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Einen Partner finden
ОглавлениеDie Liebe ist bedroht! Wir akzeptieren nicht mehr, dass die Liebe weh tut. Die Gleichheit zwischen Mann und Frau ist eine Gefahr für die Liebe. Diese Haltung ist gefährlich oder doch wahr? Ich denke der heutige Begriff der Gleichstellung ist verwirrend, weil die Gleichstellung der Liebesbeziehungen nicht ernst genommen wird. Für mehr haben wir zwei verschiedene Liebesmodelle. Das alte Modell, das auf Geschlechterrollen basiert und in den Männern und Frauen genau wissen, was Sie tun müssen. Der Mann ist aktiv und erklärt der angebeteten seine Liebe. Die Frau ist passiv und wartet darauf, dass der Mann die Dinge in die Hand nimmt. Auf der anderen Seite haben wir das Modell der Gleichstellung, wonach die Frau ebenbürtig und autonom ist. Sie ist genauso wie der Mann verantwortlich für ihre Gefühle und die Beziehung. Diese beiden Modelle kommen einander in die Quere. Das Problem ist also nicht die Gleichstellung, sondern dass es einfach nicht greift. zu wenig gut greift. Darum glaube ich, dass die Liebe in Gefahr ist, warum nur kann ein Roman wie Shades of Grey solch ein Erfolg feiern?
Ich denke er bewegt sich im Kontext der großen Unsicherheit und Verwirrung, der Geschlechterrollen. Mit der Sadomaso Beziehung schafft, dass Paar eine Art von Sicherheit, die den Geschlechterrollen nicht in die Quere kommt. Denn sie haben diese sehr klare Beziehung. In dieser Beziehung wissen wir, wer leidet und wer das Leiden verursacht. Aber sie tun es im Rahmen Ihrer Sexualität, als Ausdruck Ihrer befreiten Sexualität und zu Ihrem Vergnügen. In gewisser Hinsicht verhilft die Sadomaso Beziehung zu klaren Rollen, wie wir Sie heute in Beziehungen nicht mehr haben. Das ist eigentlich der wahre Grund warum dieser Roman so Erfolg feiert.
Wir brauchen diese Klarheit in den Beziehungen, weil Klarheit Intensität ermöglicht. Sie ermöglicht uns auch Unsicherheiten zu bekämpfen. Unsicherheit ist meiner Meinung nach das wichtigste Thema in heutigen Liebesbeziehungen geworden. Diese Unsicherheit betrifft viele Dinge. Früher wusste man wer dieser Partner war, man kannte seine Eltern, seine Familie, man wusste was er oder sie für ein Ruf hatte. Heute wissen wir oft nicht, wen wir eigentlich in Internetbörsen oder in Bars kennenlernen.
Unsicherheit, weil wir die Absichten des anderen nicht kennen, aber auch weil wir keinen richtigen Verhaltenskodex mehr haben, der uns sagt, wie wir einander den Hof machen sollen. Wir verstehen nicht richtig, was der andere uns sagen will und welche Absichten er hat. Wir kennen auch das Ziel einer Beziehung nicht genau. Ist es nur Sex? Ist es was erntest, ist es was anderes? Das Ziel einer Beziehung ist also die ganze Zeit sehr ungewiss. Außerdem ist es schwierig für uns die richtige Balance zwischen Unabhängigkeit und Abhängigkeit zu finden. Aus diesen Gründen sind heutige Liebesbeziehungen sehr unsicher geworden. Wir wünschen uns also Klarheit, den Klarheit hilft uns diese Unsicherheit zu bekämpfen. Unsicherheit macht Angst. Heute lösen Liebesbeziehungen viel mehr Ängste aus als früher, weil sie unsicherer geworden sind.
