Читать книгу Prozess und Philosophie des Helfens - Эдгар Шейн, Edgar H. Schein - Страница 13

Formelle und informelle Hilfe

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Im Alltag versteht man unter Hilfe das Handeln einer Person, mit dem eine andere Person in die Lage versetzt wird, ein Problem zu lösen, etwas zu erreichen oder etwas leichter zu tun. Ob die Person, der geholfen wird, die Aufgabe auch allein bewältigt hätte oder nicht: Helfen impliziert, dass die Aufgabe in irgendeiner Weise erleichtert oder, im Extremfall, überhaupt getan wurde (etwa bei der Rettung eines Ertrinkenden). Helfen ist also die Basis für Kooperation, Kollaboration und Altruismus in all seinen Formen. Ich bezeichne diese Art der Hilfe als informell. Sie ist in allen Kulturen institutionalisiert und wird als selbstverständliche Grundlage einer zivilisierten Gesellschaft verstanden. Wahrscheinlich hat sie eine genetische Basis, weil helfendes Verhalten auch bei anderen Arten als dem Menschen nachgewiesen ist. Helfen gehört zu dem Bereich, den wir als Manieren, d.h. als Regeln zivilisierten Verhaltens und als ethisches und moralisches Handeln bezeichnen. Helfen ist eine ständige, alltägliche Routine. Und eine Bitte um oder ein Angebot zur Hilfe darf nicht ignoriert werden – man muss auf irgendeine Weise damit umgehen, denn sonst kommt es zu Rissen im sozialen Gefüge und zu peinlichen Situationen für alle Beteiligten.

Die nächste Ebene der Hilfe könnte man als halbformell bezeichnen. Das betrifft die unterschiedlichen Fachleute für Hilfen im Haus, beim Auto, beim Computer, bei audiovisuellen Geräten u.Ä. Hier wird Hilfe benötigt, damit etwas funktioniert; man ist persönlich nicht besonders beteiligt und zahlt für den Service oder die Information. In diesem Bereich macht man besonders viele frustrierende Erfahrungen, ob als Kunde oder als Helfer, denn wir gehen davon aus, dass Geräte leicht zu bedienen sein sollten, und sträuben uns gegen neue Begrifflichkeiten und Abläufe, etwa beim Computer.

Formelle Hilfe wird bei persönlichen, gesundheitlichen oder emotionalen Problemen gebraucht, bei denen medizinische, rechtliche oder geistige Unterstützung von Menschen benötigt wird, die dazu qualifiziert und approbiert sind. Wir gehen zu Ärzten, Anwälten, Priestern, Beratern, Sozialarbeitern, Psychologen und Psychiatern, um individuelle Unterstützung zu finden. Führungskräfte in Unternehmen und Organisationen lassen sich bei Leitungs- oder Leistungsproblemen beraten. Diese Hilfe ist ein professioneller und formeller Prozess, bei dem Verträge, Terminpläne und der Austausch von Geld oder anderen Wertgegenständen gegen Dienstleistungen eine Rolle spielen. Die meisten Untersuchungen über den Bereich des Helfens beschäftigen sich mit dieser formellen Ebene, obwohl informelle oder halbformelle Hilfen sehr viel häufiger sind und ihr Scheitern schwerwiegendere Folgen hat.

Wir werden untersuchen, ob sich diese formelle Hilfe von der alltäglichen informellen und halbformellen Hilfe unterscheidet. Was macht ausgebildete und approbierte Helfer erfolgreicher bzw. erfolgloser und was können wir von ihnen lernen, um Fertigkeiten in weniger formellen Settings zu verbessern? Genauso wichtig ist die Frage, was die professionellen Helfer von einer genaueren Untersuchung der Dynamik informeller oder halbformeller Hilfe lernen können.

Ein Fremder zeigt dem Touristen den Weg

Ein Vater erledigt die Hausaufgaben seines Kindes

Ein Ehemann berät seine Frau bei der Wahl eines Kleides für die Party

Eine Krankenschwester hilft dem Patienten, die Bettpfanne zu benutzen

Ein Freund ergänzt das Wort, das einem auf der Zunge liegt

Ein Gast bietet an, den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu spülen

Ein Lehrer erklärt dem Schüler einen Begriff

Ein Computerexperte begleitet jemanden Schritt für Schritt bei der Lösung eines Problems

Ein Mitarbeiter beim Notruf oder bei der Telefonseelsorge berät einen Menschen in Not

Ein Kind zeigt einem Freund oder seinen Eltern, wie man das neue Telefon benutzt oder ein Videospiel spielt

Ein Berater hilft seinem Klienten, seine Fertigkeiten zu verbessern

Eine Operationsschwester reicht dem Chirurgen das richtige Skalpell im rechten Moment

Ein Footballspieler macht dem Läufer den Weg frei

Ein Coach berät einen Manager beim Umgang mit Untergebenen

Ein Schauspieler gibt beim Improvisationstheater seinem Partner das Stichwort für den Lacher

Ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur hilft einem Arbeitslosen, einen neuen Job/einen neuen Beruf zu finden

Ein Fließbandarbeiter fertigt seine Teile so rechtzeitig, dass das

Fließband weiterlaufen kann

Ein Pfleger versorgt einen Kranken

Ein Anwalt berät seinen Klienten in Scheidungsfragen

Ein Sozialarbeiter hilft einer Familie, eine wirtschaftliche Krise zu bewältigen

Ein Psychotherapeut unterstützt seinen Klienten bei der Bewältigung von Verhaltens-oder emotionalen Problemen

Ein Pfarrer hilft einem Gemeindemitglied beim Umgang mit Schuld, Trauer oder Angst

Ein Arzt stellt einem Patienten die Diagnose und verschreibt Medikamente

Ein Beerdigungsunternehmer hilft einer trauernden Familie, mit dem Tod fertig zu werden

Ein Berater bemüht sich, die Abläufe in einer Organisation zu verbessern

Abb. 1: Die vielfältigen Formen der Hilfe

Anbieten / Anleiten / Befähigen

Beistehen / Beraten / Coaching

Consulting / Counseling / Empfehlen

Erklären / Fördern / Geben

Haushalt führen / Katalysieren / Kümmern

Lehren / Liefern / Mentoring

Pflegen / Rat geben / Steuern

Stützen / Überreichen / Verbessern

Verschreiben / Versichern / Aufklären

Abb. 2: Andere Begriffe für Helfen

Prozess und Philosophie des Helfens

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