Читать книгу Die 5 Gebote des Anti Aging. Wirkungsvolle Maßnahmen für ein langes und vitales Leben - Dr. Rainer Schneider - Страница 6

II. Von einem ewigen Traum, einem Paradoxon und einem Irrglauben

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Lassen Sie mich dieses E-Book mit einer guten Nachricht beginnen. Sie lautet:

Wer heute geboren wird, lebt volle 30 Jahre, also eine Generation, länger als jemand, der vor einhundert Jahren das Licht der Welt erblickte.

Das ist doch mal eine wirklich gute Nachricht, oder?

Sie wäre es zweifellos… Wenn sie stimmte. Aussagen wie diese wecken natürlich Aufmerksamkeit und verkaufen sich prima. Und sie sind nicht einmal aus der Luft gegriffen, denn sie beruhen auf realen Zahlen. Und diese Zahlen „beweisen“ Vieles. Sie sind Beleg für die Errungenschaften der Medizin. Oder Begründung dafür, warum wir unter Zivilisationskrankheiten leiden – denn: Wer älter wird, so die Argumentation, wird auch kränker.

Was ist nun falsch an dieser Aussage? Sie beruht auf einem statistischen Trick. Man verrechne einfach die Rate der Kindersterblichkeit. Die war vor einhundert Jahren deutlich höher (1, 2). Wenn viele Kinder früh sterben, drückt das den Durchschnitt merklich. Absolut gesehen lebten die Menschen vor einhundert Jahren zwar tatsächlich kürzer, aber eben nur wenige Jahre. Sicher keine ganze Generation.

Männer werden heute durchschnittlich 78 Jahre alt, Frauen ca. 5 Jahre älter. Je nach Schätzung soll die Lebenserwartung steigen oder sinken, aber manche Wissenschaftler behaupten, dass wir genetisch betrachtet einhundert Jahre und älter werden könnten. Wir werden bestimmt nicht so alt wie die Menschen vor dem biblischen Sittenverderbnis (Erstes Buch Moses). Doch es leben tatsächlich sehr viele Einhundertjährige auf der Erde. Und das ist also doch noch eine ganz erfreuliche Erkenntnis.

Im Vergleich zu früher ist der Lebensstandard heute sicher besser, die medizinische Versorgung umfassender und die Arbeitsbedingungen zumindest körperlich weniger verschleißend (allerdings nehmen die psychischen Belastungen geradezu epidemisch zu). Wir sehen uns aber ganz neuen Belastungen ausgesetzt, deren Wirkungen alles andere als gesundheitsförderlich sind. Ich werde in diesem Buch u.a. zeigen, welche Gefahren das sind und wie sie sich auf den Alterungsprozess auswirken.

Es gibt viele untrügliche Anzeichen dafür, dass wir Menschen heute schneller degenerieren als noch von vor dreißig Jahren. Wir leben vielleicht etwas länger, sind aber schon früher (chronisch) krank (3). Wir schlucken unzählige Pillen, wir bekommen neue Hüftgelenke, Zähne und Organe. Und doch sind wir nicht gesünder, im Gegenteil.

Man kann den Zerfall der Gesundheit sehr schön an dem Beispiel Organtransplantationen sehen, die – eher ungewollt – durch Skandalfälle, Korruption und Kriminalität in letzter Zeit ins Bewusstsein der Menschen geraten sind (4, 5). Organe, die versagen, tun das in der Regel erst, wenn sie über eine längere Zeit massive Stoffwechselentgleisungen über sich ergehen lassen müssen. Sie stellen die letzte Station einer „Krankheitskarriere“ dar, in der der Organismus in eine Sackgasse geraten ist.

Leider haben sich chronische Krankheiten in unserem Denken als >>normal<< festgesetzt, wir nehmen sie als gegeben hin. Und die Schulmedizin tut im Grunde nichts, die wahren Ursachen zu beheben. Sattdessen behandelt sie Symptome und hält chronische Krankheiten aufrecht, weil sie so milliardenschwere Gewinne abschöpft.

