Читать книгу Bibi Blocksberg - Bibi und Herr Fu - Doris Riedl - Страница 6

Wo ist Herr Fu?

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Die chinesischen Wissenschaftler Herr Ting und Herr Tang waren fassungslos. Ihr Roboterhund war nicht nur verschwunden, auch sein vierfach gesicherter GPS-Chip war deaktiviert. Das bedeutete: so sehr die dreiundachtzig digitalen Suchgeräte am Stand von Ting und Tang auch piepten, blinkten und ratterten – Herrn Fu konnten sie trotzdem nicht orten. Eine Maschine nach der anderen meldete, dass kein Funkkontakt herstellbar war. Ting und Tang rauften sich verzweifelt ihre Halbglatzen. So etwas Schreckliches war ihnen noch nie passiert.

„Keine Sorge! Bibi Blocksberg ist sicher schon dabei, in der Hexenkugel ihrer Mutter nachzusehen und wird uns bald Bescheid geben“, versuchte Karla die beiden Erfinder aufzumuntern. Eigentlich hätte die Reporterin schon längst wieder in der Redaktion sein müssen. Aber Karla wollte die beiden Wissenschaftler in diesem schweren Moment nicht alleinlassen. „Bibi? Wer ist denn Bibi?“, fragten Ting und Tang im Chor.

„Bibi Blocksberg ist eine kleine Hexe. Und wirklich sehr hilfsbereit!“, ließ die Reporterin die beiden Herren wissen. Ting und Tang blickten Karla daraufhin an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Sie glauben mir wohl nicht?“, lachte Karla, als sie den Blick der beiden Forscher bemerkte. „Aber Sie werden Bibi ja sicher bald kennenlernen. Oder soll ich Sie vielleicht gleich zu ihr bringen? Die Blocksbergs wohnen gar nicht weit weg. Dann könnten Sie auch mal selbst einen Blick in die Hexenkugel werfen. Vorausgesetzt natürlich, Frau Blocksberg ist damit einverstanden“, erklärte Karla.

Ting und Tang starrten Karla jetzt mit noch größeren Augen an und dachten sich dabei auf Chinesisch: „Hāhā, zhè gè fengzi!“ – was übersetzt etwa hieß: „Oh, die arme Irre!“ Dann zogen sie aus ihren Jackentaschen zwei streichholzgroße Pakete, die sie binnen weniger Sekunden zu zwei mintgrünen Tretrollern auffalteten. Auf den Lenkern dieser Roller war nicht nur ein beeindruckendes Schaltpult angebracht, das jeden Düsenjetpiloten in Ehrfurcht versetzt hätte, sondern auch eine kleine schwarze Box. Sie versorge den Roller mit Solarantrieb und verleihe ihm Spitzengeschwindigkeit, erklärten Ting und Tang einer begeisterten Karla. Dann setzten sie sich zwei Röntgenbrillen auf, natürlich ebenfalls Erfindungen aus ihrem Technologielabor. „Sensationell! Sie sind wirklich auf der Höhe der Zeit!“, rief Karla beeindruckt und wollte von den beiden Wissenschaftlern noch wissen, ob sie mit den Brillen auch durch Wände und Menschen sehen könnten. „Selbstverständlich!“, sagten Ting und Tang. Dann stiegen sie auf ihre Tretroller und flitzten mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit quer durch die Hallen und auf den Ausgang zu. „Aber Herr Ting! Herr Tang! So warten Sie! Sie wissen doch gar nicht, wo die Blocksbergs wohnen!“, rief Karla und sauste den beiden hinterher. Ting und Tang warteten natürlich nicht. Sie hatten genug von dieser durchgedrehten Reporterin und wollten jetzt nur noch eines: endlich ihren Roboterhund finden, der schon in wenigen Tagen auf den Mars geschossen werden sollte.

Hätten Ting und Tang nur einmal ihre Röntgenbrillen vom Kopf genommen und ganz unbefangen nach oben in den Himmel geblickt, hätten sie ihren Hund schneller gefunden als gedacht. Denn dort oben flog Herr Fu mit Bibi und Florian auf einem Hexenbesen und war hingerissen.

„Zum verfuzelten Konfuzius, hier ist ja alles so dreidimensional!“, rief er begeistert aus. „Und so viel Wetter! Und überall Luft. Und wie toll es hier riecht: nach richtigen Autoabgasen! Oh, seht nur! Da ist ein echter Baum. Und hier ein lebendes Feuerwehrauto! Das gibt’s doch nicht. Jetzt fliegt auch noch ein Vogel vorbei!“

Bibi, die auf Wunsch des Roboterhundes gerade einen kleinen Erkundungsflug über Neustadt machte, blickte sich lachend zu dem Hund um, der gemütlich in Floris Arm saß. „Das klingt ja gerade so, als wärst du noch niemals an der frischen Luft gewesen“, sagte Bibi zu dem Roboterhund. „Das klingt nicht nur so! Ich war noch niemals an der frischen Luft!“, offenbarte Herr Fu und erklärte den beiden Freunden, dass er sein Leben bisher nur in Kisten, Werkstätten und vor Bildschirmen verbracht hätte.

„Das ist ja schrecklich!“, bedauerte Bibi.

„Geht so!“, meinte der Roboterhund. „Dafür bin ich eben sehr klug!“ „Aber wie kann man denn klug sein, wenn man die richtige Welt noch niemals gesehen hat?“, fragte Bibi. Sie bekam keine Antwort. Herr Fu erblickte in dem Moment seine beiden Erfinder auf ihren Tretrollern unten auf der Straße. Ting und Tang durchschauten mit ihren Röntgenbrillen alle Häuser, Autos und Neustädter Bürger – und sahen dabei eine Menge Kram, aber keinen Roboterhund. Herr Fu wurde trotzdem nervös. Auf seinem Display ploppte ein ungeduldig auf- und abhüpfender Hund auf.

