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Beginnen wir mit dem Urknall, dem big bang, wie die englisch sprechenden Forscher jenen allerersten Moment in der Geschichte unseres Universums etwas flapsig genannt haben. Denn geknallt hat damals gar nichts, aber spektakulär war dieser Anfang schon: Eigentlich war da überhaupt nichts greifbares, nur eine Art winziges Nichts: ein einziger, winziger Punkt, kleiner als ein Stecknadelkopf, denn dessen Ausdehnung, dessen Durchmesser war - „null.“

Aber in diesem Nichts war schon alles drin, was heute unseren Kosmos ausmacht. Und noch mehr: Das, was wir heute Antimaterie nennen, also überhaupt nicht sehen und nicht messen können und was doch da sein muß, rein rechnerisch jedenfalls, damit unser Kosmos überhaupt bestehen kann. Sagen die Astrophysiker, die es ja wissen müssen.

Am Anfang war also alles bereits vorhanden, nur eben zusammengeballt in diesem einen Punkt, so eng, daß seine Dichte (und damit auch Temperatur) „unendlich“ war. Beides ist physikalisch im Grunde gar nicht möglich, jedenfalls nicht wissenschaftlich erfassbar. Der Fachmann (und natürlich auch die Fachfrau) spricht von einer Singularität, also einem Zustand, für den die Gesetze unserer Physik (noch) nicht gelten.

Aber dieses masse- und materielose Nichts begann sich plötzlich auszudehnen und dabei auch an Hitze zu verlieren, zunächst flitzten da nur Lichtteilchen – Photonen – die noch immateriell sind, reine Energie also, ohne Ausdehnung, ohne Gewicht, mit mehr als Lichtgeschwindigkeit durch die eben entstandene Raumzeit umher, doch innerhalb des ersten millionsten Bruchteils der allerersten Sekunde verwandelten sie sich in etwas, was eine Masse hat, die berühmten „Quarks,“ die kleinstmöglichen Elementarteilchen des Kosmos. Warum?

Weil irgendetwas ihre Geschwindigkeit abgebremst hatte, und das waren – einem gewissen Herrn Higgs ist diese Erkenntnis zu danken – ganz bestimmte Teilchen, „Higgs-Teilchen“ sozusagen. Es mußte sie geben, aber niemand konnte sie nachweisen. Deswegen stöhnte einmal ein Physiker in einem Buchmanuskript verzweifelt über dieses „gottverdammten Teilchen.“ Sein Verleger aber machte daraus das „Gottesteilchen“ – das klang wesentlich besser, so als ob man damit den Schöpfer höchstpersönlich dingfest machen könnte. Und man konnte es tatsächlich. Im Juli 2012 gelang es im Forschungszentrum CERN, es für einen Sekundenbruchteil sichtbar zu machen. Das Modell des Kosmos lag also richtig. Aber zurück zum big bang:

Noch ist gerade einmal eine Sekunde vergangen, da umarmen sich einige Quarks, und das Produkt dieser ersten Liebesbeziehung im Kosmos sind – je nachdem – Protonen und Neutronen. Und nach rund 10 Sekunden haben sie dann schon Atomkerne gebildet, die dann – viel später – ordentliche Atome zusammenbauen, angefangen mit den einfachsten, Wasserstoff und Helium.

Was diese Erkenntnis für uns selbst bedeutet, sollten wir uns stets bewusst machen: Alles, was heute existiert – die Milliarden von Galaxien mit ihren wiederum Milliarden von Sternen in jeder einzelnen, jedes Atom im All einschließlich jener geheimnisvollen Antimaterie – all das und damit auch sämtliche Moleküle, aus denen unser eigener Körper, vom Zehennagel bis zur Haarspitze, sich zusammensetzt, ist vom allerersten Anfang in jenem Nichts von Sein schon dagewesen, zusammengeballt als reine Energie in, nun, sagen wir es noch einmal bildhaft: in einem Stecknadelkopf.

