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Eine Vorrede

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Wenn junge Leute sich selten Gedanken machen über den Tod, wer wollte es ihnen verdenken! Meinen sie doch, daß noch viele Jahrzehnte Leben vor ihnen liegen. Wo sie dem Sterben begegnen, trifft es ja zumeist die Älteren, die Generationen der früher Geborenen. Und wenn der Tod einen der Ihren, einen Gleichaltrigen, ereilt, durch Unfall, durch irgendein ererbtes Leiden, wenn er ihnen plötzlich ganz nahe kommt, mag er zwar ein Schock sein, ein kurzes Innehalten bewirken, aber das war ja doch eine Ausnahme, und der Zufall hat einen anderen gewählt.

Und die Älteren? Man sagt gerne, in diesen modernen Zeiten würden wir alle den Tod aus unseren Gedanken verdrängen, so wie wir das Sterben aus unseren Häusern verdrängt haben. Dabei scheint mir, nicht so sehr angstvolles Verdrängen, sondern viel eher achselzuckender Gleichmut beherrscht unser Verhältnis zum eigenen Ende. Trauer beim Abschiednehmen? Ja, schon. Aber tiefes Erschrecken, erschütternder Schmerz? Er findet sich nur selten.

Angesichts steigender Lebenserwartung, lang andauernder Pflege, angesichts miterlebtem Versinken in Demenz und Parkinson, mischt sich vielfach eher Erleichterung in unsere Trauer. Da ist der Tod fast schon ersehnt oder doch willkommen, weil er die Bilder des Elends beendet. Wir gönnen ihn dem Sterbenden. "Erlösung" ist ein oft gewähltes Wort in jenen schwarzgeränderten Anzeigen. Erlöst fühlen sich (manches Mal mit schlechtem Gewissen) auch jene, die es dort geschrieben haben: Erlöst von der Last der Verantwortung, von belastenden Pflichten, und auch von dieser bedrückenden Hilflosigkeit.

Doch spielt bei all unseren Gefühlen das Danach noch eine Rolle? Der Gedanke an ein Jenseits, die Furcht vor dem Nichts, gar die Angst vor einem göttlichen Urteil? Wir haben das Fegefeuer abgeschafft und auch die Hölle, den Ort ewiger Schrecken. Aber andererseits auch diese tröstliche Hoffnung auf ein Paradies. Es reicht, sich ein wenig mit den Berichten über so manches Nahtoderlebnis zu beruhigen. So schlimm kann es also nicht werden jenseits der Grenze, wenn es dieses Jenseits denn geben sollte.

Aber ich war drei Jahrzehnte Gemeindepfarrer, also einer, der schon von Berufs wegen dem Tod ständig ins Auge schauen mußte? Der Woche für Woche Hinterbliebene besuchte (und manchmal sogar Sterbende), der die uralten Worte biblischer Hoffnung weitersagen sollte beim zeremoniellen Abschied, der hinter Sarg oder Urne hinausgezogen ist zu einer offenen Grube, um Asche zur Asche und Staub zum Staube zu legen? Brennt sich nicht der Tod tief in sein Denken ein, bestimmt er nicht ganz anders sein tägliches Tun und Lassen?

Darum habe ich im Folgenden zusammengetragen, was das Thema Tod im Laufe vieler Jahre in mir ausgelöst hat, öffentlich ausgesprochen oder eher unausgesprochen, in Augenblicken der Stille und des Nachdenkens. Vieles davon hat bereits an anderem Ort seinen Weg in die Öffentlichkeit gefunden: Lieder, Trauerreden oder Predigten, ist eigentlich ein Abschnitt in einem Essay oder einem Roman und hier nur noch einmal zusammengetragen. Manches andere sind Gedankensplitter geblieben, spontane Einfälle, Versuche, die eigenen Vorstellungen in Worte zu fassen.

Es ist letztlich immer die eine Frage, doch es sind sehr unterschiedliche Antworten, die dabei zusammengekommen sind.

Allerlei Gedanken zum Thema Tod

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