„Wie lange dauert es denn noch?“, fragte er die Kinder.

„Was dauert noch wie lange?“, erkundigten sich Bibi und Florian, die Ting und Tang noch gar nicht bemerkt hatten.

„Ich meine, wie lange es noch dauert, bis ihr endlich das tut, was die Höflichkeit gebietet und mich zu euch nach Hause einladet?“, fragte Herr Fu.

„Du willst zu uns nach Hause?“, fragte Bibi verblüfft.

„Oh, danke für die Einladung. Das ist aber sehr nett. Habt ihr auch einen Fernseher?“, fragte Herr Fu.

„Willst du lieber zu Bibi oder zu mir?“, erkundigte sich Florian.

„Wohnt ihr nicht zusammen?“, wunderte sich der Roboterhund und meinte, verheiratete Paare würden doch meistens zusammenleben. Bibi und Florian prusteten los.

„Wir sind doch nicht verheiratet!“, lachte Bibi.

„Dafür sind wir noch viel zu jung!“, kicherte Florian.

„Was ist daran so lustig? Ich bin ja auch erst ein halbes Jahr alt und bereits verheiratet“, sagte Herr Fu.

„Du bist verheiratet? Mit wem denn?“, staunte Bibi.

„Mit Nuhu, einem Vakuum, das mit einem Selbstantrieb ausgestattet ist“, offenbarte Herr Fu.

„Mit so was kann man doch gar nicht verheiratet sein!“, entgegnete Florian.

„Stimmt auch wieder. Aber trotzdem würde ich jetzt gerne duschen!“, sagte Herr Fu.

„Du duschst?“, wunderte sich Bibi.

„Nein, ich sage nur gern, dass ich duschen möchte! Könnten wir deshalb endlich mal irgendwo landen zwischen vier Wänden und unter einem Dach?“, sagte Herr Fu, der sich zunehmend nach Sicherheit sehnte, je länger er seine Besitzer aus der Luft beobachtete.

„Also gut, dann fliegen wir jetzt zu mir. Ich wohne gleich da vorne!“, beschloss Bibi und landete kurz darauf mit Florian und Herrn Fu im Garten der Blocksbergs.

„Papi! Mami! Seid ihr zu Hause?“, rief Bibi und ging mit Herrn Fu und Florian durch die angelehnte Terrassentür ins Wohnzimmer.

„Wer sind denn Papi und Mami?“, fragte Herr Fu neugierig und sah sich interessiert bei den Blocksbergs um.

„Meine Eltern!“, entgegnete Bibi.

„Wie bitte! Du wohnst mit deinen Eltern in einem Haus?“ Herr Fu schien ehrlich bestürzt. Bibi erklärte Herrn Fu daraufhin, dass es ganz normal sei, wenn Kinder bis zu einem gewissen Alter bei ihren Eltern lebten. „Das ist überhaupt nicht normal. Ich lebe ja auch nicht mit meinen Eltern in einem Haus!“ verteidigte sich Herr Fu.

„Aber du hast doch gar keine Eltern!“, konterte Florian.

„Eben. Deshalb kann ich befreit von allen Erziehungsmaßnahmen machen was ich will!“, rief Herr Fu erleichtert, hüpfte auf das Sofa der Blocksbergs und stierte zum Fernseher.

„Was ist das denn für ein langweiliges Programm? Nur schwarz! Und überhaupt keine Handlung!“, beschwerte er sich.

„Du musst den Fernseher doch erst mal anstellen!“, erklärte ihm Florian und drückte die Fernbedienung. Wieder so eine Selbstverständlichkeit, die Herrn Fu völlig neu war. Auf dem Bildschirm lief Werbung für Waschmittel, Smartphones und Katzenfutter. Herr Fu war sofort begeistert. „Ich brauche immer sehr niveauvolle Unterhaltung, sonst werden wesentliche Teile meines Gehirns zerstört!“, ließ er die Kinder wissen. Dann klappte er seine Schnauze zusammen, legte den Kopf auf seine Pfoten und glotzte in den Fernseher.

„Wann musst du eigentlich wieder zurück bei deinen Erfindern sein?“, erkundigte sich Bibi.

„Seit wann duzen wir uns?“, entgegnete Herr Fu.

„Schon die ganze Zeit. Willst du etwa, dass wir uns siezen?“, fragte Bibi verdutzt.

„Nein, ich will fernsehen. Könntet ihr jetzt bitte endlich mal still sein!“, bat Herr Fu und glotzte weiter. Bibi und Florian beschlossen jetzt, erst mal Bibis Eltern zu suchen, um sie mit Herrn Fu bekannt zu machen. Doch wo waren die Blocksbergs? Erst nachdem Bibi im Keller und im ersten Stock nachgesehen hatte, fiel ihr ein, dass ihre Mutter heute Nachmittag ja ihre Freundin Amanda besuchte und ihr Vater sicher mit seinem neuen Hobby vor der Garage beschäftigt war. „Mein Vater ist nämlich seit Neuestem Imker und besitzt schon zwei Bienenvölker“, erklärte Bibi gerade ihrem Freund, als von draußen her schrille Schreie ertönten.

„Huch! Hach! Hiiiiilfe!“ Nanu? Wer war das denn?

„Das kommt von der Garage!“, erkannte Bibi. Wie ihr Vater hörte es sich allerdings nicht an. Eher wie ... Karla Kolumna! Oh nein! Bibi und Florian liefen sofort nach draußen und sahen im gleichen Moment auch schon die Bescherung.


Bibi Blocksberg - Bibi und Herr Fu

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