Es wieder Zeit das du dich unterwirfst. Leidenschaftliche Liebe hat damit zu tun, du musst lernen dich wieder zu unterwerfen. Versuche die Souveränität und das autonome im Alltag abzulegen
Autonomie lernen wir in der Schule. Es ist die wichtigste Haltung, die wir Kindern heute beibringen. Und die Erwachsenen trainieren mittels psychologischer Ratgeber, gute und rationale Entscheidungen zu treffen. Wir bringen den Kindern bei sich nicht von anderen abhängig zu machen und schnell erwachsen zu werden. Wir vertreten die Idee der Freiheit, man muss sein eigener Herr und Meister sein, seine Emotionen beherrschen und eigene Entscheidungen treffen und zu dem streben wir das an, was wir Mündigkeit nennen oder psychische Gesundheit, auch eine Art von Unabhängigkeit. Wir wollen nicht von anderen abhängig sein. Andererseits geht es aber in einer Liebesbeziehung gerade darum sich abhängig zu machen, deshalb ist die entscheidende und schwierigste Frage, die sich uns in Liebesbeziehungen stellt: Wann geben wir unsere Unabhängigkeit auf? Aber wir denken an die Liebe, die Liebe unter Gleichen, wir machen uns gerade nicht abhängig, wir lassen einander frei! Ich denke, dass dies ein starker Widerspruch zur Leidenschaft steht.
Wir müssen verstehen, was mit dem Modell der Leidenschaft aus dem neunzehnten Jahrhundert mit dieser leidenschaftlichen Liebe gemeint ist, denn wir sind uns als leidenschaftliche Liebhaber unserer Gefühle sehr bewusst, wissen aber auch dass diese eine eigene Kraft haben und den eigenen Willen so beherrschen, das wir nicht mehr unseren eignen Herrn und Meister sind. Wir sind nicht mehr bei Vernunft und unterwerfen uns tatsächlich den Willen eines anderen. Als ob die Liebe etwas wäre, was außerhalb von uns agiert, wie ein ungezogenes Kind, was sein Spiel mit uns treibt. Wir haben also keine Kontrolle über uns. Es unterscheidet sich grundlegend von unserem Ideal der Unabhängigkeit und Selbstkontrolle, dass in der heutigen Kultur vorherrscht. Ich würde behaupten, dass heute viel psychologischer Aufwand betrieben wird, damit wir unseren Liebespartner besser wählen, im Hinblick auf ein Ideal der psychischen Gesundheit und der Vernunft. Dieses Phänomen kommt immer mehr auf, deshalb entstehen Roman wie Shades of Grey, es steckt viel mehr Psychologie dahinter als man denkt. Ich denke am meisten sagt uns der Roman über die heutige Stellung der Sexualität und zwar das Sex und sexuelle Leistung wichtig sind für eine gute Liebesbeziehung.
Es ist eine Bestandsaufnahme unserer sexuellen Kultur, wie ich sie nennen würde und zeigt die heutige Bedeutung der sexuellen Leistung. Anders gesagt, während wir anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts die Sexualität befreien wollten, also gleiche Normen für Männer und Frauen schufen. Ebenso wurde gefordert das die Sexualität nicht mehr stigmatisiert wird, sind wir heute in einem anderen Stadium. Natürlich setzen wir voraus, dass die Sexualität befreit wurde, dass sie offener wurde. Vieles in der heutigen Kultur sagt uns, dass eine gute Liebesbeziehung durch gute Sexualität erhalten bleibt. Das Männer und Frauen sie auf hohem Niveau beherrschen, sich gegenseitig beherrschen und richtige Experten sein müssen. Schade denken wir so, denn so wird unsere sexuelle Kultur zu einer Leistung und schlussendlich zu einer Belastung. Somit haben wir eine Ambivalenz was die heutige Sexualität angeht. Intimität und große Liebe, wird durch großartigen Sex erzielt. Was für uns heute anders ist, als früher sind einige Dinge. Zuerst einmal ist sind wir miteinander anders umgegangen. Ich denke der Mann hat viel gesagt, wie wunderbar dir Frau ist, wie toll sie aussieht und das gleiche gilt für die Frau. Sie war sehr loyal, machte den Haushalt und kümmerte sich vorsorglich um alle Kinder. Man gehörte in gewisse höheren Verhaltens-und Charakternormen an, die einem wichtig waren. Anders als wir heute erwartete man deshalb keine Bestätigung vom anderen.
Man gehörte früher einer Gemeinschaft mit gemeinsamen Wertvorstellungen an. Während sich heute Einzelpersonen in einer individualisierten Gesellschaft begegnen. Sich langsam kennenlernen und gegenseitig unterstützen. Aber es gibt noch weitere interessante Unterschiede. Man sagte früher auch das was man fühlte, bevor man eine Person überhaupt richtig kennen gelernt hatte. Man hatte noch keine Ahnung, was das gegenüber für einem empfindet und doch spüre man, dass es das Liebste im Leben sein kann. Das ist völlig anders, als für uns heute. Wir brauchen mindestens zehn Jahre gemeinsamen Lebens, um das zu jemandem sagen zu können. Um dann diese Gewissheit bezüglich deiner Gefühle zu erhalten. Früher wusste man nicht, ob man die Person liebt oder lieben wird, aber es war einem vollkommen klar, was man empfindet.