Wie der Zahnarzt und Systemkritiker Johann Schnitzler schon vor vielen Jahrzehnten eindrucksvoll zeigen konnte, ist Zahnkaries die erste Station einer chronischen Krankheitskarriere (6). Oft folgt Übergewicht durch hochkalorische, aber vitalstoffarme Fehlernährung. Später entwickeln sich kardiovaskuläre Krankheiten wie Bluthochdruck und Herzinfarkte. Rasant entwickeln sich zudem Diabetes Typ II (verursacht durch Fehlernährung), Diabetes Typ I (verursacht z.B. durch Impfen oder Antibiotika) und Hirninsuffizienz (Hirnschlag, Demenz). Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden…

Am Ende der Kette stehen Transplantationen, zumindest dort, wo Organe nach dem gegenwärtigen Stand der Medizin „ausgetauscht“ werden können. Gesundheit wird damit jedoch nicht wiederhergestellt, denn der Betreffende muss für den Rest seines Lebens z.B. immunsuppressive Medikamente einnehmen, damit sein Körper das Fremdorgan nicht abstößt. Dies wiederum erhöht seine Anfälligkeit für andere Krankheiten… und die Krankheitskarriere nimmt ihren weiteren Lauf.

Man kann diesem >>hausgemachten<< Problem nur dadurch begegnen, dass man seine persönliche „Karriere“ aktiv und rechtzeitig verändert, wobei natürlich die Chance auf Vitalität umso besser ist, je früher man krankmachende Ursachen erkennt, sie richtig behandelt und – das ist der Idealfall – ihnen vorbeugt. Weil sich an der Vorbeugung nicht viel verdienen lässt wie am symptomatischen Behandeln, ist die Hilfe von systemischer Seite dürftig. Sie müssen das Heft deshalb selbst in die Hand nehmen.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Krankenkassen eigentlich nicht Gesundheitskassen heißen? Darum müsste es ihnen doch gehen – um Gesundheit. Warum wird eigentlich so viel wert auf die Erhaltung von (chronischen) Krankheiten gelegt, statt Gesundheit zu fördern? Am Wissen kann es nicht liegen, das haben wir. Diese Fragen sind natürlich rhetorisch und jeder weiß, dass das Gesundheitssystem krankt. Ich werde später noch darauf eingehen.

Doch zurück zu unserem Thema: Jeder, der das Leben liebt, will natürlich so lange wie möglich das Irdendasein genießen, und zwar aktiv. Vor diesem Hintergrund fällt uns das Älterwerden aber zunehmend schwerer. Wenn man es genau betrachtet, haftet dem Wunsch nach einem langen Leben ein echtes Paradox an. Es lautet:

Jeder will lange leben, aber keiner will alt werden.

Der Wunsch nach ewiger Jugend ist nichts Neues. Die Menschheit hat schon immer nach einem Jungbrunnen gesucht. Es ist nicht immer der wortwörtliche Jungbrunnen; viele Verjüngungskuren werden jedoch metaphorisch mit ebendiesem versinnbildlicht. Cleopatra soll z.B. in Eselsmilch gebadet haben, um sich ihre Schönheit zu bewahren. Johann Sebastian Kneipp watete durch kniehohes Wasser, um seine Lebensgeister zu wecken. Linus Carl Pauling machte die Einnahme von Megadosen Vitamin C zum Programm.

Ich möchte das angesprochene Paradoxon anders angehen. Und zwar mit folgender Gegenfrage: Bis zu welchem Punkt ist ein langes Leben eigentlich lebenswert? Das oben dargestellte Paradox bringt es ja auf den Punkt: Ein chronologisch langes Leben wäre bestens, solange man biologisch jung bliebe.

Was wäre aber, wenn wir überhaupt nicht alterten? Wie in dem Film „In Time“ müssten wir in jungem biologischem, aber hohem chronologischen Alter sterben. Echte Ironie des Schicksals: Alle stürben faltenfrei. Und noch eine Frage drängt sich auf. Wenn uns das bereits angesprochene biblische Alter beschert wäre, würden wir nicht zu Vampiren, zum Leben verflucht, weil nahezu unsterblich? Außer einer erbarmte sich mit dem Holzpflock…

Das sind natürlich fiktive, nicht ganz ernst gemeinte Gedankenspiele. Mir geht es um einen ganz bestimmten Punkt. Man vergisst bei der Diskussion um das lange Leben gerne, dass die Anzahl der Jahre nur ein Faktor in der Gleichung ist. Die Gene sind ein zweiter. Die Lebensumstände ein dritter. Wie man seine Erdenzeit nutzt, ist ein zusätzlicher, philosophischer, ganz gewiss kein unwichtiger! Denn nicht wenige kritisieren ja zu Recht, dass die einseitige Fokussierung auf die Dauer des Lebens den Blick auf dessen sinnvolle Gestaltung verstellt.

