Читать книгу CopyGate – Der Sündenfall des Karl-Theodor zu Guttenberg - Dr. Anonymus - Страница 3
Einleitung
ОглавлениеWer die Vorgänge um Karl-Theodor zu Guttenbergs Copy & Paste-Affäre Mitte Februar verfolgt hatte, wer insbesondere zu Guttenbergs kurzes und knappes Verteidigungs-Statement am 18. Februar vormittags mitansah, der musste sich vor allem über dies wundern: Das Auseinanderklaffen von zu Guttenbergs Darstellung des Sachverhalts einerseits und die tatsächlich vorliegenden, dokumentierten Dubletten in seiner Doktorarbeit andererseits.
Guttenberg sprach von »Fehlern« in seiner Dissertation, Fehler, die sich quasi unbemerkt eingeschlichen hätten, während der siebenjährigen »mühevollsten akribischen Kleinarbeit«, in der er als junger Familienvater und Abgeordneter die Dissertation erstellt hätte. Nie und nimmer, so betonte er scharf, hätte er bewusst abgekupfert, getäuscht oder fremdes geistiges Eigentum als sein eigenes ausgegeben [wörtlich: »Es wurde ... zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft anderer nicht kenntlich gemacht.«] Das ist sein markiges Statement, das man, wüsste man sonst nichts von der Sache, sogar schlucken könnte.
Die Faktenlage sieht aber anders aus. Das Internetprojekt »GuttenPlag-Wiki« listet inzwischen über 250 Seiten auf, in denen zu Guttenberg fremdes Material ungekennzeichnet oder nicht ausreichend gekennzeichnet übernommen hat. Mindestens zwei Drittel der Arbeit, so die Daten, sind plagiiert. Selbst diese schiere Masse könnte man, wenn man sehr wohlmeinend ist, immer noch als »Flüchtigkeitsfehler« deuten.
Nicht jedoch die Methode, nach der abgekupfert wurde. Die fremden Textstellen wurden nämlich nicht nur eins zu eins übernommen, und dann die Anführungszeichen »vergessen«, sondern sie wurden auch bearbeitet. Marginal zwar, doch bewusst und absichtlich bearbeitet, oft nur, um zeitliche Distanzen auf das Veröffentlichungsdatum der Arbeit anzupassen, oder aus anderen formalen Gründen.
Niemand würde ein Zitat, das er als solches zu kennzeichnen plant [und dies dann vergisst], in dieser Art und Weise bearbeiten – dann wäre es nämlich kein wörtliches Zitat mehr. Selbst wenn man hier immer noch gnädig ist, und annimmt, sogar das kann einmal passieren, kommt Folgendes erschwerend hinzu: Für die vermeintlichen Zitate in Guttenbergs Text fehlt jegliche kontextuale Einbettung, keine Hinführung darauf, und fast niemals eine Erwähnung des ursprünglichen Autors im Kontext – wie all dies sich aus einem echten Zitateinbau natürlicherweise ergibt.
Es gibt, so traurig es für viele ist, für diese Art der Textbearbeitung nur eine einzige schlüssige und logische Erklärung: Es war der bewusste Versuch, sich fremde Textpassagen als geistiges Eigentum anzueignen, und so zu tun, als habe man sie selbst formuliert.
Karl-Theodor zu Guttenberg ist eigentlich zu intelligent, um solche wissenschaftlichen Todsünden selbst zu begehen [und nicht einmal die Einleitung seiner Arbeit selbst zu schreiben, sondern aus der FAZ zu kopieren]. Es bleibt darum nur ein weiterer Schluss: Er hat die Arbeit schreiben lassen. Aber auch das streitet er ab.
Falls sich Letzteres bewahrheitet, bleibt aufzuklären, wer mitgearbeitet hat, ob es etwa Mitarbeiter eines Ministeriums waren und wieweit das ganze politische Establishment hier zugearbeitet, mitvertuscht und getäuscht hat.
Dr. Anonymus