Bemerkenswert sind auch wie früher die Frauen reagierten: „Bis gestern wusste ich nicht, dass ich dich liebe, aber jetzt weiß ich es“. Plötzlich hatten diese Frauen eine Offenbarung. Mit einem Schlag wusste eine Frau was sie für den einen Mann empfindet, ohne Ambivalenz, ohne Bedenkzeit, ohne dass Sie zu einem Psychologen gehen muss, um sich über Gefühle klar zu werden. Sie wussten es einfach, dass Sie Ihn liebt. All dies zeigt, das romantische Liebe keine lange Selbstanalyse voraussetzt. Sie gehorcht bestimmten Regeln und wird von den Liebenden klar und ohne Ambivalenz gespürt. Doch das widerspiegelt einen ganz anderen Umgang mit Romantik, als wir es heute haben und kennen.
Ich denke, dass wir heute in der Liebesbeziehung vor allem das suchen, was man Anerkennung nennt. Wir wollen genauso akzeptiert werden, wie wir sind. Weil wir Beziehungen eingehen in einer Gesellschaft, in welcher der Liebesmarkt hart umkämpft ist und in der wir ständig bewertet werden. Man gibt uns ständig zu spüren, ob wir gut oder schlecht sind.
Wir wünschen uns aber heute eine Liebesbeziehung, in der wir nicht mehr bewertet und beurteilt werden, denn wir stehen ständig in Konkurrenz zu anderen und versuchen besser als andere zu sein, sogar besser als wir selber. In der Liebesbeziehung wünschen wir uns, dass diese Konkurrenzspirale gestoppt wird. Wir wollen viel mehr, wie Psychologen sagen, anerkannt werden für was wir sind, für unser selbst. Wenn unser Lebenspartner perfektionieren wollte, würden wir uns nicht akzeptiert finden. Wir empfänden es als Bewertung und Verurteilung.
Ich denke auch, dass es früher nicht allzu stark um Anerkennung ging, in Gesellschaften in denen die Menschen, um ihre soziale Stellung und Klasse wussten und letzteres weniger verhandelbar war als heute. Anerkennung ist kein Problem, wenn du weißt wer du bist. Wenn du deine soziale Stellung kennst und somit weißt, was von dir erwartet wird. Deshalb waren in älteren Gesellschaften Liebesbeziehungen nicht belastet durch die Erwartungen der gegenseitigen Anerkennung. Nicht weil die Menschen weniger Anerkennung bekommen, sondern weil sie weniger Anerkennung brauchen. Ihre soziale Klasse und Rolle waren nicht verhandelbar. Wenn diese Dinge verhandelbar werden, wenn also die Frage nach dem eigenen Wert nicht klar beantwortet wird. Wenn der Wert davon abhängig ist, wie du dich verhältst, wie du sprichst, was du sagst, wie du es sagst und dies an einer Prüfung abschneidest, wie gut deine beruflichen und sexuellen Leistungen sind, dann fühlst du dich unablässig bewertet und musst sich ständig beweisen und prüfen. Ich würde sagen, das ist ein Hauptaspekt der heutigen Identität. Man wird ständig beurteilt und bewertet.
Eigentlich ist es ein Widerspruch. Auf der einen Seite fällt es uns heute schwer uns zu unterwerfen uns auch abhängig zu machen voneinander, weil wir autonom sein wollen und gleichzeitig ist das so, dass wir in der Beziehung so viel Anerkennung suchen, wir wollen dauernd geliebt und bestätigt werden vom Partner, also machen wir uns auf der anderen Seite aber auch aktiv abhängig von der psychologischen Anerkennung.