Aber keine Angst, ich werde mich an dieser Stelle nicht in existenziell-philosophische, religiöse oder spirituelle Grundsatzdiskussionen ergehen. Worauf ich hinaus möchte, ist etwas anderes. Das Paradoxon des langen Lebens und gleichzeitigen Jungbleibens ist nur schwer aufzulösen. Denn ab irgendeinem Punkt kann man dem Alter einfach kein Schnippchen mehr schlagen. Das einzusehen, fällt vielen Menschen nicht leicht. Sie werden deswegen sehr empfänglich für Heilsversprechen.

Das hat psychologische Gründe. Die meisten Menschen haben – das verwundert kaum – Angst vor dem Sterben. Überspitzt formuliert ist Altern Sterben auf Zeit. Wenn die restaurativen Funktionen des Körpers mit den destruktiven nicht mehr Schritt halten, altern wir. Dieser Vorgang wird als Katabolismus (gr.: „Niederlegung, Verfall) bezeichnet, also als Abbau von Körpersubstanz. Auf Zellebene heißt das Apoptose (Zelltod; gr.: Abfallen). Das Gewahrsein der eigenen Sterblichkeit nennt man in der Psychologie Mortalitätssalienz (7). Das heißt nichts anderes, als dass man sich seiner eigenen Vergänglichkeit besonders bewusst wird. Menschen, für die die eigene Mortalität salient wird, ändern für gewöhnlich ihr Verhalten. Sie werden z.B. gesundheitsbewusster oder suchen nach einem tieferen Sinn des Lebens. Oder sie entwickeln (Galgen-)Humor. Vielleicht sogar einen britischen, ganz wie der Protagonist Brian aus dem Monty Python Film „Life of Brian“, der am Kreuze hängend das Vielen geläufige Lied „Always look on the bright side of life“ sang.

Jeder Mensch hat Angst vor Siechtum und Zerfall. Das ist etwas anderes als Angst vor dem Tod. Das Altern ist das Problem. In jungen Jahren ist das verständlicherweise kaum Thema. Altersbedingte Leiden treten meist erst weit jenseits der Lebensmitte ein. Doch Verfall ist relativ. Wussten Sie z.B., dass die neurodegenerative Erkrankung Alzheimer, von der epidemiologischen Schätzungen zufolge bereits in einem Jahrzehnt jeder Zweite betroffen sein soll, schon im zweiten Lebensjahrzehnt beginnt (8)? Glücklicherweise kann das Gehirn den Abbau lange Zeit sehr gut kompensieren. Es ist ja ein wahres Wunder an Anpassungsleistungen. Aber irgendwann ist der Gewebsuntergang nicht mehr kompensierbar, so dass sich die bekannten massiven Erscheinungsformen einstellen. In der Regel manifestieren sich deutliche Ausfallerscheinungen im siebten oder achten Lebensjahrzehnt. Einige Experten glauben aber, dass sie sich künftig viel früher zeigen werden (9). Die Pharma-Branche scheint nach einigen äußerst enttäuschenden klinischen Test-Ergebnissen inzwischen sogar das Interesse an einem Alzheimer-Wirkstoff verloren zu haben (10) – zumindest vorerst.

Ich wähle das Alzheimer-Beispiel, weil Erkrankungen des Demenz-Komplexes wie ein Damoklesschwert über uns schweben. Man zählt sie zu den „neuen“ Zivilisationskrankheiten. Das ist der Anti-Aging-Branche natürlich nicht entgangen. Je älter wir werden, desto größer wird der Wunsch nach ewiger Jugend. Jung sein heißt attraktiv sein, leistungsfähig sein, Kontrolle über sich und das Leben haben. Und der Wunsch nach Vitalität ist sehr groß. Deswegen versuchen wir, das Unausweichliche hinauszuzögern. Mehr oder weniger erfolgreich. Das ist gut für die florierende Anti-Aging-Industrie, die ja nicht nur Medikamente anbietet, sondern auch allerlei andere Methoden.