Und damit ist aus der uranfänglichen Unordnung eine feste, unveränderbare Ordnung des Universums geworden – das, was wir Naturgesetze nennen. Es hätte, sagen die Astrophysiker, jedoch auch ganz anders kommen können, eine völlig andere Physik und damit auch ein höchst unterschiedliches Universum entstehen können. Doch ist nun einmal unsere Welt entstanden, so wie sie ist, und an deren Gesetzen lässt sich nicht mehr rütteln. (Es sei denn, unser Wissen um diesen Kosmos erweitert sich so, daß wir feststellen müssen, wir haben die Naturgesetze eben noch nicht vollständig verstanden und definiert)

Soweit erst einmal der Überblick. Um es gleich hinzuzufügen: Natürlich ist das alles viel komplizierter, damals und auch heute noch. Und es ist eben längst noch nicht alles bekannt – vielleicht sind unsere kleinen grauen Zellen auch gar nicht in der Lage, diesen Kosmos wirklich zu verstehen. Und für das, was schon zu verstehen ist, braucht man schon das Gehirn eines Naturwissenschaftlers, das aber haben nun einmal nicht alle. Leider. Oder Gott sei Dank? (Schließlich können schon viel mehr Leute eine Atombombe basteln, als dieser Erde gut tut).

Eines muß aber noch gesagt werden, gerade mit Blick auf das Thema, das es hier abzuhandeln gilt, auch wenn es noch einmal ein wenig unvorstellbarer wird für uns Normalsterbliche: Außer diesem „Nichts“ am Anfang gab es tatsächlich – nichts. Gar nichts. Nur dieses Pünktchen. Das macht unserer Vorstellungskraft arge Schwierigkeiten. Wenn wir uns diesen Stecknadelkopf anschaulich denken wollen, dann ist er immer irgendwo drin. Auch wenn dieses „Irgendwo“ total leer sein sollte – es ist dennoch da. Immer denken wir doch automatisch an einen Raum, in dem sich das ereignet, was wir eben beschrieben haben. Auch wo nichts drin ist, nur vollkommene Leere, hat es doch irgendwie so etwas wie Länge, Breite und Höhe.

Aber genau da denken wir falsch: Es gibt diesen Raum an sich nicht. Es gibt ihn nur innerhalb unseres Kosmos, und damit auch nur innerhalb jenes uranfänglichen Pünktchens, das dann im Urknall explodiert ist.

Anders herum gesagt: Unser Universum ist unendlich – wohin auch immer wir mit unserem Raumschiff fliegen würden, nie kämen wir an eine Grenze, hinter der etwas anderes sein könnte. Und doch dehnt sich dieser Kosmos immer noch mit unvorstellbarer Geschwindigkeit aus – aber eben nicht in irgendetwas anderes hinein. Sie können sich das nicht vorstellen?

Können Sie auch nicht, jedenfalls nicht mit unserem menschlichen Gehirn. Das ist nämlich im Laufe unserer Evolution darauf programmiert, alles in einem Raum zu sehen – und auch alles in einer Zeit zu denken. Hier auf Mutter Erde ist das ja auch sinnvoll, da gibt es rechts und links, oben und unten, gestern und morgen. Irgendetwas passiert, manchmal nur in einem Augenblick, manchmal über einen langen Zeitraum hinweg. Immer aber ist es sozusagen ein Stück Zeit. Wenn uns jemand etwas zuruft, dann hören wir es, weil es vorher still war. Und vielleicht hallt der Ruf auch noch etwas nach. Immer denken wir einen Anfang und ein Ende mit, ein Davor und ein Danach.

Also meinen wir: Wenn etwas anfängt – und sei es auch mit einem Urknall – dann muß doch vorher schon etwas gewesen sein. War aber nicht. Auch die Zeit steckte sozusagen in jenem Stecknadelkopf. Und kroch im Urknall erst heraus. Die Frage, was davor war, ist also naturwissenschaftlich gar nicht erlaubt. Was der Astrophysiker allerdings heute kann, ist dies: Er kann anhand der Ausdehnung zurückrechnen, er kann dem Anfang der Zeit auf die Spur kommen. Und siehe da, wir wissen jetzt, wann dieser Urknall passiert ist: Vor rund 13,7 Milliarden Jahren. Eigentlich noch gar nicht so lange her, wenn man bedenkt, was da alles seitdem passiert ist – bis hin zur Entwicklung jenes merkwürdigen Homo sapiens auf diesem Planeten, der das nun so wunderbar berechnen kann.

Aber dann scheitert er, versagt sein Denken: Dieser allererste Teil der allerersten Sekunde – mathematisch ausgedrückt: zehn hoch minus 43 Sekunde – lässt sich nicht mehr darstellen, nicht erklären, weil er vor unserer Physik lag. Das Danach allerdings haben wir inzwischen bestens erforscht. Übrigens nicht nur rein theoretisch, es gibt belastbare Beweise für die Entwicklung unseres Universums schon in dieser ersten Sekunde. Jedenfalls für die Fachleute.


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