Deshalb sind wir in Liebesbeziehungen mit so vielen Unsicherheiten konfrontiert. Zeige ich zum Beispiel zu viel oder nicht genug Liebe? Bin ich zu kalt? Bin ich zu kontrolliert? Eine der Hauptvorwürfe von Frauen an Männer ist: Sie seien zu autonom, zu beherrscht. Sie würden ihre Gefühle zu wenig ausdrücken. Während Frauen dazu erzogen werden ihre Gefühlswelt mehr zu offenbaren. Wie gehen wir also mit der Spannung zwischen männlicher Autonomie und weiblicher Expressivität um?
Interessant finde ich darauf hinzuweisen, dass Männlichkeit nicht seit jeher durch Ideale wie emotionale Unabhängigkeit und Selbstkontrolle definiert war. Damals mussten die Gentlemen aus der Mittelklasse ihre Gefühle ausdrücken können. Sie waren diejenigen die ihre Liebe ausdrückten. Sie mussten die Frauen überzeugen ihren Gefühlen zu folgen und sich von ihnen mitreißen zu lassen. Sie waren diejenigen, die Leidenschaft zeigten. Leidenschaftliches Engagement definierte im höchsten Maß die damalige Männlichkeit. Interessant ist die verlorengegangene Definition von Männlichkeit in Erinnerung zu rufen, die in der europäischen Kultur offenkundig war. Den Kampf zwischen Frauen und Männer um emotionale Unabhängigkeit oder emotionale Expressivität gab es früher nicht. In jedem Jahrhundert war leidenschaftliches Engagement Frauen und Männern gleichermaßen erlaubt und bedrohte die Männlichkeit nicht.
Früher folgte das Liebesleben ausgeklügelten Ritualen. Männer und Frauen wussten genau, welche Kriterien sie bei ihrer Wahl beachten mussten. Natürlich war wichtig, ob man die Person mochte oder nicht. Die heutige individualisierte, dynamische Begegnung von zwei unabhängigen Personen gab es nicht. Damals wussten Männer und Frauen, wenn Sie jemanden wählten, musste er oder sie einen guten Charakter haben. Außerdem waren die Rollen von Frau und Mann sehr gut definiert. Man wusste, was Männer und Frauen zu tun hatten und wenn ein Mann um eine Frau warb, musste er, dass mit bestimmten Worten tun, die eine gewissen Absicht ausdrückten. Waren sie jedoch einmal verheiratet, gab es kein durchdachtes Modell, bezüglich sexueller Intimität und Partnerschaft, wie wir es heute kennen. Das sind moderne Modelle. Ich würde sagen, damals gab es wohl so viele Männer und Frauen, die unglücklich verheiratet waren, wie heute. Aber vielleicht litten diese weniger darunter, weil sie weniger hohen Erwartungen an die Ehe stellten, als wir heute.
Männer und Frauen lebten in unterschiedlichen Bereichen, sie erwarteten nicht, dass sie viele Kontakt zu einander hatten. Frauen verkehrten mit Frauen. Männer verkehrten mit Männern. Die Freizeit verbrachte man, nach Geschlechtern getrennt. Paare erwarteten nicht die Intimitäten ihrer Gefühlswelt mit einander zu teilen. Sie hatten auch nicht den Anspruch, dass ihr Sexualleben noch nach zehn Ehejahren aktiv und aufregend war. So gesehen bot die Ehe die Möglichkeit, dass jeder sein Leben ziemlich unabhängig vom anderen Leben konnte.
Etwas das mich beeindruckt ist, dass wir heute die Begegnung mit einem potenziellen Partner oder Partnerin, wie auf einem Markt erleben und der Vergleich mit einem kapitalistischen Markt daher treffend ist. Damit will ich folgendes sagen: Bis zu den Hippies hatten wir eine relativ kleine Auswahl an sexuellen Möglichkeiten und Liebespartnern. Wir kannten die Regeln, nach denen wir unsere Liebespartner zu wählen hatten. Diese Regeln waren oft Verbote. Man durfte niemanden heiraten, der einer anderen Religion, einer anderen Hautfarbe oder einer ganz anderen sozialen Klasse angehörte. Natürlich gab es Ausnahmen, aber allgemein war es so. Ab den siebziger Jahren ist dank der sexuellen Befreiung und der Demokratisierung der Gesellschaft diese Schranken gefallen. Damit wuchs die Auswahl an möglichen Partnern massiv an.