Ich finde, man kann das Paradoxon des langen Lebens nicht auflösen, solange man Gesundheit als Konsumgut betrachtet. Die Vorstellung, Jugend kaufen zu können, ist aus psychologischer Sicht zwar nachvollziehbar, doch äußerst fatal. Sie führt dazu, dass man Verantwortung abgibt, statt selbst das Heft in die Hand zu nehmen. Wer Kontrolle abgibt, macht sich unfrei. Aber Freiheit ohne Verantwortung gibt es nicht. Viele philosophische, religiöse, spirituelle oder alternativmedizinische Ansätze haben das erkannt. Sie stellen Regeln auf, die ein sinnerfülltes, verantwortungsvolles und damit umfassend gesundes Leben ermöglichen sollen. Im Kern geht es fast immer darum, Körper und Geist – oder weitere Entitäten – in Einklang zu bringen. Im Umkehrschluss heißt das: Vitalität, Gesundheit und Erfüllung können mit einer passiv-konsumatorischen Haltung nicht erlangt werden.

Nun verkauft die Anti-Aging-Industrie eben genau das: Sie propagiert Vitalität als Konsumgut. Und Millionen von Menschen nehmen ihr das ab. Die Argumente sind manchmal nicht sonderlich triftig. Man greift zu durchschaubaren Tricks. Anti-Aging-Produkte werden z.B. gerne mit Prominenten als Werbeträger beworben. Dabei spielt keine Rolle, ob diese das Produkt selbst verwenden, geschweige denn jemals ausprobiert haben. Diese Werbestrategie zieht, obwohl jedem die Masche klar ist. Geworben wird auch mit den abstrusesten Syllogismen. Ich habe auf einem Anti-Aging-Portal vor nicht allzu langer Zeit z.B. folgenden „Schluss“ gelesen:

„Neueste Forschung belegt, dass das Alter selbst der größte Risikofaktor für ein langes und gesundes Leben ist“.

Falls Sie jetzt über diesen Satz gestolpert sind: Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Ich glaube auch nicht, dass die Betreiber der Site sich verschrieben haben. Die neue Erkenntnis ist:

Es ist jetzt wissenschaftlich bestätigt, dass das Alter selbst der Grund ist, warum wir altern.

Darauf muss man erst einmal kommen! Das ist wirklich eine Erkenntnis, die den K(r)ampf gegen das Altwerden auf eine ganz neue Stufe hebt. Man könnte genauso gut sagen, dass Regen nass macht, weil er aus Wasser besteht. Man muss schon sehr alt und verkalkt sein, wenn man bei dieser Aussage ein Aha-Erlebnis hat. Ob dann das beworbene Mittelchen gegen das Alter noch hilft, darf bezweifelt werden.

Aber zurück zum angesprochenen Paradox. Fakt ist, dass wir altern. Und Fakt ist auch, dass fast alle Menschen den Alterungsprozess gerne aufhalten würden. Das scheint uns zu gelingen; wir sehen nämlich heute tatsächlich jünger aus als früher (auch wenn wir chronisch kränker sind). Wer im Mittelalter mit 50 Jahren starb, sah nicht nur aus wie ein Greis, er war es auch. Denn die Menschen alterten damals schneller, was Hygiene, Krankheit, Hunger und Not geschuldet war.

Heute ist man zwischen fünfzig und siebzig Jahren ein sogenannter „Best Ager“, also im besten Alter. Ein besonders attraktives Objekt der Begierde für Werbung, Kommerz und Pharmalobby. Nur: Wie kann man im besten Alter sein, wo man doch die Lebensmitte klar überschritten und zumindest statistisch gesehen die meiste Zeit gelebt hat?

Selbst die berühmte Midlife Crisis kommt meist früher. Sie zeigt uns auf, dass wir altern und die Jugend langsam hinter uns lassen. In den besten Jahren zu sein und in einer Krise zu stecken, klingt wieder nach einem Paradox. Als Vierzig- oder Fünfzigjähriger ist man weder jung noch alt. Vielleicht sieht man deutlich weniger alt aus als man ist oder – das ist die bittere Variante – umgekehrt. Genau das ist der Grund, warum Menschen dieses Lebensalters die Hauptzielgruppe der Anti-Aging-Industrie sind. Vielleicht ist der Begriff Best Ager vor diesem Hintergrund ganz anders zu verstehen.

