheilpraktikers anwenden, weshalb in diesem Buch auf die ausführliche Darstellung alkaloidreicher Heilpflanzen verzichtet wurde.

Ätherische Öle

Ätherische Öle sind Gemische flüssiger, flüchtiger und fettlöslicher Substanzen. Sie sind verantwortlich für den typischen Geruch einer Pflanze und können ganz unterschiedliche Wirkung haben. Es gibt ätherische Öle mit entzündungshemmender, antibakterieller, antiviraler, verdauungsfördernder, krampflösender, harntreibender und beruhigender Wirkung, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch die insektenrepellierende (insektenabwehrende) Wirkung einiger Heilpflanzen beruht auf ätherischen Ölen.

Da ätherische Öle leicht flüchtig sind, sollten Heilpflanzen mit einem hohen Gehalt möglichst unzerkleinert, dunkel, kühl und nicht über mehrere Jahre gelagert werden. Sie sind sonst wirkungslos. Zu den Pflanzen, die reich an ätherischen Ölen sind, zählen zum Beispiel Salbeiblätter und Fichtenspitzen.

Bitterstoffe

Bitterstoffe können zu ganz verschiedenen Substanzklassen gehören, die aber alle nach dem gleichen Prinzip wirken. Der bittere Geschmack fördert die Sekretion von Speichel, Magensaft und Galle. Bitterstoffreiche Pflanzen, wie z. B. Löwenzahn, wirken dadurch appetitsteigernd und verdauungsfördernd bei Beschwerden im Magen-Darm-Trakt.

Flavonoide

Flavonoide kommen in allen blühenden Pflanzen vor. Durch ihre antioxidativen Eigenschaften als Radikalfänger wirken sie entzündungshemmend und spielen eine wichtige Rolle in der Wundbehandlung (z. B. Ringelblumenblüten) oder bei der Therapie degenerativer Erkrankungen (z. B. Mariendistel bei Lebererkrankungen und Weißdorn bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen).

Eine Pause im Grünen

Gerbstoffe

Pflanzliche Gerbstoffe sind schwach saure, wasserlösliche Substanzen. Sie werden nicht resorbiert, sondern wirken lokal, indem sie in den oberen Haut- und Schleimhautschichten Eiweißmoleküle vernetzen.

Dadurch entsteht eine weitgehend undurchlässige Schicht (Membran). Diese Membran schützt den Körper vor eindringenden Bakterien und der Wirkung giftiger Substanzen, wirkt schwach lokalanästhetisch und reduziert den Flüssigkeitsverlust, z. B. bei Durchfällen.

Gerbstoffe binden außerdem Schwermetalle und Alkaloide, weshalb sie bei Vergiftungen als Gegengift (Antidot) angewendet werden können. Zu den gerbstoffreichen Pflanzen zählt zum Beispiel die Heidelbeere.

Beagle mit gelbem Enzian

Mineralstoffe und Spurenelemente

Sie spielen vor allem eine ernährungsphysiologische Rolle, doch haben einige von ihnen auch medizinische Wirkung. So wirkt zum Beispiel der hohe Kaliumgehalt der Brennnessel harntreibend.

(Pflanzliche) Öle und Fettsäuren

Diese Öle und Fettsäuren unterscheiden sich von ätherischen Ölen, da sie nicht leicht flüchtig und fast geruchlos sind. Ungesättigte Fettsäuren wirken entzündungshemmend und können Ihrem Hund auch innerlich verabreicht werden. Andere Fettsäuren finden insbesondere äußerlich, bei der Therapie von Hauterkrankungen, Verwendung.

Phenylpropanderivate

Zu ihnen gehören verschieden Substanzen, die sehr unterschiedlich wirken können. Kaffeesäureester (z. B. im Salbei) sind entzündungshemmend, während Cumarine (z. B. im Liebstöckel) krampflösend und beruhigend und Phenolcarbonsäuren (z. B. in der Weidenrinde) entzündungshemmend und antimikrobiell wirken.

Polyketide

Zu den Polyketiden gehören viele unterschiedliche Substanzen mit ganz unterschiedlichen Wirkweisen. Ein wichtiger Vertreter sind die antimikrobiell wirkenden Acylphloroglucinole des Johanniskrauts.

Saponine

Saponine sind Substanzen, die sowohl einen wasserlöslichen als auch einen fettlöslichen Anteil besitzen, sodass sie als Lösungsvermittler zwischen wasser- und fettlöslichen Substanzen dienen. Sie werden nur im geringen Maße vom Körper aufgenommen und entfalten ihre Wirkung vor allem lokal. Sie werden häufig zum Schleimlösen bei Entzündungen der oberen Atemwege eingesetzt.

Scharfstoffe

Diese Wirkstoffgruppe enthält chemisch sehr unterschiedliche Substanzen, deren Gemeinsamkeit der scharfe Geschmack ist. Sie reizen die Thermo- und/oder Schmerzrezeptoren der Haut und Schleimhaut und führen dadurch zu einer verstärkten Durchblutung. Im Darm regen sie die Sekretion an und verstärken die Peristaltik. Zu den scharfstoffreichen Heilpflanzen zählen zum Beispiel die Kapuzinerkresse und der Knoblauch. Einige Scharfstoffe haben zusätzlich spezifische Wirkungen, wie die antibakterielle Wirkung der Senföle in der Kapuzinerkresse.

Schleimstoffe

Bei den Schleimstoffen handelt es sich in der Regel um lange, weit verzweigte Ketten aus Zuckermolekülen (Polysacchariden). Obwohl sie aus Zuckermolekülen bestehen, sind sie weitestgehend geschmacklos. Unter Zugabe von Wasser wird dieses zwischen den Ketten eingelagert, die Polysaccharide quellen und bilden einen gelartigen oder zähen Schleim. Dieser legt sich reizmildernd und entzündungshemmend auf Haut und Schleimhaut. Sie finden Verwendung bei trockenem Reizhusten, Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, stark juckenden Ekzemen, Magenschleimhautentzündungen und -geschwüren sowie bei Verstopfung. Beispiele für schleimstoffreiche Heilpflanzen sind Malve und Spitzwegerich. Einige Schleimstoffe wirken zusätzlich immunstimulierend.

(Herzwirksame) Steroidglykoside

Herzwirksame Steroidglykoside zählen zu den starken Wirkstoffen. Für sie gilt das Gleiche wie für die Alkaloide, sie sollten nur auf ausdrückliche Empfehlung durch einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker verabreicht werden!

Terpene

Auch zu den Terpenen zählt eine Vielzahl von Untergruppen mit sehr unterschiedlichen Wirkungen.

Hier werden zum Beispiel die entzündungshemmenden Iridoidglykoside des Spitzwegerichs, die entzündungshemmend und immunmodulierend wirkenden Sesquiterpene der Kamillenblüten und die wundheilungsfördernden Triterpensaponine der Ringelblumenblüten genannt.

Grüne Hausapotheke für Hunde. Kompakt-Ratgeber

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