Heute kannst du mit jedem Sex haben, mit dem du Sex haben willst. Mit so vielen Partnern wie du möchtest und dies unabhängig vom Geschlecht. Wer also der Liebe begegnen oder einen Partner finden möchte, ist mit einem Angebot konfrontiert, als befände er sich in einem Supermarkt mit unendlich vielen Waren. Man meldet sich einfach an verschiedenen Online-Dating Profilen an und versucht so sein Glück.
Umso mehr Möglichkeiten du eigentlich hast, umso schlimmer wird es. Das Internet Dating hat die Auswahl radikal verändert. Dadurch wurde eine neue Stufe in der Gesellschaft erreicht. Das Internet Dating hat zwei Dinge zur Folge. Zuerst einmal radikalisiert es die Sexualität. Man bekommt Sex in jedem Moment. Sex völlig losgelöst von jeglichen Gefühlen. Sex um seiner selbst willen. Daraus erfolgt eine Frage, die wir uns alle stellen sollten: Ist es gut oder nicht, dass wir die Sexualität so radikal und stark von jeglicher ethischen Verbindlichkeit und Verantwortung gegenüber anderen losgelöst haben? Ist es gut, die Sexualität so stark von den Gefühlen gegenüber anderen zu trennen? Das ist eine Folge des Internet Datings. Etwas anderes ist die riesige Auswahl an Möglichkeiten, welche die Singlebörsen anbieten. Man ist wie ein Produkt, die man vergleichen und bewerten kann und zu denen man sich verhält, als wäre man auch ein Produkt mit einem Wert. Dadurch werden die Menschen zu Waren degradiert, eine Art von Kommerzialisierung, die es nicht gab als sich die Menschen von Angesicht zu Angesicht begegneten.
Heute entsteht, durch die riesige Auswahl an Möglichkeiten und die Unsicherheit, ob es um Sexualität oder Gefühle geht, eine große Ambivalenz. Das nennen wir auch Bindungsphobie. Männer und Frauen, die darunter leiden, sind unfähig sich auf eine verbindliche Beziehung einzulassen. Das sind unter anderem Männer, aber auch immer mehr Frauen leiden darunter. Die Bindungsangst entsteht aus der Ambivalenz. Wir wissen nicht was wir fühlen sollen. Diese Ambivalenz hat dramatische Auswirkungen auf eine Beziehung. Webb du diese große Auswahl hast, wächst daraus der Wunsch das maximale rauszuholen. Was bedeutet das? Heute gehe ich mit dir aus. Du bist nett und wir amüsieren uns blendend, aber wie kann ich wissen, ob es nicht eine schlankere, reichere, gebildetere oder sogar lustigere Frau gibt als dich? Das wissen wir nicht. Die Leute brauchen viel länger, um sich zu entscheiden, denn du meinst immer du kannst noch einen besseren Deal machen und noch intensivere Gefühle haben.
Heute ist es so dass die Frauen meistens für den Kinderwunsch verantwortlich sind. Man ist mit dreißig Jahren Single. Man macht sich Sorgen und fühlt sich unter Druck, weil die biologische Uhr der Frau tickt. Diese Angst, wegen der biologischen Uhr haben jene Frauen, die sich allein verantwortlich fühlen, für das Kinderkriegen. Und warum? Der Grund ist einfach. Ungefähr in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts stiegen die Männer in den kapitalistischen Markt ein. Heute sie ihr wirtschaftliches Leben von der Familie abgekoppelt. Anders gesagt: Männer brauchen die Familie nicht mehr, um überleben zu können. Mehr noch. Wie wir wissen kontrollieren die Männer immer noch den größten Teil der Wirtschaft. Es gibt wenige Frauen, die Land, Vermögen und Immobilien besitzen. Frauen sind also immer noch abhängig. Sie sind erneut sozial und wirtschaftlich von den Männern abhängig. Wie zeigt sich diese Abhängigkeit? Durch die Heirat, durch die Familie. Deshalb beobachten wir eine neue Asymmetrie in Liebesbeziehungen. Viele Männer heiraten erst, wenn sie von den Frauen dazu gedrängt werden, denn durch die Heirat sichern die Frauen ihren Status als Mutter und ihre soziale und wirtschaftliche Position.
Manche Frauen mehr als Männer wünschen sich eine stabile und verbindliche Beziehung. Emotionale Klarheit und emotionale Intensität. Anders gesagt: Frauen sollten ihr Projekt der Mutterschaft vom Projekt der Liebesbeziehung lösen. Ich denke das stellt Männer und Frauen eher auf die gleiche Stufe. Dies geschieht durch das Einfrieren von Eizellen.