Wen wundert es, dass es Vielen schwer fällt, Älterwerden und Jungbleiben zusammenzubringen? Das zeigt sich nicht zuletzt in gesellschaftspolitischen Diskussionen. Die demografische Krise, in der wir uns anscheinend befinden, schließt beides implizit sogar aus. Wenn immer weniger junge erwerbstätige, also leistungsfähige Menschen für immer mehr nichterwerbstätige, also nicht mehr leistungsfähige Rentner aufkommen müssen, setzt man Älterwerden gleich mit Unproduktivität. Wer will da noch ein gesundes Verhältnis zum Altern entwickeln? Älterwerden ist – wie Joachim Fuchsberger es in seinem Buch schreibt – offensichtlich nichts für Schwächlinge.

Ich kenne kaum jemanden, den das Älterwerden nicht beschäftigt. Für manch einen ist schon das erste graue Haar Auslöser einer Midlife-Crisis. Man kann sicherlich zu Recht fragen, ob es nicht klüger wäre, sich proaktiv und konstruktiv mit dem Älterwerden auseinanderzusetzen. Das tun viele Menschen. Aber die Mehrzahl tut es eher nicht. Frauen scheinen unter dem Älterwerden mehr als Männer zu leiden, zumindest laut Umfragen (11). Letztere haben ja immer noch den George-Clooney-Nimbus: Grau, aber sexy. Falten sollen angeblich männlich und interessant machen. Aber auch George kommt irgendwann in die Jahre.

Vielleicht klingt es für Sie, als ob ich zu einem anderen Denken aufrufen wollte. Dann fragte sich natürlich, warum ich überhaupt einen Ratgeber zu diesem Thema schreibe. Denn schließlich erwarten Sie ja konkrete Tipps, wie Sie das oben beschriebene Paradoxon doch irgendwie „knacken“ können. Lassen Sie mich das erklären. Tipps und Tricks werden Sie in diesem Ratgeber bekommen. Aber es ist mir wichtig, Sie dafür zu sensibilisieren, was sinnvoll ist und was nicht, und vor allem, worauf es wirklich ankommt.

Ich möchte nicht prätentiös oder gar schullehrerhaft erscheinen. Die Tatsache, dass Sie sich dieses E-Book gekauft haben, zeigt, dass Sie sich schon entsprechende Gedanken gemacht haben. Manchmal hilft es aber, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Lassen Sie uns deswegen einmal anschauen, wie die Anti-Aging-Branche Einfluss auf uns nimmt:

 Zeitschriften werben für Kosmetika, deren verjüngende Wirkung anhand von Photos zwanzigjähriger Models „bewiesen“ werden.

 Das Fernsehen überflutet uns mit tumben Fremdschäm-Model-Shows, deren pubertierenden Teilnehmerinnen ein oberflächliches Schönheitsideal zelebrieren. Bei genauem Hinschauen sind diese aber oft erstaunlich unfit.

 Supermärkte sind gefüllt mit unzähligen Vitaminpräparaten, Light- und Beauty-Produkten, deren Konsum zwar gesund und fit machen soll, deren Wirkung aber eher erhofft als erwiesen ist.

 Im Internet gibt es eine unüberschaubare Fülle an Supplementen und Prozeduren, die wahre Wunder versprechen. Zur Not aus dem Ausland – ohne Zollprobleme.

 Wem das nicht reicht, der kann den Arzt um Hilfe bitten. Ein bisschen Botox hier, ein bisschen Synthol da. Mögliche Nebenwirkung: neues Passbild.

 Der letzte Schrei ist die Genanalyse von Telomeren (gr.: telos = Ende; meros = Teil). Da diese für die Lebensdauer von Chromosomen wichtig sind, glaubt man, über ihren Zustand Vorhersagen zur Lebensdauer machen zu können. Angaben zur Mindesthaltbarkeitsdauer inklusive.

Natürlich sind nicht alle angebotenen Maßnahmen kommerziell ausgerichtet. Ich möchte den Sachverhalt nicht verzerren. Das Spektrum von Lifestyle- und Fitness-Maßnahmen ist riesig und reicht von A wie Ayurveda bis Z wie Zen-Buddhismus.

Aber es drängt sich die Frage auf, was dieses E-Book von den vielen anderen unterscheidet. Und wenn ich schon dazu anrege, die Branche kritisch zu betrachten: Führe ich mich mit einem Anti-Aging-Ratgeber nicht selbst ad absurdum?

