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Jody und die Waldmaus

Auch heute waren wir wieder unterwegs auf abenteuerlichen Wegen. Die Morgenrunde mache ich ja grundsätzlich mit Jody allein. Die restlichen Zweibeiner werden um die Uhrzeit einfach nicht wach. Aber wenn ich ganz ehrlich bin...mir ist das auch ganz recht so, denn ich genieße die Zweisamkeit. An den Wochenenden bin ich mit Jody immer eine Stunde später unterwegs, statt um 5.00 Uhr also erst um 6.00 Uhr.

Das Thermometer zeigte -12 Grad an. Da dachte ich mir noch so, das Jody nicht weit laufen mögen wird. Beim denken blieb es. Anscheinend hat sich Jody an die fast arktischen Temperaturen gewöhnt. Sie lief und lief und lief, schnüffelte hier, schnüffelte da, verschwand in dem Garten und kam aus einem ganz anderen Garten wieder raus. In irgendeinem Garten war auch schon jemand wach... ich hörte nur noch ein "Verschwinde, du Mistvieh!" Vollkommen irritiert kam sie dann auch wieder zu mir und wich mir erst einmal nicht mehr von der Seite.

Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, dass ich mich vor vier Wochen nicht mal im Traum gewagt hätte, diese Wege zu gehen. Immerhin sind diese ja nur "beleuchtet" durch den Mond. Mein Blick fiel auf Jody... ja sie macht mich in allem sicherer, wie vor 25 Jahren mein kleiner Kampfdackel, den ich über viele Jahre nachmittags ausgeführt hatte. Es war, als hätte ich wenigstens für ein paar Stunden einen eigenen Hund. Und jetzt? Jetzt läuft da tatsächlich mein Hund neben mir. Mitten in der Nacht, im stockfinsteren Nichts. Seit wir Jody haben mache ich ständig Ausflüge zurück in meine Kindheit.

Ein rascheln im Gebüsch unterbrach meinen Gedankengang, da ich nur noch einen weißen Blitz in das Gebüsch springen sah und dann das unverkennbare Geräusch vernahm, wenn ein Hund mit Erdbewegungsarbeiten beginnt. Mir war klar, dass das jetzt dauern würde. Also verdrängte ich den Gedanken an die eisige Kälte, genoß das Mondbad und ließ Jody machen. Eine halbe Stunde später (ich war ein blauer Eiszapfen) gab Jody auf, denn mittlerweile zitterte sie auch wie Espenlaub. Sie trat freiwillig und auf flinken Pfoten die Heimkehr an.

Etliche Stunden später brach ich dann mit Jody zu unserer zweiten Runde auf. Ich lief wieder einen ganz anderen Weg. Ich finde das selber im Moment ganz spannend, weil ich diese Wege bisher noch nie gegangen bin. Auch etwas, was ich mich ohne Hund oder sonstige Begleitung niemals gewagt hätte. Nach einer 1 1/2 Stunden schloß sich der Kreis und wir kamen wieder da raus, wo Jody morgens in der Früh im Busch verschwunden war.

Ich näherte mich dem Gebüsch, während Jody noch ganz weit weg in ihrer eigenen Welt unterwegs war. Und da saß sie... genau vor ihrem Mauseloch. Normalerweise hätte ich behauptet, dass bei diesen Temperaturen (ok, jetzt hatten wir nur noch -4 Grad) diese possierlichen Tierchen ihren Winterschlaf halten. Diese hier auf jeden Fall nicht. Und dann kam Jody. Was sie heute morgen wohlmöglich nur gehört und gerochen hatte, konnte sie nun sehen. Sie setzte sich hin und sah sich die Maus nur an. Nichts weiter. Als hätte sie wer weiß was für ein Monstrum erwartet...aber nicht so etwas kleines zierliches.

Das entfernte Bellen eines anderen Hundes veranlasste die Maus unverzüglich und blitzschnell im sicheren Mauseloch zu verschwinden. Für Jody war der Fall "Unbekanntes Objekt im Gebüsch" jetzt abgeschlossen und konnte zu den Akten gelegt werden. Ich kann es immer noch nicht wirklich fassen, dass ich an Jody's Weltentdeckungen teilhaben darf.

Wieder zu Hause setzte sie sich neben mich und sah mich lange an. Genauso lange leckte sie meine Hand, als wollte sie sagen...danke für diesen wunderschönen Tag. Nein, Jody, ich habe dir zu danken für diesen wunderschönen Tag.

Vom Glück einen Hund zu haben

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