Vor allem Frauen, ziehen Kinder in der heutigen Zeit alleine groß. Diese Entwicklung sehen wir auch in der gleichgeschlechtlichen Heirat das Kinder alleine großgezogen werden, ebenso muss die Ehe und Familie neu definiert werden. Was ist eine Ehe? Wir müssen uns öffnen und das ganze neue definieren. Gut möglich, dass wir einer Zeit entgegengehen, wo in einer Familie nicht mehr Vater und Mutter auf konventionelle Weise die Kinder großziehen. Falls du das nicht möchtest dann bedenke: „Die Liebe tut weh und wir müssen auch bereit sein, dass Liebe weh tut“. Was verlieren wir denn, wenn wir nicht mehr fähig sind in Liebesbeziehungen, die eben weh tun zu verharren, sondern wir immer gleich weiter rennen zur neuen Optimierungsidee?“
Liebe tat immer weh. Heute ist der Schmerz einfach ein anderer. Was ist anders? Wenn Liebende früher verlassen wurden, waren die Schuldigen meistens diejenigen, die ihren Partner sitzen ließen, sie hatten einen moralischen Fehler begangen. Es gibt Menschen, die litten ein ganzes Leben lang an einer zerbrochenen liebe. Heute empfinden wir es als unser Recht vor der Heirat unsere Meinung zu ändern. Wir finden es manchmal sogar viel besser eine Beziehung zu beenden, als an ihr festzuhalten. Doch wenn heute eine Person sitzengelassen wird, ist sie daran schuld. In der heutigen Kultur fühlen wir uns so verantwortlich für uns selber, dass wir den Eindruck haben, wenn wir eine Liebesbeziehung nicht aufrechterhalten können, habe das mit einer verborgenen Schwäche von uns zu tun. Warum tut also Liebe weh?
Wenn wir niemanden finden oder wenn wir einige gescheiterte Beziehungen hinter uns haben, es also nicht schaffen eine gute Bindung einzugehen, wenn wir unglücklich verheiratet sind oder wenn uns jemand verlassen hat. All das sind Situationen, in denen sich wohl die meisten Menschen Wiedererkennen können. Schwierige Beziehungen, nicht den richtigen kennenlernen, verlassen werden, von einer Beziehung zur anderen wechseln. Wer das heute erlebt, hat den Eindruck, etwas Stimme nicht mit seiner Psyche. Auf diese Weise schmerzt Liebe heute. Sie tut weh, weil sie uns darauf hinweist, dass wir einen versteckten Mangel haben, in unserer Psyche, den wir beheben müssen. Leider gibt es heutzutage tiefe, kollektive, soziologische Gründe, die es uns so schwer machen der wahren Liebe zu begegnen. Nicht mit unserer Psyche stimmt etwas nicht, sondern mit den sozialen Bedingungen, in denen wir leben. Sie erschweren uns jemanden kennenzulernen, uns auf diese Person einzulassen und mit ihr zusammenzubleiben.
Die Lösung von allem ist nichts anderes als dich einzulassen. Es könnte die Erlösung von allem sein. Auch wenn zwei Menschen heiraten ist ihnen stark bewusst, dass sie ein Risiko eingehen. Wer heute heiratet tut es mit den Statistiken vor Augen. Diese sagen, dass die Scheidungsrate bei über 50% beträgt. Der Trend geht aber in die Richtung das viele Menschen alleine leben. Bei einer Untersuchung in Japan, mit jungen Menschen unter 30 Jahren, stellte sich heraus, dass gegen achtzig Prozent, sagten, sie wollen keine feste Partnerschaft eingehen. Auf die Frage nach dem Grund, gaben sie eine faszinierende Antwort. Die meisten sagten es sei zu kompliziert. Warum ist es zu kompliziert eine verbindliche Beziehung einzugehen? Warum ist diese unüberlegte, sofortige, spontane Regung des Herzens, die wir früher Leidenschaft und Verbindlichkeit nannten, warum ist diese einfache Herzensregung so unerreichbar und schwierig geworden? Es ist die Angst, welche uns lähmt. Man hat Angst sein eigenes Gesicht zu verlieren. Verliere die Angst und verliere dich in der Liebe.