Ich gebe zu, dass dieser Verdacht entstehen kann. Ich habe natürlich erkannt, dass ein Ratgeber zu diesem Thema kein einfaches Unterfangen ist. Ich habe keine Geheimwaffen zu bieten. Ich glaube auch nicht, dass es sie gibt. Allerdings gibt es spannende Erkenntnisse aus der „alternativen“ Genforschung, die vielleicht schon bald unser Verständnis der Funktionsweise von Zellen und Leben generell auf den Kopf stellen könnten (12). Auch ich kann natürlich weder den Alterungsprozess für immer aufhalten, noch umkehren. Und als ob das nicht allein schon Grund wäre, das Thema zu scheuen: Die Verengung des Themas auf wenige Gebote klingt wie Häresie.

Warum wage ich es trotzdem?

Ich tue es, weil mich das Thema schon lange interessiert. Als ausgebildeter Psychologe habe ich einige Zeit in der klinischen Forschung gearbeitet, vornehmlich im Bereich Komplementärmedizin. Medizinische, ganzheitliche und psychologische Heilverfahren sind mir daher nicht ganz fremd. Im Spannungsfeld von Schul- und Komplementärmedizin bekommt man eine ausgewogenere und realistischere Sicht auf biologische Prozesse und medizinische Therapien. Ich forsche darüber hinaus zu Themen wie Selbstregulation, Therapieeffekte und Salutogenese, war in entsprechenden wissenschaftlichen Gremien tätig, publiziere dazu und fungiere für Fachzeitschriften als Gutachter. In meiner psychologischen Praxis berate ich Klienten in Lebenskrisen, zu denen im weitesten Sinn auch das Thema Altern gehört. Nicht zuletzt bin ich begeisterter Leistungssportler, ausgebildeter Kraftsport-Trainer und interessiere mich für alles, was mit Ernährung und natürlicher Leistungssteigerung zu tun hat.

Ich habe aber noch andere Beweggründe. Die Anti-Aging- bzw. Wellnessbranche ist inzwischen so groß, dass sie kaum einer überschauen kann. Täglich werden neue, oft als bahnbrechend bezeichnete Forschungsergebnisse publiziert. Sie entpuppen sich im Laufe der Zeit nicht selten als Seifenblasen. Wer sich z.B. einmal mit dem riesigen Angebot des Nahrungsergänzungsmittelmarkts beschäftigt, der weiß, wovon ich spreche.

Nur: Wenn es Experten schon schwer fällt, den Überblick zu behalten, wie soll sich dann der Laie im Dickicht des Angebots zurechtfinden? Der (Un)Sinn vieler Mittelchen und Pülverchen bleibt den meisten Anwendern verborgen, schlicht und ergreifend deswegen, weil sie mangels Wissen leichtgläubig sind. Das kann man keinem verdenken, denn auch die Mainstream-Medien tragen zur Verwirrung bei. Aus diesem Grund habe ich ein eigenes Kapital zur Natur und Haltbarkeit sogenannter wissenschaftlicher Beweise gewidmet, schon deswegen, weil man hierzu eher selten kritische Hintergrundinformation bekommt.

Mit diesem E-Book möchte ich aber auch eine Lösung anbieten, die jedoch nichts mit einer Enzyklopädie von Anti-Aging-Maßnahmen zu tun hat. Das haben andere schon gemacht. Ich möchte grundsätzliche Antworten auf Fragen geben, die sich um gesundheitsrelevante Entscheidungen in Bezug auf das Altern drehen. Ich bin mir bewusst, dass das nur ein Rundumschlag sein kann. Trotzdem wird es Sie verwundern, dass ich nur wenige Gebote aufstelle. Genauer gesagt, ganze fünf. Das klingt – wie Sie vielleicht denken werden – überaus reduktionistisch.

Ich nähere mich dem Thema aber grundsätzlich, so reicht eine überschaubare Anzahl an Geboten aus meiner Sicht aus. Sie werden sehen, dass ich das Thema „alternativ“ betrachte. Jedes Gebot besteht aus Teilaspekten, weil das Thema sehr vielschichtig ist. Würde ich das nicht tun, wäre ich tatsächlich äußerst reduktionistisch.

Aber ich warne Sie schon einmal vor. Nicht alles entspricht unbedingt der gängigen Mainstream-Meinung. Manches wird sogar kontrovers sein. Möglicherweise verwirrt es Sie. Weil das so ist, verliere ich zunächst ein paar allgemeinere Worte zu Ratgebern und Wissenschaft.

Die 5 Gebote des Anti Aging. Wirkungsvolle Maßnahmen für ein langes und vitales Leben

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