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Vorwort

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Was fühlt man, wenn einen blutjung eine schwere Krankheit erwischt?

Man hat sich vielleicht gerade erst aus dem schützenden Nest der Familie herausgewagt, neugierig in die Welt hinaus gelunzt, sie für aufregend befunden, aber auch für beunruhigend, durch die Freiheit und die Größe, die sich einem da plötzlich auftun an der Schwelle zur Adoleszenz. Man ahnt den anderen Maßstab außerhalb des Klassenzimmers, außerhalb des gewohnten jugendlichen Umfelds. Da entschließt man sich, mutig einen Schritt hinein zu gehen in diese Welt der Erwachsenen und fast das erste, was sich dann ereignet, ist ein gewaltiger Schlag in die Magengegend. Man japst nach Luft, krümmt sich. Versteht die Welt nicht mehr vor lauter Schmerz und Erschütterung. Wo kommt dieser Schlag plötzlich her? Wer hat ihn ausgeführt? Vor wem gilt es, sich in Zukunft zu schützen? Es ist nichts Fremdes, das man als Feind ausmachen könnte. Nein, der Schlag ist einer, den der eigene Körper gegen einen gerichtet hat. Unbarmherzig und lange unverständlich bleibt er, weil er so illoyal erscheint. Denn so etwas hat man noch nicht erlebt. Vom eigenen Körper! Bis jetzt hat doch alles ganz normal funktioniert. Wieso jetzt nicht mehr?

Aber man erholt sich langsam. Vielleicht ist es die jugendliche Naivität, die Vorstellung, dass man das, was einem wehtut, einfach so von sich abschütteln könnte. Das ist doch unser aller geheime Hoffnung, dass die Krankheit, die sich da so unbarmherzig in das eigene Leben gedrängt hat, ohne, dass wir sie eingeladen hätten, wieder verschwindet. Und am liebsten von alleine, bitteschön!

Dieses Buch ist an alle gerichtet, die verstanden haben, vielleicht schon direkt nach der Diagnosestellung verstehen, weil sie Realisten sind, oder auch erst nach Jahren des Kampfes, so wie ich, dass man auf diese Weise nicht gegen die Gefahr Krankheit wird ankommen können, die da plötzlich im eigenen Leben so erschreckend real geworden ist. Im gleichen Atemzug ist es an Menschen gerichtet, die dennoch nicht resignieren wollen, nicht die Hoffnung aufgeben, dass sie einmal wieder zu körperlicher Stabilität finden könnten. Die bereit sind, sich dafür zu engagieren, mit all ihren Kräften. Die sich auf die Suche machen nach Heilung, obwohl dieses Damoklesschwert über ihnen hängt, das einem alle Kräfte zu rauben scheint: Ab jetzt wird alles anders sein. Du hast keine Chance mehr auf ein normales Leben…

Aber gerade jetzt gilt es, sich vom Schock, von der Angst, der Frustration, vor allem aber auch von der geheimen Wut auf diesen plötzlich so schwächelnden Körper zu befreien, denn gerade jetzt ist es wichtig, seine Kraftreserven zu mobilisieren, um seinem Körper den nötigen Raum der Regeneration zu ermöglichen. Es gilt, sich zu sammeln, mit dem Schock, der Wut und der Verzweiflung, die da aus einem herausdrängen, seinen Frieden zu schließen und zu schauen, dass man seinem Körper einfach der beste Freund wird, der man in diesem Leben für ihn sein kann.

Ich habe Jahre gebraucht, um dies zu verstehen. Jahre, in denen ich das letzte aus meinem kranken, völlig ausgelaugten Körper gepresst habe, nur um irgendwie, längst schon am Rande des Zusammenbruchs agierend, weiter machen zu können. Um noch wenigstens mit halbem Bein dabei zu sein im Leben, auch wenn es für mich längst schon eine andere Qualität besaß als für die Menschen um mich herum, eine harte, eine quälende, eine völlig blockierte Qualität. Und selbst da noch habe ich weiter davon geträumt, dass sich eines Tages alles einmal in Luft auflösen würde, die Kraftlosigkeit und die körperliche Qual, die Frustration und das Wissen um den tiefen Abgrund, der sich da unter mir auftat. Ich habe gelitten wie ein Hund und dennoch habe ich genau so weiter gemacht wie bisher und habe mich immer weiter hinein gedreht in diesen Abgrund.

Bis ich irgendwann dann nach Jahren endlich verstanden habe, wirklich einmal tief verstanden: Hier geht es um deine Zukunft, um DEIN Leben! Nur du kannst diesen Teufelskreis aus Krankheit, emotionalem Leid und körperlicher Überforderung unterbrechen! Wenn du es nicht tust, wird dir kein Arzt, kein Therapeut und auch nicht deine Mutter da raus helfen können. Nur du kannst dich entschließen, wieder gesund zu werden! Und dann, in diesem Moment, wenn die Richtung klar ist, dann, wenn du dich entschlossen hast, den Weg der Gesundheit mit all seinen Konsequenzen zu gehen, dann gilt es, einen Friedensvertrag zu schließen, und zwar mit dem eigenen Körper. Ja! Das ist ganz wichtig! Man muss den kranken Körper dringend mit ins Boot holen. So selbstverständlich das klingt, so schwer ist das im Fall von Krankheit auch umzusetzen, weil man diesen kranken Körper unterschwellig einfach hasst. Ihn mit Vorwürfen belegt: Du hast die Krankheit doch zugelassen! Du bist der, der mein Leben blockiert. Du bist gerade dabei, es zu zerstören!

So aber wird kein Körper wieder gesund, wenn wir oberflächlich, weil uns die körperlichen Symptome in die Knie zwingen, nachgeben, aber unterschwellig wollen wir es einfach nicht akzeptieren, dass unser Körper jetzt wirklich Ruhe braucht und tatkräftige Unterstützung. Alle Energie, die wir noch zur Verfügung haben, gilt es, jetzt in seine Regeneration zu stecken! Alle Ohren zu spitzen, alle Hände auszustrecken nach Möglichkeiten, die uns helfen könnten. Hört nicht auf zu suchen! Auch dann nicht, wenn die Krankheit schon fortgeschritten ist. Wenn chronische Symptome den Körper belasten und jede Handlung zu einem Kraftakt mutieren lassen. Gebt dennoch nicht auf! Und sucht nach einem Weg, vielleicht auch einem ungewöhnlichen, einem unkonventionellen, der euch da wieder herausführen könnte! Stärkt die Hoffnung in euch und glaubt daran. Euer Leben ist es wert, dass man für es und seine Gesundheit mit all seinen Kräften eintritt. Und das ist im Idealfall kein lauter, kein wütender, kein frustrierend erschöpfender Kampf, sondern ein ruhiger, einer der weiß, dass auch die kleinsten Schritte schon zählen auf dem Weg der Genesung. Heilung von degenerativen Schäden benötigt seine Zeit, manchmal viel Zeit und genauso viel Engagement, Energie und auch Geld. Aber es lohnt sich allemal. Ganz einfach für das Leben, das noch vor einem liegt!

Es gibt keine Garantie auf diesem Weg. So ist das leider. Auch ich kann mit den Methoden und therapeutischen Maßnahmen, die mir selbst letztendlich geholfen haben und die ich in diesem Buch bekannt machen möchte, keine Heilung von einer MS versprechen. Dafür ist diese Krankheit viel zu komplex und auch die Menschen, die sie erleiden, sind viel zu unterschiedlich. Das einzige, was ich machen kann, ist, mit meinem Beispiel anderen Betroffenen Mut zuzusprechen. Denn mir geht es heute nach einem langen Weg des Leidens wieder sehr gut. Ob ich geheilt bin, das weiß ich nicht. Aber ich bin seit Jahren schub- und auch fast gänzlich symptomfrei. Und das ist es doch wert! Darum geht es!

Eigentlich möchte ich sogar wirklich niemandem empfehlen, es mir bei meinem Weg gleich zu tun, denn zu schwierig war er, zu riskant und in manchen Phasen einfach auch verantwortungslos. Und obwohl ich der schulmedizinischen Behandlung der Multiplen Sklerose teils kritisch gegenüberstehe, möchte ich dennoch niemandem raten, sich gänzlich außerhalb ärztlicher Behandlung oder zumindest einmal ärztlicher Betreuung zu bewegen. Aber es gilt, sich seine Ärzte genau anzuschauen. Und dort zu bleiben, wo man sich in sicheren Händen fühlt. Das kann von Patient zu Patient ganz unterschiedlich sein. Weil wir Menschen einfach auseinander gehende Erwartungen haben, verschiedenen Sicherheitsbedürfnissen erliegen und jeweils andere Heilungssysteme anerkennen.

Wer sich unter schulmedizinisch-medikamentöser Therapie gut aufgehoben fühlt, wer das Gefühl hat, dass die Medikamente bei ihm positiv anschlagen, dass sie Schübe hinauszögern, vielleicht gar die Erfahrung macht, dass er damit zu einem guten Teil schubfrei bleibt, der soll bitte auch an dieser Therapie festhalten! Denn alles, was die Gesundheit erhält, ist richtig! Für die aber, die neben der medikamentösen Behandlung noch parallele Möglichkeiten suchen, ihrem kranken Körper Kraft und Energie zukommen zu lassen in seinem Bemühen um ein gesundes Gleichgewicht, denen möchte ich in diesem Buch einige alternativmedizinische bzw. auch energietherapeutische Behandlungsmöglichkeiten vorstellen. Vielen sind sie sicherlich auch schon bekannt. Die therapeutischen Hinweise, Informationen und Links finden sich dabei immer mit meiner persönlichen Geschichte verwoben. Denn das meiste, was ich in diesem Buch beschreibe, habe ich selbst in langjähriger Suche nach Heilung erprobt. Manches davon war weniger wirksam oder es hat mich sogar nur noch tiefer in die Fänge der Krankheit getrieben. Anderes war der Schlüssel auf meinem Weg in die Gesundheit. Wie eine helfende Hand, die sich mir aus dem Himmel entgegengestreckt hat, kam mir gerade die energetische Behandlungsform vor in meiner verzweifelten, hilflosen Lage.

Wenn ich dem ein oder anderen Betroffenen auch nur ein wenig seiner Verzweiflung nehmen kann und Mut zu schenken vermag mit meiner Geschichte, dann hat sich ihr Niederschreiben schon gelohnt! Denn ich weiß, die Verzweiflung kommt schnell bei einer Krankheit wie der Multiplen Sklerose.

Eines liegt mir am Herzen: Gebt die Hoffnung nicht auf! Ganz egal wo ihr steht und ganz egal, wohin euer Weg euch führen wird. Man weiß es niemals, wenn man beginnt zu laufen, ob am Ziel die vollständige oder teilweise Genesung auf einen wartet oder doch nur eine kleine körperliche Verbesserung, trauriger Weise vielleicht sogar noch weniger. Letztendlich wisst ihr aber eines ganz gewiss: Dass ihr euch auf die Suche macht. Für die Gesundheit eures Körpers! Für euch selbst!

Neu-Isenburg, den 29.03.2013

Zwischen Hoffnung und Heilung

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